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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 07.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 21
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Diese Studie stellt erstmalig von der Insolvenz betroffene Unternehmer in den Fokus. Das Unternehmertum übt auch in der Wissenschaft eine besondere Stellung aus. So widmen sich ganze Forschungszweige den Ursachen für Unternehmensgründungen oder der Untersuchung von Unterschieden in den Persönlichkeitsmerkmalen von Unternehmern und Nicht-Unternehmern. Diese Analyse lieferte Erkenntnisse darüber, wie Unternehmer, welche Insolvenz anmelden mussten, diese Situation erlebten, welche Aspekte als besonders belastend empfunden wurden und welche psychologische Unterstützung notwendig ist. Die Ergebnisse zeigen, dass die Insolvenz in den Bereichen: Wohnsituation, finanzielle Situation, familiäre Situation, gesundheitliche Situation, gesellschaftliche Situation und Freizeit Einfluss nimmt und die Unternehmer teilweise mit extremen Veränderungen konfrontiert wurden. Es konnte gezeigt werden, dass schon die drohende Insolvenz bei den Unternehmern starke Ängste auslöst. Sowohl der zeitliche Rahmen einer Insolvenz als auch die Auswirkungen in den genannten Lebensbereichen erlebten die Unternehmer als psychische Beanspruchung und sahen diesbezüglich die Notwendigkeit für externe Unterstützung. Des Weiteren stand die Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung im Fokus. Hierzu wurde das bereits gut implementierte Outplacement als theoretische Basis für die Befragung zugrunde gelegt. Sowohl die Übertragung inhaltlicher Aspekte als auch der Rahmenbedingungen wurden überprüft.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 6, Diskussion: Diese Studie ist eine erste qualitative Analyse der Wahrnehmung einer Insolvenz durch die Unternehmer und eruiert gleichermaßen den Bedarf an Unterstützung. Des Weiteren steht die berufliche Neuorientierung und der diesbezügliche Beratungsbedarf im Mittelpunkt. Um die Situation der Insolvenz zu analysieren, wurden nach der Verhaltensgleichung von Westhoff & Kluck (2008) mehrere Bereiche des Lebens und eventuelle Veränderungen durch die Insolvenz erfasst. Auch wurden Erkenntnisse zum Unternehmertum und zum Unternehmenserfolg als theoretischer Rahmen zu Grunde gelegt. Die deduktiv entstandenen Kategorien wurden induktiv durch neue Erkenntnisse ergänzt. Eine der Hauptfragestellungen bezog sich auf relevante Faktoren des insolventen Unternehmens, welche für den Unternehmer eine Rolle spielen. Die Ergebnisse der Belastungsfaktoren, welche aus dem insolventen Unternehmen selbst hervorgehen, bezogen sich vorrangig auf die Mitarbeiter, welche entlassen werden mussten. Das gute Verhältnis zu den Beschäftigten und die soziale Verantwortung ihnen gegenüber waren wesentliche Gründe für eine starke psychische Beanspruchung der Unternehmer beim Aussprechen von Kündigungen. In der Misserfolgssituation der Insolvenz ist der Unternehmer gezwungen, Menschen, die ihm wichtig sind und an deren positiven beruflichen Zukunft er interessiert ist, zu entlassen. Diese Konfliktsituation stellt einen wesentlichen Belastungsfaktor für den Unternehmer in der Insolvenz dar. Im Umkehrschluss steht dies im Einklang mit den Ergebnissen von Dej (2011), wobei auch das Aufrechterhalten einer guten Beziehung zu den Mitarbeitern und die Gewährleistung von Arbeitsplatzsicherheit durch die Unternehmer als Erfolgsfaktoren genannt wurden. Einen weiteren