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Psychologie


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Abb.: 20
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Angst ist eine universale Emotion, die eine Schutzfunktion bietet und zum Überleben sinnvoll ist. Tritt die Angst jedoch entkoppelt von externen Bedrohungen auf, verliert sie ihren Sinn und beeinträchtigt den Betroffenen bei seiner alltäglichen Lebensführung. Sie wird zur pathologischen Angst. Zu den verschiedenen Angsterkrankungen zählen die durch Panikattacken und Vermeidungsverhalten gekennzeichneten Störungsbilder Panikstörung und Agoraphobie. Obwohl psychotherapeutisch eine Reihe von positiven Effekten bei deren Behandlung nachgewiesen sind, sind noch eine Reihe von Fragen ungeklärt. Vor allem die Frage des Zusammenhangs zwischen Motivation und Therapieerfolg wird in den letzten Jahren immer intensiver diskutiert. Folglich hatte die hier dargestellte Untersuchung zum Ziel, Zusammenhänge zwischen der motivationalen Phase des Patienten und dem Therapieerfolg zu untersuchen. Hierzu wurde zunächst ein Fragebogen konstruiert, der motivationale Phasen nach der Theorie des Transtheoretischen Modells klassifiziert. Dieser wurde zu vier Messzeitpunkten (Anmeldung, Aufnahme, Entlassung, Katamnese) von 193 stationären Patienten mit den Diagnosen Panikstörung und/oder Agoraphobie ausgefüllt. Zusätzlich wurde der Verlauf der Angstsymptomatik über die Therapie hinweg beobachtet. Es konnte eine Reihe von interessanten Zusammenhängen zwischen dem Verlauf der Angstsymptomatik und der motivationalen Phasen aufgedeckt werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2.4, TTM bei chronischen Schmerzen: Zur Integration des TTM mit kognitiv-behavioralen Theorien zu chronischem Schmerz und dessen Bewältigung entwickelten Kerns et al. (1997) den ‘Pain Stages of Change Questionnaire’ (PSOCQ). Für diesen konnten die vier Stufen Sorglosigkeit, Bewusstwerden, Handlung und Aufrechterhaltung faktorenanalytisch nachgewiesen werden. Die Items für Bewusstwerden und Vorbereitung luden auf demselben Faktor und wurden deshalb zu einer Stufe zusammengefasst. Fragen zur Stabilitätsstufe waren nicht in den Itempool aufgenommen worden. Ein Problem war die hohe Interkorrelation der Skalen Handlung und Aufrechterhaltung (r = .80). Kerns und Rosenberg (2000) konnten nachweisen, dass die Veränderungsstufen einen guten Prädiktor für den Therapieerfolg bei chronischen Schmerzen darstellen. Außerdem wurden in den USA mit der ‘Motivational Enhancement Therapy’ (Jensen, 1996) bereits erste auf dem TTM aufbauende Interventionen zu chronischen Schmerzen entwickelt. In Anlehnung an den PSOCQ entwickelten Maurischat, Härter und Bengel (2002) den deutschsprachigen ‘Freiburger Fragebogen – Stadien der Bewältigung chronischer Schmerzen’ (FF-STABS). Dieser erfasst die Bereitschaft chronischer Schmerzpatienten, kognitiv-behaviorale Methoden zur Schmerzbewältigung zu erlernen und wurde in zwei Studien mit insgesamt 512 Patienten mithilfe explorativer und konfirmatorischer Faktorenanalysen entwickelt und bezüglich seiner psychometrischen Eigenschaften überprüft. Aus dem Itempool von 44 Fragen ergab sich eine aus 17 Items bestehende vierfaktorielle Lösung mit den Skalen Sorglosigkeit (fünf Items, a = .68), Vorbereitung (vier Items, a = .71), Handlung (vier Items, a = .76) und Aufrechterhaltung (vier Items, a = .68). Dabei waren nur Vorbereitung und Handlung positiv interkorreliert (r = .25). 2.2.5, Die sechs Veränderungsstufen für Panikstörung und Agoraphobie: Sorglosigkeit: Patienten auf dieser Stufe betrachten ihre Panikattacken als ein rein medizinisches Problem und übertragen die Verantwortung für die Behandlung ausschließlich ihrem Arzt. Es besteht keine Intention zur Veränderung ihres Problemverhaltens in absehbarer Zeit (den nächsten sechs Monaten). Gründe dafür sind der Mangel an relevanten Informationen, ein fehlendes Problembewusstsein und/oder Resignation nach mehreren erfolglosen Veränderungsversuchen. Dabei werden Informationen bzgl. des Problemverhaltens ausgeblendet und eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema vermieden, was sich als Widerstand in der Therapie äußert (Prochaska, DiClemente & Norcross, 1992). Allgemein gelangen die Betroffenen ohne aktive Intervention selten in die nächste Stufe. So