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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Pflege und Betreuung von onkologischen Patienten stellt aufgrund der zahlreichen Symptome, ausgelöst durch die Erkrankung selbst wie durch deren Behandlungsmaßnahmen, eine große Herausforderung im Alltag dar. Pflegepersonen sind bestrebt, durch komplementäre Pflegeinterventionen wie Therapeutic Touch die medizinische Therapie und damit auch den Heilungsprozess des Patienten optimal zu unterstützen. Ziel dieser Literaturarbeit ist es, aufzuzeigen, welche Effekte durch die Anwendung der komplementären Pflegeintervention Therapeutic Touch bei onkologischen Patienten erreicht wurden. Es wurden signifikant positive, aber auch widersprüchliche Effekte im Bereich der Lebensqualität, der Entspannung, der Schmerzlinderung, der Angstminderung und der Reduzierung der Fatigue erreicht. Insgesamt betrachtet scheint der Einsatz von Therapeutic Touch im onkologischen Setting vielversprechend. Das vorliegende Werk wurde am 27.03.2015 am Ersten Österreichischen pflegewissenschaftlichen Hochschultag am FH Campus Wien präsentiert. Des Weiteren wurde es 2015 mit dem 3. Platz des Elisabeth Seidl Preises des Rudolfinerhauses in Wien ausgezeichnet. Diesen Preis erhalten Personen mit qualitativ besonders hochwertigen und innovativen pflegewissenschaftlichen Arbeiten.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2: Lebensqualität und Wohlbefinden: In vielen Krankenhäusern in den USA werden Touch Therapies angeboten und eingesetzt, um bei onkologischen Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen und die Nebenwirkungen der Strahlentherapie beziehungsweise der Chemotherapie zu minimieren (Mentgen, 2002 und Umbrit, 2000, beide zit. aus Loveland Cook et al., 2004, S. 34). Allerdings würde bereits die Erwartungshaltung, gleich eine unterstützende Intervention ( energy chelation – eine Kombination aus Therapeutic Touch und Healing Touch) zu erhalten, die Lebensqualität positiv beeinflussen (p = 0,004, Cohen´s d = 0,84 Jain et al., 2012). Loveland Cook et al. (2004) untersuchten die Auswirkungen von Healing Touch auf die Lebensqualität bei 78 radioonkologischen Patientinnen. Die 30-minütige Healing Touch Intervention wurde von neun Frauen, welche mindestens die Level II Ausbildung im Colorado Center for Healing Touch absolviert hatten, durchgeführt. Erst nach Abschluss des fünften Levels bekommt der Ausbildungs-teilnehmer ein Zertifikat als Healing Touch Practitioner . Die 30-minütige gemimte Healing Touch Anwendung wurde von Laien, ohne jegliche persönliche Erfahrung auf diesem Gebiet ausgeführt. Hierbei war besonders, dass den Darstellern der Placebo- und der Versuchsgruppe jegliche physische, verbale und visuelle Interaktion mit den Probanden untersagt wurde, um jedwede anderwärtige Beeinflussung zu vermeiden. Die Anwenderinnen der Scheinbehandlung wurden strikt instruiert, nur um den Massagetisch herumzugehen und dabei immer die Hände am Körper zu belassen. Außerdem wurden sie gebeten, sich gedanklich mit Rechenaufgaben zu beschäftigen. Beide Gruppen bekamen die ihnen zugeteilten Interventionen sechs Mal in einem festgelegten Zeitschema. Alle Probandinnen erhielten die erste Behandlung nach dem ersten Drittel der gesamten Strahlentherapie. Die nächsten vier Anwendungen wurden dann in einem wöchentlichen Intervall abgehalten und die letzte Intervention fand rund vier Wochen später statt. Die Healing Touch Interventionen führten in der Versuchsgruppe, im direkten Vergleich zur Placebogruppe zu einer signifikanten Steigerung der Vitalität (p < 0,03) und der körperlichen Funktionsfähigkeit (p < 0,05). Im Umkehrschluss kann davon ausgegangen werden, dass die Lebensqualität der onkologischen Patientinnen positiv beeinflusst und auch der Fatigue entgegengewirkt wurde. Allerdings wurde eine hohe Drop-out Rate von 20,51 Prozent verzeichnet, die Gründe dafür sind in Tabelle 2 angeführt. Rexilius et al. (2002, zit. aus Loveland Cook et al., 2004, S. 40) vertraten jedoch die Meinung, dass der Mensch bereits von einer Ruhephase in liegender Position profitiere und, dass es ohne weitere Intervention zu einer Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens und anderen positiven Effekten komme. