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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Lassen sich Phrasen bzw. ganze Sätze in Wörter einbetten? Dieser Frage widmet sich die vorliegende Studie über Phrasenkomposita des Deutschen. Gemeint sind damit Zusammensetzungen, die im Bestimmungsglied phrasale Elemente enthalten und uns in Belletristik und Tagespresse – oder allgemein in unserem sprachlichen Umfeld –mit einer gefühlten Häufigkeit (Elke Donalies) begegnen. Nach einem einführenden Teil zum morphologischen Verfahren der Komposition liefert der Autor in einer morphosyntaktischen Analyse Evidenz für die Annahme, dass die Bestimmungsglieder solcher Zusammensetzungen Phrasen im syntaktischen Sinne darstellen. Dies kann durch den anschließenden empirischen Teil bestätigt werden: In einer breit angelegten Korpusstudie, die 1.441 Phrasenkomposita untersucht, wird aufgezeigt, wie die vorkommenden Erstgliedphrasen im Rahmen der Generativen Grammatik beschrieben werden können. Hilfsmittel ist dabei die zuvor entwickelte Erstgliedphrasenbedingung (EPB), mit der Phrasenkomposita exakt definiert und gegenüber anderen Wortbildungstypen abgegrenzt werden können. Der theoretische Teil behandelt die Analyse von Phrasenkomposita in linearen, syntaktischen und gemischten Modellen der Grammatik.

Leseprobe

Textprobe: 3.2.1 Die Vorläufer Trotz der Klassifikation der Phrasenkomposition als ein rezentes Phänomen im Bereich der Wortbildung, wird stellenweise darauf verwiesen, dass der Wortbildungstyp schon seit geraumer Zeit etabliert sei (vgl. Schmidt 2000:151, Meibauer 2003:153). So erwähnt Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) in seinen Grammatischen Gesprächen (1794) bereits Formen wie Heiligerömischereichdeutschernationsperioden, die sich als Phrasenkompositionen betrachten lassen (vgl. Lawrenz 2006:6). Ende des 19. Jhs. führt Behaghel (1917:262) aus: Es kommt auch vor, daß Wörter nur für diesen besondern Zweck, nur um das erste Glied einer Zusammensetzung zu bilden, zusammengefaßt werden. In dieser Weise erscheinen namentlich Verbindungen von Beiwort und Hauptwort oder von Zahlwort und Hauptwort: A l t w e i b e r g e s c h w ä t z, L i e b f r a u e n m i l c h, D u m m e j u n g e n s t r e i c h, A r m e l e u t e g e r u c h [...], A r m e s ü n - d e r m i e n e, S a u r e g u r k e n z e i t Z e h n m a r k s t ü c k, T a u s e n d - g u l d e n k r a u t. Hierher gehört auch der B a u m w o l l e n e - S t r u m p f – w a r e n h ä n d l e r und die R e i t e n d e - A r t i l l e r i e - K a s e r n e, die also streng genommen gar nicht so töricht sind, wie sie gewöhnlich aufgefaßt werden. Das Gros der Bildungen, die von Behaghel aufgeführt werden, sind zweifelsohne als Phrasenkomposita zu charakterisieren, wobei drei Punkte besonders hervorstechen: Erstens scheint für das angesprochene Phänomen noch kein gängiger Terminus vorhanden zu sein, was durch die komplexe Umschreibung am Anfang des Zitates evident wird. Tatsächlich ist der Begriff Phrasenkompositum, wie er heute in der Forschung benutzt wird, erst relativ spät von Sears (1972) zunächst für das Englische geprägt worden. Die Bezeichnung phrasal compound setzte sich alsbald auch in ihrer deutschen Entsprechung durch, obwohl gerade im deutschsprachigen Raum mit den Wendungen Satzkomposita (Hermann Paul) und Composition ganzer redensarten (Jacob Grimm) diverse Alternativen im Umlauf waren (vgl. Brogyanyi 1979:159, 164). Zweitens verdeutlicht der obige Textausschnitt