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Umwelt

Manuel Ecker / Christine Embleton-Hamann

Das Phänomen der Buckelwiesen in den Dolomiten: Verbreitung und mögliche Entstehungstheorien

ISBN: 978-3-95850-627-5

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 184
Abb.: 72
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch untersucht das geomorphologische Phänomen der ‘Buckelwiesen’, die sich aus einem rhythmischen Wechsel von Buckel und Mulden zusammensetzen. Zur Genese dieses Kleinreliefs gibt es vier verschiedene teilweise kontrovers diskutierte Ansätze, von denen sich bisher allerdings keiner durchsetzen konnte. Ein Problem sind auch die wenigen Informationen über die flächenhafte Verbreitung dieses Phänomens. Im Zuge dieser Untersuchungen soll daher durch die Auswertung von Orthophotos die Kartierung der Buckelwiesen in den Südtiroler Dolomiten erfolgen, um einen Überblick über die Verbreitung zu erhalten. Mit Hilfe eines Geländemodells findet eine Erhebung und statistische Auswertung der Lageparameter Flächengröße, Exposition, Seehöhe, Hangneigung und Kalkgehalt zu den gebuckelten Arealen statt, um mögliche Korrelationen zwischen den Parametern zu suchen. Zusätzlich erfolgt eine Beschreibung der Waldgrenzentwicklung seit dem Postglazial sowie die Auswertung der rezenten Waldgrenzen im Untersuchungsgebiet. Dadurch soll die Entstehungstheorie des Windwurfkonzeptes, welches an das Vorhandensein einer rezenten oder ehemaligen Waldbedeckung gekoppelt ist, überprüft und gegebenenfalls falsifiziert werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.4, Verbreitung von Buckelwiesenvorkommen: Bisher wurden Buckelwiesenvorkommen in der Literatur in den Alpen sowie in der Tatra erwähnt. Das Verbreitungsgebiet in den Alpen umfasst vor allem, wie laut KNAUER 1943 angegeben wurde, diluvial vergletscherte Gebiete. EBERS 1951 stellte dabei fest, dass es sich um ein alpines Phänomen handeln muss, da aus dem ehemals vergletscherten norddeutschen Raum und Skandinavien keine Vorkommnisse bekannt sind. Besonders auffällig ist auch, dass die Vorkommen in den Alpen hauptsächlich nur in Gebieten mit kalkhaltigen Gesteinen, nicht jedoch im Kristallin auftreten (ENGELSCHALK 1971). Teilweise wurden in der Literatur auch Buckelwiesen erwähnt, die über karbonatfreiem Substrat vorkommen. Daraus ist laut ENGELSCHALK 1971 der Schluss zu ziehen, dass die Bodenbuckelungen nicht nur auf Kalkmoränen oder -schotter beschränkt sind. Allerdings ist es für ihn doch auch verwunderlich, dass es bisher keine gesicherten Informationen zu Vorkommen über rein kristallinem Untergrund gibt. Abgesehen von den unterschiedlichen petrographischen Ausgangsmaterialien gibt es doch die Gemeinsamkeit, dass eine gewisse Wasserdurchlässigkeit besteht. Ausnahmslos handelt es sich um Lockermaterialien, die von Natur aus, im Vergleich zum Festgestein, eine vertikale Entwässerung und Abtragung von Material entlang von unterirdischen Abzugsbahnen ermöglichen. Ein einzelnes Buckelwiesenvorkommen konnte über anstehendem Gestein, nämlich Hauptdolomit, gefunden werden. Allerdings ist durch die typischen Klüfte dieses Gesteins ebenfalls eine große Wasserdurchlässigkeit gegeben (HAMANN 1985). Zusätzlich stellte STINI 1940 fest, dass die Buckelwiesen an ‘Waldland’ gebunden sein dürften, da er keine Buckelwiesen oberhalb der Waldgrenze auffinden konnte. Allerdings fanden HASERODT 1965 auch Buckelwiesen im Hochkönigmassiv und Hagengebirge, die über den postglazialen Waldgrenzen in einem Höhenbereich von 2200-2400 m liegen. Gleiches gilt auch für HAMANN 1985, die einzelne Areale im Tennengebirge zwischen 2100 und 2300 m, und GOLDBERGER 1950, welcher eine Buckelwiese am Tschirgant, welche ohne Waldbedeckung entstand, vorfand. Ebenfalls ungleichmäßig verteilt sind die Buckelwiesen in Bezug zur Höhenlage. So konnte ENGELSCHALK 1971 für die Buckelwiesen im Bereich des eiszeitlichen Isargletschers durchschnittliche Höhenlagen im Alpenvorland