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Recht / Wirtschaft / Steuern


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 148
Sprache: Deutsch
Einband: gebunden

Inhalt

Die Pharmabranche bietet eine interessante Grundlage um den Vormarsch von Wirtschaftsethik genauer zu erläutern. Diese Industrie besitzt einige Alleinstellungsmerkmale, welche sie eigentlich von anderen Industrien absetzen sollte. Allen voraus die Herstellung von Medikamenten, welche das menschliche Leben erhalten und die Gesundheit der Gesellschaft verbessern sollen. Um diese Medikamente zu erforschen und zu produzieren, müssen jedoch hohe Investitionen aufgebracht werden, die ohne wirtschaftliches Handeln der Pharmaunternehmen nicht finanziert werden können. Somit werden Medikamente wie jedes andere Produkt vermarktet. Besonders durch die lückenhaften Rechtsgrundlagen in den Vereinigten Staaten und Neuseeland wird jedoch stark diskutiert, ob an Konsumente gerichtetes Marketing von verschreibungspflichtigen Medikamenten ethisch ist und welche Risiken sich dahinter verbergen. Außerdem wird neben der Konsumentenwerbung auch das Marketing betrachtet, welches zur Beeinflussung der Verschreibungsgewohnheiten von Ärzten angewendet wird. Auf dieser Grundlage werden verschiedene Theorien der Wirtschaftsethik angewendet, um die Strategien und Marketingmaßnahmen der Pharmabranche ethisch zu bewerten. Des Weiteren wird eine Studie durchgeführt, die sowohl die aktuelle Situation in Deutschland im Vergleich zu den Vereinigten Staaten erforscht, als auch zur Unterstützung der ethischen Bewertung dient. Auf diesen Grundlagen wird ersichtlich, dass Marketingmaßnahmen, wie Direct-To-Consumer Werbung, im Bereich der Arzneimittel unethisch sind. Dies trifft außerdem auf Geschenke für Ärzte von Pharmaunternehmen und auf einige Aspekte der übergeordneten Strategien zu. Diese Erkenntnisse werden durch die Ergebnisse der empirischen Untersuchung unterstützt. Konsumentenwerbung, Informationen aus dem Internet und Geschenkevergabe an Ärzte beeinflussen das Verhalten der Patienten. Darauf folgen Implikationen aus diesen Beobachtungen und Handlungsempfehlungen werden erläutert.