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse von Loveland Cook et al. (2004) auf ein anderes Setting sei zudem fragwürdig. Die Autoren gaben zu verstehen, dass weitere Studien in unterschiedlichen Settings notwendig wären, um die Ergebnisse generalisieren zu können. Giasson und Bouchard (1998) untersuchten 20 palliativbetreute Patienten im Krebsendstadium innerhalb ihrer randomisiert gebildeten Versuchs- und Kontrollgruppe. Die Verfasser der Studie betonten in ihren Ausführungen, dass sie sich bewusst gegen eine Placebogruppe entschieden haben, da sie dies für ethisch nicht vertretbar hielten. Die Therapeutic Touch Intervention wurde ohne Körperkontakt zwischen Proband und Anwender durchgeführt, die Kontrollgruppe durchlief eine Ruhephase unter Anwesenheit von Pflegepersonal. Als Erhebungsinstrument für die abhängige Variable Wohlbefinden diente die Well-Being Scale, die 1994 von Giasson, basierend auf dem Edmonton Symptom Assessment System entwickelt wurde. Es wurde von den Palliativpatienten selbst vor und nach den jeweiligen Interventionen verwendet, um ihre subjektive Befindlichkeit zu dokumentieren. Mit Hilfe der Varianzanayse konnte dargelegt werden, dass die Well-Being Scores in der experimentellen Gruppe progressiv angestiegen waren. Das physische und emotionale Wohlbefinden stieg in der Versuchsgruppe deutlich im Vergleich zur Kontrollgruppe. Zwischen der mittleren Dosis von Analgetika und Anxiolytika und dem Gefühl des Wohlbefindens wurde keine signifikante Korrelation gefunden, daher wurde die Medikation nicht als Kovariable für die abschließende Datenanalyse herangezogen. Therapeutic Touch wirkte sich damit gesamtheitlich betrachtet positiv auf die Lebensqualität von terminalen Krebspatienten aus (Giasson und Bouchard, 1998). Samarel et al. (1998) führten mit 35 Mammakarzinom-Patientinnen eine randomisiert kontrollierte Studie durch, in welcher die 14 Teilnehmerinnen der Versuchsgruppe eine zehn Minuten dauernde Therapeutic Touch Intervention mit Hintergrundmusik bekamen, gefolgt von einem 20-minütigen Dialog mit einer Registered Nurse. Währenddessen erhielten die 17 Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe eine Ruhephase mit Hintergrundmusik, welche ebenso mit einer Gesprächsintervention beendet wurde. Im Bereich der präoperativen Stimmung konnte keine Differenz zwischen der Versuchs- und der Kontrollgruppe festgestellt werden. Bei dieser 1998 durchgeführten Studie ist zu kritisieren, dass die Dialogphase doppelt so lange gedauert hat, wie die Therapeutic Touch Intervention in der Versuchsgruppe beziehungsweise die Ruhephase in der Kontrollgruppe. Diese Tatsache könnte zu Verfälschungen der Ergebnisse geführt haben, da die Krebspatientinnen womöglich mehr von der Gesprächsintervention profitierten als von den anderen Interventionen. Kelly et al. (2004) haben im Rahmen ihrer qualitativen Studie mit 18 Brustkrebs-patientinnen Telefoninterviews durchgeführt, um mehr über das subjektive Erleben der Teilnehmerinnen zu erfahren. Die 18 Frauen (neun aus der Versuchsgruppe und neun aus der Kontrollgruppe) wurden aus den Studienteilnehmerinnen von Samarel et al. (1998) gewonnen und mittels Telefoninterviewleitfaden über ihre Erfahrungen mit der Pflegeintervention befragt. Da die Datensättigung bereits nach 15 Interviews erreicht war, wurden nicht alle 31 Probandinnen der Studie von Samarel et al. (1998) befragt, die Datenerhebung wurde nach drei weiteren Interviews gestoppt. Die Interviews bestanden aus insgesamt sechs offenen Fragen und wurden zwei bis neun Tage (im Durchschnitt 5,1 Tage) nach der post-operativen Intervention durchgeführt. Dies