von 600-700 m bzw. im Gebirge von 850-1000 m feststellen. Diese Häufung dürfte auf geomorphologische Umstände wie relativ flache Geländeformen, zurück zu führen sein. In höheren, ebenfalls flachen Regionen konnte er ebenfalls gebuckelte Areale nachweisen, allerdings sind diese dann auf die Almgebiete beschränkt. Aus diesem Grund fallen die oberen Almen- und Buckelwiesengrenzen meist zusammen. Auch im Massiv der Kräuterin gibt es Buckelwiesenareale hauptsächlich in den Gebieten mit Almflächen, die sich dort in einem Höhenbereich von 1200-1400 m befinden (EMBLETON-HAMANN 1999). Mehr Gemeinsamkeiten lassen sich in Bezug auf die Neigungen der Buckelwiesen nachweisen. Laut ENGELSCHALK 1971 gibt es die meisten Areale auf Hängen, die zwischen 5° und 14° geneigt sind. Ab einem Gefälle von etwa 33° kann sich das Kleinrelief nicht mehr ausbilden. Laut den Untersuchungen von HAMANN 1985, die zu ähnlichen Ergebnissen führten, bilden sich gebuckelte Flächen meistens auf Hängen mit Neigungen zwischen 5° und 14° aus. Laut ihren Annahmen wird das Kleinrelief durch Denudationsprozesse zerstört, wenn das Hanggefälle mehr als 30° beträgt. 3.2, Einflussfaktoren auf die Waldgrenze: Die Waldgrenze ist vielen möglichen Einflussfaktoren ausgesetzt, welche die Reproduktion und das Wachstum der Bäume und somit die Höhenlage bestimmen. Nach WIESER u.a. 2007 lassen sich diese Einflussgrößen in biotische und abiotische Faktoren unterteilen, teilweise überschneiden sich diese Faktoren aber auch. Zusätzlich darf auch der anthropogene Einfluss nicht unerwähnt bleiben, da gerade seit der menschlichen Besiedelung der Gebirge die Waldgrenze stärkeren Schwankungen unterlag. 3.4, Biotische Einflussgrößen: 3.4.1, Einfluss der Fauna auf die Waldgrenze: Obwohl Tiere ebenfalls auf einer eher lokalen Ebene Einfluss auf die Höhe der Waldgrenze ausüben, wurde dies von vielen Autoren lange nicht berücksichtigt. Durch Rinder- und Schaftierhaltung wurden beispielsweise in vielen Teilen der Erde die Baumgrenzen negativ beeinflusst. Aber auch die Effekte von wild lebenden Tieren wie Vögeln, Huftieren oder Insekten sind nicht zu unterschätzen. Deren Einflüsse auf die Bäume reichen vom Verbiss, über die Samenverbreitung, Fraß von Samenkörnern und das Zertrampeln von Pflanzen bis zur Durchwühlung des Bodens und der Sedimente. Der Einfluss von Pflanzen fressenden Insekten beschränkt sich dagegen hauptsächlich auf das Abfressen von Blättern. Murmeltiere, Wühlmäuse und andere in Bodenbauten lebende Tiere können Schäden an Pflanzenwurzeln und Sprösslingen hervorrufen, aber auch mineralstoffhaltige Erden an die Oberfläche befördern, auf denen Samenkörner besser gedeihen können. Eine hohe Schneebedeckung kann außerdem die Bäume vor Verbiss-Schäden durch Huftiere schützen. (HOLTMEIER 2009). Von besonderer Bedeutung für die Verbreitung von Samenkörnern an der Baumgrenze ist der Tannenhäher, vor allem für die Zirbe, welche in den Südtiroler Dolomiten oft die Baumgrenze bildet. Dieser Vogel reißt die Zapfen von den Bäumen ab und versteckt sie in Moospolstern, zwischen Baumwurzeln und anderen Standorten. Dabei versteckt er meist mehr Zapfen in einem größeren Umkreis, teilweise auch über der Baumgrenze, als er zum Überleben benötigt, woraus dann neue Bäume gedeihen können. Dadurch trägt der Vogel einen wichtigen Schritt zur Verjüngung und Ausbreitung der Zirbenwälder an der Waldgrenze bei (HOLTMEIER 1967, 2009 und TRANQUILLINI 1979). 