aufgrund der am Ende geäußerten Beobachtung, Phrasenkomposita seien nicht so töricht [...], wie sie gewöhnlich aufgefaßt werden , ein Stück zeitgenössische Sprachkritik, die wahrscheinlich auf die schon damals ausgeprägte stilistische Markiertheit solcher Zusammensetzungen zurückzuführen ist. Dieser Punkt könnte als Indiz für den expressiven Charakter von Phrasenkomposita gedeutet werden. Behaghels Kommentar könnte sich auch auf die verschiedenen Lesarten, besonders des Lexems Reitende-Artillerie-Kaserne beziehen. Drittens demonstriert die bloße Auflistung der Bildungen eine – sieht man von Behaghels abschließendem Urteil einmal ab – rein deskriptive Herangehensweise, welche darauf verzichtet, die Beobachtungen in einen theoretischen Rahmen einzupassen. Dies sollte sich erst in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ändern, als Produkte der Phrasenkomposition zum Gegenstand grammatiktheoretischer Überlegungen wurden. Es ist Rochelle Liebers Verdienst, unter Verweis auf die Produktivität der Phrasenkomposition darauf hingewiesen zu haben, dass Phrasenkomposita von großem theoretischen Interesse sind (Meibauer 2003:185). 3.2.2 Behandlung in der modernen Theoriebildung In der Sekundärliteratur haben sich seitdem drei Ansätze herausgebildet, die das Phänomen Phrasenkomposition mit je unterschiedlichen theoretischen Prämissen behandeln. In Anlehnung an die in Borer (1998) dargelegte Taxonomie kann man zwischen syntaktischen, linearen und gemischten Modellen differenzieren. Sie alle bemühen sich um eine Klärung der Frage, wie das adäquate Verhältnis von Morphologie und Syntax zu beschreiben sei. Welche Annahmen den drei Modellen dabei zugrundeliegen, soll in Teil IV detaillierter dargestellt werden. Für den Moment genügt es, die geleisteten Forschungsarbeiten einem der Modelle zuzuordnen. Die bereits erwähnte Rochelle Lieber verfolgt in Lieber (1988) und Lieber (1992) einen syntaktischen Ansatz, welcher qua Modifikation des X bar-Schemas die Generierung von Wortstrukturen innerhalb des Syntaxmoduls ermöglichen soll. Eine besondere Rolle fällt Phrasenkomposita dabei insofern zu, als dass sie als Evidenz für den Schritt herbeigezogen werden, Morphologie bzw. Wortbildung sowie Syntax in einem übergreifenden Grammatikmodul zu vereinen. Kritiken am Lieber’schen Ansatz finden sich u. a. in Bresnan und Mchombo (1995), Borer (1998), Meibauer (2003), Lawrenz (2006:129.) und Trips (2012a) bzw. Trips (2012b). Aktuelle Überlegungen zu einer syntaktischen Analyse von Phrasenkomposita liegen mit Sato (2008) sowie Harley (2009) vor. Hier wird das Phänomen u. a. mithilfe des Multiple Spell-Out, wie er im rezenten Minimalismus formuliert wird, zu erfassen versucht Als explizite Antwort auf den syntaktischen Ansatz im Lieber’schen Sinne lässt sich Wiese (1996) nennen. Seine Zitatanalyse deklariert die Erstglieder in Phrasenkomposita durchweg als Zitate, welche der lexikalischen Kategorie N angehören. Damit kann Phrasenkomposition im Rahmen regulärer N+N-Komposition behandelt werden, wodurch lexikalistische Postulate des linearen Ansatzes unaffiziert bleiben. Kritisch betrachtet wird diese Herangehensweise u. a. in Meibauer (2003) und Hein (2008:56–58). Zur Familie der gemischten Ansätze lässt sich die Analyse in Meibauer (2003) zählen: Hier wird Phrasenkomposition auf Basis von Ackema und Neeleman (2004) als ein Prozess modelliert, bei dem Morphologie/Wortbildung und Syntax interagieren. Auf ähnliche Weise verfährt auch Lawrenz (2006:138), die ein Modell