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Buchhändlerische Fachliteratur


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 54
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Wir haben einen neuen Verlag gegründet und suchen dringend Manuskripte! Kaum hat ein neuer Verlag aufgemacht, werfen viele Autoren ihm ihre Werke hinterher - und ärgern sich dann, wenn der Verlag nicht so kompetent wie ein Publikumsverlag in Herstellung, Lektorat, Vertrieb und Marketing ist. Sind das nur Einzelfälle oder sterben Verlagsgründer mit guter Branchenkenntnis wirklich aus? 81 Verleger und Verlegerinnen aus den Gründerjahren 2004-2010 wurden zu ihrem Profil, ihrer Professionalität und ihrem Erfolg befragt und 30 Websites junger Verlage analysiert. Anzeichen für Professionalität kann bei Verlagen vieles sein: das Gründungsmotiv (Profit oder Idealismus?), die Arbeitszeit (Vollzeit- oder Teilzeitunternehmen?), die Anzahl an Mitarbeitern (Angestellte oder Ein-Personen-Betrieb?), die Berufsausbildung (Verlagskaufmann oder Elektrotechniker?) und die Berufserfahrung in anderen Verlagen (Cheflektor oder Praktikant?). Aber auch ein kleiner Vokabeltest kann für ganze Welten von Wissen und Nichtwissen stehen: Wie viele der neuen Verleger kennen den Begriff Fairlag? Oder Offsetdruck? Oder Ava International? Und wie schätzen die Verleger selbst ihre Fähigkeiten in Lektorat, Marketing und Vertrieb ein? Diese Selbsteinschätzungen sind ergänzt um die harten Zahlen: Sind die Bücher junger Verlage in einer, in zehn oder in hundert Buchhandlungen präsent und wie viele ihrer Bücher sind erfolgreich? Doch muss man überhaupt hochqualifiziert sein, um als Verlagsunternehmer Erfolg zu haben? Was sagen andere Studien zum Zusammenhang von Fachkompetenz und Unternehmenserfolg? Mit der aktuellen Thematik von prekärem Unternehmertum und Berufsqualifikation einerseits und den ausführlichen und reichlich bebilderten Umfrage- und Website-Analyse-Ergebnissen andrerseits bietet das Buch interessante Informationen für Verleger, Autoren, Unternehmensforscher, Existenzgründer und weitere Akteure der Buchbranche.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.2. Gründungsmotivation: Liebe zur Literatur oder Profit? Ob jemand seinen Verlag aus Arbeitslosigkeit (also aus einer Notlage heraus) gründet oder ob Idealismus ( Freude an Literatur ) oder gute Profitaussichten im Vordergrund stehen, kann ein Indikator für die Professionalität des Verlages sein. So erscheint es plausibel, dass letztere (also jene mit dem Gründungsmotiv des Normalunternehmers) sich besser auf die Verlegertätigkeit vorbereitet haben als Idealisten und Arbeitslose. Die Annahme, dass arbeitslose Gründer/innen schlechter vorbereitet sind, ist nicht ganz unproblematisch, wenngleich sehr verbreitet. Gründungen aus Arbeitslosigkeit geraten seit den 80er Jahren zunehmend ins Forschungsblickfeld, zuerst insbesondere in Bögenholds Studien über die neuen Selbstständigen . Neben der Annahme von unzureichend auf die Gründung vorbereiteten Arbeitslosen ist auch die Annahme von unzureichend vorbereiteten Idealist/inn/en weit verbreitet, die von Expert/inn/en durchaus bestätigt wird. Inwiefern Arbeitslosigkeit, Idealismus und Profitorientierung in der Verlagsbranche mit Professionalität korrelieren, wird sich im Folgenden aber noch zeigen. Es sei nochmals betont, dass der Zusammenhang Gründungsmotiv/Professionalität nicht mit dem Zusammenhang Gründungsmotiv/Erfolg verwechselt werden darf, da zwischen Humankapital und Erfolg kein perfekter Zusammenhang besteht (siehe Kapitel 2). Bei den Befragten überwiegen die idealistischen Motive mit 83,7 %, nur zu 16,3 % wurden materialistische Motive genannt (vgl. Abbildung 5). Freude an Literatur war für rund 51 % der Verleger/innen ein wichtiges Gründungsmotiv, gefolgt von bessere Bücher als die Großverlage machen , das 40,7 % der Verleger/innen nannten (vgl. Abbildung 