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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 17
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Zugang zur Unmittelbarkeit von Erfahrungen bleibt Kindern aufgrund der medialen Fortschrittlichkeit oftmals verwehrt. Dadurch werden die Erfahrungsmöglichkeiten der Kinder eingeschränkt und verzerrt, sodass ihnen kaum noch Raum zur Erschließung der Lebenswelt durch Primärerfahrungen gewährleistet wird. Die rasante Innovationsgeschwindigkeit der heutigen Gesellschaft und der Mangel an unmittelbaren Erfahrungsmöglichkeiten können zu erheblichen Folgen in der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes führen und damit einhergehende Konsequenzen im Schulwesen nach sich tragen. Die Schule kann einer Entsinnlichung der Lebenswirklichkeit entgegenwirken, wenn sie Lernorte anbietet, an denen Schüler Lebens- und Erfahrungszusammenhänge aus erster Hand begreifbar gemacht werden. Hierzu zählt auch das Museum, eine kulturelle Bildungseinrichtung, die wichtiger Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung ist und Schlüsselkompetenzen, wie Teamfähigkeit, emotionale Sensibilität, Kommunikationsfähigkeit, Intelligenz oder Kreativität vermitteln kann. Die Schule als formelle Bildungseinrichtung kann diese Vorteile einer informellen Kulturstätte nutzen, damit Schule und Leben wieder stärker miteinander verbunden werden und Wirklichkeitserfahrungen gemacht werden. Viele Museen, wie etwa der Museumspark Kalkriese, bieten heute ein sehr reichhaltiges und abwechslungsreiches museumspädagogisches Angebot außerhalb jeglicher Belehrung von Kulturgut an, das sich mit den Lehrplan- und Unterrichtsinhalten in vielen Fächern gut und nach bisherigen Erfahrungen der Schulen erfolgreich kombinieren lässt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Das Museum als Lernort: 3.1, Grundlagen der Museumspädagogik: 3.1.1, Begriffsbestimmung: Museumspädagogik: Der Begriff ‘Museumspädagogik’ erweckt zunächst den Anschein einer eindeutigen Definitionsbestimmung. Die Bereiche ‘Museum’ und ‘Pädagogik’ werden bereits angesprochen und weisen auf zuständige Wissenschaften mit ihren jeweiligen Theorie- und Praxisfeldern hin. Zwar wird die Museumspädagogik als Teilbereich in das komplexe Fachgebiet der Pädagogik eingebunden, doch bleibt darin ihre Position noch weitgehend ungeklärt, zumal die Museumspädagogik weiteren Teilbereichen zugeordnet wird, wie der Allgemeinen Pädagogik, der Schulpädagogik, der Sonderpädagogik, der Erwachsenenpädagogik, der Freizeit-, Medien-, Umwelt- sowie der Spiel- und Theaterpädagogik. Relativ selten werden in der Pädagogik museumspädagogische Fragen behandelt oder diskutiert. Auch nimmt die Pluralität von Lernorten eine immer wichtigere Rolle in der Pädagogik ein, jedoch hat sich das Museum noch nicht als eigenständige Bildungsinstitution etabliert. So muss eine allgemeingültige Definition des Begriffs ‘Museumspädagogik’ von zwei Seiten aus geliefert werden, nämlich einerseits aus Sicht der Pädagogik, andererseits im Zusammenhang mit der Museumsarbeit. Definition aus Sicht der Pädagogik: ‘Als Museumspädagogik wird die Praxis und die Theorie jenes Bereichs der Pädagogik bezeichnet, in dem das pädagogische Handeln in einem Museum (ggf. einer museumsähnlichen Einrichtung) oder in organisatorischer Bindung an die Institution Museum stattfindet, auf potentielle und tatsächliche Museumsbesucher, Kinder und Erwachsene, bezogen ist, um zwischen ihnen und dem Museum, insbesondere seinen Ausstellungsobjekten so zu vermitteln, daß ihnen dies in kognitiver, affektiver oder psychomotorischer Hinsicht förderlich ist, wobei diese Vermittlung darauf angelegt ist, daß die einzelnen Besucher ihrer immer weniger bedürfen.’ Im Rahmen dieser Definition nimmt die Museumspädagogik innerhalb der Pädagogik durch den besonderen Ort des pädagogischen Handelns und den speziellen Vermittlungsprozess zwischen Ausstellungsobjekten und Ausstellungsbesuchern eine gesonderte Stellung ein. In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Lernort Museum von anderen pädagogischen Lernorten. Definition aus Sicht der Museumsarbeit: ‘Als Museumspädagogik wird die Praxis und Theorie jenes Bereiches der Museumsarbeit definiert, in dem pädagogisches Handeln stattfindet.’ Auf dieser Grundlage definiert sich die Museumspädagogik erst durch ihre Abgrenzung von den sonstigen Bereichen der Museumsarbeit. Auch WESCHENFELDER/ZACHARIAS verweisen durch ihre Definition auf den pädagogischen Charakter, der erst die museumspädagogische Arbeit ausmacht: ‘Museumspädagogik ist Erziehung auf das Museum hin, im Museum, durch das Museum und vom Museum ausgehend.’ Die Museumspädagogik besitzt insofern einen Bildungs- und Erziehungsauftrag, indem sie jene Arbeitsformen untersucht, entwickelt und erprobt, die den Bildungs- und Erziehungszielen unserer Gesellschaft entsprechen. Damit sich die Zielgruppe die Objektsammlung eines Museums erschließen kann, müssen museumsspezifische Formen der Kommunikation angewandt werden. Eine der Hauptformen der Museumskommunikation mit der Öffentlichkeit ist die Ausstellung, die sowohl die Besucher als auch die Massenmedien, wie Presse, Rundfunk und Fernsehen, an ein Museum bindet. In diesem Bereich zählt die ‘pädagogische effektive Darbietung der Museumsobjekte’ zu einem der Hauptmerkmale der museumspädagogischen Kommunikationsformen. Diese ‘Darbietung’ muss einerseits ‘wissenschaftlich didaktisch-methodisch […]’ sowie ‘ästhetisch-attraktiv […]’ gestaltet werden, andererseits jedoch eine pädagogisch effektive Vermittlung und Aneignung der Kernaussagen der Ausstellung gewährleisten. Außerdem muss sie auf Gruppen- und Einzelbesucher unterschiedlicher Altersstufen, Bildungsvoraussetzungen und Interessengebiete Rücksicht nehmen. Insofern hat auch die Museumspädagogik, mit der Erziehungs- und Bildungsarbeit in unseren Schulen und weiteren Bildungs- und Fortbildungseinrichtungen vergleichbar, differenzierte Formen und Methoden herausgearbeitet, um dem unterschiedlichen Bewusstseins-, Bildungs- und Erfahrungsstand der Besucher gerecht zu werden. 3.1.2, Die historische Entwicklung der Museumspädagogik in der BRD: Wird die gegenwärtige Situation der Museumspädagogik analysiert, so ist eine historische Betrachtung der museumspädagogischen Entwicklung unerlässlich. Aus dieser wird ersichtlich, dass den musealen Tätigkeiten von Anfang an bestimmte Intentionen in Form von erzieherischen Absichten zugrunde lagen. Demnach besaßen die Museumskonzepte schon damals einen pädagogischen Wert. Die historische Betrachtung zeigt eine Entwicklung, ausgehend von der ungelenkten bis hin zur institutionalisierten Museumspädagogik. In der Bundesrepublik Deutschland begann die Museumspädagogik mit dem Bau der Kunstkammer, die von Herzog Albrecht V. in Auftrag gegeben und in den Jahren 1563-1567 von Wihelm Egkl errichtet wurde. Im Jahre 1575 folgte im anliegenden Franziskanergarten aufgrund der umfangreichen Skulpturensammlung der Bau des Antiquariums durch Jacopo Strada und Simon Zwitzel. Zu der Zeit konnte der Herzog noch nicht erahnen, welche Bedeutung diesem ersten Museum Deutschlands einmal zukommen würde. Der Leibarzt des Herzogs, Samuel van Quiccheberg, war leidenschaftlicher Sammler und kreierte die Idee eines Idealmuseums. Er schrieb 1565 das wissenschaftliche Handbuch ‘Inscriptiones vel Tituli Theatri Amplissimi’, in dem er ein museologisches Programm, mit Ausrichtung auf den Erwerb von praktischen Kenntnissen und Fertigkeiten in einem Museum, vorstellte. Mit seiner Ansicht des methodischen Lernens übertraf er schon weit die im 16. Jahrhundert herkömmliche Auffassung des Zusammentragens von Sammlungen und verstand das Museum bereits als eine unabhängige Bildungsstätte. Seine verdiente Anerkennung sollte Samuel van Quiccheberg jedoch erst im 20. Jahrhundert erhalten. Im 19. Jahrhundert folgte aufgrund der nationalen Bewegung und des Selbstverständnisses der Bürger die Gründung zahlreicher Museen durch fürstliche Sammler, die ihre Kunstkammern der Öffentlichkeit nicht vorenthalten wollten. Sie orientierten sich an den im Zuge der Französischen Revolution entstandenen Museen in Frankreich. Im frühen 19. Jahrhundert fand außerdem erstmals die Verlegung des Unterrichts einer Schulklasse in das Frankfurter Senckenberg-Museum statt. Nun begannen viele Museen, hauptsächlich Großstadtmuseen, wie in Berlin, Frankfurt oder München, mit der Aufnahme museumsdidaktischer Intentionen in ihr Museumskonzept. Den Landesfürsten und Baumeistern wurde dadurch die Wichtigkeit der didaktischen Motive bewusst. Während die Landesfürsten in ihnen Vorteile bei der Repräsentation und Vermittlung von politischen Angelegenheiten sahen, so betrachteten die Baumeister die Museen eher als ‘nationale[s] Denkmal’. Die Museumsleiter waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts meist keine Fachwissenschaftler, sondern Juristen oder Reformprediger, die die Nähe zum Volk, wie etwa durch ‘Wanderungen durch die Königliche Kunstkammer’, pflegten. Die Fürsten ergriffen im 19. Jahrhundert jedoch auch die Initiative, die von ihnen konzipierten Museen als ein ‘gezieltes erzieherisches Angebot gegenüber dem Bürgertum’ auszulegen. Ihre Museen wurden als ‘Institutionen der Bildung’ begriffen, durch die das Fürstentum dem Bürgertum zum Ausdruck bringen wollte, dass ihr Verdienst des Adels dem Kulturgut zu verdanken sei. Mit der Zeit konnten sich Museen, die von bürgerlichen Museums- und Geschichtsvereinen getragen wurden sowie jene, die sich das Ziel der historischen Bildung oder der Bildung des Geschmacks gesetzt hatten, etablieren. Durch die 1. Weltausstellung in London im Jahre 1851 wurden in vielen deutschen Großstädten zahlreiche Gewerbe- und Kunstgewerbemuseen errichtet, die jungen Handwerkern als Anschauungsorte dienen sollten. Auch in diesen Museen stand der Aspekt im Vordergrund, die Praxis im Unterrichtsgeschehen auszulegen. Adolf Reichwein war Leiter der Abteilung ‘Schule und Museum’ in Berlin. Als Pädagoge im Widerstandskampf gegen den Nationalsozialismus gehörte er dem ‘Kreisauer Kreis’ an und entwickelte erstmalig ein an Lehrer und Schüler gerichtetes pädagogisches Konzept, das die Arbeitsformen in Museen thematisierte. Die Museumsdidaktik wurde erstmals durch die Einrichtung des Deutschen Museumsbundes 1917 und des Internationalen Museumsrats ICOM (International Council of Museums), die zusammen mit der CECA (Council of Education and Cultural Action) in Paris gegründet wurden, professionalisiert. Eine Institutionalisierung der Museumspädagogik fand in den 1960er Jahren statt, als die Bildungsangebote von verantwortlichem Personal sowohl museumsintern, als auch extern, organisiert in zentralen Diensten, geleitet wurden. In Deutschland zeigte sich die Institutionalisierungswelle in der Gründung vieler museumspädagogischer Einrichtungen: dem Außenamt der Museen in Berlin im Jahre 1961, dem Außenreferat der Museen in Köln (1965), dem Kunstpädagogischen Zentrum in Nürnberg (1969), dem Museumspädagogischen Zentrum in München (1973) sowie die Einrichtung von museumspädagogischen Zentren in vielen weiteren Städten. Die Bildungsreformbestrebungen kritisierten das Museum als ‘Musentempel’, das nur einer kleinen Öffentlichkeit vorbehalten war und das vielmehr als ‘Lernort’ oder ‘Bildungsstätte’ fungieren sollte, sodass ‘Bildung für alle’ möglich war. Diese Bestrebungen fanden jedoch nicht überall Zustimmung. Die kultursoziologische Besucherforschung stellte in Frage, ob das Museum ein Ort des Lernens sei oder doch eher ein Ort ‘expressiver Aneignungsformen’, die vielmehr anhand der Kommunikationsforschung untersucht werden müssten. Auch die Kritik der kulturpädagogischen Institutionen diskutierte die Frage, ob ein Museum seine Objekte als ‘kulturellen Schatz’ bewahren sollte, ohne ihn direkt der Schule öffentlich zu machen, die die einmaligen Exponate lediglich auf Anschauungsmaterial reduzieren würde. Diese rekurrierenden Fragen basieren zumal auf unterschiedlichen Museumsdefinitionen, weshalb eine Antwort bislang noch nicht gefunden werden konnte, die jedoch in museums-pädagogischen Diskussionen aufgegriffen werden. Inzwischen verfügen Museen über ein großes Spektrum von Angeboten, das sich an viele verschiedene Zielgruppen, nicht nur Schulen, richtet. Festzustellen ist, dass sich die Methoden der Museumspädagogik zunehmend auf dialogischer und emotionaler Ebene bewegen, was das Angebot auf neue Vermittlungsangebote, wie Theater oder Forumsveranstaltungen im Rahmen eines Museums, ausweitet.

Über den Autor

Luisa-Kristina Paetsch wurde 1986 in Münster geboren. Sie studierte Kunst und Deutsch für das Lehramt an Grundschulen an der Universität Osnabrück und schloss ihr Studium im Jahre 2011 mit dem akademischen Grad Master of Education erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen im museumspädagogischen Bereich und konnte ihr Wissen während eines Auslandsaufenthalts an der Queen Mary, University of London, weiter vertiefen. Museumspädagogische Angebote waren integraler Bestandteil für ihre unterrichtlichen Planungen während ihres Referendariats, das sie in Münster absolvierte. Seit 2012 ist sie als Grundschullehrerin in Münster tätig.

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