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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 10.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 60
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dem Anspruch, systematisch das Thema Strafe in der Erziehung von verschiedenen Blickwinkeln her zu beleuchten, möchte die Autorin in der vorliegenden Studie gerecht werden, damit sich der Leser eine eigene, aber trotzdem inhaltlich fundierte Meinung darüber bilden kann, ob Strafe in der Erziehung heutzutage noch von Bedeutung ist oder nicht. Nach einem historischen Abriss über die Entwicklung von Strafe im Kontext der Erziehung folgt eine Betrachtung von unterschiedlichen Konzepten von Strafe. Hierbei stellt die Autorin verschiedene Theorien und Ansätze vor, die grundlegende Wesenszüge von Strafe verdeutlichen sollen. Im Anschluss wird dann die Wirksamkeit von Strafe im Mittelpunkt stehen. Es wird zudem unterscht, welche Rolle die Strafe in der Erziehung spielt und welche Rolle sie spielen sollte oder auch nicht.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, vierzehntes bis siebzehntes Jahrhundert: Das Kind, das in das emotionale Leben der Eltern eintreten durfte, aber immer noch Abladeplatz für gefährliche Projektionen war (de Mause 1977, S.83), kennzeichnete die Zeit ab dem vierzehnten Jahrhundert. Es war eine Zeit der Ambivalenz, der starken Doppelwertigkeit in der Eltern-Kind-Beziehung. Aufgabe der Eltern war es nun, das Kind in die rechte Form zu bringen, denn die Vorstellung, dass man es formen könnte wie Wachs, Gips oder Lehm war weit verbreitet. Die Zahl der Anleitungen, wie man Kinder erziehen sollte, wuchs an. Einer der ersten, der Erziehung als etwas Sinnvolles öffentlich machte, war Johann Amos Comenius (1592-1670). Seine Vorstellungen waren tief religiös geprägt, aber er gestand den Menschen die Möglichkeit zu, die Welt in ihre eigenen Hände zu nehmen, folglich auch die Erziehung der Kinder: Und die Heilung der kranken Welt durch den Vizegott Mensch beginnt mit der Erziehung. (Comenius zit. in: Scheuerl 1979, S.74). Im Bezug auf die Strafe in der Erziehung stellte Comenius allgemein fest, dass Zucht gegen die geübt werden muss, die Unrecht tun, und zwar aus dem Grund, damit er künftig nicht wieder fehle. Dabei unterschied er aber zum einen das Unrecht bei Studien und Wissenschaft, und zum anderen Verstöße gegen die Sittlichkeit. Ersteres muss nicht mit Schlägen gestraft werden, hier reichen ein raues Wort oder ein öffentlicher Tadel. Bei Fehlungen aber gegen die Sittlichkeit müssten strengere und härtere Zucht angewendet werden. Hier wird wiederum deutlich, wie religiös Comenius Einstellungen zu Strafe geprägt waren: Was gegen Gott geht, ist eine Schandtat, die durch schärfste Züchtigung gesühnt werden muß. (Comenius zit. in: Netzer 1983, S.18) Bei der Züchtigung legte Comenius Wert darauf, dass sie ohne Leidenschaft, Zorn oder Hass anzuwenden sei, so dass der Gezüchtigte merken sollte, dass sie aufrichtig und zu seinem Besten verhängt worden ist. Neben Comenius rechtfertigte auch der berühmte Reformator Martin Luther (1483-1546) die körperliche Züchtigung. Doch auch er ist der Meinung, dass zwar in der Erziehung geschlagen werden müsse, doch man sollte nicht zu hart schlagen und nicht vergessen, dass man zu aller erst ein Kind lieb haben sollte. Bei Comenius und Luther wird im besonderen Maße deutlich, was de Mause mit Ambivalenz meinte. Einerseits ist in dieser Zeit die Eltern-Kind-Beziehung schon emotional geprägt, Luther verwies ja auf die Liebe zum Kind, andererseits versuchte man die Kinder immer noch durch körperliche Züchtigung zu formen. Man kann in Folge dessen davon ausgehen, dass ein sehr großer Prozentsatz der vor dem achtzehnten Jahrhundert geborenen Kinder im Rahmen der Disziplinierung und Erziehung geschlagen wurden. Zu den Instrumenten, mit denen geschlagen wurde, gehörten Peitschen der verschiedensten Art, zum Beispiel Klopfpeitschen, Schaufeln, Rohrstöcke, Eisen- und Holzstangen sowie Rutenbündel. Eine Vorstellung von der Häufigkeit des Schlagens gewinnt man, wenn man hört, dass ein deutscher Schullehrer ausrechnete, dass er 911527 Stockschläge, 12400 Peitschenhiebe, 136715 Schläge mit der Hand und 1115800 Ohrfeigen verteilt hatte. (de Mause 1977, S.67). Die Schläge waren im allgemeinen schwer und führten zu Blutergüssen und Blutungen. Kinder wurden früh mit dem Schlagen konfrontiert und das Schlagen wurde zum festen Bestandteil des kindlichen Lebens. Wie entwickelte sich aber nun das Schlagen im Laufe der Jahrhunderte? Um genauere Informationen zu erhalten, schauen wir in der Zeit noch einmal zurück. Im Altertum gab es eine Fülle von Praktiken und Mitteln, die das genaue Ausmaß der Härte der Züchtigung näher veranschaulichen. Man benutzte Bein- und Handschellen, sowie Knebel, und veranstaltete sogenannte blutige Geißelungswettkämpfe, bei denen die Heranwachsenden nicht selten zu Tode gepeitscht wurden. Angesichts dieser grausamen Züchtigungspraktiken kann glücklicherweise festgestellt werden, dass im Verlaufe der Geschichte eine langsame aber sichtbare Humanisierung stattfand.

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