konnten Prochaska et al. (1991) zeigen, dass von mehr als 200 Rauchern in der Sorglosigkeitsstufe zwei Drittel diese Stufe innerhalb von zwei Jahren nicht verlassen hatten. Die Sorglosigkeit gilt als die stabilste aller Stufen. Bewusstwerden: Die Patienten beginnen, sich mit ihren Panikattacken auseinanderzusetzen, ohne dass jedoch schon konkrete Maßnahmen zur Veränderung eingeleitet werden. Vorherrschendes kognitives Merkmal dieser Stufe ist Ambivalenz. Die Betroffenen wiegen die Vor- und Nachteile der Verhaltensänderung gegeneinander auf und können sich noch nicht zu konkreten Maßnahmen entschließen, planen aber, das Problemveralten in absehbarer Zeit (den nächsten sechs Monaten) anzugehen. Auch diese Stufe weißt ein hohes Maß an zeitlicher Stabilität auf, wie Prochaska und DiClemente (1982) an einer Stichproben von Rauchern empirisch nachweisen konnten. Vorbereitung: Die Patienten haben sich umfassend über Panikattacken und Interventionen informiert und bereits konkrete Handlungspläne aufgestellt. Typischerweise haben sie auch schon erste Schritte in Richtung einer Verhaltensänderung unternommen, jedoch ohne das erwünschte Zielverhalten zu erreichen. Die Stufe wird als Durchgangsstufe betrachtet, da sie sich auf einen eng begrenzten Zeitraum bezieht (meist ca. 30 Tage). Handlung: Die Patienten setzen seit kurzem (weniger als sechs Monate) Angstbewältigungsstrategien ein und sind bereit, Veränderungen im eigenen Erleben (z.B. durch kognitive Umstrukturierung) und in den Umweltbedingungen (z.B. Stressreduktion, Exposition) vorzunehmen. Dabei folgt eine Einstufung in die Handlungsphase, wenn das Zielkriterium (z.B. Angstreduktion durch Exposition) bereits erreicht wurde, sich aber noch nicht fest im Verhaltensrepertoire etabliert hat. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Stufen stehen hier direkt beobachtbare Verhaltensweisen im Vordergrund, womit die Handlungsstufe die aktivste Phase im Prozess der Verhaltensänderung darstellt und das größte Risiko für Rückfälle in frühere Stufen aufweist. Aufrechterhaltung: Hier findet die Konsolidierung des Zielverhaltens durch weitere Anwendung der erworbenen Strategien zur Angstbewältigung und durch aktive Maßnahmen zur Rückfallprophylaxe statt. Dabei gilt diese Stufe als erreicht, wenn das Zielverhalten für mehr als sechs Monate aufrechterhalten werden konnte. Dieser Zeitraum ist auf Grundlage von Erfahrungen in der Raucherentwöhnung gewählt worden und hat sich auch für andere Bereiche bewährt (Keller, 1999). Diese Phase kann die gesamte restliche Lebensspanne umfassen, da es immer wieder zu einer Konfrontation mit potentiellen Rückfallsituationen kommen kann. Stabilität: Die Patienten sind absolut sicher, die Panikattacken fest im Griff zu haben. Das neue Verhalten ist fester Bestandteil des Alltags geworden. Die Annahme dieser Stufe gilt als umstritten, ist aber aufgrund verschiedener Beobachtungen als sinnvoll erachtet worden. So zeigte das U.S. Department of Health and Human Services (USDHHS, 1990), dass diese Stufe z.B. im Bereich der Raucherentwöhnung Sinn macht. Nach zwölfmonatiger Abstinenz, also in der Stufe der Aufrechterhaltung, erleiden 37% der Patienten einen Rückfall. Nach fünfjähriger Abstinenz erleiden nur noch 7% einen Rückfall, was darauf hindeutet, dass der Konsolidierungsprozess innerhalb der Aufrechterhaltungsstufe weiter voranschreitet, bis es schließlich zu einer Stabilisierung des Zielverhaltens kommt. Für andere Verhaltensbereiche wurde diese Unterscheidung in Aufrechterhaltung und Stabilität allerdings noch nicht empirisch untersucht (Keller, 1999).

Über den Autor

Dr. Johannes Mander ist Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut. Er studierte Psychologie mit dem Schwerpunkt klinische Psychologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und promovierte dort im Fach der klinischen Psychologie. Weiterhin hat der Autor international mehrere wissenschaftliche Publikationen zu Motivation und Wirkfaktoren in der Psychotherapie. Momentan arbeitet Herr Dr. Mander als wissenschaftlicher Angestellter in der Psychosomatischen Universitätsklinik in Tübingen und leitet dort mehrere wissenschaftliche Projekte. Gleichzeitig ist er als praktizierender Therapeut in der Institutsambulanz des Psychologischen Instituts tätig.

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