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Gesundheitswesen

Christian Reinboth

Wunddokumentation und Wundfotografie: Grundlagen und praktische Umsetzung

ISBN: 978-3-8428-9798-4

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 05.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Mehr als 4,5 Millionen Deutsche – mehr als 5% der Bevölkerung – leiden derzeit unter chronischen Wunden oder Verletzungen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht oder nur sehr langsam verheilen und die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken können. Die für diese benötigte Langzeit-Behandlung belastet das Gesundheitswesen der Bundesrepublik mit jährlichen Kosten in Höhe von mehr als 5 Milliarden Euro. Leiden und Kosten, die sich in den kommenden Jahrzehnten aufgrund des demografischen Wandels vervielfachen werden: Allein für den Zeitraum der kommenden 25 Jahre wird eine Verdoppelung der Erkrankten auf über neun Millionen Deutsche bei einem gleichzeitigen Rückgang der Bevölkerung auf unter 80 Millionen Menschen erwartet. Das vorliegende Buch widmet sich der Frage, wie chronische Wunden in der pflegerischen Praxis schriftlich und fotografisch zu dokumentieren und welche Rahmenbedingungen dabei zu beachten sind.Es stellt die drei bedeutendsten Wunderkrankungen vor und erläutert den Zweck ihrer Dokumentation. Messverfahren werden erklärt, mithilfe derer die Schwere der Erkrankung herausgefunden werden kann. Zudem geht diese Arbeit auf die Wundeigenschaften, ihre medizinische und pflegerische Bedeutung und Methoden zur ihrer schriftlichen Dokumentation ein und diskutiert über Qualitätsmerkmale der fotografischen Wunddokumentation. Hilfreiche Tipps erhalten Betroffene bzgl. Ihrer Ernährung und der Wundprophylaxe.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 6, Wundfotografie: 6.1, Bedeutung: Neben der schriftlichen Dokumentation der im vorangegangenen Kapitel erläuterten Wundeigenschaften sowie der durchgeführten Behandlungsmaßnahmen, hat sich auch die fotografische Dokumentation des Wundverlaufs in der Wunddokumentation etabliert. Eine Fotodokumentation ist stets nur eine Ergänzung der schriftlichen Dokumentation und kann diese nie ersetzen. Eine qualitativ hochwertige Serie von Wundfotografien kann jedoch insbesondere Analyse und Verständnis des Wundverlaufs unterstützen, indem sie eben diesen visualisiert. Graduelle Veränderungen an einer chronischen Wunde, die dem wechselnden und unter Zeitdruck stehenden Pflegepersonal von einer Woche zur nächsten nicht auffallen, werden in einer Langzeit-Fotodokumentation sichtbar, und können auch der Steigerung der Motivation bei Pflegepersonal und Patienten dienen, wenn sich positive Heilungstendenzen und Behandlungserfolge abzeichnen (vgl. Zöggeler 2010, S.6). Die fotografische Wunddokumentation ist außerdem eine wichtige Informationsquelle für den behandelnden Arzt, der den Patienten und die zu behandelnden Wunden etwa in der ambulanten Pflege deutlich weniger häufig zu Gesicht bekommt, als die Pflegekräfte des ambulanten Versorgers. Auf Basis der schriftlichen sowie der fotografischen Dokumentation kann und muss der Mediziner entscheiden, ob die verordnete Behandlung anschlägt oder ob der Patient erneut dem Arzt vorgestellt werden muss. Für einen Wundexperten können auf den Aufnahmen zudem Details erkennbar sein, die während des Verbandswechsels leicht übersehen werden können. Darüber hinaus sind fotografische Aufnahmen – im Gegensatz zu schriftlichen Ausführungen über eine Wunde – stets objektiv und geben (bei geeigneter Bildqualität) den Zustand der Wunde realitätsgetreu wieder. Für einige Typen von Wunden ist eine fotografische Wunddokumentation daher inzwischen zwingend erforderlich – so schreibt etwa der sogenannte Einheitliche Bewertungsmaßstab 2000 (EBM 2000) seit dem Jahr 2005 die Anfertigung einer fotografischen Dokumentation bei Ulcus cruris-Patienten verpflichtend vor (vgl. Eberlein 2005, S.78). Grundsätzlich wird die fotografische Dokumentation bei chronischen Wunden zum Zeitpunkt der Anamnese