geschah vor allem aus dem Grund, den Frauen Zeit zu geben, um ihre Erfahrungen in Ruhe reflektieren zu können. Die Dauer der Interviews betrug zwischen zwei und 28 Minuten (Modus = 3), sie wurden von einer Person geführt, die mit den vorherigen Studienprozessen noch nichts zu tun hatte. Die Frauen gaben ihr Einverständnis, dass die Interviews auf ein Diktiergerät aufgenommen werden durften. Die Aufzeichnungen wurden wort-getreu von zwei unabhängigen Forschern transkribiert. Die folgende Inhalts-analyse wurde von zwei weiteren Forschern durchgeführt. Eine der Fragen aus dem Interviewleitfaden lautete, wie sich die Teilnehmerinnen physisch und emotional während der Therapeutic Touch Intervention fühlten. Diesbezüglich wurden folgende punktuelle Aussagen gemacht: ich fühlte ein magnetisches Feld , ein merkwürdiges Gefühl , ich fühlte etwas , Sicherheit , Wohlbefinden , Entspannung und ich mochte es . Die Studienergebnisse legen nahe, dass alle drei Interventionen, also Therapeutic Touch, Ruhephase und Dialog zur Verbesserung der Lebensqualität bei Brustkrebspatientinnen beitragen können (Kelly et al., 2004). Zu hinterfragen ist die Dauer der qualitativen Interviews. Bei sechs offenen Fragen erscheint die mittlere Dauer von drei Minuten relativ knapp. Möglicherweise lagen Hemmschwellen, ggf. in den Umgebungsfaktoren vor. 20 erwachsene Personen mit differenten Erkrankungen, welche über verschieden lange Zeiträume Therapeutic Touch erhalten haben, beschrieben die Intervention als dynamisches, multidimensionales Erlebnis (Samarel, 1992). Die Multidimensionalität wurde dadurch begründet, dass die Intervention alle physischen, mentalen, emotionalen und spirituellen Bereiche des Menschen anspräche. Zudem haben die Studienteilnehmer geäußert, dass sie die Anwendung als bewusstseinserweiternd empfunden haben und, dass sie ein Gefühl der nachhaltigen Befriedigung spürten. Nicht nur erkrankte Personen, sondern auch gesunde, freiwillige Versuchsperso-nen brachten Therapeutic Touch Interventionen mit Gefühlen von Wohlbefinden, Frieden, Entspannung und Sicherheit in Zusammenhang (Hayes, Cox, 1999). Auch Wind Wardell und Weymouth (2004) konnten in ihrem systematischen Review feststellen, dass ein Großteil der onkologischen Studienteilnehmer nach der Healing Touch Intervention eine subjektive Verbesserung in den Bereichen Lebensqualität und Wohlbefinden angibt. Huges et al. (1996, zit. aus Kelly et al. 2004, S. 626) berichteten demgegenüber, dass es auch Äußerungen von Studienteilnehmern gab, sich während der Therapeutic Touch Intervention unwohl gefühlt zu haben. Barron et al. (2008) haben 38 Patienten (als Interventionsprobanden) und vier Pflegepersonen (als Praktizierende) über ihre Erfahrungen mit der Pflegeintervention Therapeutic Touch interviewt. Sowohl die Patienten als auch die Pflegekräfte äußerten, dass Therapeutic Touch ihr Schlafverhalten positiv beeinflusst habe. Zudem hätten sie einen Anstieg der inneren Ruhe und eine Erleichterung ihrer krebsbedingten Symptome wahrgenommen. Die Studienteilnehmer beschrieben nach der Anwendung ferner eine Besserung der Übelkeit, des Schmerzes und der Angstgefühle. Manche gaben an, während der Behandlung mit Therapeutic Touch ein Kälte- oder Wärmegefühl erlebt zu haben, in Kombination mit einer tiefen Entspannung. Einige erlebten eine positive Veränderung hinsichtlich der Stimmung, der eigenen Energiereserven und des allgemeinen Wohlbefindens. Ein Studienteilnehmer schilderte seine Erfahrungen: Es wäre ein warmes Gefühl gewesen, das sich über seinen Körper ausbreitete und er verspürte die beruhigende, lindernde, erholsame und heilende Wirkung, während eine Pflegeperson Therapeutic Touch bei ihm praktizierte. Eine Registered Nurse gab an, dass sie es toll fand, sich ganz bewusst wieder auf die Patienten und deren Erfahrungen zu fokussieren. Besonders angenehm empfand sie es, vorübergehend auch wieder einmal andere Aspekte des Menschen wahrzunehmen, abgegrenzt