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  • Schulische Integration von Kindern mit Epilepsie: Chancen und Grenzen aus der Sicht von schulischen Heilpädagogen

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 168
Abb.: 75
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Den Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung bildet die Umfrage von Wipf (2009), welche sich auf die Bedürfnisse und Wünsche von Menschen mit Epilepsie und deren Angehörigen bezieht. Die Umfrageergebnisse zeigen in Bezug auf die Krankheit einen klaren Bedarf an Aufklärungsarbeit an Schulen. Es ist ein großes Anliegen, Lehr- und Fachpersonen für diese Krankheit und die daraus folgenden Beeinträchtigungen für das Kind zu sensibilisieren und sie auf die Thematik der Epilepsie aufmerksam zu machen. Anhand relevanter Literatur und der Auswertung einer Online-Umfrage über Epilepsie, durchgeführt bei Schulischen Heilpädagogen in den Kantonen Zürich, St. Gallen, Appenzell Inner- und Ausserrhoden, werden die theoretischen Erkenntnisse mit denen der Forschung verglichen und in Form von Leitsätzen zusammengefasst. Im Fazit werden die aus der Diskussion gewonnen Erkenntnisse als Zielformulierungen für die zukünftige Integration von Kindern mit Epilepsie dargelegt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.9, Epilepsie und Schule: In diesem Kapitel werden die beiden Begriffe Epilepsie und schulische Integration in Zusammenhang gebracht und deren Wechselwirkungen aufgezeigt. In die Schule zu gehen, zu lernen und Freundschaften zu schließen, sollte jedes Kind mit positiven Gefühlen erfüllen. Die im Unterricht gestellten Anforderungen sollten mit Neugier, angst- und stressfrei bewältigt werden können. Die Zusammenarbeit mit den Mitschülern und der Lehrperson sollte von Toleranz, Respekt und Vertrauen geprägt sein. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit soll mit Freude erlebt werden und über Wünsche, Anliegen und Probleme gesprochen werden. Die Schule soll ein Ort sein, wo sich jedes Kind wohlfühlen und frei entfalten kann. So soll jedes Kind die Chance haben, die seinem individuellen Leistungsvermögen entsprechende Schule besuchen zu dürfen, unabhängig davon, ob eine Epilepsie diagnostiziert wurde oder nicht. Aufgrund von Überbehütung in der Familie sowie Unter- oder Überforderung in der Schule werden Kinder mit Epilepsie immer noch ins Abseits gedrängt. Es besteht die Tendenz, Kindern geringere Fähigkeiten zur Selbstkontrolle und Autonomie zuzusprechen. Zudem nehmen Institutionen wie auch Fachleute, die sich dem Integrationsgedanken verpflichtet fühlen, bei epileptischen Kindern heute noch eine andere Haltung ein. Eine Umfrage hat gezeigt, dass eine große Hilflosigkeit und Unkenntnis bei der Krankheit Epilepsie besteht (Puckhaber, 2006, S. 116ff). Die meisten Pädagogen machten zusätzlich keine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Epilepsien und der Individualität der einzelnen Kinder. Lieber werden diese Kinder ausgegliedert, als dass der Versuch einer besseren pädagogischen Betreuung der Kinder oder eine verbesserte Fachausbildung der Lehrer angestrebt wird (ebd.). Gemeinsames Aufwachsen von behinderten und nicht behinderten Kindern sollte keine Ausnahme bleiben, sondern zu einer Selbstverständlichkeit werden. Gemeinsames Lernen von Kindern mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen bietet für alle Beteiligten vielfältige Erfahrungsmöglichkeiten. So lernen sie bei Begegnungen und in der Zusammenarbeit mit Menschen mit Handicap, eigene Stärken und