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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 20
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Autor untersucht Bestimmungsgrößen einer patientenorientierten Betreuung im operativen Funktionsbereich. Im Vordergrund stehen dabei nicht-ärztliche Tätigkeitsfelder. Diskutiert werden sowohl relevante Interventionen und Aufgabenfelder im Rahmen pflegetheoretischer Ansätze als auch ethische Grundorientierungen. Diese Perspektive wird mittels Leitfadeninterviews auf die Erwartung der Patienten übertragen. Außerdem wird der Blick auf erforderliche Strukturen zur Implementierung der dargestellten patientenorientierten Maßnahmen in die perioperativen Abläufe gelenkt. Auch theoretische Ausbildungsinhalte der nicht-ärztlichen Berufe im Kontext der patientenorientierten Interventionen werden berücksichtigt, um qualifizierende Inhalte und mögliche Defizite aufzudecken. Abschließend wird zudem die Organisationsentwicklung beleuchtet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3 Untersuchung der Patientenbedürfnisse: Da das Erkenntnisziel dieser Untersuchung im Bereich individueller Bedürfnisse und Wahrnehmungen liegt, wird ein qualitatives Verfahren gewählt, womit eine Verdichtung dieser komplexen Daten durch die Interpretation in ihrem Kontext möglich wird (vgl. FLICK, 2001, SB 2, 12). Eine Qualitätsmessung mittels evidenzbasierter Methoden ist hier deutlich abzugrenzen, da die erfahrene Qualität nicht Gegenstand der Fragestellung ist. 3.1 Fragestellungen: Der explorative Untersuchungsansatz soll klären, ob die dargestellten Patientenerwartungen (s. Abb.6) in der Untersuchungsgruppe vollständig bestätigt werden können. Dabei stellt sich die Frage, bei welchen Kriterien eine Umsetzung klar erwartet wird und bei welchen ein eher undifferenziertes Bedürfnis vorhandenen ist, dessen Befriedigung eine positive Nichtbestätigung zur Folge haben könnte (s. Kapitel 1.1). Weiterhin ist von Interesse, welche Kriterien mit einem hohen Grad an Individualität gekennzeichnet sind, bzw. eine in der Untersuchungsgruppe allgemein gültige Aussage darstellen. Diesbezüglich ist auch die Notwendigkeit eines standardisierten, präoperativen Informationsangebotes für die Betroffenen in der Domäne allgemeine Information zu untersuchen. Eine weitere spezifische Fragestellung in der Domäne Koordination bezieht sich eventuell differente Erwartungshaltungen der Interviewpartner im Zusammenhang mit ihren jeweiligen Versicherungsstatus (Kasse, Privat, Selbstzahler). 3.2 Untersuchungsdesign: 3.2.1 Untersuchungsmethode: Um eventuelle Missverständnisse bei der Datenerhebung auszuschließen, wird im Gegensatz zur Untersuchung von BÜHLMANN/KÄPPELI, der direkte Dialog mit dem Betroffenen gewählt (vgl. MEWITZ, 2006, 17). Zur Rekonstruktion der aus expliziten und impliziten Annahmen bestehenden Daten sind Fragetypen erforderlich, die einerseits das spontane Antworten ermöglichen und anderseits eine methodische Unterstützung bei der Antwortfindung bieten. Als Erhebungsinstrument kommt daher das halbstandardisierte Interview zur Anwendung (vgl. FLICK, 2001, SB 3, 14). Aufgrund der geringen Forschungserfahrung und umgrenzter Konstrukte, wird ein straffes Design mit begrenzenden Fragestellungen verwendet (vgl. FLICK, 2001, SB 2, 24). 