Leseprobe

1 Einleitung: Die Fortschritte in der Medizin erlauben es den Menschen immer länger zu leben und bieten zudem auch eine höhere Lebensqualität. Doch dieser Fortschritt erfordert auch hohe Investitionen, um die Forschung und Entwicklung voran zu treiben. Diese Kosten sind so umfassend, dass nur internationale Großkonzerne sie bewältigen können. Die Pharmaindustrie besteht hauptsächlich aus solchen Konzernen, welche natürlich unternehmerisch denken und keine Non-Profit Organisationen sind. Doch da das Wissen und die Produkte dieser Industrie so eng mit der Gesundheit und dem Wohlergehen der Gesellschaft verbunden sind, besitzt sie eine Eigenartigkeit, welche sie von anderen Industrien abgrenzt. Man stelle sich als Vergleich die Automobilindustrie vor. Ein Auto zu besitzen bedeutet gewisse Vorteile und ist manchmal sogar aus beruflichen Gründen notwendig, Zugang zu einem Automobil ist jedoch nicht lebensnotwendig. Anders verhält es sich mit Medikamenten, hier ist der Zugang für kranke Personen unverzichtbar. Da die Pharmaunternehmen jedoch Gewinne erwirtschaften müssen, um weiter zu bestehen, Medikamente produzieren und Innovationen vorantreiben zu können, müssen Medikamente ebenso wie Autos verkauft werden. Für einen sterbenskranken Patienten ist also der Preis für die lebensrettende Behandlung der Preis für sein Leben. Aus dieser engen Verknüpfung zwischen der Pharmaindustrie und dem menschlichen Wohlergehen ergibt sich ein interessantes und vieldiskutiertes Geflecht aus Regulationen und Verhaltensregeln. Dabei sind das Modell und die Strategien der Pharmaindustrie an sich erfolgreich, es werden kontinuierlich neue, lebensrettende Medikamente erforscht und somit die Lebensqualität verbessert. Gesundheitsminister Hermann Gröhe sagte dazu in einem Interview, dass Unternehmen, welche Medikamente herstellen, der Gesellschaft einen Dienst erweisen, da jeder Mensch zur Behandlung das bestmögliche Medikament erhalten möchte. Die Pharmaindustrie hat jedoch einen sehr schlechten Ruf, was hauptsächlich mit den Preisen für Medikamente zusammenhängt. In einer Gesellschaft sollte das menschliche Leben das höchste Gut sein und um dieses zu erhalten kann kein Preis festgesetzt werden. Doch auch ärmeren Menschen soll der Zugang zu lebensrettenden Medikamenten nicht verwehrt werden. Hier entsteht der Interessenkonflikt bei den Pharmaunternehmen. Auf der einen Seite sollen sie der Gesellschaft verpflichtet sein, auf der anderen Seite müssen sie jedoch auch unternehmerisch handeln. Dies heißt nicht nur Kosten der Produktion zu decken, sondern auch Gewinne für die Expansion und für die Forschung und Entwicklung von neuen Medikamenten zu erzielen. In der Öffentlichkeit ist oftmals zu hören, die Pharmaindustrie handelt unethisch. Aus diesem Grund erfolgten in den vergangenen Jahren einige Veränderungen. Wirtschaftsethik wird immer wichtiger und mittlerweile besitzen über 80% der Unternehmen einen eigenen Ethikkodex. Aus den eben genannten Gründen ist solch ein Vorgehen besonders für die Pharmaindustrie, durch ihre einzigartige Rolle, von größter Bedeutung. Da sie der Gesellschaft gegenüber eine besondere Verpflichtung besitzt, müssen vor allem auch soziale Richtlinien befolgt werden, welche möglicherweise nicht gesetzlich niedergeschrieben sind und über das Handeln im Gesetzesrahmen hinausgehen. So kündigte der Pharmariese GlaxoKlineSmith 2013 an, einen umfangreichen Ethikkodex zu entwerfen, welcher viele aktuelle Praktiken verbannen und somit ein Novum darstellen würde. Mit dieser Entscheidung versucht man sich den Forderungen der Gesellschaft zu beugen und somit höheres Wohlwollen im Vergleich zur Konkurrenz zu erhalten. Marketing und Verkaufsförderung nehmen dabei in der Pharmaindustrie einen hohen Stellenwert ein, denn auch hier wird ein direkter Einfluss auf die Gesundheit der Menschen genommen. Besonders hier spielt auch der Ethikaspekt eine große Rolle, und ein Großteil der öffentlichen Diskussion bezieht sich auch auf die Marketingmaßnahmen der Pharmaindustrie. Ob es sich hierbei nun um irreführende Werbung, Pathologisierung gesundheitlicher Zustände oder rein um die enormen Ausgaben der Pharmaindustrie für Werbung handelt. Und auch im Marketing haben Veränderungen stattgefunden, die dem Trend folgen, dass der Patient immer mehr an der Auswahl der Behandlung beteiligt ist, obwohl er vermutlich nicht das benötigte