Schwächen kennen und damit konstruktiv umzugehen. Mit einer solchen Schule beginnt das normale Leben eines Kindes mit Epilepsie und ist nicht der Anfang einer lebenslangen Isolation. Die Schule hat dem Kind und der Gesellschaft gegenüber eine Verpflichtung und trägt einen Teil der Verantwortung für seine Entwicklungsmöglichkeiten. ‘Neben der Familie ist die Schule diejenige Institution, der die gesellschaftliche Aufgabe übertragen wurde, für den Heranwachsenden auf immer längeren Lebensabschnitten adäquate Entwicklungsbedingungen planmäßig bereitzustellen’ (Oerter Montada, 1987, zit. in Kassebrock, 1990, S. 12). Zu Recht sind Kinder mit Epilepsie somit in allen Schulformen anzutreffen, denn die weitaus meisten Kinder mit Epilepsie sind normal intelligent und können wie jedes andere Kind die Schule besuchen, die ihrer Begabung entspricht. Die individuelle Begabung eines Kindes ist nicht abhängig von der Epilepsie. Sie unterscheiden sich in ihren Leistung und ihrem Verhalten nicht von ihren Mitschülern. Jedoch können Anfälle und Medikamente die Lern- und Leistungsfähigkeit, aber auch ihre Verhaltensweisen vorübergehend beeinträchtigen: Dies trifft bei ca. einem Drittel der Kinder zu, beschreiben SVEEK (1995, S. 40) und Krämer (1998, S. 222) in ihren Ausführungen. Dies kann eine Klassengemeinschaft zusätzlich belasten. Der Besuch einer Sonderschule ist aus ihrer Sicht nur dann erforderlich, wenn eine gleichzeitig geistige oder stark körperliche Behinderung vorliegt. Ist ein normaler Schulbesuch möglich, sollten die Kinder mit Epilepsie auch nicht von gemeinsamen schulischen Aktivitäten außerhalb des Schulzimmers ausgeschlossen werden. Unter Umständen sind beim Schwimmen oder bei anderen sportlichen Tätigkeiten wie Radfahren, Ballspielen, Turnen gelegentlich besondere Maßnahmen notwendig. Unnötige Einschränkungen stärken das oft schon geringe Selbstvertrauen von Kindern mit Epilepsie nicht (Christ et al., 2006). SVEEK (1995, S. 51ff), LEB, (2008, S. 48) und Krämer (1998, S. 221) schließen sich dieser Erkenntnis an. Eine Arbeitsgruppe ‘Heilpädagogik’ der pädagogischen Hochschulen, SKPH, (2006) sieht die Regelschule als Ort für das gemeinsame Lernen aller Kinder. Sie ist sich bewusst, dass die Schüler in einer Regelklasse sich hinsichtlich Entwicklungsstand, Lern- und Leistungsfähigkeit, sozialer und sprachlicher Herkunft oder Verhalten unterscheidet. Die Verschiedenheit der Kinder wird nicht als Problem, sondern als Selbstverständlichkeit angesehen. Die Entwicklung und das Lernen soll durch einen binnendifferenzierten, individualisierten und integrativen Unterricht mit entsprechenden Rahmenbedingungen unterstützt werden. Dies soll als Chance und Ressource des gemeinsamen Lernens genutzt werden (SKPH, 2006).

Über den Autor

Nicole Hofstetter, M.A., wurde 1972 in St. Gallen, Schweiz geboren. Ihr Bachelorstudium der Pädagogik schloss sie 1997 erfolgreich ab. Bereits während ihrer praktischen Tätigkeit als Lehrerin in der Grundschule sammelte die Autorin erste Erfahrungen im Bereich Integrativer Schulischer Förderung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen. Fasziniert von der Tätigkeit der schulischen Heilpädagogen, entschloss sich die Autorin zu dem Studium Master of Arts in Special Needs of Education. Motiviert durch die verschiedenen theoretischen Inputs während des Studiums und vor allem durch die unterschiedlichen praktischen Erfahrungen von schulischer Integration, widmete sich die Autorin der Thematik des vorliegenden Buches.

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