sowie danach alle zwei bis vier Wochen empfohlen, d.h. nicht bei jedem Verbandswechsel müssen auch Aufnahmen angefertigt werden (vgl. Lorenzen 2010, S.10). Der größte Vorteil der fotografischen Wunddokumentation ist, dass es sich um eine kontaktfreie bzw. kontaktarme (z.B. bei Auflage eines Wundlineals) Methode des Wundassessments handelt. Werden Digitalkameras verwendet, lassen sich die Bilder zudem einfach und schnell per PC mit allen in die Wundbehandlung involvierten Personen austauschen, darüber hinaus ist eine kostengünstige Langzeit-Archivierung möglich. Die sinkenden Preise für Digitalkameras haben in letzter Zeit für deren verstärkten Einsatz in der fotografischen Dokumentation von Wunden gesorgt. Insbesondere im ländlichen Raum wird bereits heute vielfach mit digitalen Kameras -teils integrierten Mobiltelefon-Kameras - dokumentiert, wobei die Verknüpfung der erzeugten Bilddateien mit den Patientenakten manuell erfolgen muss und daher fehlerbehaftet ist (z.B. DSC2323.jpg = Oberschenkelwunde von S. Müller am 14.04.2011...). Mit einer derartigen Dokumentation sind jedoch noch weitere Probleme verbunden: Da bei der bildlichen Aufnahme der gleichen Wunde verschiedene Kameramodelle zum Einsatz kommen können, die bei unterschiedlicher Beleuchtung, unterschiedlichem Abstand zur Wunde und unterschiedlichem Fotowinkel eingesetzt werden, fehlt meist die für eine professionelle Wundbetreuung erforderliche Vergleichbarkeit der fotografischen Aufnahmen. Auch die von Kameratyp zu Kameratyp variierende Farbwiedergabe schränkt die Vergleichbarkeit von Wundfotografien ein (vgl. Lange 2008, S. 11). Ein zusätzliches Problem besteht in der mangelhaften Wiedergabe der Dreidimensionalität von Wunden - etwa von Untertunnellungen und Vertiefungen. Dieses lässt sich zwar mittels der Stereophotogrammetrie umgehen, das Verfahren ist jedoch zu teuer (bei Anschaffungskosten pro System ab 3.500 Euro aufwärts) und zu zeitaufwändig (die Mindestdauer pro Aufnahme liegt bei etwa 15 Minuten), um in der ambulanten Pflege von praktischer Relevanz zu sein (vgl. Panfil & Linde 2006, S.25). Auch andere wesentliche Eigenschaften von Wunden (wie etwa Wundschmerzen oder Wundgeruch) lassen sich selbstverständlich nicht fotografisch erfassen, weshalb – wie oben bereits geschrieben – die schriftliche Dokumentation von zentraler Bedeutung bleibt. 6.2, Kameratypen: Für die fotografische Wunddokumentation in der ambulanten Pflege können theoretisch alle Arten von einigermaßen kostengünstigen Kleinkameratypen genutzt werden: Von der Sofortbildkamera über die analoge Spiegelreflexkamera bis hin zu verschiedenen Typen von Digitalkameras. Noch bis vor einigen Jahren kamen in der ambulanten Pflege häufig Sofortbildkameras zum Einsatz, da die erstellten Aufnahmen unmittelbar verfügbar waren und der schriftlichen Dokumentation beigefügt werden konnten. Mittlerweile kann von solchen Kameras allerdings nur abgeraten werden, da ihre Bildqualität zum einen zu wünschen übrig lässt und die Bilder zum anderen bereits nach Monaten verblassen und damit nicht mehr den aktuellen rechtlichen Anforderungen an eine Wunddokumentation (30 Jahre Aufbewahrungsfrist) entsprechen. Eine bessere Bildqualität bieten da natürlich analoge Kleinbild- und insbesondere Spiegelreflexkameras, deren Aufnahmen allerdings erst nach der Entwicklung durch ein Fotolabor zur Verfügung stehen und damit nicht unmittelbar für den Arzt einsehbar sind. Wie man sich leicht vergegenwärtigen kann, ist die Entwicklung von derartigen hochpersönlichen und für die medizinische Behandlung relevanten Aufnahmen in einem externen Labor mit erheblichen datenschutzrechtlichen Problemen verbunden (vgl. Schröder 2005, S.2). Als ideal für die Wunddokumentation haben sich daher – wie im vorangegangenen Abschnitt bereits erwähnt – moderne Kleinbild-Digitalkameras erwiesen. Diese sind kostengünstig und einfach in der Handhabung, die damit aufgenommenen Fotos lassen sich unmittelbar in der Kamera betrachten und nach der Übertragung auf einen PC leicht ausdrucken, per E-Mail