entwirft, in dem der lexikalischen Komponente zur Generierung von Wortstrukturen auch maximale Phrasen zur Verfügung stehen, die zuvor innerhalb des Syntaxmoduls aufgebaut worden sind. Die hier knapp vorgestellten syntaktischen, linearen und gemischten Ansätze sollen in Teil IV ausführlicher diskutiert werden. Da sie allesamt von der Debatte beeinflusst sind, wie das Verhältnis von Morphologie/Wortbildung und Syntax auf adäquate Weise zu gestalten sei, scheint es darüber hinaus lohnenswert, auf rezente Veröffentlichungen wie Meibauer (2007), Trips (2012a) und Trips (2012b) aufmerksam zu machen, welche die semantischen und pragmatischen Eigenschaften von Phrasenkomposita betonen. Die beiden letztgenannten Beiträge, die sich mit phrasalen Zusammensetzungen des Englischen beschäftigen, sind gerade in Bezug auf ihre korpuslinguistische Methodik von besonderem Interesse. Auch Baché (2012) führt in seiner Arbeit eine Korpusabfrage durch. Mit Meibauer (2007) liegt zudem eine experimentelle Untersuchung von Phrasenkomposita vor. Mit der geplanten Veröffentlichung von Katrin Heins Dissertationsprojekt Phrasenkomposita im Deutschen – empirische Untersuchung und konstruktionsgrammatische Modellierung wird alsbald auch eine Arbeit hinzukommen, die den Wortbildungstyp aus einer neuen theoretischen Perspektive beleuchtet, was als eine interessante Ergänzung zur bisher vorherrschenden generativistischen Herangehensweise gesehen werden kann(Hein private Mitteilung). 3.3 Eine sprachübergreifende Betrachtung Mit einem knappen Blick ‚über den Tellerrand‘ des Deutschen soll Teil II der vorliegenden Untersuchung nun abgeschlossen werden. Thematisieren die soeben erwähnten Untersuchungen überwiegend Phrasenkomposita des synchronen Englischen und Deutschen, so darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Phrasenkomposition auch in der Diachronie, d. h. in früheren Stufen der Sprachgeschichte, schon als Wortbildungstyp zur Verfügung stand und auch in weiteren germanischen Sprachen nachzuweisen ist. Bezüglich des diachronen Aspekts macht Sears (1972:79f.) auf Formen wie the to-and-froconflicting waves oder my too-much-changed son aufmerksam, die von William Shakespearegeprägt wurden. Beide Lexeme lassen sich aus heutiger Sicht als Phrasenkomposita identifizieren. Zunächst sollen Phrasenkomposita des Niederländischen und Afrikaans in den Blickgefasst werden, danach mit dem Französischen und Italienischen Vertreter des romanischen Sprachzweigs. Gerade hier bedarf es einer genaueren Untersuchung, denn ob die romanischen Sprachen analog zu den germanischen die Möglichkeit der Phrasenkomposition zulassen, ist fraglich. 3.3.1 ‚Angst vor Eis mit Schlagsahne‘: Phrasenkomposita im Niederländischen und Afrikaans Als germanische Sprachen sind neben Deutsch und Englisch das Niederländische (Ackemaund Neeleman 2004:122., Sato 2008:8-11) und das daraus entstandene Afrikaans (Savini 1983) untersucht worden. Einschlägige Beispielkomposita sind (21) sowie (22) zu entnehmen: (21) Phrasenkomposita im Niederländischen (aus Ackema und Neeleman 2004:124,Glossierungen durch den Autor, HJP)a. waarom leven wij? Probleem (wörtl. ‚Warum-leben-wir-Problem‘), b. donkere bomen bos (wörtl. ‚Dunkle-Bäume-Wald‘), c. ijs met slagroom fobie (wörtl. ‚Eis-mit-Schlagsahne-Phobie‘). (22) Phrasenkomposita im Afrikaans (aus Savini 1983:38f., Glossierungen siehe oben) a. God-is-dood-theologie (wörtl. ‚Gott-ist-tot-Theologie‘), b. laat in die aand drankie (wörtl. ‚Spät-am-Abend-Drink‘), c. uit die