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  • Urlaub 2.0: Die Nutzung sozialer Netzwerke bei Urlaubsreisen am Beispiel von Facebook

Kunst & Kultur


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Mit dem 21. Jahrhundert haben sich die Techniken zur Reiseberichterstattung vervielfältigt. Neben Postkarten, Fotos, Diaabenden und Fotoalben ist mit Facebook eine weitere Möglichkeit hinzugekommen, Erlebtes zu inszenieren. Private Urlaubserlebnisse werden so zu einem Teil der virtuellen Identität. Stetig steigende Nutzerzahlen von Facebook zeigen, dass es für immer mehr Menschen reizvoll ist, private Ereignisse im Netz zu teilen, denn selten war Öffentlichkeit so leicht zu erreichen. Auch durch die sich rasant entwickelnde Smartphone-Technik ist es kein Aufwand mehr, Bilder online zu präsentieren. Dies hat zur Folge, dass die Zahl der verschickten Urlaubspostkarten sinkt. Doch was bewegt Menschen dazu, ihre privaten Urlaubsbilder auf einer Plattform, die immer wieder im Visier von Datenschützern steht, mit Hunderten und mehr Usern zu teilen? Und welche klassischen Möglichkeiten werden überhaupt noch genutzt? Welchen Nutzen bringt die Öffentlichkeit, die durch das Teilen privater Inhalte via Facebook entsteht? Welche Aspekte der Urlaubsberichterstattung haben sich verändert? Verschicken Facebook-User noch Postkarten und welche Wege wählen sie noch, um von ihren Reisen zu berichten?

