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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 12.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Diese empirische Studie untersucht das bislang noch weitgehend unerforschte Handeln von Mediatoren in Deutschland. Um Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Handeln von Mediatoren besser verstehen und differenziert analysieren zu können, stellt dieses Buch drei Idealtypen der Mediation theoriebezogen vor: Diese sind der facilitative , der transformative und der evaluative Idealtyp. Darauf baut ein speziell für dieses Buch entwickelter Leitfaden auf, der für die qualitative Datenerhebung mittels Leitfadeninterviews zum Einsatz kommt. Auf diese Weise werden insgesamt 12 Mediatoren nach ihrer Praxis befragt. Die systematische Auswertung der Interviews erfolgt theoriebezogen mit Hilfe der drei vorgestellten Idealtypen. Dabei kristallisieren sich bedeutsame Unterschiede im Handeln der befragten Mediatoren heraus. Nur bei wenigen untersuchten Aspekten fällt eine weitgehend einheitliche Handlungsweise auf – meistens unterscheiden sich die Handlungsweisen der befragten Mediatoren deutlich voneinander. Dies spiegelt sich auch in der Alltagspraxis der Mediatoren deutlich wider – auch wenn die befragten Mediatoren überwiegend nach dem facilitativen Handlungstyp vorgehen. Wie die vertiefende Analyse zeigt, sind diese individuellen Abweichungen kein Zufall, sondern entstehen in Abhängigkeit des speziellen beruflichen Hintergrunds oder eines besonderen Verständnisses von Mediation. Dies zeigt, dass Mediatoren fallübergreifend und unabhängig von dem Konfliktbereich dazu neigen, ihren persönlichen Hintergrund in das Verfahren einfließen zu lassen und entsprechend mehr oder weniger stark rechtliche Aspekte aufgreifen, Emotionen einbeziehen, Bewertungen vorzunehmen oder eigene Ratschläge einbringen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1, Einleitung: Mediation ist ein vertrauliches und strukturiertes Verfahren, bei dem Parteien mit Hilfe eines oder mehrerer Mediatoren freiwillig und eigenverantwortlich eine einvernehmliche Beilegung ihres Konflikts anstreben (Bundestag 2011c: 4). So wird Mediation in dem neuen Mediationsgesetz definiert, das der Bundestag Ende 2011 einstimmig beschlossen hat und das im Juli 2012 in Kraft getreten ist. Fraktionsübergreifend betonten die Mitglieder des federführenden Rechtsausschusses die große Bedeutung des Gesetzes: Damit habe man einen Meilenstein der außergerichtlichen Konfliktlösung gelegt und eine neue Ära alternativer Konfliktlösung eingeläutet (Bundestag 2011a). Inwieweit sich die hochgesteckten Erwartungen durch die Gesetzesinitiative erfüllen, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Eine weiter zunehmende gesellschaftliche Bedeutung von Mediation scheint aber wahrscheinlich, da sie sich in den letzten Jahren ohne gesetzliche Unterstützung in Deutschland etabliert hat. Mittlerweile ist aus der aufsehenerregenden Alternative zum Gerichtsweg (…) eine unentbehrliche Option für die unterschiedlichsten Formen der Konfliktbewältigung [geworden], deren Sinn und Nutzen niemand mehr grundsätzlich bezweifelt (Haft & v. Schliefen 2009: Vorwort). Ein Blick in die aktuelle Fachliteratur zeigt, dass es kaum einen gesellschaftlichen Bereich gibt, in dem Mediation nicht zur Konfliktbehandlung eingesetzt wird: von Familie und Nachbarschaft über Wirtschaft und Arbeitswelt, Schulen und öffentlichen Einrichtungen bis hin zum Gesundheits- und Sozialwesen - die Palette der Einsatzmöglichkeiten von Mediation scheint schier grenzenlos (vgl. Niedostadek 2010 Haft & v. Schliefen 2009). Angesichts dieser verbreiteten gesellschaftlichen Praxis wirkt es angebracht, dass nun ein gesetzlicher Rahmen dafür beschlossen wurde. Auffällig ist in der Analyse des Gesetzestexts, dass sich der Gesetzgeber bei der