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Geisteswissenschaften

Christina Pichler

Die Triumphbogenmosaiken von Santa Maria Maggiore. Ein Ausdruck imperialer Macht?

ISBN: 978-3-95993-013-0

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 03.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Abb.: 14
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Triumphbogenmosaiken von Santa Maria Maggiore in Rom stellen die Wissenschaft seit jeher vor ein Rätsel. Denn neben den Ereignissen um die Geburt Jesus und dessen daraus resultierende Ausweisung als vom Himmel gesandten Messias, sind auch zeitgenössische Botschaften enthalten, welche insbesondere die ikonografische Forschung seit langem beschäftigen. So erscheinen innerhalb des spätantiken Bildprogramms einige Figuren, die in der biblischen Überlieferung nicht genannt werden und Bezüge zu den apokryphen Kindheitsevangelien und zu Predigten Leos des Großen herstellen. Daneben enthalten einige Szenen subtile Hinweise auf die imperiale Herrscherikonografie der Ewigen Stadt, sodass sich die spätantike Romidee hier augenscheinlich manifestiert. Alle bisherigen Abhandlungen zum Thema weisen teilweise durchaus konträre Standpunkte auf, auch die möglichen Interpretationen bringen unterschiedliche Aspekte zutage. Dies muss eine neue Gesamtbetrachtung der Mosaiken zur Folge haben, denn nur in ihrer Ganzheit lassen sich der Sinn der Bilder und deren politische Botschaft erschließen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel: 3. Die Kirche Santa Maria Maggiore und ihr frühchristlicher Mosaikschmuck: Die Kirche Santa Maria Maggiore in Rom, auf die in diesem Kapitel näher eingegangen wird, birgt in den Mosaiken ihres Triumphbogens Hinweise auf die oben genannte Romidee der Spätantike. Diese zeigt sich in Kohärenz mit der biblischen Heilsgeschichte und verbindet so die religiöse mit der imperialen Ebene. Dies lässt sich an gezielt eingesetzten Elementen festmachen, die eine nähere Betrachtung verlangen. 3.1. Baugeschichte und Innenraumgestaltung: Die Basilika von Santa Maria Maggiore liegt auf dem Esquilin und gilt als eine der vier Patriarchalbasiliken Roms und die einzige, die eine frühchristliche Struktur bewahrt hat. Das heute bestehende Gotteshaus stammt aus dem 5. Jahrhundert und entstand nach dem Konzil von Ephesus im Jahr 431 n. Chr. als erste Marienkirche Roms. Maria wurde damit nicht nur in einen gottähnlichen Status gehoben, sondern es wurden auch die verschiedenen neutestamentlichen Darstellungen der Geburt Christi legitimiert, die sich am Triumphbogen der Kirche zeigen. Die Basilika wurde am 5. August 434 von Papst Sixtus III. eingeweiht und gilt als das erste gesicherte Beispiel einer vom römischen Papst in Auftrag gegebenen und mit Mosaiken ausgestatteten Basilika . Damit stellt sie den Aufstieg päpstlicher Autorität im 5. Jahrhundert dar. Ursprünglich handelte es sich um eine 73,5 m lange und circa 35 m breite dreischiffige, querschifflose Basilika mit einer halbrunden Apsis an der Nordwestseite. Der heutige Innenraum stimmt nur mehr im Allgemeinsten mit dem heutigen Kirchenraum überein. Das Hauptschiff wurde durch zwei Reihen von ionischen Säulen von den Seitenschiffen abgegrenzt. Über jedem Interkolumnium befand sich ein Fenster mit einer Höhe von 3,5 m und einer Breite von 2,1 m. Zwischen den Fenstern waren Lisenen angebracht, die zusammen mit den Stuckrahmen der Mosaiken zum frühchristlichen Bestand gehörten. Im Jahr 1593 wurde jedes zweite Fenster des Obergadens zugemauert und der offene Dachstuhl mit einer Kassettendecke geschlossen. Zudem wurde die Kirche im Barock umbaut, sodass von ihrer einstigen äußeren Erscheinung nichts mehr zu sehen ist. 3.2. Der frühchristliche Mosaikbestand: Wie oben bereits erwähnt, wurde die Kirche Santa Maria Maggiore mit einem Zyklus an Mosaiken ausgestattet, der an den Wänden des Mittelschiffes und am Triumphbogen, der ursprünglich als Apsisstirnwand diente, größtenteils erhalten ist. Sehr wahrscheinlich waren auch die heute nicht mehr erhaltene Originalapsis und die Westwand mit Mosaiken geschmückt. 