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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 08.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Zeit für Journalismus. Unter diesem Motto schlossen sich im Mai 2014 mehrere erfahrene deutsche Print- und Online-Journalisten zusammen. Sie gründeten ein Online-Magazin, das seither – unabhängig und werbefrei – in Reportagen, Recherchen, Porträts und Erklärstücken umfassende Hintergrundberichte zu aktuellen und zeitlosen Themen bietet. Gemeinsam wollen sie die Geschichten hinter den Nachrichten erzählen. Gemeinsam sind sie Krautreporter. Autoren und Leser vereinen sich dabei zu einer Community. Sie befinden sich in ständigem Dialog über das Magazin, das ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und ein Genossenschaftsmodell finanziert wird. Bis heute steht das Startup vor der Herausforderung, den großen Erwartungen gerecht zu werden. Kann es einen konkurrenzfähigen Online-Journalismus mit innovativen Inhalten und Formaten überhaupt bieten? In Experteninterviews und einer SWOT-Analyse werden Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken der Methode Krautreporter analysiert. Am Ende steht die Frage: Lassen sich messbare Erfolgsfaktoren auch auf klassische Online-Medien wie Süddeutsche.de übertragen? Und kann das journalistische Experiment ein Vorbild für die gesamte Branche sein?

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2, Technik 3.0 – Journalistische Formate und Inhalte im digitalen Zeitalter: Wenn zuvor die Rede davon war, dass die Digitalisierung sich in der Entwicklungsphase hin zum Web 3.0 befindet, so gilt dies unvermeidlich auch für den technologischen Bereich. An dieser Stelle allerdings von den Anfängen des Internets berichten zu wollen, wäre ein Unterfangen, das dem Umfang und dem Thema dieser Arbeit nicht gerecht werden kann. Durch die technologische Möglichkeit eines internationalen Netzwerks, des World Wide Web, ist längst zur Realität geworden, was Zukunftsforscher bereits angekündigt hatten: Die Technologie ist zum Alltag der Menschen geworden. Sie schreiben in der U-Bahn ihre E-Mails, spielen an einem langweiligen Nachmittag im Büro Online-Games, skypen in der Mittagspause mit einem Freund in Bangkok und werden an 365 Tagen im Jahr mit Nachrichten versorgt, sei es mit dem neuesten Katzenvideo von Buzzfeed, einer aktuellen Eilmeldung von Spiegel Online oder einer Seite-Drei-Reportage auf Süddeusche.de. Weil sämtliche Angebote im Netz dicht beieinander sind, nimmt die Volatilität der Mediennutzer zu, also deren Bereitschaft, von einem zum anderen Anbieter medialer Inhalte zu wechseln. Und die Zahl derer sinkt beständig, die einen Abend lang ausschließlich fernsehen oder Zeitung lesen . Für die Medien scheint die Frage nach den richtigen Begrifflichkeiten essentiellerer Natur zu sein. So wurde viel über Medienkonvergenz und Social Media berichtet. Das Problem aber ist, dass aufgrund ihrer unklaren Trennschärfe die eigentliche Bedeutung verloren zu gehen scheint. Ein Definitionsversuch ist deshalb zur weiteren Analyse hilfreich. Die technischen Entwicklungen der vergangenen 20 Jahre hängen eng mit dem Gedanken der Multimedialität zusammen, der wiederum ein Resultat der Medienkonvergenz ist, also dem Trend, dass Informations- und Kommunikationskanäle, die bisher strikt voneinander getrennt waren, im Internet zusammenwachsen. Die Grenzen zwischen Print, Online und Mobile emanzipieren sich gegenüber ihren Trägern. Gerade das Smartphone wird in zunehmendem Maß zu einem Trägermedium, das alle bespielten Kanäle der Medienhäuser in sich vereint. Die Art und Weise, wie jemand den Content konsumiert hängt deshalb immer weniger von Ort und Zeit ab, sondern von den individuellen Nutzungsbedürfnissen und -präferenzen. Es scheint für Journalisten problemlos zu