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Geschichte

Veronika Roman

Das Fortleben der Musik der alten Ägypter in der alexandrinischen Kirche

ISBN: 978-3-95934-515-6

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Im Sinne einer recherche de la musique perdue beschäftigt sich die Untersuchung mit der Frage, ob und inwieweit die Musik Altägyptens in der koptischen Musik weitergeführt wurde. Das altägyptische Volk lebt fort in einer kleinen religiösen Gruppe, den Kopten, und einer großen sozialen Gruppe, den Fellachen (Bauern). Die Kopten selbst sehen sich als Nachfolger der pharaonischen Ägypter. Die Verbindung des Gesangs der koptischen Kirche und der (vokalen) Musik des pharaonischen oder griechisch-römischen Ägypten ist der Schlüssel für das Studium der altägyptischen Musik. Nach einem Überblick über die Musik Altägyptens und die koptische Musik werden die altägyptischen Spuren, die sich in der koptischen Musik finden lassen, aufgezeigt. Einige Beispiele sollen zudem zeigen, dass es möglich ist, dass sich die pharaonischen oder zumindest frühen koptischen Melodien über einen langen Zeitraum hinweg erhalten haben. Anhand der Konzepte des kulturellen Gedächtnisses und der erfundenen Tradition soll überprüft werden, inwieweit eine Überlieferung der Melodien bis heute glaubhaft erscheint.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel II.3, Instrumente: Bei vielen altägyptischen Instrumenten lässt sich nicht genau erschließen, ob sie originär ägyptisch oder ausländischer Herkunft sind, da die Ägypter fremde Musikinstrumente im Hinblick auf ihre eigenen Form- und Klangprinzipien assimilierten (Hickmann/ Manniche 1989: 33). ‘[D]ie beträchtliche Kontinuität vor allem der Tempelmusik [mag] mit dieser Eigenart, sich Fremdes alsbald zu eigen zu machen, originär Eigenes auch über große Zeiträume nahezu unverändert zu bewahren, einen ursächlichen Zusammenhang haben’ (ebd.). Zu den ältesten überlieferten Instrumenten (viertes bis drittes Jt. v. Chr.) zählen Idiophone wie Klappern, Rasseln, Schellen, Sistren, Schwirrhölzer und Aerophone wie Schneckenpfeifen und Gefäßflöten aus Ton. Neben der apotropäischen Funktion wurden die Klappern, Rasseln und Schellen als Begleitung zu Gesang und Tanz verwendet (ebd.: 34). Zudem ist auf der berühmten Schminkpalette von Hierakonpolis (Oberägypten) eine randgeblasene Langflöte belegt (ebd.: 37). Im Alten Reich entwickelten sich Hof- und Kultmusik. Zahlreiche Reliefs zeigen Ensembles mit Flöten, Doppelklarinetten und Harfen. Erhaltene Flöten aus dieser Zeit weisen drei bis vier Grifflöcher auf. Durch variierte Techniken von Anblaswinkel und Grifflochabdeckung konnten jedoch zusätzliche Töne produziert werden. Die Klarinetten bestanden immer aus zwei gleichlangen parallelen Röhren mit je vier bis sechs Grifflöchern und wurden horizontal gehalten. Indem man die Löcher mit Stöpseln verschloss, konnte man die Stimmung verändern (ebd.: 38) oder einen Bordunton auf einer Röhre erzeugen, während der Klarinettist auf der anderen die Melodie spielte. Von der Beliebtheit der Harfe zeugen die vielen Formen und Varianten, die sich im Laufe der Zeit entwickelten. Im Alten Reich schaufelförmig mit fünf bis sieben Saiten, erscheint die Harfe in den frühesten Belegen voll ausgereift (ebd.: 39). Dies lässt vermuten, dass die Bogenharfe schon früher in Gebrauch war und bis zum Alten Reich bereits eine Entwicklung hinter sich hatte. Neben Hof- und privaten Musikszenen wurde auch bei der Arbeit mit Stimme, Flöte und Klappern musiziert (ebd.: 41). Bei Begräbnissen kamen Handklatschen, Rasseln, Sistren und möglicherweise (Gefäß-)Trommelspiel zum Einsatz (ebd.: 42). Waren im Alten Reich oft große Musiker-Ensembles dargestellt worden, wurde im Mittleren Reich meist in kleinen Gruppen oder solistisch musiziert (ebd.: 44). Die Harfe blieb das prominenteste Instrument. Auch in Begräbnisszenen ist jetzt Harfenspiel belegt (ebd.: 45). Neben der neuen Kellenform traten weitere Formen auf. Zudem gewann das Sistrum an Bedeutung – Attribut der Göttin Hathor, die den Toten an der Pforte zum Jenseits empfing. Im Mittleren Reich wurde