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- Insektizide im Wald. Anwendung im Rahmen des Waldschutzes, Ausbringungsmengen und Meinung der Bevölkerung
Natur / Technik
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» Buch bewerten Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2017
AuflagenNr.: 1
Seiten: 196
Abb.: 83
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Waldschutz ist in jedermanns Interesse, denn unsere Wälder erfüllen vielfältige Funktionen. Sie sind Lebensraum, Rohstofflieferant, CO2-Speicher und spenden Schutz und Erholung. Während der Einzelne den Wald z.B. durch Sauberhalten schützen kann, obliegt es den Waldeigentümern und Forstmitarbeitern grundlegende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Dies ist nötig, da der Wald vielerlei Gefahren ausgesetzt ist. Neben Wetterereignissen oder Baumkrankheiten sind vor allem Insekten eine Bedrohung für die Gesundheit des Waldes. Im Rahmen des integrierten Waldschutzes werden für die Erhaltung der Waldfunktionen vielerlei Maßnahmen ergriffen, u.a. die Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln. Als letzte Möglichkeit kann es bei einem Befall auch zum Einsatz von Luftfahrzeugen kommen. Für die Presse sind derartige Bekämpfungsfälle Anlass für Berichterstattung. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung der tatsächlichen Anwendungsfälle sowie der Art und Qualität der transportierten Informationen durch die Presse. Weiterhin wird der Wissensstand und die Einstellung der Bevölkerung zum Insektizideinsatz im Wald untersucht und der Sachstand des integrierten Waldschutzes näher beleuchtet.
Textprobe: Kapitel 3.1.: Gesellschaftliches Waldverständnis: Der Wald nimmt aufgrund seiner vielfachen Funktionen eine wichtige Rolle für die Gesellschaft ein. In der 2010 veröffentlichten Studie Mensch und Wald wird das gesellschaftliche Waldverständnis thematisiert, weswegen die Inhalte hier etwas näher beleuchtet werden sollen. Historisch bedingt sehen sich die Deutschen als Waldvolk und haben ein besonderes Verhältnis zum Wald. Dies beruht aber immer weniger auf dem echten Erleben des Waldes, sondern vielmehr auf selektiv wahrgenommenen Informationen aus den Massenmedien . Die Nutzung des Waldes als Rohstofflieferant stößt in den meisten Fällen auf Kritik. Der Rohstoff Holz erfreut sich zwar allgemeiner Beliebtheit, wobei das Fällen der Bäume nicht gerne gesehen wird. Dies ist ein weiteres Beispiel für die unter Punkt 2.2 dargestellten oft widersprüchlichen Ansichten. Die Forstwirtschaft hinsichtlich ihrer ökonomischen Tätigkeit hat auch ein recht schlechtes Image (laut Studie sogar schlechter als die Ölindustrie - Stand 2001). Beim Wissensstand über die ökologischen Funktionen des Waldes bestehen große Defizite. In erster Linie verbinden die Menschen den Wald mit seiner Funktion als Sauerstofflieferant, Luftfilter und Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Die Wenigsten denken dabei an seine Funktion als Wasserspeicher oder seine Relevanz im Boden- und Klimaschutz. Vor allem wegen des Wissensdefizites, werden die Zielsetzungen der nachhaltigen Waldwirtschaft nur bedingt unterstützt. Zudem lässt sich ein Interessenkonflikt hinsichtlich der verschiedenen Nutzungsarten feststellen. Während die Einen im Wald Ruhe und Erholung suchen, wollen ihn Andere beispielswiese zum Radsport (Mountainbiking) nutzen. Reiter, Spaziergänger, Hundehalter oder Waldeigentümer haben zum Teil unterschiedliche Anforderungen an den Wald und kommen sich mit ihren Bedürfnissen unter Umständen in die Quere. Interessant ist auch die Feststellung, dass Konflikte, die sich aus diesen unterschiedlichen Nutzungsinteressen ergeben, in der Öffentlichkeit ausgetragen werden und die öffentliche Meinung wiederum die Ausgestaltung rechtlicher Grundlagen hinsichtlich Waldnutzung und Waldschutz beeinflusst. Der Einfluss der öffentlichen Meinung ist demnach nicht unerheblich. Umso wichtiger ist es, dass diese Meinung auf einem realen Bild basiert. 3.2. Warum muss der Wald geschützt werden?. Zunächst lässt sich festhalten, dass die Definition über das Vorliegen eines Schadens , vor dem der Wald geschützt werden muss, stark von den Zielvorstellungen des jeweiligen Betrachters abhängt. Genauso verhält es sich mit dem Begriff Schädling . Insekten z.B. sind ein wichtiger Bestandteil des Waldökosystems und haben außerhalb einer Gradation auch ihren Nutzen. So sind beispielsweise die Borkenkäfer wichtiger Bestandteil der Destruentenkette beim Abbau von totem Holz. Schaden und Schädlinge im forstwirtschaftlichen Sinne sind also anthropogen geprägte Begriffe. Letztlich sind Schadeinwirkungen Teil einer natürlichen Sukzession und gehören damit zum Werden und Vergehen. Mitunter werden sogar im Sinne des Naturschutzes menschliche Eingriffe abgelehnt, mit der Konsequenz, ggf. auch katastrophale Folgen einer Nichteinmischung zu tolerieren. Dies beschreibt auch den Zwiespalt, der sich aus dem integrierten Waldschutz ergibt. Andererseits muss auch klar festgestellt werden, dass menschliches Eingreifen in natürliche Abläufe (z.B. auch im medizinischen