funktionieren, das Internet als Dialogmedium zu begreifen und nicht nur als bloße technische Neuerung. Aber weil sich Journalisten jahrzehntelang entweder mit Wort oder mit Ton oder Bild beschäftigten, neigen sie dazu, die Probleme und Paradoxien des Journalismus nicht im Großen und Ganzen zu betrachten, sondern sie aus ihren unterschiedlichen Perspektiven – Presse, Radio oder Fernsehen – heraus zu konterkarieren . Es handelt sich um einen unzureichenden strategischen Schachzug der Medienmanager, den Printinhalt ihrer Produkte einfach auch online zu veröffentlichen, ohne sich der nötigen inhaltlichen und formalen Transformationsprozesse gewahr zu sein. Aus dieser Fehlinterpretation heraus entstehen zwei Nachteile für die Journalisten und Verleger: Sie können erstens die Schnelllebigkeit des Mediums Internet nicht ausreichend erfassen, um auf aktuelle Trends dementsprechend schnell reagieren zu können und zweitens unterschätzen sie die Konkurrenz, die auch außerhalb des eigenen Umfelds, in Form von Bloggern und anderen Online-Publizisten besteht. Dennoch öffnen sich die Verlage zögerlich für neue Herausforderungen. Aufgrund der Flut an technischen Innovationen sah sich der Journalismus gezwungen, sich gar völlig neu zu erfinden. Die Anwendungen des Neuen Netzes erlauben erstmals in der Mediengeschichte das massenhafte gemeinschaftliche Sammeln medialer Inhalte. Außerdem lassen sie eine Praxis partizipatorischer Mediennutzung zu, die nicht selten überraschend effizient und dabei häufig wesentlich demokratischer ist als das, was wir von früheren Medien gewohnt sind . Hier offenbart sich der Unterschied zwischen dem – bald überholten Web 2.0 – und Social Media: Ersteres ist weder rein technologisch noch rein kommunikativ zu verstehen. Im Vergleich zum ersten Entwicklungsstadium des Internets, ist diese zweite Version vielschichtiger und beinhaltet neben technischen und kommunikativen Eigenschaften und Tools auch wirtschaftliche und rechtliche Aspekte. Social Media dagegen definiert sich ausschließlich über den Austausch zwischen Menschen über soziale Netzwerke und Communities. Gablers Wirtschaftslexikon macht den Unterschied noch deutlicher: Das Web 2.0 stellt eine Evolutionsstufe hinsichtlich des Angebotes und der Nutzung des World Wide Web dar, bei der nicht mehr die reine Verbreitung von Informationen bzw. der Produktverkauf durch Websitebetreiber, sondern die Beteiligung der Nutzer am Web und die Generierung weiteren Zusatznutzens im Vordergrund stehen. Social Media wiederum oder Soziale Medien dienen der – häufig profilbasierten – Vernetzung von Benutzern und deren Kommunikation und Kooperation über das Internet. […] Das Web 2.0, das Mitmachweb, ist wesentlich durch soziale Medien geprägt. Der wesentliche Unterschied liegt folglich in der hierarchischen Ordnung beider Begriffe, das Web 2.0 ist ein Hyperonym, von dem Social Media nur einen Teil umfasst. Wenn nun Experten allerdings behaupten, die Konvergenz der Medien habe dazu geführt, dass die klassischen Medien, die jahrzehntelang friedlich koexistierten, heute miteinander konkurrieren , ist das nur zum Teil richtig. Ein friedliches Miteinander ist schließlich nicht das Prinzip einer freien Marktwirtschaft, in der mehrere Anbieter um die Gunst ihres Publikums buhlen müssen. Diese Form des Wettbewerbs ist keinesfalls ein neues Phänomen, sondern eine Tradition, die die Digitalisierung nicht beanspruchen kann hervorgebracht zu haben. Es trifft jedoch zu, dass sich durch den Strukturwandel in der Medienbranche die Grenzen zwischen dem öffentlich-rechtlichen und privaten Sektor dahingehend verschoben haben, dass die audiovisuelle Kommunikation nun auch im Printbereich Einzug gehalten hat und damit die Konkurrenzsituation verschärft wurde. Immer mehr Nachrichten-Websites setzen auf eigenproduzierte audiovisuelle Inhalte, seien