die Form des Naos-Sistrums bevorzugt, bei dem der obere Teil einen Schrein darstellt. In Verbindung mit diesem wird oft das Menat (ein schwerer Perlenhalsschmuck mit Gegengewicht) dargestellt, das auch als Rassel fungierte (ebd.: 44). Im Mittleren Reich wurden erstmals blinde Musiker abgebildet, oft als Harfenspieler oder auch als Sänger (ebd.: 45). Als neue Instrumente tauchten zylindrische Trommel, Fasstrommel, Trommeln vom vasenförmigen Darabukka-Typ (Farmer 1966: 265f) und die Leier auf. In der auf das Mittlere Reich folgenden Zweiten Zwischenzeit ergriffen die Hyksos die Macht in Ägypten. Ob die Fremden neue Instrumente einführten oder die im Neuen Reich dargestellten schon früher bekannt waren, kann nicht beantwortet werden (Hickmann / Manniche 1989: 47). In den musikalischen Szenen des Neuen Reichs zeigen sich die Harfenformen wiederum variantenreich, meist bootförmig als Stand- oder Schulterharfe mit acht bis zwölf Saiten (ebd.: 49). Auch eine kellenförmige Harfe mit fünf bis elf Saiten war sehr beliebt (ebd.: 52). Außerdem werden Leier, Rahmentrommel (Tamburin), Gesang und Handklatschen dargestellt. Die importierte Langhalslaute besaß zwei bis drei Saiten und wurde mit dem Plektrum gespielt. Die schon vor dem Neuen Reich eingeführte Leier hatte eine symmetrische oder asymmetrische Form mit vier bis acht Saiten und wurde ebenfalls mit Plektrum gespielt (ebd.: 50). Die Doppeloboe, vermutlich mesopotamischer Herkunft, ersetzte nun die Doppelklarinette im Ensemble. Die beiden Oboenröhren mit zwei bis fünf Löchern (manchmal mit Daumenloch auf der Rückseite) waren nicht verbunden und konnten parallel oder im Winkel gehalten werden. Wie schon bei der Doppelklarinette waren die Löcher mit Harz verschließbar, und unterschiedliche Modi oder Klangfarben wurden mit einer anderen Röhrenlänge erreicht (ebd.: 51). Neben der Klarinette wurde auch die Flöte – zumindest auf Darstellungen – in den Hintergrund gedrängt (ebd.: 53f). Die Ensemble-Besetzung bestand meist aus Harfe, Laute und Doppeloboe (ebd.: 49). In Opferszenen verdeutlichte der Soloharfenist die enge Verbindung von Opfer und Musik (ebd.: 52). Im Bereich der Militärmusik erschienen Trompete und zweifellige Walzentrommel (ebd.: 55f). In der Amarnaperiode (d. h. unter Amenophis IV./Echnaton) traten die Winkelharfe und die Langhalslaute mit eingezogenen Flanken auf. Einzigartig für diese Zeit war eine dargestellte Riesenleier, die nach Echnatons Regierungsende vorerst von der Bildfläche verschwand (ebd.: 57). Nach der Amarnaperiode wurde die Flöte als archaisierendes Element oder rituelles Instrument wiederentdeckt (ebd.: 60). Unter den Ramessiden dominierte der Soloharfenist, wiederum mit verschiedenen Harfenformen, z. B. der elf- oder zwölfsaitigen Riesenharfe (ebd.: 61). In dieser Zeit ist ‘eine Kontinuität der Festgestaltung zu beobachten, die immerhin fast 500 Jahre nahezu unverändert beibehalten schien’ (ebd.: 63). Da die Spätzeit von einer Vielzahl ausländischer Herrscher geprägt war, nahm man in der Kunst Sujets des Alten Reiches wieder auf, um den fremden Einflüssen entgegen zu wirken. So wurden wieder größere Ensembles dargestellt, z. B. aus Winkelharfe, Lauten, Leier und Walzentrommel. Auch die dargestellten Tänze ähnelten denen des Alten Reiches, und wie bereits erwähnt lebte das Langflötenspiel im Kult wieder auf (ebd.: 66).

Über den Autor

Veronika Roman, M. A., schloss ihr Studium der Musikwissenschaft, Romanistik und Ägyptologie an der Universität zu Köln im Jahre 2008 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium erfolgreich ab. Bereits während des Studiums korrigierte sie Examensarbeiten und absolvierte später ein Praktikum im Lektorat eines Bildungsmedienverlags, wo sie anschließend fest angestellt war. Seit 2009 ist die Autorin freiberuflich als Lektorin, Korrektorin und Übersetzerin tätig. 2010 hielt sie im Rahmen der Aegyptiaca 2010: Musik am Nil” und anlässlich des Dies academicus der Universität Leipzig einen Vortrag über die Musik der koptisch-orthodoxen Kirche, zu dem diese Untersuchung die Grundlage bildet.

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