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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 01.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Jungenförderung hat in der Schulpädagogik seit den 1990er Jahren einen zentraleren Standpunkt eingenommen. Lange Zeit galten Mädchen als benachteiligte Kinder, bis diverse Veröffentlichungen und Schulleistungsstudien auf die problematische Bildungssituation von Jungen aufmerksam machten. Momentan ist die Mehrheit der schwierigen Kinder in unserer Gesellschaft männlich. Dieses Buch wirft einen differenzierten Blick auf den Bereich der pädagogischen Jungenförderung. Die Autorin zeigt die Entwicklung der schulischen Situation von Jungen seit den 1990er Jahren sowie die momentane Situation auf. Dabei berücksichtigt sie verschiedene Aspekte ihrer heutigen Lebenswelt wie Schule, Elternhaus und Gesellschaft. Den Kern der Abhandlung bildet die Darstellung von Maßnahmen zur sozialen und leistungsbezogenen Förderung von Jungen in der Schule. Dieses Buch verdeutlicht die Bedeutung einer geschlechtsspezifischen Förderung für Jungen in der Schule.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel I., Einleitung: Kleine Helden in Not , so betiteln Dieter Schnack und Rainer Neutzling ihr im Jahr 1990 erschienene Buch über die schwierige Suche von Jungen nach Männlichkeit. Die Autoren stellten ein ganz anderes Bild männlicher Heranwachsender dar als man es zuvor gesehen hatte. Es zeigte sich, dass Jungen die Mehrzahl der schwierigen Kinder in der Gesellschaft ausmachen: Sie haben Probleme sich in ihrer männlichen Identitätsentwicklung zurechtzufinden, leiden häufiger als Mädchen an psychischen und physischen Erkrankungen und zeigen ein höheres Potenzial an Gewaltbereitschaft, wobei sie auch öfter Opfer von Gewalttaten werden. Nicht zuletzt erwähnen Neuzling und Schnack, dass es auch um die schulische Situation von Jungen nicht gut bestellt ist. Männliche Schüler sind in einer höheren Anzahl an Förderschulen und Hauptschulen vertreten als Mädchen. Zudem sind sie auch vermehrt von Klassenwiederholungen betroffen. Nach Erscheinen dieses Buches entfachte eine Diskussion um dieses Thema, vor allem auch in schulischer Hinsicht. Plötzlich sah man nicht mehr nur die Mädchen als benachteiligt an, sondern fokussierte seinen Blick zunehmend auf die Jungen. In den vergangenen sechzehn Jahren erschienen kontinuierlich Veröffentlichungen zur problematischen Bildungssituation der Jungen. Auch Ergebnisse aus Schulleistungsstudien, wie z.B. PISA wurden herangezogen und konnten aufdecken, dass Jungen in bestimmten speziellen Kompetenzen weit hinter den Mädchen liegen. Eine Großzahl der Publikationen zu diesem Thema beschäftigte sich zunächst mit der Ursachenforschung. Man fragte sich also, wie es zu einer solchen Entwicklung gekommen war. Die Ursachenforschung beschränkte sich allerdings nicht nur auf pädagogische Aspekte, sondern fand auch auf anderen Gebieten, wie beispielsweise der Soziologie, Sozialwissenschaft und Neurolinguistik statt. Im Zuge der Forschung sind mittlerweile auch erste Ansätze zur Jungenförderung entstanden. Es handelt sich hierbei um Maßnahmen zur sozialen und leistungsbezogenen Förderung von Jungen. Mit der angesprochenen Problematik hat sich ein ganz neues pädagogisches Forschungsgebiet, die Jungenförderung, als Pendant zur Mädchenförderung, etabliert. Bei der pädagogischen Jungenförderung handelt es sich um ein relativ neues Forschungsgebiet, das scheinbar längst überfällig war, hat man doch feststellen können, dass die schwierige Situation von Jungen schon viel länger existiert, als man annehmen sollte: Michèle Cohen schreibt dazu in ihrem Ausfsatz `A habit of health idelness`: boy`s underachivement in historical perspektive, dass eine problematische Situation von Jungen in der Schule bereits im 17. Jahrhundert bestanden hätte. Doch erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts hat das Thema in der Pädagogik seine Beachtung erhalten. Im Rahmen dieser Arbeit soll es nun um die Aktualität bzw. die Brisanz des Themas Jungenförderung für die Schule gehen. Deshalb wird der Schwerpunkt auch auf der Ursachenforschung liegen, um darzustellen wie wichtig eine geschlechtsspezifische Förderung für Jungen in der Schule ist. Die vorliegende Arbeit gliedert sich in drei große Bereiche: