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Gesellschaft / Kultur

Karl Josef Westritschnig

Technikbildung in Kärnten. Gestern – heute – morgen

ISBN: 978-3-95935-314-4

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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 08.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 276
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Industrialisierung erforderte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Gründung von technischen Schulen, die sich im Laufe der Jahre verändert und weiterentwickelt haben. In Klagenfurt, beispielsweise, entstand 1861 eine Mechanische Lehrwerkstätte, die sich 1911 zu einer Staats- Gewerbeschule weiterentwickelte. Der Fachbereich Elektrotechnik wurde eingerichtet und in der Gegenwart entstand der wichtige Bildungsbereich Mechatronik. Die Klagenfurter Technikschule brachte eine Höhere Technische Lehranstalt in Wolfsberg und eine zweite Bildungsstätte in Klagenfurt hervor. Ebenso wurde 1878 die Fachschule für Gewehrindustrie in Ferlach gegründet, die sich zu einer komplexen Bildungsstätte für Technik, Kunst und Design entwickelte. Die Fachschule für Holzindustrie in Villach entstand ebenfalls 1878 und wurde zu einer vielfältigen technischen Lehranstalt. Ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu Bildungsreformen. Zum Beispiel wurde durch das Ischler Programm 1946 die praxisnahen Bundesgewerbeschulen hervorgebracht und durch das Schulorganisationsgesetz 1962 wurden die Bundesgewerbeschulen in Höhere Technische Lehranstalten umgewandelt. Neben der geschichtlichen Darstellung der Technikbildung in Kärnten werden auch zwei Zukunftsmodelle aufgezeigt: 1. die Standesbezeichnung Ingenieur wird zum akademischen Ingenieur als durchlässigen Bachelorgrad. 2. die Hohen Technischen Lehranstalten haben eine zweistufige Bildungsstruktur.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 5.4.1 Kompetenz- und Persönlichkeitsorientierung: Durch das Schulorganisationsgesetz wird die Fachschule auf vier Jahre verlängert und schließt mit einer Abschlussprüfung ab, wobei der Lehrplan mit 21 Jahreswochenstunden erweitert wird. Diese selbstständige, vierjährige gewerblich-technische Fachschule verkörpert eine Symbiose von Praxis und Theorie. Die HTL-Fachschule vermittelt eine umfassende Bildung, die über einer dualen mit Lehre und Berufsschule steht. Die Bildung an einer HTL-Fachschule ist auf einer mittleren und damit höheren Ebene als die niedere, duale Bildung angeordnet. `Theoretisch-allgemeine` Unterricht mit Religion 8, Deutsch 9, Geschichte 3, Geographie 3, Staatsbürgerkunde 2 und Leibesübungen 8 mit insgesamt 33/21% der Jahreswochenstunden `Theoretisch-vorbereitende` Unterricht mit Mathematik und angewandte Mathematik 8, Darstellende Geometrie 5, Physik und angewandte Physik 5, Chemie und angewandte Chemie 2 mit insgesamt 20/13% der Jahreswochenstunden `Fachlich-allgemeiner` Unterricht mit Betriebslehre und Technischer Kalkulation 2, Betriebswirtschafts- und Rechtskunde 2, Arbeitshygiene und Unfallverhütung 1 mit insgesamt 5/3% Jahreswochenstunden `Fachlich-theoretischer` Unterricht mit Mechanik 5, Maschinenkunde 7, Fachkunde 6, Mechanische Technologie 7, Elektrotechnik und Übungen 3 mit insgesamt 28/17% der Jahreswochenstunden `Fachlich-konstruktiver` Unterricht durch Fachzeichnen mit insgesamt 13/8% der Jahreswochenstunden `Fachlich-praktischer` Unterricht mit Werkstätte 59, Betriebslaboratorium 2 mit insgesamt 61/38% der Jahreswochenstunden. Es wird das Bildungsprinzip der dreijährigen Fachschule mit jener der vierjährigen Fachschule der Fachrichtung Maschinenbau verglichen: Die theoretisch-allgemeine Bildung mit 19/14% und 33/19% die theoretisch-vorbereitende Bildung mit 23/17% und 20/13% die fachlich-allgemeine Bildung mit 6/4% und 5/3% die fachlich-theoretische Bildung mit 21/15% und 28/17% die fachlich-konstruktive Bildung mit 10/7% und 13/8% die fachlich-praktische Bildung mit 60/43% und 61/38% der Jahreswochenstunden. Der allgemeinbildende Unterricht beträgt 31% und 34% und der beruflich-fachliche Unterricht ergibt 69% und 66% der Jahreswochenstunden. Die größte, stundenmäßige Erweiterung ist im theoretisch-allgemeinen Unterricht gegeben. Die zunehmende Integration der Allgemeinbildung in der gewerblich-technischen Fachschule kann bis ins 