3.2.2 Auswahlverfahren: Die Zusammenstellung der Untersuchungsgruppe orientiert sich an der Strategie des theoretischen Sampling. Ziel ist das Gewinnen einer ausreichenden Datenmenge für die Bildung von Theorien hinsichtlich der Fragestellungen. Die Auswahl von Interviewpartnern erfolgt daher analog zur Datenauswertung und endet mit Erreichen der theoretischen Sättigung , d.h. dann, wenn keine weiteren relevanten Erkenntnisse mehr zu erwarten sind (Vgl. FLICK, 2001, SB 2, 37-38). Die Vergleichsgruppe besteht grundsätzlich aus Patienten mit einer geplanten Operation, da der Anspruch auf Betreuung bei höchst dringlicher OP-Indikation zwar ebenso besteht, die beherrschende Erwartung eines wahrnehmungsfähigen Betroffenen sich in diesem Fall aber auf die Beseitigung des medizinisch funktionellen Problems zentrieren dürfte. Im Übrigen sind Interviews mit Notfallpatienten kaum möglich. Um die Untersuchung von BÜHLMANN/KÄPPELI zu ergänzen, werden im Gegensatz dazu nur Patienten befragt, bei denen die Operation in Vollnarkose vorgesehen ist. Diese Klientel repräsentiert in großen OP-Einheiten auch die Mehrheit der Patienten. Wie bei jeder Befragung, beschränken Teilnahmebereitschaft und ethnische sowie kognitive Artikulationsfähigkeit der Gesprächspartner ebenfalls die Auswahl. Bei Bearbeitung der Fragestellung zu der Domäne Koordination (s. Kapitel 3.1) sind Patienten mit allen Versicherungsformen in der Untersuchungsgruppe zu berücksichtigen. 3.2.3 Interviewleitfaden: Der Leitfaden ist nach den Bereichen der möglichen perioperativen Patientenerwartungen (s. Abb.6) geordnet. Einleitend wird jeweils eine offene Frage zum Themenbereich gestellt, die spontan beantwortet werden soll. Anschließend folgen Konfrontationsfragen zu den einzelnen Merkmalen (s. Abb.6) mit dem Ziel, gegebenenfalls nicht unmittelbar verfügbare Erwartungen der Befragten zu explizieren. Diese sind als Angebot konkurrierender Alternativen formuliert, um eine Adaption des Interviewpartners an die Subjektivität des Forschers zu verhindern. (Vgl. FLICK, 2001, SB 3, 14-15) Die Verständlichkeit der Fragen wird bei einem Probelauf (Pretest) durch zwei Nichtbeteiligte als gut bewertet. Kapitel 3.2.4 Ablaufplanung und Zugang zum Untersuchungsfeld: Die unmittelbare Konfrontation mit dem Ereignis Operation dürfte die Heranbildung einer Erwartungslage für den Betroffenen steigern. Daher erfolgen die Interviews präoperativ nach Aufnahme am Spätnachmittag des OP-Vortages. Eine Beeinflussung der Ergebnisse durch postoperative Befindlichkeitsstörungen, wie bei BÜHLMANN/KÄPPELI kritisiert (vgl. MEWITZ, 2006, 17), kann hier ausgeschlossen werden. Die anästhesiologische Aufklärung (meist kurz vor der stationären Aufnahme), ist im Gegensatz zum Aufklärungsgespräch durch den Operateur bereits erfolgt. Als problematisch in der präoperativen Phase, könnte sich der hohe Abhängigkeitsgrad der Befragten zu diesem Zeitpunkt erweisen. Mögliche Verzerrungen der Aussagen aufgrund von Angst vor Nachteilen bei Kritik (vgl. RUPRECHT, 2004, 26), sollen durch die explizit vermittelte Fokussierung auf die Erwartungslage des Patienten und den wertfreien Charakter der Befragung reduziert werden. Mit Genehmigung der Klinikleitung, erfolgt die Auswahl der Interviewpartner aus der OP-Planung und nach Akteneinsicht. Die Befragungen werden immer von dem gleichen Interviewer durchgeführt und zur Sicherung der verbalen Daten aufgezeichnet. Nach jeder Befragung erfolgt eine zeitnahe Transkription des Materials. 4.1.2 Aufgabenabgrenzung und berufsübergreifende Zusammenarbeit: Die rechtzeitige Darlegung der Abläufe für den Patienten basiert auf geplanten, d.h. auf strategischer Ebene strukturierten Prozessen. Diese umfassen die gesamte im Kapitel 2.1.1 beschriebene, perioperative Behandlungsphase. Somit sind die Abläufe des ärztlichen Dienstes aus Chirurgie und Anästhesie, des Pflegedienstes auf den Stationen sowie der Funktionsdienste von OP und Anästhesie einzubeziehen. Eine weitere Determinante der Prozessgestaltung liegt in deren ökonomischen Effizienz. Für die Strukturierung perspektivisch so unterschiedlicher Kriterien, bedarf es neben der jeweiligen fachlichen Expertise auch einer entsprechenden Managementkompetenz. Die theoretischen Aus- und Weiterbildungsinhalte der verschiedenen pflegerischen Akteure zielen jedoch