3.2.1. Die Mosaiken des Hauptschiffs und der Apsis: Die Mosaiken des Hauptschiffs befinden sich direkt unter den jeweils 21 Obergadenfenstern pro Hauptschiffwand. Somit ergibt sich eine Gesamtzahl von 42 Mosaikfeldern, von denen heute noch 27 im Originalzustand erhalten sind. Die restlichen sind zerstört beziehungsweise im Barock durch Malereien ersetzt worden, wobei man nicht mit Sicherheit sagen kann, ob die heutigen Bildthemen den ursprünglichen entsprechen. Die Leserichtung der Mosaiken des Hauptschiffs beginnt ganz hinten im Chorraum am linken Obergaden, wobei zu erwähnen ist, dass die Chronologie zwei Mal unterbrochen wird: Die beiden ersten Bildfelder auf der Südseite enthalten Szenen, die nach dem Erzählungsablauf des Buches Genesis erst später einzuordnen wären, also offenbar aus einem bestimmten Grund an den Anfang gesetzt wurden. Es handelt sich hier um die erste in Mosaiken gefertigte Bildergeschichte des Christentums mit Ereignissen aus dem Alten Testament, die sehr figurenreich ausgeschmückt wurden. Die Szenen wurden jedoch nicht willkürlich gewählt, sondern es wurden gezielt diejenigen ausgesucht, deren Leitgedanke der Begriff des Gottesvolkes, der Plebs Dei , zu sein schien. Zusammenfassend ist zu den Inhalten der Hauptschiffmosaiken zu sagen, dass im ersten Teil des alttestamentlichen Zyklus das Wachsen des von Gott auserwählten Volkes die Hauptaussage ist, im zweiten Teil sein Sieg. Die Prophezeiung Jahwes an Abraham wird – trotz einiger Erschwernisse – letzten Endes erfüllt. Beide Bildergeschichten gelten als Überleitung zu den Mosaiken am Triumphbogen, welche die Geburt Christis veranschaulichen, und damit die Erfüllung von Gottes Prophezeiung, einen aus dem Volk Israels hervorgehenden Messias auf die Erde zu entsenden. Auf diesen wird an verschiedenen Stellen des Alten Testaments verwiesen. Die Kirche hatte ursprünglich kein Querschiff, die Apsis war direkt hinter dem Triumphbogen angebracht. Im 13. Jahrhundert wurde dahinter ein nicht über die Kirchenbreite hinausgehendes Querschiff angelegt, wodurch die ursprüngliche Apsis zerstört wurde und eine neue errichtet werden musste. Diese wurde vom Franziskanermönch Jacopo Torriti um 1295 mit einem Mosaik ausgestattet, welches in einigen Partien frühchristliche Ikonografie reflektierte und das Originalmosaik aus dem 5. Jahrhundert ersetzen sollte. Im Zentrum von Torritis Mosaik thronen Maria und Christus, die reich gewandet auf einem Doppelthron sitzen. Sie werden von einem Kreis eingefasst, der sich durch die dargestellten Sterne als Himmel erkennen lässt. Unter Maria befindet sich der Mond, unter Jesus die Sonne, was deren Herrschaft über die Erde deutlich machen soll. 4.2. Die Interpretation der Triumphbogenmosaiken mit besonderem Augenmerk auf die spätantike Romidee: Nach der Beschreibung der einzelnen Mosaiken des Triumphbogens im vorangegangenen Kapitel, soll nun im Folgenden auf die Interpretation der verschiedenen Bildsequenzen eingegangen werden. Dabei wird der Fokus insbesondere auf jene Elemente gelegt, die augenscheinlich auf die spätantike Romidee anspielen. Die erste Szene erscheint im obersten Register, welche die Verkündigung und die Beschwichtigung der Zweifel Josefs darstellt (Abb. 2). In der Verkündigungsszene thront Maria auf einem Stuhl und hält den Faden der roten Wolle im Korb neben sich in Händen, deren Farbe auf das Blut Christi hinweisen soll. Dieser Wollkorb entstammt dem apokryphen Evangelium des Pseudo-Matthäus, wo Maria in Kapitel 8, Vers 5 als regina virginum bezeichnet wird und in Kapitel 9, Vers 2 des Weiteren mit dem Spinnen für den Tempelvorhang beschäftigt gewesen sein soll, als sie der Verkündigungsengel aufsuchte. Das Spinnen eines