19. Jahrhundert nachvollzogen werden. Die Fachschule für Maschinenbau an der Höheren Technischen Bundeslehranstalt entwickelt sich aus der selbstständigen Maschinengewerblichen Fachschule der Habsburgermonarchie in Klagenfurt. Diese Fachschule vermittelt bereits in der Habsburgermonarchie allmählich zunehmend eine entsprechende Allgemeinbildung. Die vierjährige Fachschule ist durch das Schulorganisationsgesetz nicht mit einer Meisterlehre zu vergleichen. Es entsteht durch diese Fachschule ein neuer, praxisorientierter Technikertypus: Der Fachschüler wird in der Wirtschaft jenen Platz einnehmen, der heute oft so schwer zu besetzen ist. Die Kenntnisse des Meisters reichen oft nicht mehr aus und der Ingenieur wird für andere noch wichtigere Aufgaben gebraucht, zumal er denn heute Mangelware geworden ist. Da der Ingenieurtitel in Österreich bekanntlich geschützt ist, wird man diese Verwendungsart vermutlich `Betriebstechniker` oder ähnlich benennen müssen. Diese Verwendbarkeit und vor allem die praktische Bewährung in der Wirtschaft wird aber auch dazu führen müssen, dass bei einer Einstufung im öffentlichen Dienst dem höheren Ausbildungsniveau Rechnung zu tragen sein wird. […] Die Fachschule erfüllt genau so ihre Aufgabe in der Heranbildung wertvoller Fachkräfte für Industrie und Wirtschaft, wie die höhere Abteilung. Man muss dabei vor allem an die Begabungsunterschiede denken und beachten, dass jeder Mensch im Lebensberuf dort am meisten leisten und Befriedigung finden wird, wo er aufgrund seiner Begabungs- und Neigungsrichtung hinpasst . Die Schulgesetznovelle 1965 bringt für die vierjährige Technikerausbildung an der Fachschule einige Änderungen. Die Gliederung in eine zweijährige Unterstufe und eine dreijährige Oberstufe wird fallengelassen. Der Aufstieg in den dritten Jahrgang setzt lediglich einen positiven Jahreserfolg voraus. Es findet praktisch keine Begabungs- und Leistungsauslese mehr statt. Nach dem Reformprogramm war mit einem Genügend kein Aufstieg in den dritten Jahrgang einer höheren Abteilung möglich. Durch die Schulgesetznovelle 1965 konnten nun aber sämtliche Schüler, die `nur` für die Fachschule geeignet waren, in den dritten Jahrgang der höheren Abteilung aufsteigen. Die Direktion hat in der Erkenntnis, dass es nach den langjährigen Erfahrungen bei der so plötzlich geänderten Sachlage unvermeidlich Schwierigkeiten geben würde, zu Beginn des Schuljahres 1965/66 durch die Klassenvorstände den in Betracht kommenden Schülern, deren Eltern raten lassen, auf freiwilliger Basis in eine dritte Klasse der Fachschule einzutreten . Das Schulorganisationsgesetz bringt eine aufgewertete, selbstständige, vierjährige Fachschule. Jenen Aufnahmewerbern, die sich als nicht oder minder geeignet für die höhere Abteilung erwiesen haben, wird es freigestellt, in die Fachschule einzutreten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass jene, die sich für die höhere Abteilung als nicht begabt erweisen, oft auch für die Fachschule nicht geeignet sind. Der Ausleseprozess in den beiden ersten Jahrgängen der höheren Abteilungen erfolgt auf freiwilliger Basis. Jeder Mensch verfügt über eine individuelle Leistungs- und Begabungsfähigkeit, wobei dies nicht nur mit der Intelligenz zu tun hat. Der Ehrgeiz und der Fleiß spielen eine gewisse Rolle, wobei die Familiensituation, die Vorbilder und Vorstellungen vom zukünftigen Beruf eine größere Rolle spielen. Je früher erkannt wird, dass der Berufswunsch nicht der Naturveranlagung entspricht, desto schneller sollen die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden.

Über den Autor

Karl Josef Westritschnig legte die Reifeprüfung an der Höheren Technischen Lehranstalt, Fachrichtung Maschinenbau, ab und schloss folglich die Studienbereiche Maschinenbau, Publizistik und Pädagogik mit je einem Universitätsdiplom ab und erwarb auch ein Doktortitel in Pädagogik. Danach arbeitete er in der Konstruktion, Berechnung, Versuch und Planung. Er lehrte im Bereich Fachtheorie Maschinenbau an Höheren Technischen Lehranstalten. Er arbeitet als freier Fachpublizist und Fachbuchautor, mit den Schwerpunkten historische Schulpädagogik, Berufs- und Volksbildung und Zweisprachigkeit. Ebenso verfasst er biografische Texte über den Kärntner Physikpionier Josef Stefan.

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