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Kunst & Kultur

Volker Kinkel

Schreiben als Prozess: Von der Idee bis zum fertigen Text

Eine Studie der Voraussetzungen, Methoden und Ergebnisse

ISBN: 978-3-8366-8485-9

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 01.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Buch befasst sich mit der Entstehung von Texten. Kinkel beschreibt darin den Einfluss von Tradition und Überlieferung auf den Autor und untersucht, inwieweit archaische Bausteine aus Mündlichkeit und Schriftlichkeit in Erzählungen wieder auftauchen. Um herauszufinden, wie viel vom Autor selbst in Texten steckt, befasst sich Kinkel mit wichtigen Erkenntnissen der Hirnforschung und untersucht die möglichen Schreibanstöße und ihre Entwicklung. In einem sprachphilosophischen und sprachwissenschaftlichen Exkurs analysiert Kinkel die Materialien des Schreibens, nämlich die Sprache als Bedeutungsträger, die Schrift als deren Symbolträger und die Werkzeuge des Schreibens, wie Stifte oder Computer, und deren Einfluss auf das Schreiben und den Text. Bevor Kinkel dann eine eigene Schreibtheorie entwickelt, erläutert er kurz wichtige Erkenntnisse der empirischen Forschung und befasst sich kritisch mit zwei theoretischen Modellen. Anschließend analysiert er den Prozess des Schreibens zunächst anhand der Aussagen verschiedener Schriftsteller. Dabei stellt er fest, dass eine völlige Abgrenzung des Autors von seiner Biographie unmöglich ist. Schreiben ist immer verbunden mit einer Kommunikationsabsicht, entweder sich Selbst oder einem Anderen gegenüber, eine exakte Trennung zwischen Autor und Text ist genauso wenig möglich, wie die zwischen einer gewollten und einer ungewollten Äußerung. Der Autor ‚tauscht‘ sich sozusagen in den Text. Darin liegt dann zugleich das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft zur Zeit des Schreibens verborgen, der Text bildet die Kultur, deren Geschichte, Autobiographisches und den Entstehungsprozess ab. Kinkel ergänzt, erst die Rezeption des Textes vollendet das Werk, wenn der Leser als Mitautor sich sozusagen in den Text mit einschreibt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.3, Autorschaft: Urheber oder Vermittler: Sobald der Akt des Schreibens seine Spuren hinterläßt, beginnt die Frage nach der Autorschaft. Was bedeutet Autorschaft und welche Funktion in bezug auf den Text ist ihr immanent? Ist sie individuell oder durch die Bedingungen des kulturellen Umfeldes kollektiv, basiert sie auf einer göttlichen oder einer eigenen schöpferischen Kraft? Etymologisch ergeben sich mehrere Bedeutungsfelder des Begriffs Autor: Seit dem 15. Jh. ist zunächst das lateinische Fremdwort Auctor bezeugt, dessen Wortstamm mehren/fördern bedeutet. Im 16. Jh. dann tritt auch der Begriff des autorisierens (ermächtigen/bevollmächtigen) aus dem mittellateinischen hinzu, schließlich sind die Begriffe autoritär (französischer Herkunft: unbedingten Gehorsam fordernd) und Autorität (lateinisch: Ansehen/maßgebliche Persönlichkeit) eng damit verbunden. Entwicklungsgeschichtlich betrachtet wandelt sich die Sichtweise der Zuschreibung von Verantwortlichkeit: Platon argumentiert, dass Gott durch den Dichter spricht, sich seiner als willenloses Werkzeug bedient. Aristoteles sah in seinem Mimesis-Konzept den Dichter als Nachahmer der Wirklichkeit, und Ovid erhob darüber hinaus die Aktivierung des Traditionsbezugs [..] zum künstlerischen Postulat . So setzt an diesem Punkt der Gedanke einer ‚Auktorialität‘ ein, der Dichter wird zur Instanz, durch die sich die Wirklichkeit gebrochen darstellt. Die Schöpfung geht dieser Beschreibung allerdings voraus, so ist das Geschriebene überlieferte Offenbarung, und bis weit über das Mittelalter hinaus ist der Autor nicht Urheber, sondern Gewährsmann der Wahrheit des Überlieferten . Dieses Zeugnis der Verantwortlichkeit ist ein typisches Phänomen der Schriftlichkeit, im Gegensatz zur körperlichen Existenz der gesprochenen Sprache bedarf die Anonymität des Textes der Bestätigung ihres Wahrheitsgehalts durch eine ‚Autorität‘. Den Gedanken einer eigenen Schöpferkraft, einer gestalterischen Ausdrucksfreiheit entwickelte erst die Genieästhetik im 18. Jh., wenn auch die sprachliche Realisation sich erst in der Moderne letztlich verwirklicht hat, wenn die Worte nicht mehr umgewälzt werden, sondern die Schrift ihr eigenes Medium geworden ist.

Über den Autor

Volker Kinkel (Jahrgang 1970) arbeitet als Hörfunkredakteur beim Hessischen Rundfunk und als Dozent für Rundfunkjournalismus. Er schloss sein Studium der Germanistik, Politik- und Musikwissenschaften an der Universität zu Köln mit einem Magister Artium ab. Parallel dazu absolvierte er noch ein Grundstudium der Volkswirtschaft sozialwissenschaftlicher Richtung und professionalisierte die Öffentlichkeitsarbeit verschiedener Verbände und Organisationen sowie eines mittelständischen Unternehmens. Bei seiner Arbeit befasst er sich immer wieder mit Texten und deren Entstehung, insbesondere den Unterschieden des Schreibens fürs Hören und des Schreibens fürs Lesen.

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