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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 156
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Im 16. Jahrhundert waren in Italien zahlreiche Dichter aktiv, deren Stil aufgrund der Vorbildfunktion von Francesco Petrarcas Canzoniere als petrarkistisch bezeichnet wird und von denen heute viele vergessen sind. In dieser Studie wird das Werk von weiblichen Lyrikerinnen jener Zeit untersucht, wobei der Schwerpunkt auf der Verlebendigung der Natur (z.B. durch Naturapostrophe) liegt. Zur Sprache kommen u.a. der Topos des locus amoenus, Seelenlandschaften und der Mythos vom goldenen Zeitalter enge Bezüge zu Petrarca, aber auch zur römischen Liebeselegie werden deutlich. Präsentiert und ausführlich analysiert werden Texte von namhaften Autorinnen wie Gaspara Stampa, aber auch von nahezu unbekannten wie Isabella di Morra. Die Schönheit ihrer Dichtung wird dem Leser mit diesem Werk vor Augen geführt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.1, Verlebendigung durch Anrede und Zugestehen menschlicher Eigenschaften: Das Verhältnis zwischen Natur und Lyrik kann grundsätzlich als ein sehr enges beschrieben werden, da sich die Natur als Spiegelungsraum menschlicher Subjektivität anbietet. Der Mensch kann in der Natur sich selbst und umgekehrt in sich das ihn umgebende Leben wieder erkennen Naturbilder können menschliche Empfindungen veranschaulichen. Darüber hinaus kann man von 'Naturdichtung' bzw. 'Naturlyrik' als einer Form der Lyrik sprechen, die Natur explizit thematisiert, konkrete Naturerscheinungen zu ihrem zentralen Motiv macht. In solchen Texten kann die Natur Objekt der ästhetischen Anschauung, der reflektierenden und preisenden Betrachtung oder der Sehnsucht sein. Im letztgenannten Fall wird sie als Gegenwelt zur Realität angesehen im Rahmen der reflektierenden und preisenden Betrachtung sieht man sie vor allem als Schöpfung Gottes und interpretiert sie z. T. allegorisch. Die Natur hat seit der Antike ihren festen Platz in der literarischen Tradition: Beispiele für ihre Anrufung durch Liebende finden sich schon bei griechischen und römischen Dichtern ein wichtiges Merkmal der mittelalterlichen Liebesdichtung ist der Natureingang, d.h. die Beschreibung eines meist frühlingshaft-idyllischen Naturszenarios, das in einer Beziehung zur Gefühlslage des Sprechers steht. Es ist allerdings wichtig, zu betonen, dass solche Naturbeschreibungen niemals realistisch (wie schon in Zusammenhang mit lyrischen Landschaften bei Petrarca und Tasso erwähnt wurde), sondern in der Tradition der rhetorischen Topik verhaftet sind. Curtius schreibt im Abschnitt ‘exotische Flora und Fauna’, der zum Kapitel über die Ideallandschaft gehört, das Ziel von Naturschilderungen des Mittelalters sei es nicht, die Wirklichkeit wiederzugeben stattdessen erwähnten diese Texte Pflanzen und Tiere, die es in der Gegend ihrer Entstehung überhaupt nicht gegeben habe, bspw. Ölbäume und Löwen. Diese Elemente seien aus Texten der Spätantike übernommen worden. Im Folgenden wird zu zeigen sein, dass dies auch noch für die Texte der Lyrikerinnen des Cinquecento gilt. Natur wird verlebendigt, indem der Sprecher ihr unterstellt, sie könne hören und sehen, könne seine Worte verstehen oder sogar selbst sprechen, habe einen eigenen Willen und könne aus eigenem Antrieb bewusst handeln. Eine sehr häufig vorkommende und ebenso alte Form der Verlebendigung der Natur ist die Naturapostrophe oder Naturanrufung. Sie lässt sich bis zur griechischen Literatur zurückverfolgen und hatte dort ursprünglich einen religiösen Sinn: Erde, Himmel und Flüsse konnten bei Gebeten und Schwüren angerufen werden. Schon in den Dramen des Sophokles (entstanden im 5. Jh. v. Chr.) wurden Teile der Natur vermenschlicht und als mitfühlende Wesen betrachtet von diesem Zeitpunkt an konnten Dichter durch Anrufung der Natur Klagen pathetisch verstärken. Dies gilt auch für die lateinische Dichtung. In der Bibel kann die Natur trauern (beim Tod des Erlösers als Beispiele lassen sich Mt. 27, 52 und Mk. 15,33 zitieren), aber auch Freude äußern. Die mittelalterliche Dichtung setzt den heidnischen Topos vermischt mit der biblischen Vorstellung fort, wobei es üblich wird, möglichst viele Bestandteile der Natur aufzuzählen, die vor allem an Klagen Anteil nehmen sollen. Texte, in denen die Natur aufgefordert wird, an den Gefühlen des Sprechers Anteil zu nehmen, finden sich noch in der Renaissance und darüber hinaus. Henri Weber zeigt in einem 1974 erschienenen Aufsatz an zahlreichen Textbeispielen, dass der Liebende (und nicht nur der Liebende) sich auf der Suche nach Ruhe und Einsamkeit in die Natur, die zum Teil direkt angesprochen wird und Anteil an der Klage des Menschen nimmt, zurückziehen und ihr all seine Gefühle anvertrauen kann derartige Szenarien finden sich schon in der antiken Dichtung und später sowohl bei Petrarca als auch bei den Dichtern, die sich von ihm inspirieren lassen. In der Natur findet der Liebende entweder Trost oder er wird von der Erinnerung an die geliebte Person verfolgt, weil alles, was er sieht, ihn an sie denken lässt. In manchen Texten drückt der Sprecher auch seinen Neid auf den Ort aus, an dem sich die Geliebte befindet, aber nicht er selbst: ‘Tantôt le poète absent envie les lieux où elle [=la femme aimée] demeure encore, tantôt il retrouve son souvenir dans les lieux où elle n´est plus. Pétrarque est à l´origine de ces deux variations.’ Im Folgenden sollen nun Texte von Lyrikerinnen des Cinquecento analysiert werden, in denen Teile der Natur durch direkte Anrede oder dadurch, dass sie selbst aktiv werden, verlebendigt werden.

Über den Autor

Irina Brüning wurde 1985 in Potsdam geboren und studierte nach ihrem Abitur Romanistik (Italienisch/Französisch) und Indogermanistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ihr Studium schloss sie 2010 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium ab. Heute arbeitet sie als Übersetzerin. Ihr wissenschaftliches Hauptinteresse gilt der französischen und italienischen Literatur des Mittelalters und der Renaissance.

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