Festlegung von Verfahrensstandards zurückgehalten hat. Dies wird damit begründet, dass es sich bei der Mediation um ein Verfahren handelt, das erst zum Ende des letzten Jahrhunderts neu entdeckt wurde und sich derzeit noch dynamisch entwickelt (Bundestag 2011b: 14). Die Zurückhaltung des Gesetzgebers erklärt sich aber auch damit, dass bei den Beratungen zum Gesetzesentwurf auf wissenschaftliche Expertise verzichtet werden musste. Anders als beispielweise bei dem 1998 verabschiedeten Psychotherapeutengesetz konnte man zum Zweck der Qualitätssicherung nicht nur wissenschaftlich anerkannte Verfahren gesetzlich zulassen (BMJ 1998: §1). Trotz seiner Popularität ist Mediation aus wissenschaftlicher Sicht noch weitestgehend eine Black Box . Bisher liegen nur wenig gesicherte Erkenntnisse vor. Dies gilt nicht nur für Deutschland, wo die Mediationsforschung um die Jahrtausendwende noch im Dornröschenschlaf steckte (Bastine 2002). Selbst in der weltweit führenden angloamerikanischen Mediationsforschung ist man weit davon entfernt, die komplexen Zusammenhänge erklären zu können (vgl. Wissler 2006). Dies bedeutet, dass die aktuelle Mediationspraxis rein auf theoretischen Konzepten basiert, die empirisch nicht überprüft sind. Das wäre für die Praxis, die jeweiligen Mediatoren und die Medianden, an sich nicht problematisch, wenn einheitliche Konzepte vorlägen. Ein Blick allein auf die deutschsprachige Literatur zeigt jedoch eine starke Heterogenität hinsichtlich der vorgeschlagenen Methoden (vgl. Spektrum der Mediation 2011), der geeigneten Konzepte (vgl. Risse 2003: 28f) und der zu verfolgenden Leitbilder (vgl. Hösl 2011 Bush & Folger 2009 Schrör 2004). Daher erscheint die Einschätzung Montadas mit Blick auf den deutschsprachigen Raum bedeutsam, dass unter dem Begriff Mediation sehr unterschiedliche Formen und Konzeptionen praktiziert, als Modelle konzipiert und in Ausbildungen vermittelt werden (Montada 2011: 12). Wenn es zutrifft, dass Mediatoren sich deutlich darin unterscheiden, wie sie in einer Mediation handeln, dann kann dies auf längere Sicht negative Auswirkungen auf die an Mediation interessierte Öffentlichkeit haben. Eine mangelnde Verlässlichkeit des Verfahrens könnte zu einer nachhaltigen Verunsicherung und einem Vertrauensverlust führen. Diesbezüglich gibt es bisher nur entsprechende Spekulationen. Ob Mediatoren tatsächlich so unterschiedlich handeln, ist in Deutschland wissenschaftlich noch nicht untersucht worden. Diese bisher ungeklärte Problematik ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Entsprechend wird der Forschungsfrage nachgegangen, inwieweit Unterschiede im Handeln von Mediatoren empirisch festgestellt werden können. Damit zusammenhängend soll im Einzelnen geklärt werden, • ob sich das Handeln von Mediatoren unterscheidet, • und wenn ja, in welchen Kategorien, • wie groß die etwaigen Unterschiede in den jeweiligen Kategorien sind, und schließlich, • wie stark die Mediatoren individuell voneinander abweichen. Für die empirische Untersuchung der Fragestellung wird ein qualitatives Vorgehen für notwendig erachtet. Im Bemühen, die Vielfalt der Mediationspraxis methodisch adäquat zu erfassen, werden 12 Mediatoren gezielt nach einem qualitativen Stichprobenplan ausgewählt und nach ihrem Handeln befragt. Um das Handeln der Mediatoren besser analysieren und verstehen zu können, werden im Sinne Max Webers (1980) Idealtypen der Mediation theoriebezogen rekonstruiert und als methodisches Hilfsmittel genutzt. Die gesamte Arbeit unterteilt sich folgendermaßen: Zunächst findet in Kapitel 2 die Aufarbeitung des relevanten Forschungsstands statt, der sich in Ermangelung deutscher Forschungsergebnisse überwiegend aus angloamerikanischen Studien der letzten Jahre zusammensetzt. In Kapitel 3 werden theoretische Konzepte zum Handeln von Mediatoren dargestellt und vergleichend diskutiert. Auf