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Umwelt


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Abb.: 12
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Nuthe ist ein brandenburgischer Fluss, der inmitten von Potsdam in die Havel mündet. Insbesondere im Unterlauf ist die Nuthe stark begradigt und eingedeicht, weshalb sie hier einem Kanal ähnelt. Da in den letzten Jahrzehnten der Abfluss und somit der Grundwasserstand in den angrenzenden Wiesen stetig gesunken ist, wurde beschlossen, einen Teil der Nuthewiesen im Bereich des Potsdamer Ortsteils Drewitz zu renaturieren. Daraufhin wurden in den Jahren 2003 bis 2005 die einst abgetrennten Altarme der Nuthe zu einem neuen naturnahen Fließgewässer verbunden, welches seither parallel zur kanalisierten Nuthe verläuft. Das Hauptziel dieser Maßnahmen war die Anhebung des Grundwasserstandes in den Nuthewiesen, um die Ausbildung von artenreichen Nass- und Feuchtwiesen zu fördern. In diesem Buch werden in erster Linie die Auswirkungen der Renaturierungs-Maßnahmen auf die Vegetation der Nuthewiesen untersucht. Dazu führte die Autorin im Jahr 2009 eine ausführliche floristische Dokumentation des Gebietes durch. Diese Ergebnisse werden detailliert mit den Erhebungen aus der Zeit vor der Renaturierung verglichen. Die Gegenüberstellung findet hauptsächlich anhand der Biotoptypen statt. Auf diese Weise können Aussagen über den Erfolg der Renaturierung getroffen werden. Im zweiten Teil des Buches, welcher direkt auf den Ergebnissen der Erfolgskontrolle aufbaut, wird ein Entwicklungskonzept für die Drewitzer Nuthewiesen vorgestellt. Im Zuge dessen werden vier verschiedene Szenarien für die weitere Gebietsentwicklung entworfen, wobei das Hauptaugenmerk auf der Intensität der Nutzung liegt. Abschließend gibt die Autorin Empfehlungen für die weitere Gebietsbehandlung in Bezug auf die einzelnen Schutzgüter.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.3, Szenarien der Gebietsentwicklung: 3.3.1, völlige Nutzungsaufgabe: Eine völlige Nutzungsaufgabe der Drewitzer Nuthewiesen ist unwahrscheinlich und in Bezug auf die gesetzlich geschützten Biotope sogar verboten. Sie soll hier aber trotzdem betrachtet werden, da auch die Entwicklung von kleineren, brachgefallenen Flächen auf diese Weise erklärt werden kann. Dieses Szenario geht davon aus, dass einerseits die Grünlandflächen weder beweidet noch gemäht werden und andererseits kein Trinkwasser mehr gefördert wird. Letzteres hätte zwar einen Anstieg des Grundwassers zur Folge, der sich aber nur im Südosten auf das Untersuchungsgebiet auswirkt, da der Absenkungstrichter der dort angrenzenden Trinkwasserbrunnen von Osten her lediglich bis etwa zur Hälfte der Stichgräben des Dürrewiesen-Grabensystems reicht. Allerdings wäre ohne die aktuell bestehenden Trinkwasserschutzgebiete eine Wiedervernässung der Flächen möglich, um die Torfzersetzung nicht nur aufzuhalten, sondern Torfbildung anzuregen. Dazu wäre eine ganzjährige Überstauung nötig, damit keine Luft in den Boden gelangen kann. Zunächst würden dadurch vermutlich die jetzigen Grünlandbestände absterben. Außerdem ist zeitweilig mit einer Freisetzung von Nährstoffen oder gar Schadstoffen zu rechnen. Langfristig könnten sich aber stabile Ökosysteme ausbilden, die einer Vielzahl von Arten einen Lebensraum bieten und deren Böden die für Moore erwünschte Senkenfunktion aufweisen. Da nahezu sämtliche Grünlandflächen als sogenannte Halbkulturformationen durch den Einfluss der menschlichen Nutzung entstanden sind, hätte deren Nutzungsauflassung erhebliche Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Vegetation. Werden Feuchtwiesen nicht mehr genutzt, breiten sich schnell artenarme Hochstaudenfluren (z.B. Mädesüß-Hochstaudenflur), Großseggenriede (z.B. Dominanz der Schlank-Segge – Carex gracilis) oder Röhrichte aus. Auf ehemaligen Weiden gelangt hingegen eher die Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa) und auf sehr nassen Standorten der