bottel drink alkoholis (wörtl. ‚Aus-der-Flasche-trinken-Alkoholiker/ Aus-der-Flasche-trink-Alkoholiker‘). Wie der Blick auf die Beispiele zeigt, werden sowohl im Niederländischen als auch Afrikaans verschiedene Phrasenarten im Vorderglied lizenziert. Dies ist anhand der einführenden Beispiele (siehe Einleitung) auch schon für das Deutsche festgestellt worden. In (21-a) befindet sich in Erstgliedposition ein Fragesatz mit Wh-Element im Spezifizierer der CP. Sogar das für Interrogativsätze obligatorische Fragezeichen als graphematische Markierung bleibt in der Kompositionsstruktur erhalten. Die Vordergliedkonfiguration in (21-b) gleicht dahingegen der bereits in Kapitel 2.1.4 für das Deutsche betrachtete Adjektiv-Nomen-Sequenz, denn auch hier kongruieren beide Elemente miteinander. (21-c) exemplifiziert in der Erstkonstituente eine Expansion des Kopfnomens ijs durch eine postponierte PP. Das in (22-a) aufgeführte Phrasenkompositum aus dem Afrikaans, welches über einen Kopulasatz mit prädikativem Adjektiv im Vorderglied verfügt, ist in übersetzter Form auch für das Deutsche nachgewiesen worden (vgl. dazu Abschnitt 2.1.3).Dagegen illustriert (22-b) einen Phrasentyp, der bisher im Rahmen der vorliegenden Studie noch nicht angesprochen wurde mit laat in die aand handelt es sich um eine Adverbialphrase (AdvP) im Erstglied. In (22-c) wird das Bestimmungsglied durch eine VP besetzt, wobei anzumerken ist, dass in der deutschen Übersetzung Akzeptabilitätsschwankungen auftreten können, die sich danach richten, ob die VP mit einer vollen Infinitivform trinken oder dem Inflektiv trink gebildet wird. 3.3.2 Phrasenkomposita in den romanischen Sprachen? Laut Schmidt (2000:144) sind Phrasenkomposita des Weiteren im Französischen, was zum romanischen Sprachzweig gehört, formbar. Er kommt zu dem Schluss, dass hiernachgestellte Bestimmungsglieder aufgrund der Wortstellung häufiger vorkommen alsim Deutschen. Dies kann mittels folgender Bildung verdeutlicht werden, die der Autor heranzieht: (23) dans le tiroir homme-politique-homosexuel-de-notori´et´e-publique-et-accept´e-parses-concitoyens d´etenait-elle un article unique: Andr´e Labarr`ere, maire de Pau. Wie man (23) entnehmen kann, wird das Nomen tiroir ‚Schublade‘ durch das nachgestellte Zitat näher bestimmt. Als deutsche Übersetzung von (23) bietet es sich an, die Reihenfolgezwischen Modifikator und Kopf des Kompositums zu vertauschen, sodass man eine Entsprechung mit komplexer Vorderglied-NP erhält: in der ?Öentlich-bekannter-und-vonseinen-Mitbürgern-anerkannter-homosexueller-Politiker -Schublade […]. Ob eine derartige Transformation der französischen Vorlage im Zuge der Übersetzung ins Deutsche jedoch zulässig ist, hängt von den Urteilen der Sprechergemeinschaft ab. Aus diesem Grund soll das aus der Übersetzung hervorgehende Phrasenkompositum mit einem Fragezeichenversehen werden, denn es bietet sich eine Alternative, die weniger komplex und dadurch auf Verarbeitungsseite geeigneter sein dürfte. Die Äußerung in (23) kann nämlich auch ganz analog zur französischen Struktur nachgeahmt werden, wenn man das in Anführungsstriche gesetzte Zitat sozusagen als ‚Etikett‘ der ‚Schublade‘ versteht. Hier wäre dann nicht mehr von einem Phrasenkompositum zu sprechen, weil nicht eindeutig entschieden werden kann, ob das Zitat tatsächlich zur Kompositionsstruktur zu zählen ist und auf diese Weise den Kopf modifiziert. Daher bleibt es fraglich, inwiefern (23) als Beispiel eines Phrasenkompositums fungieren kann, wenn doch die