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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 288
Abb.: 89
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Schnelles Wachstum ist gefährlich. Dies gilt nicht nur für Organisationen, die sich auf eine riskante Veränderung ihrer selbst einlassen, sondern auch für Forscher, die einen schwer fassbaren Gegenstand ergründen wollen. Die Aufmerksamkeit bindende Kraft schnellen Wachstums ist nicht nur für Organisationen von Interesse, um sich nach außen als erfolgreich darzustellen, nicht nur für die Politik und die Massenmedien, sondern auch für Forscher, die sich der Träumerei hingeben, etwas Außergewöhnlichem auf der Spur zu sein. Es ist die dramatische Beobachtung eines rasanten Aufstiegs und Falls, die das Interesse hochschlagen lässt und unentwegt nach Lösungen sucht, die Tragödie am Ende zu verhindern. In dem vorliegenden Buch geht es um mehr als einfach nur schnell wachsende Organisationen, es geht um die Vorstellungen von solchen Organisationen, um die Unterscheidungen, die gezogen wurden und werden, um Organisationen solcher Art beobachtbar zu machen. Es geht um den möglichen Wechsel verschiedener Beobachterperspektiven, die damit einhergehende Infragestellung selbstverständlicher Annahmen und letztlich auch um schnelles Organisationswachstum und die damit einhergehenden, beobachtbaren Folgen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel B 1.3.3, Ansatz III: Fremdbeschreibung und interorganisationale Bezüge: Der Forscher folgt hierbei Fremdbeschreibungen, demnach Beschreibungen, die nicht von der Organisation selbst angefertigt wurden, sondern von Beobachtern außerhalb der jeweiligen Organisation. Das schnelle Wachstum wird demnach durch Indikatoren, die von außen gesetzt werden (!), hergestellt (vgl. S. 61). Da bei diesem Ansatz in der Regel mehrere Organisationen miteinander verglichen werden, müssen sehr abstrakte, generalisierbare Indikatoren angesetzt werden. In Frage kommen dazu Messgrößen wie der Umsatz, der Gewinn oder die Anzahl der Mitarbeiter. Die Vergleichsreferenz kann sich entweder auf eine Organisation beziehen, die mit anderen Organisationen verglichen wird, oder aber auch auf Populationen von Organisationen, die mit anderen Populationen von Organisationen verglichen werden (vgl. Fiedler/Welpe/Picot 2010). Mögliche Methoden für eine Identifikation: Methoden für einen Zugang beschränken sich bei diesem Ansatz auf Recherchen im Internet oder diverse andere Quellen. So lassen sich zum Beispiel über verschiedene Rankings Organisationen mit bestimmten Merkmalen ausmachen (ein Überblick liefert Pagell 1997). Wie erwartet werden bei diesen Rankings vordergründig Indikatoren zur Bewertung aufgegriffen, die sich zum einen an gesellschaftliche oder unternehmerische Werte, wie Umsatz oder Größe koppeln lassen und die zum anderen leicht erfassbar sind. Die jeweiligen Indikatoren sowie die dazu gehörigen statistischen Formeln lassen sich üblicherweise auf den jeweiligen Internetseiten finden, wobei bereits einige Autoren auf die Schwächen (Unstimmigkeiten darüber, was wie gemessen werden soll.) solcher Bestimmungen hingewiesen haben (vgl. Hornbostel/Kaube/Kieser/Ziegele 2010). Form/Art des Wachstums: Die Form des jeweils erzeugten Wachstums ist eine durch statistisch nutzbare Indikatoren erzeugte. Je nach Wahl der Indikatoren und des betrachteten Zeitraums wird sich ein anderes Bild ergeben. Das Wachstum bezieht sich im Grunde nur auf die Veränderungsraten der angesetzten Indikatoren und sagt dabei noch nichts darüber aus, wie diese Veränderungen intern wahrgenommen werden. Man hat es demnach mit einem über leicht zugängliche Indikatoren konstruiertem Wachstum zu tun, das für die Organisation selbst nicht unbedingt eine Rolle spielen muss. Allerdings wird hier ein Wachstum entworfen, welches ein hohes Maß an Objektivität vermittelt. Der Forscher folgt damit einer Beschreibung, die Organisationen oder Populationen von Organisationen von außen, anhand statistischer Messgrößen darstellt (Wie verändert sich dieser oder jener Wert, in Abhängigkeit von einem gesetzten Zeitraum und in Bezug zu anderen Organisationen?). Die