Analysebereich stellte die Wohnsituation dar. In 68 % (N = 13) der Fälle zeigte sich eine Veränderung oder eine drohende Veränderung der Wohnsituation. Die Hintergründe dafür lagen vor allem in der Verschlechterung der persönlichen finanziellen Situation, welche zum Beispiel Mietschulden zur Folge hatte. Aber auch die Haftung mit dem persönlichen Wohneigentum war ursächlich für die Veränderung. Die emotionale Verbundenheit mit dem Wohneigentum und die Besichtigung des eigenen Wohnraumes durch potenzielle Käufer, stellten eine starke psychische Belastung für die Unternehmer dar. Auch, dass die Veränderung Folgen für die ganze Familie hat, beanspruchte die Unternehmer psychisch sehr. Weitere Belastungsaspekte betrafen den finanziellen Aufwand für einen Umzug und Einschränkungen. Lokale Veränderungen wurden dann vorgenommen, wenn die Chancen auf dem lokalen Arbeitsmarkt besser waren. Insgesamt wird deutlich, dass die Insolvenz in den meisten Fällen eine Veränderung der Wohnsituation zur Folge hat. Die damit verbundene psychische Beanspruchung der Unternehmer und der Familie des Unternehmers kommt in den Ergebnissen deutlich zum Ausdruck. Weiterhin wurde die finanzielle Situation der Unternehmer durch subjektive Einschätzungen erfasst. Dabei befanden sich 42 % (N = 8) der Unternehmer nach der Insolvenz in einer finanziellen Notlage. Ersparnisse und Rücklagen flossen in das Unternehmen, und die täglichen Kosten lagen größtenteils über den Einkünften. In den 36 % (N = 7) der Fälle, wo eine Kostendeckung gelang, sind vor allem die familiäre Unterstützung und die neue berufliche Tätigkeit ausschlaggebend. Des Weiteren verbesserte sich bei 21 % (N = 4) die finanzielle Situation. Aspekte, welche hier im Vordergrund standen, waren vor allem die subjektive Befreiung von Schulden. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die subjektive Einschätzung der finanziellen Situation für die Unternehmer auf unterschiedlichen Perspektiven basiert. Relevant sind dabei Rücklagen und Ersparnisse, Lebenshaltungskosten, finanzielle Unterstützung durch Andere und neue berufliche Einkünfte sowie die Betrachtung der Schulden an sich. Gleichzeitig stellt dieser Befund die Ergebnisse des Analysebereiches insgesamt in Frage, da die Unterschiedlichkeit der Perspektiven keine Vergleichbarkeit zulässt. Dennoch wird deutlich, dass die Insolvenz auch Folgen für die finanzielle Situation der Unternehmer hat. Im Weiteren wurde die familiäre Situation der Unternehmer zur Zeit der Insolvenz betrachtet. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die Familie, insbesondere die Lebenspartner, von der Insolvenz ebenfalls psychisch stark beansprucht werden. Es wird deutlich, dass die Krisensituation Potenziale für Konflikte innerhalb der Familie bietet. Diese Ergebnisse weisen eine Analogie zu Erkenntnissen über die familiären Folgen des Erwerbsverlustes aus der Arbeitslosenforschung von Hofmann und Theymann (2006) sowie Kieselbach & Beelmann (2006) auf (vgl. Kapitel 2.3.4). Die Ursache für die familiären Folgen der Insolvenz, wird von den Unternehmern in erster Linie in der eigenen Person gesucht, was sich in Schuldgefühlen widerspiegelt. Hier liegt eine Übertragung des beruflichen Misserfolgs auf das Versagen in der Rolle des Unternehmers in der eigenen Familie nahe. In 15 % (N = 3) der Fälle kam es zeitgleich zur Trennung, wobei zwei Teilnehmer dies als zusätzlichen Risikofaktor für suizidale Gedanken nannten. Diese Angaben sind aufgrund der geringen Fallzahl nicht repräsentativ, dennoch