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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 01.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Klassenzimmer durchlief bis hin zur Gegenwart eine enorme Wandlung. Schlagworte wie Lernwerkstatt, Lernlandschaft, Lern- und Lebensraum oder Lernecke wurden durch verschiedene Arten der Raumgestaltung geprägt und verleihen dem Klassenzimmer bis heute viele Gesichter. Lehren, Lernen, Erziehung und das Zusammenleben von Schülern und Lehrer findet im Schulalltag überwiegend hier statt. Einen großen Teil der Lern- und Lebenszeit verbringen Grundschüler und ihre Klassenlehrer demnach innerhalb der Wände eines einzigen Raumes. Dieser Umstand ist Anlass, um zu untersuchen, welchen Einfluss die Innenarchitektur, die Raumeinrichtung und in diesem Zusammenhang die pädagogische Gestaltung des Klassenraums auf die darin agierenden Personen haben. Das Buch soll abschließend Hinweise geben, wie sich heutige Klassenräume mit einfachen Mitteln zu effektiveren Lernräumen verbessern lassen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.1, Anfänge des elementaren Schulbaus und des Klassenzimmers: Die Grundschule der heutigen Zeit hat ihre Wurzeln im 17. Jahrhundert. Sowohl utilitaristische als auch religiöse Motive trugen zur Begründung elementarer Bildung bei. Zum einen verlangte die Blütezeit deutscher Städte und damit verbunden das Wachstum von Handel und Gewerbe, neben den bestehenden Lateinschulen, nach Schulen die eine praktischere Bildung unterstützten. Diese Bildung sollte vor allem grundlegende Lese- und Schreib- sowie Rechenkenntnisse vermitteln. Zum anderen entstand durch die Reformation sowohl auf evangelischer wie auch auf katholischer Seite die Idee einer allgemeinen religiösen Erziehung, welche zunächst durch die Sonntagsgottesdienste und die Christenlehre umgesetzt wurde (vgl. Schmidt, R. 1967, S. 14f.). Daraufhin wurde die Schulpflicht in den Kirchen- und Schulordnungen der Territorialstaaten proklamiert. Ihre flächendeckende praktische Umsetzung konnte jedoch noch nicht gewährleistet werden (vgl. ebd., S.14). Für die neuen Bildungsabsichten wurden Räume benötigt, in denen Unterricht stattfinden konnte. Unterschiedlichste Schulträger, z.B. adlige Patrone, kirchliche Gemeinden und private Unternehmer, gestalteten je nach Vermögen verschiedene Schulgebäude und deren Ausstattung. Die meisten Schulträger waren arm. Genutzt wurde deshalb jeder Raum, der zur Verfügung stand, alte Kapellen genauso wie Hirtenhäuser, meistens jedoch private Gebäude (vgl. ebd., S. 19f.). ‘Das Schulhaus war (…) im Allgemeinen ein Wohnhaus, und diese Tatsache bestimmte die Maße des Unterrichtsraumes ungeachtet dessen, ob er als Wohnraum mitbenutzt wurde oder nicht. Länge, Breite und Höhe hatten im günstigsten Falle die Abmessungen einer großen Wohnstube.’ (ebd., S. 26). Dieser Sachverhalt prägte den Begriff der Schulstube. Neben der Enge, die in einer Schulstube herrschte, waren die Belüftung und die Belichtung aufgrund der zu kleinen Fenster für die Schüler unzureichend. Die einfachen, lehnenlosen Holzbänke standen immer vor den Fenstern und waren zu einem Lehrerpult hin ausgerichtet (vgl. ebd., S. 27). Diese Sitzordnung war für die Augen und somit für das Schreibenlernen ungünstig, da das Licht dem Schüler in den Rücken fiel. Außerdem gab es keine Schülerpulte, oder -tische. Als Schreibunterlage dienten die Oberschenkel. Das Lehrerpult befand sich in betonter Distanz zu den Schülerbänken. Der Schulmeister bzw. Lehrer beherrschte von hier aus einen Unterricht, welcher im Abschreiben, Auswendiglernen und Ansagen des Gelernten bestand. Ansonsten gab es in dem kahlen, bilderlosen, auf frontale Beschulung ausgerichteten Raum meist nur eine Wandtafel und das Züchtigungsmittel, die Rute (vgl. ebd., S. 29). Die Bestrafungsutensilien und die unbequemen Holzbänke ohne Schreibunterlage sind heute abgeschafft. Doch die klassische frontale Sitzordnung mit Blick auf den Lehrer und das damit verbundene stundenlange Sitzen in derselben Position sowie das inaktive Aufnehmen des Unterrichtsstoffs hat sich bis heute in vielen Klassenräumen gehalten. ‘Ganz im Gegensatz zu dem bisher Geschilderten entsteht das Bild einer damals utopischen und nicht zu realisierenden Schule nach dem Gedankengut Johann Amos Comenius (1592-1670). Er gilt als bedeutender Pionier der modernen Pädagogik.’ (Walden Borrelbach 2008, S. 19). Comenius verlangte eine Berücksichtigung der Altersjahrgänge, eine Klassenteilung sowie das Aufhängen von Bildern und Zeichnungen zum Unterrichtsthema innerhalb des Klassenraums. Außerdem stellte er wichtige Forderungen an das Schulgebäude. Dieses sollte an einem ruhigen, abgeschiedenen Ort liegen, außen und innen hell und liebevoll eingerichtet sein, saubere Zimmer aufweisen und einen Platz zum Spielen, sowie einen Garten mit Kräuterbeeten einschließen (vgl. Raab 1982, S. 14, zit. in: Walden Borrelbach 2008, S. 19f.). Vermutlich erkannte Comenius bereits die positive Wirkung eines Gebäudes, welches zum Wohlfühlen und Selbsttätig-werden einlädt. Dabei trennte Comenius jedoch strikt zwischen dem Unterrichtraum ‘drinnen’ und dem Spielraum der Kinder ‘draußen’ (vgl. Göhlich 1993, S. 256). Hinsichtlich des Schulbaus in heutiger Zeit war Comenius Schrift ‘Didactica magna’, in welcher die genannten Punkte angesprochen werden, ein erster Wegweiser in Richtung moderner pädagogischer Klassenraumgestaltung und dem Anlegen von Schulgärten als ‘Unterrichtsräume’ in der Natur.

Über den Autor

Petra Hoffmann wurde 1984 in Schlema geboren. Ihr Studium Lehramt an Grundschulen schloss sie 2010 an der Technischen Universität Dresden erfolgreich ab. Bereits während des Studiums und des sich anschließenden Vorbereitungsdienstes als Lehramtsanwärterin sammelte die heutige Grundschullehrerin umfangreiche Erfahrungen in vielen verschiedenen Schulen zum Thema Klassenraum. Das Erleben unterschiedlich strukturierter Klassenzimmer und deren sichtbarer Einfluss auf das Lernen von Schülern motivierten die Autorin zum Schreiben dieses Buches. Seit August 2013 leitet Frau Hoffmann eine eigene Grundschulklasse. Hier wendet sie ihre pädagogischen Erkenntnisse aus diesem Werk praktisch an und entwickelt sie kontinuierlich weiter.

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