6). Mit größerem Abstand folgt an dritter Stelle unbekannten Autoren eine Chance geben (25,9 %), danach kommen die Aussicht auf wirtschaftlichen Gewinn (19,8 %) und das eigene Werk veröffentlichen (16 %). Die schlechte Lage am Arbeitsmarkt rangierte mit 6,2 % auf dem letzten Platz. Bei den sonstigen Gründer/innen häuften sich die Motive speziellen Autoren eine Chance geben (Alten, Jungen, Freunden usw.), Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung , Marktnische füllen sowie die Überzeugung, ein gutes, innovatives Produkt zu haben (vgl. Abbildung 7). Festgehalten werden kann also, dass Verlage ein Unternehmenstyp sind, der primär nicht aus einer prekären Lebenssituation heraus und nur gelegentlich aufgrund von Profitaussichten gegründet wird, sondern das Interesse an Literatur steht im Mittelpunkt. Dass bei neuen Verleger/innen die Freude an der Tätigkeit und nicht großer Profit im bei der Gründung im Mittelpunkt steht, ist nicht überraschend. Das ist bei vielen Unternehmer/innen der Kultur- und Kreativwirtschaft so. Allerdings scheinen andere Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft insgesamt häufiger aus Arbeitslosigkeit heraus gegründet zu werden als Verlage. Das legen zumindest die Ausführungen von Holm Friebe und Sascha Lobo nahe, die das Entstehen der Digitalen Bohème zu einem gewissen Teil auf die Arbeitsplatzknappheit sowie schlecht bezahlte Arbeitsplätze (Niedriglohnbereich) zurückführen. Auch bezogen auf Gründungen allgemein liegt der Anteil von Gründungen aus Arbeitslosigkeit heraus um einiges höher, nämlich bei 21,3 % (vgl. Günterberg/Kohn 2010: 6), als bei den befragten Verlagen (6,2 %). Der im Zuge der Hartz-Reformen aufgetretene Boom von Gründungen aus Arbeitslosigkeit heraus scheint in der Verlagsbranche kaum Spuren hinterlassen zu haben. Nichtsdestotrotz bleiben auch bei Gründungen allgemein individualistisch geprägte Motivbündel, bei denen die Umsetzung persönlicher Interessen im Vordergrund steht, die dominierenden Motive deutscher Gründer/innen, was sich auch bei den jungen Verleger/innen bestätigt hat. Korreliert nun aber Idealismus negativ mit der Verlegerkompetenz? Für eine spezifische Form von Idealismus gilt das tatsächlich: Wer primär einen Verlag gegründet hat, um sein eigenes Werk zu veröffentlichen, der fühlt sich als Verleger/in weniger geeignet (vgl. Abbildung 8). Entgegen dem Klischee vom schlecht wirtschaftenden Idealisten sind Idealismus und Professionalität aber keineswegs unvereinbar: Zwar korreliert das Profitmotiv positiv mit der Verlegerkompetenz (vgl. Abbildung 9), aber auch Verleger/innen, die aus Freude an Literatur gegründet haben, schätzen sich kompetenter ein jene, für die das kein zentrales Gründungsmotiv war (vgl. Abbildung 10). Jedoch bleiben beide Korrelationen knapp unter der 0,05-Signifikanzgrenze. (vgl. Tabelle 1). Insgesamt hat sich das Profitmotiv also nicht als ein Indikator für Professionalität herausgestellt. Ansonsten gibt es keine nennenswerten Korrelationen zwischen Gründungsmotiven und Verlegerkompetenz (vgl. Tabelle 1).

Über den Autor

Annette Scholonek ist 1985 in Hamm geboren und hat erfolgreich ein Studium der Germanistik und Soziologie an der Universität Münster abgeschlossen. In Studium und Freizeit erforscht sie die Buchbranche in diversen Dimensionen: Autoren und Verlage, Buchhändler und Leser. Die etablierten Akteure der Branche geraten dabei ebenso in ihr Blickfeld wie Newcomer. Im Rahmen des Studiums absolvierte sie ein Praktikum in einem Kleinverlag sowie in einem Literaturbüro und legte einen Studienschwerpunkt auf das neue (Klein)Unternehmertum des Internets. Außerdem ist sie Mitglied in mehreren Autoren- und Lesernetzwerken. Derzeit setzt sie das Fach Soziologie als Masterstudium fort. Website Studien zu Autoren, Buch und Lesern unter: http://sitekreator.com/buchstudien

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