3.4.2, Anthropogener Einfluss: In vielen Teilen der Erde hat die Menschheit einen entscheidenden Einfluss auf die Herabsenkung der Waldgrenzen ausgeübt. Verändert wurden nicht nur die Höhenlagen der Waldgrenzen, sondern auch deren Zusammensetzung und Verteilung. Bevor der menschliche Einfluss eingesetzt hat, bedeckten die Wälder, abgesehen von Lawinen-, Steinschlagbahnen oder anderen Gefahrenbereichen, die Gebirgshänge bis zur klimatisch möglichen Waldgrenze. Durch die menschlichen Eingriffe wurde die Waldgrenze um etwa 150 bis 300 m unter den postglazialen Level der klimatisch möglichen Grenze gedrückt (HOLTMEIER 2009). In vielen Teilen der europäischen Alpen begann der anthropogene Einfluss durch landwirtschaftliche Nutzungen, Weidewirtschaft und Brandrodungen vor etwa 4500 Jahren (vor 7000 Jahren nach WIESER u.a. 2007). Vor allem weniger steile, leicht zu erreichende Hänge wurden teilweise komplett entwaldet. Die Bäume hielten sich dort teilweise nur auf steilen Hängen oder auf Bändern in Felswänden, wo sie nicht erreicht werden konnten. Zusätzlich wurde das Holz als Brennstoff beim Erz- oder Salzabbau benötigt (HOLTMEIER 2009). Die meisten subalpinen Wälder überalterten schließlich, da die Jungbäume entweder von den Tieren zertrampelt oder gefressen wurden. Durch Brandrodungen wurden vor allem Zirbenbestände deutlich dezimiert, da die Rinden dieser Bäume, im Gegensatz zu den Lärchen, keinen Schutz gegen die Feuer bieten konnten. Als Resultat breiteten sich in den baumfrei gewordenen Gebieten in den Dolomiten Latschen und Grünerlen aus (HOLTMEIER 2009). Durch die Weidewirtschaft wurden die Böden verdichtet und aufgerissen, wodurch es zu höherem Oberflächenwasserabfluss und Erosion kam. Das Nährstoffangebot nahm auch ab und resultierte in schwierigeren Lebensbedingungen für die keimenden Jungbäume (WIESER u. a. 2007). Die Entwaldung führte auch zu einer Verschärfung der Standortfaktoren für eventuell wieder keimende Jungbäume, da nun Strahlung und Windstärken durch den fehlenden Schutz durch die Bäume zunahmen. Die Bodentemperaturen und Flüchtigkeiten veränderten sich ebenso wie die Dauer der Schneebedeckung. Gleichzeitig kam es auch zu vermehrtem Schneegleiten und Bodenerosion, da nun die schützende Pflanzenschicht und deren Wurzeln fehlten (HOLTMEIER 2009). 3.4.3, Klimatische Veränderungen: Bei klimatischen Veränderungen dauert es sehr lange, bis die Baumgrenzen darauf reagieren. Dies liegt in der langen Lebensdauer beziehungsweise im langsamen Wachstum von Bäumen im subalpinen Bereich. Die aktuelle Höhenlage, Aussehen und Alter der Bäume an der Waldgrenze hängt daher eher von den vergangenen als den aktuellen Klimazuständen ab (HOLTMEIER 2009). Heutzutage lässt sich in den Dolomiten ein Höherklettern der Vegetationsstufen nachweisen. So konnte anhand einer Studie eine Zunahme der Vegetation auf hohen Gipfeln mit Höhen um 2700-2800 m um 10%, auf niedrigen Gipfeln mit Höhen um 2200-2400 m um nur etwa 1-3% nachgewiesen werden. Ein Gipfel wies auf einer Höhe von etwa 2700 m sogar erste Bestände von Lärchen auf, wobei allerdings abgewartet werden muss, ob die Bäume die nächsten Winter überleben werden. Insgesamt kann in den nächsten Jahrzehnten mit einem Höherklettern der Waldgrenze gerechnet werden (UNIVERSITÄT INNSBRUCK, 2009).

Über den Autor

Manuel Ecker wurde 1982 in Wels in Österreich geboren. Nach der Absolvierung der Matura am Bundesoberstufenrealgymnasium mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt in Grieskirchen, studierte er an der Universität Wien Theoretische und Angewandte Geographie mit dem Schwerpunkt Angewandte Geomorphologie. Der Autor schloss das Studium erfolgreich mit einem Magister der Naturwissenschaften ab. Bereits während des Studiums konnte er durch die Absolvierung verschiedener Praktika am Bundesforschungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft sowie bei der Geologischen Bundesanstalt umfangreiche Erfahrungen in der Geomorphologie sammeln. Der Autor entwickelte außerdem schon in seiner Jugend, aufgrund häufiger Wanderungen durch die verkarsteten Gebiete des südlichen Oberösterreichs und diverser Aufenthalte in den Dolomiten, ein großes Interesse für die unterschiedlichen Karstformationen. Auf diversen Exkursionen während seiner Studienzeit in die Karstgebiete der Nord- und Südalpen lernte er das geomorphologische Phänomen der Buckelwiesen kennen und entwickelte dabei ein großes Interesse an dieser Thematik.

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