Fachwissen für eine solche Entscheidung besitzt. Die Diskussion über die Pharmaindustrie ist in den Vereinigten Staaten, durch eine besondere Rechtslage zu Marketingpraktiken, schon viel weiter fortgeschritten. In Deutschland ist die Öffentlichkeit noch nicht soweit informiert, was natürlich zu Lasten einer faktengestützten Diskussion geht. Zudem wurde bei den gesamten Meinungen zu unethischem Handeln der Pharmaunternehmen bisher auch noch nicht analysiert, in welchen Bereichen und nach welchen Maßstäben überhaupt unethisch gehandelt wurde. Zwar finden ständig weitere Veränderungen und Anpassungen statt, um ethisches Verhalten weiter voran zu treiben, eine optimale Lösung existiert jedoch weiterhin noch nicht. Um solch eine Lösung zu finden, bedarf es dem Verständnis aller Aspekte, welche einen Einfluss auf die Verbindung zwischen der Pharmaindustrie und dem Wohlergehen der Gesellschaft nehmen. Denn nur so kann ein Kompromiss gefunden werden, der allen Seiten Vorteile bringt. Medizin sollte nach Artikel 19 des französischen Kodexes zur Ethik in der Medizin nicht als ein Geschäft betrieben werden. In der Realität gestaltet sich dies jedoch anders und ist bisher auch unumgänglich, da nur durch gewisse unternehmerische Denkweisen die finanziellen Mittel akquiriert werden können, um qualitativ hochwertige gesundheitliche Pflege bieten zu können. In dieser Ausarbeitung werden zuerst die Grundlagen zu Marketing und Wirtschaftsethik erläutert. Dabei werden verschiedene Ethiktheorien vorgestellt, sowie die Verknüpfung zwischen Marketing und Ethik dargelegt. Im Anschluss erfolgt eine Einleitung zur Pharmabranche. Hier werden besonders auch die verschiedenen Rechtsgrundlagen dargestellt, da die pharmazeutische Industrie hoch reguliert ist. Dann wird das Verhalten der Pharmaunternehmen genauer erläutert, welches später ethisch bewertet werden soll. Des Weiteren wird genauer auf die verschiedenen Strategien der Unternehmen eingegangen, sowie davon ausgehend die Preispolitik genauer analysiert, da in diesem Bereich sehr viel Kritik von der Öffentlichkeit zu spüren ist. Anschließend werden die Marketingmaßnahmen genauer erläutert. Hierbei wird der Fokus auf Proprietärunternehmen gelegt, da diese den Hauptteil des Marketings der Pharmaindustrie durchführen. Dabei wird Marketing in zwei Abschnitte unterteilt. Zum einen in Maßnahmen, welche an Patienten gerichtet sind und die Erläuterung dieser Praktik aus den Vereinigten Staaten. Zum anderen in Maßnahmen für medizinisches Fachpersonal mit genauerer Betrachtung von Fortbildungsangeboten, Detailing, Geschenken, Journals und Studien. Hier wird sich auf Verkaufsförderung bei Ärzten spezialisiert und zum Beispiel Apotheker ausgegrenzt, da ausgehend von den Maßnahmen für Patienten, der Fokus auf verschreibungspflichtige Medikamente gesetzt wird. Diese Medikamente besitzen ein größeres Risiko als rezeptfreie Medikamente und müssen daher auch verstärkt aus ethischer Sicht betrachtet werden. Ausgehend von der Literatur wird im Folgenden eine empirische Untersuchung durchgeführt. Da die Diskussion in den Vereinigten Staaten weiter fortgeschritten und die Studien umfangreicher sind, wird bei der Untersuchung hauptsächlich die Situation in Deutschland analysiert. Dafür wird eine Onlineumfrage durchgeführt, das Design dieser erläutert und vorher aufgestellte Hypothesen überprüft. Abschließend folgt eine ethische Bewertung des Verhaltens der Pharmabranche aufgrund der vorgestellten Theorien im Bereich der Strategie und im Marketing. Zuletzt werden zudem noch die Implikationen, Einschränkungen und ein Ausblick gegeben. 2 Der konzeptionelle Rahmen in der Pharmabranche: 2.1 Marketing und Wirtschaftsethik: Allgemein gefasst dient Marketing dazu, den Absatz der Produkte des Unternehmens zu steigern. Zu den Aufgaben des Marketings gehört es, Kunden zu akquirieren, Produkte zu konzipieren, die den Bedürfnissen der Kunden entsprechen und an der Preisgestaltung, Distribution sowie Kommunikation beteiligt zu sein. Natürlich geht Marketing noch viel weiter, hier soll jedoch nur eine kleine Einleitung gegeben werden. So wird Marketing von jeder Organisation betrieben, ob dies jetzt klar als Marketing bezeichnet ist oder nicht. Denn nicht nur Unternehmen mit klassischen Marketingabteilungen betreiben Maßnahmen zur Verkaufsförderung. Museen, Personen, Regionen oder ähnliches können ebenfalls vermarktet werden