es Fotostrecken, Videos oder Podcasts, optional als Livestreams oder On-Demand-Inhalte. Redaktionen wie Süddeutsche.de haben längst eigene Videoressorts und die AutoBild entließ kürzlich etliche Fotografen, weshalb die Redakteure fortan ihre Geschichten selbst bebildern müssen. Der Konkurrenzkampf hat sich aufgrund personeller und finanzieller Ressourcenknappheit und des gestiegenen Zeit- und Produktionsdrucks intensiviert. Er ist zu einem Kampf um Aktualität, Aufmerksamkeit, Glaubwürdigkeit und Transparenz geworden. Der Begriff Multimedialität wird im Zuge dessen vielfach durch den Ausdruck Crossmedia ersetzt, dessen Facetten zu beleuchten eine Dissertation füllen könnte. So beschreibt er allgemein die Übermittlung von Inhalten und Produkten durch ein Zusammenspiel verschiedener Kommunikationskanäle. Konvergenz bedeutet, dass sich Dinge annähern, dass Grenzen verschwimmen. Nichts anderes passiert bei der crossmedialen Produktion von Medien. Konvergenz bezeichnet allerdings das Phänomen, Crossmedia ist die Ausprägung dessen innerhalb journalistisch-handwerklicher Tools. Das beweisen auch die Journalistenschulen: Wo früher Volontäre fast ausschließlich als Radio-, Zeitungs- oder Fernsehjournalist ausgebildet wurden, gehört heute eine crossmediale Ausbildung bereits zum Standard. In Zukunft wird es sicher vonnöten sein, dass Journalisten ihre Geschichte von Anfang bis Ende selbst produzieren, wie schon bei AutoBild der Fall. Es wird technisch möglich sein, einen Videobeitrag auf dem Handy innerhalb kürzester Zeit zu drehen, zu betexten und zu schneiden. Die Anforderungen haben sich mit den technologischen Innovationen zweifelsohne erhöht letztlich ist aber der Umstand, die Entscheidung, ob Interview oder Reportage noch mit der Antwort auf die Frage 'Text, Video oder Audio?' zu verbinden, […] nicht so aberwitzig schwierig, als dass man einen normal begabten Journalisten damit überfordern würde. Crossmedia ist als Arbeitsweise für den (Online-)Journalismus unverzichtbar geworden. Es bedeutet nicht, bereits existierenden Content schlicht zu reproduzieren, sondern ihn für verschiedene Kanäle angemessen und für den Leser ansprechend aufbereiten und gegebenenfalls durch Eigenproduktionen zu ergänzen und zu erweitern. Wie sich diese Definition in den nächsten Jahren entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Begriffe Crossmedia und Online-Journalismus keinesfalls austauschbar. Hinter Letzterem steckt eine Haltung mit gewissen ethischen Richtlinien, die festlegen, wie mit der verschärften Konkurrenzsituation umgegangen werden soll, denn, […] ob nun unter Aktualitätsdruck oder nicht, Online-Journalismus ist mehr als einfach nur das Übertragen bisheriger journalistischer Darstellungsformen auf eine andere technische Plattform. […] [Daher] gehört es im Online-Journalismus zum guten Ton, dass man auch externe Links setzt, auch wenn das Risiko natürlich unbestreitbar bleibt, dass der User danach weg ist .

Über den Autor

Katharina Nickel wuchs in Nordrhein-Westfalen auf. Für ihr Bachelorstudium in Germanistik und Erziehungswissenschaften an der Universität Potsdam zog sie nach Berlin. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen im Journalismus, etwa beim rbb, beim Berliner Stadtmagazin zitty und im Ressort Kultur und Medien von Süddeutsche.de. Mit ihrem Masterstudium am Institut für Kultur- und Medienmanagement der FU Berlin ergänzte sie diese journalistischen Kompetenzen durch betriebswirtschaftliche Fähigkeiten und Projekte in den Bereichen Filmproduktion und Social Media Marketing. Ihr Interessengebiet ist das Spannungsfeld von Medienunternehmen im digitalen Zeitalter zwischen redaktionell Innovativem und betriebswirtschaftlich Machbarem. Die Journalistin und Medienmanagerin lebt in Berlin.

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