Purpurfadens sowie die höfische Kleidung Marias zeichnet diese, laut Schubert, als Angehörige des Königsstammes Juda aus. Dies geht aus dem apokryphen Jakobus-Evangelium hervor, nach dem die Priester des Tempels von Jerusalem nur Mädchen aus dem Stamm Davids (was dem Königsstamm von Juda entspricht) den Tempelvorhang herstellen ließen. Die Jungfrau wird von drei Engeln flankiert, wobei der rechte mit der Hand auf ihren Unterleib weist. Die Verkündigung selbst zeigt sich in Form des von oben herabschwebenden Engels, der die Hand im Redegestus erhoben hat, und der Heiliggeisttaube, die beide über der Jungfrau erkennbar sind. Bis zum 10. Jahrhundert bietet das Triumphbogenmosaik das einzige Beispiel für das Vorkommen der Taube bei der Verkündigung an Maria, was ein Bekenntnis zur Christologie darstellt, die 431 in Ephesus als die rechtmäßige anerkannt wurde. Die Darstellung der Beschwichtigung der Zweifel Josefs, die sich unmittelbar rechts anschließt, ist überaus interessant, da der Zimmermann hier stehend auf seinen Stab gestützt erscheint, während der Engel ihm die Botschaft überbringt. Dass er die Offenbarung nicht im Schlaf erfährt, sondern im wachen Zustand, lässt sich weder auf Quellentexte noch auf Bildquellen zurückführen, sondern entspringt der Historia Josephi fabri lignarii der Apokryphen, welche die Engelsvision des Josef auf die Mittagszeit verlegt. In der linken Hand hält er einen kurzen Stab, der ebenfalls auf die apokryphen Evangelien zurückzuführen ist. Als Maria als Zwölfjährige durch die Hohepriester einem Witwer zugeführt werden sollte, wurden kurze Stäbe an diese verteilt, um den richtigen auszuerwählen. Aus dem Stab Josefs erhob sich eine Taube und zeichnete ihn somit als Auserwählten aus. Zudem ist er als Zeichen für Marias Jungfräulichkeit zu deuten. Als derjenige, dessen Zweifel beschwichtigt werden, wird Josef zum Zeugen der Geburt Jesu durch den Heiligen Geist . Die beiden Häuser an den Rändern der Szene symbolisieren laut Schubert die doppelte Abstammung Christi, da Maria dem Königsstamm von Juda zugehörig war, während Josef als Levit dem Priesterstamm angehörte. Die beiden Häuser entsprechen aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausstattung den beiden Stämmen. Das Haus Levi mit zurückgeschlagenen Vorhängen und der Hängelampe stellt ein Sanctuarium dar. Das Haus Juda zeichnet sich durch einen geschlossenen Vorhang und ein goldenes Gittertor aus, was wohl auf einen Palast hinweisen soll. Somit verweist die Darstellung auf die doppelte Stellung Christis als König und Priester. Gerade Letzteres kam der aktuellen Tagespolitik zugute, da das bereits unter Theodosius zur Staatsreligion erhobene Christentum immer noch gegen das heidnische Gedankengut anzukämpfen hatte. Papst Sixtus III. erkannte, dass er einerseits die römischen Senatorenkreise für die Sache des neuen Weltengottes gewinnen musste, andererseits konnte mit Hilfe der priesterlichen Abstammung Christi neben dem römischen Kaiserthron auch ein römischer Priesterthron errichtet werden […].

Über den Autor

Christina Pichler, BA BA MA, wurde 1988 in Bruck/Mur (Steiermark) geboren. Die Studien der Kunstgeschichte und der Archäologie an der Karl-Franzens-Universität Graz schloss die Autorin 2016 erfolgreich ab. Aktuell ist sie als Projektmitarbeiterin der Forschungsstelle Kunstgeschichte Steiermark am Institut für Kunstgeschichte der Universität Graz beschäftigt. Zu ihrer aktuellen Tätigkeit zählt u.a. die Mitarbeit am Projekt Integration von Photovoltaik in die historische Dachlandschaft von Graz in Zusammenarbeit mit Joanneum Research. Sie kann bereits einige Publikationen in den Bereichen Denkmalpflege, Kunst der Renaissance und des Donaustils verbuchen. Daneben entwickelte sie ein reges Interesse für die frühchristliche Kunst Italiens, woraus die vorliegende Arbeit resultierte.

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