von der medizinischen Datensammlung und Vitalzeichenüberprüfung. Die zwei Therapeutic Touch praktizierenden Pflegekräfte erlebten ebenso positive Effekte bei sich selbst und berichteten diese ihren Kollegen. Eine Pflegeperson beschrieb eine sehr intensive und direkte Verbindung zu den Patienten, so wie sie es noch nie zuvor im herkömmlichen Umgang mit ihnen erlebt habe. Außerdem fiel ihr auf, dass sie wesentlich schneller das Vertrauen der Patienten gewann, während sie diese Behandlung durchführte, als bei bisher üblichen Pflegehandlungen. All diese Berichte weisen auf eine Steigerung des Wohlbefindens und der Lebensqualität bei onkologischen Patienten hin. Zudem gibt es Hinweise, dass sich auch die berufliche Lebensqualität des Pflegepersonals erhöht. Als Limitation der Studie von Barron et al. (2008) kann hervorgehoben werden, dass die Rekrutierung der Studienteilnehmer nur auf einer kleinen, aber gut frequentierten Abteilung für onkologisches Patientenklientel durchgeführt wurde. Die Pflegepersonen empfanden es schwierig, die Therapeutic Touch Anwendung neben den anderen Pflegetätigkeiten durchzuführen. Aufgrund des vorhandenen Arbeitsstresses hatten sie Probleme, sich für die Therapeutic Touch Intervention zu zentrieren sowie sich auf die Handlung zu konzentrieren. Diese Angaben müssen bei der Betrachtung der Ergebnisse berücksichtigt werden (Barron et al., 2008). Unabhängig davon, ob ein Healing Touch Anwender die Intervention durchführte oder ein Darsteller die Intervention nur mimte, kam es zu einer Verbesserung des Wohlbefindens, des inneren Friedens und zu einer angenehmen Entspannung bei den onkologischen Patienten (Pohl et al., 2007). Rund drei Viertel aller Studienteilnehmer gaben nach der zweiten Healing Touch Anwendung an, dass sie bei sich einen verbesserten emotionalen, physischen, mentalen und spirituellen Gesundheitszustand wahrgenommen hätten (Wilkinson et al., 2002). Dies sind alles Aspekte des Wohlbefindens. Jedoch wurde dieser Arbeit in den beiden Systematic Reviews von Jain und Mills (2009) sowie Jackson et al. (2008) eine mindere Studienqualität konstatiert. In den Studien von Barron et al. (2008), Pohl et al. (2007), Loveland Cook et al. (2004), Wind Wardell und Weymouth (2004), Wilkinson et al. (2002), Hayes und Cox (1999), Giasson und Bouchard (1998) und Samarel (1992) wurde durch die Therapeutic Touch Anwendung eine Verbesserung der Lebensqualität und des Wohlbefindens beschrieben. Jain et al. (2012) und Kelly et al. (2004) hielten fest, dass durch Ruhe- und Gesprächsinterventionen beziehungsweise nur durch die Ankündigung, gleich eine unterstützende Intervention zu erhalten, ähnliche Effekte erzielt werden können.

Über den Autor

Die Buchautorin DGKS Monika Seiringer, BScN., wurde 1986 in Vöcklabruck geboren. Nachdem Sie 2006 Ihr Diplom für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege erhielt, arbeitete sie sechs Jahre auf der Sonderklasse A (Interne, Pulmologie, Neurologie, Radioonkologie) am Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck (gespag). Berufsbegleitend schloss sie von 2010 bis 2012 die Berufsreifeprüfung ab und orientierte sich dann beruflich neu. Sie arbeitet seit 2012 als Lehrerin für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege an der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege und der Schule für medizinische Assistenzberufe am Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck (gespag). Des Weiteren absolvierte sie berufsbegleitend von 2012 bis 2015 ein Bachelorstudium der Pflegewissenschaft mit dem Schwerpunkt Pädagogik an der UMIT in Hall in Tirol und mit dem zweiten Schwerpunkt Management an der UMIT in Wien. Gegenwärtig studiert sie berufsbegleitend Komplementäre Gesundheitspflege an der Donau Universität in Krems und wird Anfang 2016 als Akademische Expertin für komplementäre Gesundheitspflege ihr Studium beenden.

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