nicht auf ein Managementprofil und beschränken sich auf die jeweilige berufsgruppenspezifische Sichtweise (s. Tab.13). Für die Aufgabe der Prozessstrukturierung erscheint daher eine interdisziplinäre und berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit als unentbehrlich. Dies gilt gleichermaßen für die OP-Planung, die das anspruchsvollste Gebiet im OP-Management darstellt, und unter anderem die weitgehende Einhaltung der OP-Termine (s. Tab.13) steuert. So kann die OP-Organisation unterstützt werden durch den Aufbau eines übergreifenden Basisplans und nachgeordneten Sekundärplänen, in welche die Kenntnisse und Anforderungen der verschiedenen ärztlichen und pflegerischen Berufsgruppen einfließen (vgl. BUSSE, 2005, 52, 60-61). Grundlage ist dabei der situative Heilauftrag (s. Kapitel 2.2), der sich aus der medizinischen Diagnose und Therapieplanung ergibt und auf den ärztlichen Kompetenzbereich abzugrenzen ist. Zur Vermeidung unnötiger Wartezeiten oder deren Wahrnehmung für die Betroffenen im OP-Bereich (s. Tab.13), sind primär entsprechende Kenntnisse zur Ablauforganisation des OP-Programms erforderlich, die im Rahmen der op-spezifischen Aus- und Weiterbildungen vermittelt werden. Daneben ist aber auch die Wahrnehmung der Patientenerwartungen mit der gebotenen Priorität notwendig. Hinsichtlich der vielfältig erwarteten Informationen an Patienten und Angehörige werden neben der weitreichenden inhaltlichen Kenntnis, auch empathische und kommunikative Kompetenzen für die individuelle Bedarfserhebung und Informationsübermittlung benötigt. Dies ist sowohl von den pflegerischen Berufsgruppen als auch von den ärztlichen Akteuren einzufordern, wobei die OP-Aufklärung des Patienten, wie bereits in Kapitel 2.4 beschrieben, aufgrund des gesetzlichen Aufklärungsvorbehaltes von den Aufgaben des nicht ärztlichen Personals abzugrenzen ist. Die notwendigen Fähigkeiten zur professionellen Kommunikation, aber auch für Interventionen im Hinblick auf Selbstpflegedefizite oder Angstzustände der Patienten, sind in den op-spezifischen Aus- und Weiterbildungsinhalten jedoch nur rudimentär vorgesehen. Die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflege bietet für die Verwirklichung von empathischer Zuwendung und Unterstützung die meisten theoretischen Inhalte, kann dabei aber nicht auf die op-spezifischen Umgebungsvariablen eingehen, welche nachhaltig auf die Befindlichkeit der Patienten einwirken können (s. Kapitel 2.4). Daher ist auch hier die Kooperation zwischen Pflegedienst und Funktionsdiensten erforderlich. Entsprechende Potentiale für die Übernahme von Aufgaben bei der Patientenbetreuung sind bei den Mitarbeitern der Funktionsbereiche von OP und Anästhesie grundsätzlich vorhanden (vgl. BARKOW, 2007, 23). Der Aus- und Weiterbildungsschwerpunkt in den Fachbereichen der Funktionspflege zielt vor allem auf die professionelle Sorge um die leibliche Sicherheit der Patienten, wobei sich eine deutliche Spezialisierung in die Gebiete OP und Intensiv/ Anästhesie darstellt. Beide Berufsgruppen sind in die Tagesablaufsteuerung und Betreuung der gleichen Patienten involviert. Für die perioperative Risikoeinschätzung und Authentizität der Interventionen gegenüber dem Patienten, ist daher eine enge Teamarbeit von OP- und Anästhesiegruppe notwendig. Gleichzeitig kann bei wechselseitiger Übernahme der Betreuungsaufgaben die Vollständigkeit der Tätigkeiten für beide Berufsgruppen gesteigert werden (vgl. BARKOW, 2007, 26), was sich unter anderem positiv auf die Möglichkeiten zur individuellen Auseinandersetzung mit dem Patienten auswirkt. Insgesamt zeigt sich auf Grund des hohen Spezialisierungsgrads der perioperativ tätigen Akteure, eine ausgeprägte Notwendigkeit für die berufsübergreifende Zusammenarbeit.

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