und dies geschieht auch alltäglich. Ein zentraler Aspekt, der in dieser Studie wichtig ist, ist die Aufgabe des Marketings zur Differenzierung vom Wettbewerb. Marketingmaßnahmen werden dazu genutzt, um dem Kunden Informationen bereitzustellen, die ihn von der höheren Qualität oder anderen Eigenschaften des eigenen Produkts überzeugen sollen und damit die Entscheidung des Kunden gegen ein Konkurrenzprodukt zu beeinflussen. Denn wenn der Kunde davon überzeugt ist, dass das eigene Produkt besser als das der Konkurrenz ist, besteht ein größerer Spielraum bei der Preisgestaltung für das eigene Unternehmen. Daher ist Marketing ein wichtiger Faktor in jedem Unternehmen, zukünftige Erfolge und Fortschritt sind oftmals auf erfolgreiche Verkaufsförderung zurückzuweisen. Eine weitere Einleitung muss zu dem Begriff der Ethik gegeben werden. Unter Ethik und Moral wird im allgemeinen Sprachgebrauch verstanden, dass Menschen sich so verhalten und handeln, dass sie ihren Mitmenschen und der Gesellschaft nicht schaden. Genauer muss jedoch die Wirtschaftsethik betrachtet werden. Ethik in der Wirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen und über ethisches Verhalten von Unternehmen wird in der Öffentlichkeit vermehrt diskutiert. Dabei werden die gültigen ethischen Grundlagen auf die Wirtschaft angewendet. Hier wird das Verhalten der Unternehmen beobachtet und anhand der Richtlinien gedeutet, um zu erkennen, ob ethisch und moralisch gehandelt wird, ohne anderen Parteien, wie der Gesellschaft, zu schaden. Ethisches Handeln ist auch deshalb wichtig, da unter Ethik oftmals Richtlinien der Gesellschaft fallen, die nicht von Gesetzen abgedeckt werden. Im Gesetz werden meistens nur bestimmte Vorgehensweisen verboten, es besteht jedoch keine Vorgabe, wie konkret gehandelt werden soll. Und hier kommen die ethischen Richtlinien ins Spiel, die einen Rahmen vorgeben, nach dem gehandelt werden sollte, um der Gesellschaft Nutzen zu bringen. Sich gesetzmäßig zu verhalten bedeutet also sowohl für Personen als auch für Unternehmen noch lange nicht, dass auch ethisch gehandelt wird. Ein anschauliches Beispiel bietet dafür der Pharmakonzern Hoffmann-La Roche. Dieser hat klinische Forschung mit Organen durchgeführt, die von exekutierten, chinesischen Gefangen stammten. Diese Praxis war laut den örtlichen Bestimmungen durchaus legal, ob sie jedoch ethisch war ist zu bezweifeln. Die Erwartungen von Ethik gehen also über die niedergeschriebenen Gesetze hinaus und beziehen sich mehr auf die allgemeinen Regeln der Gesellschaft, was richtig ist und was falsch. Wenn freiwillig Produkte durch das Unternehmen vom Markt genommen werden, sobald es erste Anzeichen von Schäden bei Konsumenten gibt, zeugt das von ethischem Verhalten, da das Unternehmen natürlich dadurch Verluste macht, jedoch richtig handelt, ohne vom Gesetzgeber dazu gezwungen werden zu müssen. Man kann jedoch auch erkennen, dass diese Vorgehensweise dem Unternehmen vermutlich Wohlwollen bei den Kunden einbringt und es somit vielleicht sogar langfristig erfolgreicher ist. Doch wie kann man sagen, ob ein Unternehmen ethisch handelt oder nicht? Dafür werden im Folgenden die aufgezählten Ethiktheorien herangezogen, welche dann in Kapitel 6 als Grundlagen für die Bewertung des Verhaltens der Pharmabranche dienen.

Über den Autor

Kevin Haas, M.Sc. wurde 1990 in der Region Hannover geboren. Nach dem Erreichen der allgemeinen Hochschulreife entschied er sich für ein Studium in der Betriebswirtschaft, in dem er seine Vorliebe zur englischen Sprache einbringen konnte. Das Bachelorstudium in International Business Studies an der Universität Paderborn schloss er im Jahre 2013 erfolgreich ab. Während dieses Grundstudiums entdeckte er sein Interesse an Marketing und beschloss seine Qualifikationen in diesem Bereich durch ein Masterstudium weiter auszubauen. Das Masterstudium in Marketing Science an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes beendete er 2015 erfolgreich. Im Rahmen dieses Studiums kam er mit dem Thema Wirtschaftsethik in Kontakt. In seiner Master-Thesis entschloss er sich die Faszinationen Marketing und Wirtschaftsethik zu verknüpfen und am Beispiel der vieldiskutierten Pharmabranche zu erläutern. Nach ersten praktischen Erfahrungen während des Studiums, arbeitet der Autor nun als Produktmanager in der Wirtschaft.

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