Wasser-Schwaden (Glyceria maxima) zur Dominanz. Diese bilden sehr dichte Bestände, welche das Mikroklima in Bodennähe stark beeinflussen. Besonders schnell läuft diese Umwandlung auf nährstoffreichen Böden ab. Die in der Regel niedrigwüchsigen typischen Wiesenpflanzen können sich in erster Linie aufgrund der mangelhaften Lichtverhältnisse am Boden nicht mehr behaupten, es sei denn ihr Lebensrhythmus ist derart zeitlich versetzt, dass sie ausgereift sind, bevor die dominanten Arten austreiben. Auch Keimlinge von Gehölzen können sich hauptsächlich wegen der Lichtkonkurrenz nicht oder nur selten etablieren, wodurch eine Weiterentwicklung zum Wald verhindert wird. Einige Gehölze, wie z.B. die bereits im Gebiet vorhandenen Grau- und Korbweiden (Salix cinerea und S. viminalis), besitzen allerdings die Fähigkeit der vegetativen Vermehrung und können sich – wenn sie erst einmal fest etabliert sind – auch unter schwierigen Bedingungen weiter ausbreiten. Eine Wiederherstellung der artenreichen Feuchtwiesengesellschaften ist vor allem nach längerer Brache problematisch. Das liegt zum einen an der schwierigen Verdrängung der dominanten Arten, welche sich oft nur durch mindestens dreimalige Mahd und gleichzeitige Rücknahme der Vernässung reduzieren lassen. Zum anderen bilden viele Arten der Feuchtwiesen nur kurzlebige Samen aus, wodurch eine Wiederbesiedlung dieser Arten aus der Samenbank im Boden kaum möglich ist. Auch die jetzigen Frischwiesen und –weiden wären im Falle einer Nutzungsauflassung von wuchskräftigen Gräsern und Hochstauden geprägt. Auf nährstoffreichen Standorten, welche den Großteil des Untersuchungsgebietes ausmachen, würden sich Nährstoffzeiger wie Brennnessel (Urtica dioica) und Beifuß (Artemisia vulgaris) stark ausbreiten. Trotz allem wäre die Pflanzendecke dieser Bereiche jedoch nicht so dicht wie bei den feuchten und nassen Flächen, so dass sich hier schneller Gehölze behaupten könnten. Im Zuge der Sukzession würde sich demnach die potentielle natürliche Vegetation durchsetzen: der ‘Schwarzerlenniederungswald im Komplex mit Traubenkirschen-Eschenwald’. Die noch höher gelegenen Sandkuppen sind in der Regel nicht nur trocken, sondern auch recht nährstoffarm, weshalb hier selbst bei Nutzungsauflassung Lücken in der Pflanzendecke verbleiben. Einige trockenresistente Gräser wie Quecke (Elytrigia repens) und Glatthafer (Arrhenatherum elatius) könnten aber unter diesen Bedingungen ausgedehnte Bestände bilden. Die Besiedlung der beiden vegetationsfreien Flächen auf den nördlichen Wiesen würde hingegen aufgrund der extremen Standortverhältnisse sehr lange dauern. Bei all den genannten Vegetationsumwandlungen gilt das Prinzip der ‘Initial floristic composition’. Demnach können sich die charakteristischen Arten nur durchsetzten, wenn sie schon im Ausgangsbestand vorhanden waren. Des Weiteren bedeutet eine Nutzungsaufgabe, dass keine Unterhaltung der neu angelegten Gewässer mehr erfolgt. Da aber die Beschattung der Gräben derzeit noch nicht ausreichend ist, würden sich die Wasserpflanzen stark ausbreiten. Dies beeinträchtigt wiederum die Fließgeschwindigkeit des Gewässers, weshalb mitgeführte Sedimente schneller abgelagert werden und sich der Wasserspiegel erhöht. Früher oder später würden diese Gewässer daher verlanden. Die Folgen für den Wasserhaushalt sind im Rahmen dieser Arbeit nicht bewertbar.

Über den Autor

Christine Arndt wurde 1984 in Potsdam geboren und lebt seither im Raum Teltow. Ihr Diplomstudium der Geoökologie an der Universität Potsdam schloss sie im Jahr 2009 erfolgreich ab. Bereits während des Studiums erlangte die Autorin umfassende Erkenntnisse auf dem Gebiet der Flussauenökologie. Zudem sammelte sie durch ihre studienbegleitenden Tätigkeiten praktische Erfahrungen in der Vegetationserfassung und Biotopkartierung. Nicht zuletzt trug die räumliche Nähe zu ihrem Heimatort dazu bei, sich intensiv mit den Drewitzer Nuthewiesen zu beschäftigen.

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