versenden, mit geringem Qualitätsverlust vergrößern oder drehen sowie in eine digitale Patientenakte einfügen. Digitale Aufnahmen lassen sich außerdem ohne großen Aufwand und mit äußerst geringen Kosten langfristig archivieren, wobei hier darauf zu achten ist, dass die verwendeten Datenträger jeweils nach einigen Jahren auf dann aktuelle Datenträgertypen überspielt werden müssen. Wird dies versäumt besteht die Gefahr, dass nach einem Jahrzehnt zwar noch der Datenträger vorhanden ist, man jedoch über kein Laufwerk mehr verfügt, mit dem man diesen Datenträger auslesen könnte (computerbegeisterten Lesern älteren Semesters ist dieses Problem möglicherweise im Zusammenhang mit Disketten – oder sogar noch mit Datasetten – bekannt). In der 2008 verfassten Dissertation von Dirk Ulrich Lange zum Thema Wundfotografie an der Uni Bochum finden sich darüber hinaus die nachfolgend aufgelisteten technischen Empfehlungen für Wundkameras. Blendenzahl: Um eine akzeptable Schärfentiefebereichsausdehnung zu erzielen, sollte die Blendenzahl einer Wundkamera bei mindestens 5,6 liegen. Bei der Blendenzahl eines Kameraobjektivs handelt es sich um das Verhältnis der Brennweite f zum Durchmesser D der wirksamen Eintrittspupille. Die Blendenzahlen für Kleinbildkameras liegen üblicherweise zwischen 1,4 und 5,6 (vgl. Lange 2008, S.105). Farbabweichung: Von zentraler Bedeutung für den medizinischen Nutzen von Wundfotografien ist die Farbechtheit der Aufnahmen. Wie bereits im vorangegangenen Kapitel erläutert, lassen sich anhand von Farbveränderungen am Wundgrund sowie am Wundrand wertvolle Hinweise auf den Wundheilungsverlauf sowie auf mögliche Infektionen gewinnen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Farben zum einen möglichst realitätsgetreu wiedergegeben werden und es zum anderen zu möglichst geringen Abweichungen in der Farbwiedergabe zwischen einzelnen Sets von Aufnahmen kommt (etwa durch den Einsatz verschiedener Kameras). Die Farbabweichung einer Wundkamera sollte im sogenannten RGB-Farbraum (einem additiven Farbraum basierend auf den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau sowie deren Durchmischung) nicht mehr als +/-6% betragen (vgl. Lange 2008, S.115). Unabhängig von der Kamera selbst ist auch auf die Farbwiedergabeparameter der Monitore zu achten, auf denen die Wundfotos später angezeigt werden sollen. Wird dies versäumt, kann die unerwünschte Situation eintreten, dass die Darstellung des Wundfotos am Ende nicht von den Eigenschaften der Aufnahme selbst, sondern vielmehr vom Monitor oder Browser des behandelnden Mediziners abhängt. Um dieses Problem zu umgehen ist darauf zu achten, dass ausschließlich für die medizinische Bildwiedergabe zertifizierte Geräte verwendet werden. Leuchtquelle: Auf das Problem, dass es bei einem gewissen zeitlichen Abstand zwischen Wundfotografien dazu kommt, dass diese bei wechselnden Lichtbedingungen aufgenommen werden, wurde eingangs bereits kurz eingegangen. Zur Umgehung dieser Problematik wird vielfach die Verwendung einer Leuchtquelle mit einer Farbtemperatur von mindestens 4.000 Grad Kelvin empfohlen, um eine ausreichende Schärfentiefe und Farbtiefe zu gewährleisten. Da die ideale Lösung – die Herstellung der exakt gleichen Beleuchtungsbedingungen vor jeder Aufnahme in der Praxis der ambulanten Pflege kaum zu realisieren ist, behilft man sich demnach damit, die Wunde mit Blitzlicht zu fotografieren, wodurch der Einfluss der umgebenden Beleuchtung minimiert wird (vgl. Lange 2008, S.141).

Über den Autor

Christian Reinboth wurde 1980 im hessischen Darmstadt geboren. Sein Studium der Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Harz in Wernigerode schloss er 2005 mit dem akademischen Grad des Diplom-Wirtschaftsinformatikers (FH) ab. Von 2010 bis 2013 war er als Manager des BMWi-geförderten ZIM NEMO-Netzwerks TECLA (Technische Pflegeassistenzsysteme) tätig. Im Rahmen dieser Forschungsarbeit beschäftigte er sich intensiv mit den Themen Wunddokumentation und Wundfotografie.

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