Bereich) ein Grundpfeiler der menschlichen Entwicklung ist, ohne die wir heute zumindest nicht in dieser Form existieren würden. Für Mensch und Umwelt erfüllt der Wald wichtige Funktionen. Er bietet Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten, bietet Schutz vor Erosion, dient als Rohstofflieferant für Holz und bietet Erholung für den Menschen. Er spielt auf globaler Ebene eine wichtige Rolle als CO2 Speicher und hat eine überregionale Schutzfunktion für Boden, Klima und Wasser. Durch die Klimaveränderung, Schadstoffeinträge etc. werden auch regionale Waldprobleme hervorgerufen. Durch wärmere klimatische Bedingungen beispielsweise kommt es häufiger zu Massenvermehrungen. Auch beeinflusst dies die Fortpflanzungszyklen der Insekten, wodurch die Generationen schneller aufeinanderfolgen können. Der Wald wird seit jeher vom Menschen genutzt und wurde (wird) zeitweise auch ausgebeutet. Vor allem durch die Rodungen von 800 n. Chr. bis ins Mittelalter wurde der Waldbestand minimiert und das Waldgefüge verändert. Die Folgen sind auch jetzt noch spürbar. Heute gibt es nur noch wenige Urwälder. Die FAO (Food and Acriculture Organization of the United Nations) definiert diese als Naturwälder, in denen keine sichtbaren Eingriffe menschlicher Aktivität vorliegen und deren ökologische Prozesse ungestört verlaufen. Hieraus ergeben sich vielfach Probleme, die den Wald teilweise in seiner Existenz bedrohen. Ohne Schutz würde der Wald in vielen der genannten Funktionen beeinträchtigt werden und unter Umständen größere Zusammenbrüche der Ökosysteme nach sich ziehen. Die Folgen wären teilweise verheerend. Der Schutz des Waldes ist deshalb von immenser Bedeutung. 3.3. Ursache für Schäden in Wäldern: 3.3.1 Gesamtüberblick: Schäden entstehen in Wäldern durch biotische und abiotische Faktoren. Zu den abiotischen Faktoren gehören z.B. Feuer, Sturm, Schnee oder Extremtemperaturen. Aber auch anthropogene Einflüsse, wie Schadstoffimmissionen oder Schäden durch mechanische Verwundung bei waldbaulichen Maßnahmen gehören dazu. Zu den biotischen Faktoren gehören Pilze, Krankheitserreger, unerwünschte Pflanzenkonkurrenz, Fadenwürmer, Schnecken, Milben, Insekten, Vögel, Kleinsäuger und Wild. Im Folgenden werden ausschließlich die Insekten als Schadverursacher betrachtet, da im Rahmen dieser Studie die Anwendung von Insektiziden thematisiert wird. 3.3.2. Insekten: Insekten schaden den Pflanzen auf unterschiedlichste Weise. Dazu zählt z.B. Blatt-, Nadel-, Rinden-, Holz- oder Wurzelfraß. Das Fressen von Blättern und Nadeln vermindert die Photosynthese des Baumes und damit seine Stoffwechselprozesse. Die Zerstörung von Trieben und Knospen kann zu erheblichen Deformationen führen, da sie über die Wuchsstoffproduktion das Wachstum der Waldbäume steuern. Die größten Abwehrmaßnahmen setzt der Baum gegen Angreifer auf Kambium und Bast ein, denn wegen der hier verlaufenden Leitungsbahnen ist dies immer ein direkter Angriff auf das Leben des Baumes. Er versucht sich durch Ausharzen zu verteidigen. Jeglicher Befall kann dabei existenzbedrohend sein, vor allem wenn der Baum bereits geschwächt ist oder die Schädlinge in einer überdurchschnittlich hohen Anzahl auftreten. Hinsichtlich der Populationen kommt es immer wieder zu Dichteänderungen, was auch als Fluktuation bezeichnet wird. Wenn ein starker Dichteanstieg zu verzeichnen ist, spricht man von einer Massenvermehrung auch Gradation genannt. Diese erreicht ihren Höhepunkt in der Kulmination und sinkt dann in der Retrogradation wieder auf das Latenzniveau ab. Massenvermehrungen werden in ihrem Verlauf durch natürliche Gegenspieler, Witterung oder auch Bekämpfungsmaßnahmen beeinflusst. Die Häufigkeit von Gradationen kann dabei einem regelmäßigen Muster folgen oder unregelmäßig auftreten (z.B. witterungsbedingt oder nach Sturmschäden). 3.3.2.1. Wichtige Forstschädlinge: Da der Umfang dieser Studie begrenzt ist, wurden 13 wichtige Waldschädlinge aus der Gruppe der Insekten ausgewählt. Diese sollen im Rahmen der hier vorgenommenen Datenerhebungen zur näheren Betrachtung herangezogen werden. Die Auswahl enthält Vertreter aus der Gruppe der Holz- und Rindenbrüter, Nadel- und Blattschädlinge sowie Schädlinge an Kulturen, wobei die Möglichkeiten der Bekämpfung dabei unterschiedlich sind. Zum Teil ist eine Bekämpfung nur vom Boden möglich oder wird nur noch als Werterhaltung des bereits gefällten Holzes durchgeführt. Diese Insekten sind vor allem aufgrund des hohen Schadholzaufkommens relevant.
Stephanie Schnabl, Jahrgang 1978, wuchs im Vogtland auf und studierte dort BWL. Anschließend arbeitete sie sechs Jahre in der Bio-Branche und lernte so die Philosophie der nachhaltigen und umweltfreundlichen Landwirtschaft und Produktion kennen. Ihr Interesse an der Natur führten sie schließlich an das Bayrische Landesamt für Umwelt. 2016 schloss sie ihr zweites Studium in Umweltwissenschaften an der Universität Rostock mit dem akademischen Grad Master of Science ab. Die Verantwortung der modernen Medien gegenüber der Wichtigkeit des Umweltschutzes motivierten sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.