Im ersten Teil soll aufgezeigt werden, wie die Entwicklung der schulischen Situation der Jungen seit der Erscheinung von Kleine Helden in Not verlaufen ist. Es soll auch untersucht werden, inwiefern sich die Situation mittlerweile darstellt. Im zweiten und größten Teil der Arbeit werden konkret momentan diskutierte Erklärungsansätze der schulischen Situation für Jungen thematisiert. Dabei werden verschiedene Aspekte der heutigen Lebenswelt von Jungen, wie Schule, Elternhaus und Gesellschaft berücksichtigt. Aus den ermittelten Ergebnissen sollen weiterhin schon vereinzelnd Überlegungen zur Veränderung im didaktisch-methodischen Bereich von Schule und Unterricht erläutert werden. Der letzte Teil der Arbeit beinhaltet schließlich aktuelle schulpädagogische Fördermaßnahmen für Jungen. Einleitend soll der geschichtliche Verlauf der Debatte um die Benachteiligung von Jungen in der Schule noch mal eine detaillierte Übersicht verschaffen. Im Voraus ist es nun von großer Wichtigkeit zu erwähnen, dass es sich hier nur um Schwierigkeiten männlicher Schüler im Allgemeinen handelt, dementsprechend können und dürfen die folgenden Aussagen nicht auf jeden männlichen Schüler bezogen werden. Von einer Generalisierung der Ergebnisse auf alle männlichen Schüler sollte deshalb abgesehen werden. II., Von der Diskriminierung der Mädchen zur Benachteiligung der Jungen: Zur Geschlechterdebatte von den 60er Jahren bis heute: In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts diskutierte man erstmals, im Zusammenhang mit der Bildungsexpansion, über die Benachteiligung von Mädchen in der Schule. Vor allem durch den aufkommenden Feminismus am Ende der 1960er Jahre erhielt die Diskriminierungsdebatte ein neues Ausmaß, das den erziehungswissenschaftlichen Diskurs unmittelbar beeinflusste . Auch erste empirische Untersuchungen über Bildungsbenachteiligungen in der Bundesrepublik Deutschland wurden Ende der 60er Jahre durchgeführt. Die Untersuchungen brachten eindeutige Ergebnisse, die die schlechte Bildungssituation der Mädchen und Frauen deutlich machte. In der Debatte wurde das katholische Arbeitermädchen vom Lande als die soziale Kategorie bezeichnet, die am wenigsten Zugang zu weiterführender Bildung hatte. Trotz dieser Untersuchungen gab es jedoch eher wenig Stimmen, die sich für die Mädchen und ihre Bildung einsetzten. Es ging vielmehr darum, Chancengleichheit für alle zu sichern, dass heißt, man setzte den Hauptaspekt nicht auf die Differenzen der Geschlechter, sondern thematisierte eher soziale Herkunft und Religionsangehörigkeit. Geschlechterfragen wurden nur am Rande diskutiert und bekamen nicht die Aufmerksamkeit, die anhand der Untersuchungen angebracht gewesen wäre. Die ersten aussagekräftigen Schriften bezüglich der Sexismusdebatte erschienen erst in den 1970er Jahren. In diesem Jahrzehnt wurden auch die ersten Frauensommeruniversitäten (1976 und 1978) in Berlin veranstaltet. Hier diskutierte man neben gesellschaftspolitischen Fragen auch das Thema Sexismus in der Schule . Nach der Gründung einer AG Frauen und Schule der schulpädagogischen Frauenforschung, in der die soziale Konstruktion der weiblichen Unterlegenheit in vielen subtilen Sozialisationsmechanismen angeklagt wurde, entstand eine lang anhaltende Trotzphase der pädagogischen Frauenforschung. Diese Trotzphase zeichnete sich aus schulpädagogischer Sicht darin aus, dass von Seiten der Frauenforschung immer wieder Nachweise des Sexismus in Schulbüchern, Unterrichtsfächern und -interaktionen, sowie in Gewaltverhältnissen auf dem Schulhof aufgedeckt wurden. In den 80er Jahren begann die AG Frauen und Schule Kongresse abzuhalten (erste bundesweite Fachtagung Frauen und Schule 1982 in Gießen) auf denen jährlich internationale Forschungsergebnisse aufgenommen und neu initiiert wurden. Auf diesen Tagungen wurde der heimliche Lehrplan mehr und mehr bezüglich der Geschlechterdiskriminierung in der Schule analysiert. In dieser Situation war die AG Frauen und Schule das einzige öffentliche Forum für die Kritik des schulischen Sexismus. Diese Sexismusdebatte schloss zugleich die Situation der Mütter mit ein und bezog sich auch auf die Schulpraxis von Lehrerinnen, was als Thema in den Tagungen eine eigene hohe Bedeutung besaß. Im Zuge der großen Veränderung im Bildungswesen in den 70er Jahren hatte sich die