dieser Grundlage werden die Idealtypen der Mediation rekonstruiert, die als methodische Hilfsmittel für die Analyse benötigt werden. Kapitel 4 beschreibt das methodische Vorgehen von der Datenerhebung bis zur Datenauswertung. Im Anschluss daran werden die Ergebnisse der empirischen Untersuchung dargestellt. Die gefundenen Ergebnisse werden in Kapitel 6 diskutiert, bevor das abschließende Fazit die Arbeit resümiert und einen Ausblick gibt. 2, Forschungsstand zum Handeln von Mediatoren: Die gesamte Mediationsforschung befindet sich noch in einer Entwicklungsphase. Bisher liegen nur wenige Forschungsergebnisse vor. Die komplexen Zusammenhänge zwischen einzelnen Variablen (Konflikttyp, Charakteristika des Mediators und der Medianden, Mediationsprozess, Ergebnisse) sind wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt (vgl. Kressel 2006 Wissler 2006). Den Grund dafür sieht Wissler (2006) darin, dass sich die Mediationsforschung bis in die heutige Zeit überwiegend darauf konzentrierte, die Effektivität von Mediation zu untersuchen anstatt sich der Erforschung der vielschichtigen Wirkungszusammenhänge anzunehmen: Ideally, empirical research should provide (…) answers to questions concerning which dispute, disputant, and mediator antecedent characteristics (T0) and mediation process characteristics (Tm) contribute to favorable short-term (T1) and long-term (T2) mediation outcomes. To date, however, researchers have devoted much less attention to these second-order” questions than to the examination of mediation`s overall effectiveness” (Wissler 2006: 138). Dies gilt im Besonderen für die deutsche Mediationsforschung. Bisher wurden nur wenige empirische Studien in Deutschland durchgeführt, insbesondere in der Familien- und Scheidungsmediation, dem Täter-Opfer-Ausgleich und der gerichtsinternen Mediation (vgl. Alexander, Gottwald & Trenczek 2006). Wie bei dem Großteil der internationalen Forschung dominierte auch dort das Interesse an den Auswirkungen von Mediation in den jeweiligen Konfliktbereichen (vgl. Bastine 2008: 137 vgl. Becker & Friedrich 2009). Zu einem großen Teil stellt die deutsche Mediationspraxis immer noch ein unerforschtes Gebiet dar. Trotz früherer Anregungen zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung (Bastine 2002 Montada 2001) diagnostizieren Kirchhoff & Schroeter im Jahr 2006 ein Schattendasein wissenschaftlicher Herangehensweisen an Mediation im deutschsprachigen Raum (Kirchhoff & Schroeter 2006:58). Die beiden Autoren führen den offensichtlichen Mangel darauf zurück, dass sich bis dato vor allem Praktiker für Mediation interessieren, während die Wissenschaftler selbst Mediation bisher noch nicht in größerem Ausmaß als relevantes Forschungsfeld wahrgenommen [haben] (Kirchhoff & Schroeter 2006:58). Da relevante Forschungsergebnisse aus Deutschland fehlen, wird ausschließlich auf internationale Studien, insbesondere aus dem angloamerikanischen Raum zurückgegriffen.

Über den Autor

Götz Gölitz, Dipl.-Pädagoge (univ.), M.A. Sozialwissenschaftliche Konfliktforschung, wurde 1979 in Bobingen geboren. Sein Erststudium der Diplom-Pädagogik mit Schwerpunkt auf außerschulischer Jugend- und Erwachsenenbildung schloss er an der Universität Augsburg im Jahre 2005 erfolgreich ab. Nach mehren Jahren freiberuflicher pädagogischer Tätigkeit bei verschiedenen Bildungsinstitutionen nahm er sein Zweitstudium Sozialwissenschaftliche Konfliktforschung an der Universität Augsburg auf, das er 2012 mit dem akademischen Grad Master of Arts erfolgreich abschloss. In diesem Rahmen beschäftigte er sich intensiv mit verschiedensten Konfliktfeldern und deren Bearbeitungsmöglichkeiten. Mit der Erforschung der Mediationspraxis widmete er sich einem Bereich, in dem er selbst praktisch tätig ist und dessen enormes Potenzial ihn fasziniert.

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