soeben illustrierte Alternative plausibler scheint. Auch Baché (2012:149–152) kommt bei der Übersetzung deutscher Phrasenkomposita ins Französische zu dem Schluss, dass nur für einen kleinen Teil der von ihm diskutierten Beispiele französische Entsprechungen konstruiert werden können. Zusätzliche Anhaltspunkte gegen echte Phrasenkomposition lassen sich mit Blick auf eine weitere Romania, dem Italienischen, gewinnen. Hier existieren Formen, die primafacie wie phrasale Zusammensetzungen wirken: (24) Vermeintliche Phrasenkomposita im Italienischen (aus Gaeta 2006:68, Glossierungen siehe oben) a. due ragazze tutte casa e chiesa (wörtl. ‚zwei Haus-und-Kirche-Mädchen‘), b. il metodo porta a porta (wörtl. ‚die Tür-zu-Tür-Methode‘), c. tutte proposte usa e getta (wörtl. ‚alle Use-and-waste-Versprechen‘). Analysiert man die modifizierenden Wendungen in (24) als Phrasen, so müsste man annehmen, dass in (24-a) das Substantiv ragazze durch eine koordinierte NP bestimmt wird. Auch in (24-c) liegt eine Koordination vor, allerdings sind es hier zwei Verben im Imperativ, die miteinander verbunden werden. Das Beispiel (24-b) zeigt eine Modifikation des Kopfnomens durch eine NP, die selbst ein Modifikationsschema enthält, bei dem das Substantiv mittels einer PP expandiert wird. Auffällig ist, dass Gaetas Auswahl an Lexemen keine Phrasenkomposita mit komplexen CPs als Bestimmungsglied einschließt, was die generelle Frage aufwirft, inwiefern derartige Formen im Italienischen möglichsind. In der Tat scheinen die Bildungen in (24) auf andere Weise zu funktionieren: Ist für das Deutsche in Abschnitt 3.1 die generelle Möglichkeit von ad hoc formulierten Phrasenkomposita herausgestellt worden, so werden in Bezug auf das Italienische einige Restriktionen angenommen. Für Gaeta (2006:76f.) handelt es sich bei den Phrasen in Modifikatorposition um lexikalisierte Einheiten, die er ‚Substantividiome‘ nennt. Ein Indiz, das für den idiomatischen Status dieser Elemente spricht, sei der Umstand, dass die phrasalen Bestimmungsglieder nicht in einen syntaktischen Kontext eingebettet werden können. Ebenso kommt Trias (2010:105) in ihrer Untersuchung der Katalanischen Sprache zu dem Urteil: [P]hrasal compounding in Catalan (probablyRomance in general […])seems to be severely restricted . Dass zumindest das Problem der Einbettung zu vage formuliert ist, zeigen die nachstehenden Äußerungen: (25) a. Ad Halloween i bambini vanno [porta a porta] chiedendo dolcetto o scherzetto. ‚An Halloween gehen die Kinder von Tür zu Tür und verlangen Süßes oderSaures.‘b. I portieri stanno giocando [porta a porta].‚Die Torwärte spielen von Tor zu Tor.‘ Wie man beiden Sätzen entnehmen kann, lässt sich die Wendung porta a porta in einen syntaktischen Kontext als adverbiale Bestimmung integrieren.

Über den Autor

Hans-Joachim Particke, M.A., wurde 1989 in Northeim geboren. Sein Studium der Linguistik und Deutschen Philologie an der Georg-August-Universität Göttingen schloss er 2015 mit dem akademischen Grad des Master of Arts erfolgreich ab. Seitdem ist er als wissenschaftliche Hilfskraft bei der Neubearbeitung des Deutschen Wörterbuchs von Jacob und Wilhelm Grimm in Göttingen tätig. Zudem arbeitet der Autor seit 2013 als Hilfslehrer für das Fach Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Zu seinen breit gefächerten Forschungsinteressen gehören Morphologie und Wortbildung, Syntaxtheorie, Korpuslinguistik, Lexikologie sowie lexikalische Semantik.

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