im Hinblick auf das Ausmaß der psychischen Beanspruchung nennenswert. Die Ergebnisse bezüglich der Unterstützung durch die Familie zeigen, dass sich die Unternehmer in den meisten Fällen (68 %, N = 13) auf eine emotionale oder finanziellen Unterstützung seitens der Familie verlassen konnten. Dieser Umstand wurde als positiv bewertet und trägt maßgeblich zur Stabilisierung des psychischen Befindens bei. Insgesamt wird deutlich, dass die Auswirkungen der Insolvenz auf die familiäre Situation als Belastungsfaktoren für den Unternehmer zu werten sind. Zudem wurde die Beziehung zu wichtigen Anderen, insbesondere Freunden und Bekannten eruiert. In 47 % der Fälle (N = 9) kam es zu eine Reduktion des Freundeskreises. Ursächlich hierfür waren Status und Prestigeverlust, was sich entweder im Rückzug der Unternehmer selbst aus gesellschaftlichen Tätigkeiten aus einem Schamgefühl heraus, oder im Rückzug von Freunden und Bekannten widerspiegelte. Dass dieser Umstand als psychisch belastend gewertet werden kann, drückt sich in 26 % (N = 5) der Fälle aus, wo Trauer, Enttäuschung und Bedauern darüber gezeigt wurde. Des Weiteren berichteten 42 % (N = 8) von Unterstützung seitens der Freunde. Dies kann als positiver Faktor für die psychische Stabilität gewertet werden. Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass bei 52 % (N = 10) aufgrund fehlender finanzieller Mittel Einschränkungen im Freizeitbereich stattfinden. Insbesondere der Verzicht auf Vereinstätigkeiten oder Ausflüge und Urlaub fallen in diesen Bereich und stellen für die Unternehmer eine zusätzliche Belastung dar. Der Rückgang positiver Erlebnisse und Aktivitäten kann zu einer Verschlechterung der Stimmung führen, was sich in depressiven Gefühlen und Niedergeschlagenheit zeigt (Hautzinger, 2003). Die Kaskadeneffekte werden meist spiralförmig aufgezeigt, wobei deutlich wird, dass die Niedergeschlagenheit und depressive Stimmung wiederum zu einer Verringerung positiver Aktivitäten führt und das Erleben positiver Verstärker fortlaufend abnimmt. Diese Ergebnisse stimmen mit Befunden aus der Arbeitslosenforschung von Kieselbach & Beelmann (2006) überein. In 31 % der Fälle konnte eine Steigerung von Freizeitaktivitäten gezeigt werden. Gründe dafür liegen vor allem darin, dass die Unternehmer nach der Insolvenz mehr Zeit zur Verfügung hatten, als zu ihrer aktiven Unternehmenstätigkeit und in der Zeit der Insolvenz Ablenkung suchten. Das Beschäftigen mit angenehmen Tätigkeiten in einer Phase, welche von einem überdurchschnittlichen Rückgang positiver Erlebnisse gekennzeichnet ist, ist von wesentlicher Bedeutung für die Wiederherstellung der psychischen Stabilität und wird häufig in der kognitiven Verhaltenstherapie bei Depressionen aktiv gefördert (Hautzinger, 2003). Ein weiterer induktiv erarbeiteter Aspekt, welcher Relevanz auf gesellschaftlicher Ebene hat, ist die Stigmatisierung insolventer Unternehmer. In 63 % (N = 12) der Fälle wurde deutlich, dass ein negatives Stigma mit der Insolvenz einhergeht. Die Kritik der Unternehmer richtet sich vor allem an das bestehende Insolvenzverfahren in Deutschland. Viele fühlten sich als Versager dargestellt und für den beruflichen Misserfolg bestraft. Ebenfalls wird deutlich, dass die Stigmatisierung negative Auswirkungen auf die berufliche Zukunft haben kann. Analog zu Befunden aus der Arbeitslosenforschung (Kieselbach & Beelmann, 2006) kann die soziale Stigmatisierung als weiterer Belastungsfaktor gewertet werden.

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