Situation für Mädchen an Schulen jedoch längst verbessert. Durch die Oberstufenreform 1972 wurde die Auflösung der Schulen nach Zweigen (altsprachlich, neusprachlich, mathematisch) bewirkt, was zur Konsequenz hatte, dass auch an Mädchenschulen, von diesem Zeitpunkt an, der gesamte Fächerkanon angeboten werden konnte. Es gab somit eine größere Auswahl an Schulen für Mädchen, an denen sie das Abitur ablegen konnten. Auch die Einführung der Koedukation brachte den Mädchen Vorteile, da gemischtgeschlechtliche Schulen ihnen die gleichen Bildungschancen darboten wie ihren männlichen Mitschülern. Die Koedukation hat jedoch seitdem viele kritische Diskussionen ausgelöst. Ende der 70er Jahre machten schließlich ebenso viele Mädchen wie Jungen das Abitur. Die Frauenrechtlerinnen hatten mit ihren Debatten in den 70er Jahren nun erreicht, wofür sie lange gekämpft hatten. In den 80er Jahren begannen zum ersten Mal staatliche Institutionen (z.B. das Land Hessen durch das frauenpolitische Landesprogramm von 1984) Forschungen zur Frauen-und-Schule-Problematik zu finanzieren. Verschiedene Projekte zur Förderung von Mädchen in Naturwissenschaft, Technik und Computerarbeit wurden realisiert. Zudem untersuchte man Interaktionen von Mädchen und Jungen im Unterricht, um die Verschiedenheit der Sozialisation beider Geschlechter darzustellen und feministisch begründete Alternativen zu suchen. Enders-Dragässer und Fuchs veröffentlichten dazu 1989 ihre Analyse Interaktion der Geschlechter. Sexismusstrukturen in der Schule. Im Jahr zuvor veröffentlichen sie ihre Expertise Jungensozialistation in der Schule , in der sich Enders-Dragässer und Fuchs mit der Schule, als Ort geschlechtsspezifisch unterschiedlicher Interaktionen, auseinandersetzten. Im Zusammenhang dieser Untersuchungen diskutierte man auch die Wiedereinführung reiner Mädchen- und Jungenschulen. In den 1990er Jahren mischten sich zunehmend Männer in die Diskussion pädagogischer Frauenforschung ein und stellten sich als die besseren Frauenforscher dar. Das negative Bild des frauenunterdrückenden und mächtigen Mannes sollte abgeschafft werden. Denn zuvor […] fiel (es) der feministischen Frauenforschung schwer, positive Aussagen zu Männern zu machen und herauszuarbeiten, inwiefern es Frauen glückt, zu Männern gelungene Beziehungen einzugehen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Andere Sichtweisen wurden nun in Betracht gezogen. Man beschäftigte sich nicht mehr so stark mit den Differenzthesen der Geschlechter, denn man war der Meinung, dass gerade die Nennung der Differenzen zur Konstruktion beitragen würde. Die Geschlechterforschung und die feministisch orientierte Schulforschung hatten sich von der Suche nach Differenzen abgewandt und sahen stattdessen das Geschlecht jetzt als eine soziale Konstruktion . Das Geschlecht sollte keine Bedeutung mehr spielen. Dennoch konnte nicht von einer Gleichstellung der Geschlechter gesprochen werden. Mädchen erhielten zwar im Gegensatz zu Jungen von Jahr zu Jahr bessere Noten und Schulabschlüsse, aber die Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und generell besser bezahlte Arbeitsplätze waren noch fest in der Hand der Männer. Doch nach und nach wurde nicht nur den Frauenforscherinnen klar, dass die oberflächliche Beharrlichkeit des Patriarchats auch seine Widersprüche und Konflikte mit sich brachte. Der feministische Diskurs hatte auch andere Konsequenzen: Seine kritische Rede zu den Geschlechterverhältnissen, männlicher Herrschaft und weiblicher Unterdrückung, hinterließ unübersehbare Spuren in der gesellschaftlichen Praxis. Viele männliche Autoren versuchten mit ihren Publikationen auf die schlechte Situation von Jungen und Männern aufmerksam zu machen. Eine der bekanntesten damaligen Veröffentlichungen zu diesem Thema war das populärwissenschaftliche Buch Kleine Helden in Not (1990) von Dieter Schnack und Rainer Neutzling. Schnack und Neutzling wollten der Öffentlichkeit vermitteln, dass durch all die Bemühungen, vor allem seitens der Frauenbewegung, Mädchenbenachteiligung abzubauen, die Jungen offenbar auf der Strecke geblieben waren. Kreienbaum und Urbaniak bezeichnen das Werk von Schnack und Neutzling als Schleusenöffner für die Forderung nach einer neuen Jungenerziehung und -sozialisation.

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