Tabelle 5 (S. 70) stellt die verschiedenen Möglichkeiten in zusammengefasster Form dar. Variationsmöglichkeiten im Ansatz III: Erkenntnisgewinn, Aufwand und Limitierungen Der Zugang über den Ansatz III zu Organisationen mit einem schnellen Wachstum ist im Gegensatz zu Ansatz I (vgl. S. 64) und II (vgl. S. 66) wenig(er) aufwendig und zeitintensiv. Rankings sind leicht zugänglich und auffindbar. Die im Ranking aufgelisteten Organisationen werden durch statistisch prüfbare Veränderungen messbarer Indikatoren bestimmbar. Diese Beobachtung kann darauf hinweisen, dass man es mit einer Organisation in einem schnellen Wachstum zu tun hat. Dies kann aber nicht einfach vorausgesetzt werden. Das Wachstum vollzieht sich immer nur im Bereich der jeweiligen Indikatoren und dem gesetzten Zeithorizont. Die Entstehung der Rankingliste muss auf ihr Zustandekommen reflektiert werden (Welche Indikatoren? Welcher Zeitraum?). Dies ist besonders dann wichtig, wenn der Forscher vergleichende Aussagen zu anderen Studien treffen will (vgl. Weinzimmer/Nystrom/Freeman 1998). Ob die Organisation sich selbst als im schnellen Wachstum befindlich beschreibt, und welche Implikationen dies mit sich führt, kann dann letztlich nur durch die Selbstbeschreibungen der Organisation herausgefunden werden. Der Forscher muss dann jeweils erst prüfen, ob das von ‚außen‘ festgestellte schnelle Wachstum auch ‚innerhalb‘ der Organisation wahrgenommen wird, und ob dieses als Entscheidungsgrundlage herangezogen wurde. Dabei muss immer mitgedacht werden, dass die Organisation um die Beschreibung des Rankings wissen kann, und dass dieses Wissen die Selbstbeschreibungen der Organisation in Bezug auf ihre Identitätskonstruktion beeinflussbar macht. B 1.3.4, Ansatz IV: Fremdbeschreibung und intraorganisationale Bezüge: Der Zugang über Ansatz IV folgt Fremdbeschreibungen mit intraorganisationalen Bezügen. Dies sind Beschreibungen einer Organisation oder einer Population von Organisationen, die sich in der Zeit anhand bestimmbarer Indikatoren verändert haben. Der Unterschied zu Ansatz III (S. 68 ff.) ist, dass die Organisationen nicht miteinander verglichen werden. Das schnelle Wachstum ergibt sich hier allein aus einer beobachtbaren Veränderung im Vorher und Nachher der Organisation oder der Population von Organisationen. Ein Beispiel dafür, dass ganze Populationen von Organisationen rasch wachsen, lässt sich z. B. in der IT-Branche beobachten (vgl. Kühl 2002a). Mögliche Methoden für eine Identifikation Schnell wachsende Organisationen lassen sich hier durch eine Recherche in den Massenmedien oder Forschungsberichten identifizieren. In den Massenmedien finden sich des Öfteren Berichte über Organisationen, die gerade ein spektakuläres Wachstum durchlaufen (haben). Diese Berichte sind aber mit Vorsicht zu behandeln. Lassen sich bei Rankings noch Indikatoren und statistische Formeln finden, so werden herausragende Phänomene in den Massenmedien meist durch die geschickte Variation von Indikatoren und Zeithorizonten hergestellt (vgl. C 4 Exkurs - Der Blick aus der Ferne, S. 127 ff.). Der Forscher kann sich aber auch an bereits bestehenden Forschungsarbeiten orientieren, um Organisationen in einem schnellen Wachstum zu identifizieren. So können bereits untersuchte Organisationen nochmals untersucht werden, wobei hier geprüft werden muss, ob sich die Organisation selbst als im schnellen Wachstum befindlich beschrieben hat oder nicht, und ob der vergangene Zustand noch der Gegenwart entspricht.

Über den Autor

Dr. Torsten Bergt studierte nach einer Tischlerausbildung Holzingenieurwesen an der HAWK Hildesheim (Abschluss 2004, Dipl. Ing. FH) und Sozial- und Organisationspädagogik an der Universität Hildesheim (Abschluss 2007, M.A.). Im Jahr 2013 wurde er mit summa cum laude zum Dr. phil. promoviert. Er arbeitete als Ingenieur sowie als Dekanatsgeschäftsführer der Universität Hildesheim, an der er zurzeit als Qualitätsmanager tätig ist. Seine Forschungsinteressen kreisen um Aspekte organisationalen Wandels, den Tücken der Führung, dem Entstehen von Innovationen und des Qualitätsmanagements.

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