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1.6.5 Privatheit: Privatheit ist eine abstrakte Kategorie und ‘das Ergebnis einer Zuordnung’ und existiert im Grunde nicht beziehungsweise nur über die Abgrenzung zum Öffentlichen: ‘Was unter Privatheit verstanden und wie sie konzipiert wird, ist also eine kulturrelative Variable.’ Der Begriff ist aus den gleichen Gründen wie der Öffentlichkeitsbegriff für diese Studie relevant. Privatheit in Gänze zu erläutern ist an dieser Stelle nicht möglich. Es werden daher zwei Annäherungen an den Begriff, deren Aspekte bei der Auswertung der Interviews wieder aufgegriffen werden, wiedergegeben. Beide Definitionen schreiben dem Terminus Privatheit drei Dimensionen zu. Dennis Gräf, Medienwissenschaftler mit volkskundlichem Hintergrund bezeichnet Privatheit als ‘kontextrelativ beziehungsweise raumbezogen.’ Auf erster Ebene wird Privatheit mit ‘physisch-topographischen Räumen (zum Beispiel Wohnung) korreliert.’ In zweiter Dimension ist sie immer auch ein ‘abstrakter mentaler, das heißt topologisch-metaphorischer beziehungsweise semantischer Raum (zum Beispiel Privatsphäre)’ und drittens ist Privatheit eine soziokulturell geprägte Wahrnehmungsstruktur. Die Philosophin Beate Rössler unterscheidet ebenfalls drei Dimensionen von Privatheit. Dezisionale Privatheit, die erste Ebene, umfasst nach ihrer Definition die Autonomie des Individuums. Dabei geht es um ‘Freiheit im Kontext der gesellschaftlichen Vorgaben.’ Diese prinzipielle Freiheit bedeutet, ‘die eigene Lebensform unkommentiert zu lassen und nicht ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.’ Die zweite Dimension der Privatheit ist laut Rössler die informationelle Privatheit. Inhalt dieser Dimension ist ‘die Selbstbestimmung des Subjektes, die Informationen und das Wissen über sich und das eigene Leben zu kontrollieren.’ Die dritte Dimension von Privatheit bezieht sich auf die lokale Privatheit, die ‘[…] der private Ort [ist], der dem Subjekt allein gehört oder über dessen Zugänglichkeit es bestimmt [und] an dem ein Subjekt seine Lebensform leben kann.’ Privatheit kann als ‘symbolischer Raum, in dem das Subjekt sich selbst entfaltet’ betrachtet werden. Der Philosoph Roland Barthes beschreibt im Jahr 1980 in seinen Bemerkungen zur Photographie den Einbruch des Privaten in den öffentlichen Raum, der mit dem Zeitalter der Fotografie einhergeht: ‘[…] das Private wird […] öffentlich konsumiert’, der neue Wert der ‘Öffentlichkeit des Privaten’ ist geschaffen. Es zeigt sich, dass Privatheit ein komplexes Konstrukt ist, welches nicht eindeutig definiert werden kann. Ursprünglich war der Begriff der Privatheit stark an das Konstrukt Familie geknüpft, der kulturelle Wandel dieses Begriffs und die Grenzverschiebung ist der Onlinekommunikation als ein wesentlicher Faktor zuzuschreiben. Durch das Internet haben sich Wege geändert und geöffnet, so ist zu der one-to-one-Individualkommunikation, die zum Beispiel den privaten E-Mail-Austausch beinhaltet und der one-to-many-Massenkommunikation, bei der ein Anbieter Inhalte für viele Nutzer bereitstellt die many-to-many-Kommunikation hinzugekommen. Diese many-to-many-Kommunikationsmöglichkeiten ‘erlauben potenziell einen Dialog aller Beteiligten, die Botschaften oder multimediale Inhalte untereinander austauschen.’ 2. Reisen: 2.1 Reisen und die Entstehung des Tourismus: Das Wort Tourismus stammt vom griechischen tornos, für zirkelähnliches Werkzeug und ist über das lateinische tornare, was so viel heißt wie runden und das französische tour ins Deutsche und auch Englische gelangt. Eine Tour bezeichnet ‘eine Reise weg vom normalen Wohnort hin zu einem anderen Ort, an dem man für eine Zeit verweilt, um dann wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren ein Tourist ist jemand, der eine solche Tour macht.’ Das Wort Reise ist gebräuchlicher und stammt vom englischen rise, also hochgehen, Anstieg, Erhöhung. Der Begriff bezeichnet ‘den Aufbruch, das Wegfahren’, wobei die Rückkehr in diesem Begriff, anders als im Tourismus-Begriff nicht miteinbezogen ist. Unter dem Oberbegriff Tourismus werden ‘alle Reisen, unabhängig von ihren Zielen und Zwecken, […] die den zeitweisen Aufenthalt an einem anderen als den Wohnort einschließen und bei denen die Rückfahrt Bestandteil der Reise ist’, bezeichnet. In der Regel beschränkt sich der Begriff des Touristen in der Alltagssprache auf Urlaubsreisende. Die Begriffe Urlaub und Urlauber werden ebenso in der Alltagssprache häufig als Synonyme für Reise und Tourist verwendet. Urlaub ist definiert als ‘die Erlaubnis, ohne das Arbeitsverhältnis damit zu beenden, für eine Zeit die Dienstaufgaben niederzulegen.’ Urlaubsreisen sind ein wichtiges Freizeitthema, denen im Tourismus die größte Aufmerksamkeit gilt. Sie werden von einem großen Teil der Bevölkerung aus wirtschaftlich entwickelten Ländern unternommen und dem Interesse der Menschen entsprechend, ‘wird der Markt für Urlaubsreisen durch die Medien […] stark beachtet.’ Die Entwicklung des Reisens soll nun kurz skizziert werden, um im Anschluss die kulturelle Bedeutung von Reisen zu diskutieren. Bis zum Mittelalter waren Pilgerfahrten die Hauptformen des ‘nicht-utilitären Reisens.’ Aufgrund der Interessenverschiebung Reisender ‘zugunsten der Neugier geht um 1550 die Pilgerreise in die Bildungsreise über.’ Gänzlich neu ist dieser Trend aber nicht, denn bereits im Mittelalter gingen Handwerker, Studenten und junge Menschen auf Wanderschaft, um Erfahrungen zu sammeln. Ab dem 16. Jahrhundert etablierte sich die sogenannte Grand Tour in Aristokratenkreisen, die der Ausbildung und Erweiterung des Horizonts junger Adliger diente. Hierbei mussten besonders humanistisch gebildete englische Aristokraten über Frankreich nach Italien reisen, um an fremden Höfen Weltgewandtheit, Bildung und Etikette zu erwerben. Auch reisende Studenten tauchen in der Geschichte immer wieder auf, denn: ‘Wissensvermittlung wird nicht mehr nur Bildungsstätten wie Universitäten zugeschrieben man lerne im Unterwegssein, indem man die Welt durchstreift.’ Diese Studien- und Forschungsreisen bewirken, dass Reisen immer populärer wird. Im 18. Jahrhundert, zur Zeit der Entstehung der touristischen Reise, ist diese noch ein Privileg der Adeligen, Reichen und Großbürger. Der eingangs erwähnte Begriff des Tourismus beziehungsweise Touristen taucht im englischsprachigen Raum zum ersten Mal um 1800 auf. Um 1900 sind Urlaubsreisen für normale Arbeitnehmer nicht nur monetär unmöglich, sondern auch der Mangel an Freizeit führt dazu, dass Verreisen nicht realisierbar ist. Wochenarbeitszeiten von über 50 Stunden erlauben nicht einmal Kurzreisen an den Wochenenden, um sich von der Arbeit zu erholen. Erst mit der zunehmenden Gewährung bezahlter Urlaubstage, ‘die meist über gewerkschaftliche Aktionen erkämpft und in Tarifverträgen festgeschrieben wurden, [kann] eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung eines Reisemarktes erreicht werden.’ Im 19. Jahrhundert setzt dann eine Reisewelle ein und in England werden in den 1840er Jahren in Thomas Cooks neu eröffneten Reisebüros die ersten Pauschalreisen organisiert. In Deutschland erfolgt dieser Schritt im Jahr 1863 in Berlin durch Louis Stangen. Für veränderte Lebensbedingungen sorgt die fortschreitende Industrialisierung und lässt Reisen somit ‘zum zentralen Mittel des Ausbruchs aus den schlechten Lebensverhältnissen der Städte werden.’ Leisten können sich das bis dato aber nur wenige Menschen, denn für die arbeitende Bevölkerung ist Reisen immer noch unerschwinglich und ein Privileg der Reichen. Als Entstehungsbedingungen für den Tourismus als Massenphänomen ab dem 20. Jahrhundert werden ‘Industrialisierung, Modernisierung und Urbanisierung’ gesehen. Sie gelten als Wegbereiter der Reiseindustrie und führten im gleichen Schritt zur Entdeckung des Erholungsbedürfnisses der Menschen: ‘Der Aspekt der Flucht aus einer industrialisierten, modernisierten Welt in eine als natürlicher und ursprünglicher erlebte Welt ist der Reise bis heute erhalten geblieben.’ Der Begriff Masse im Tourismuskontext entwickelte sich um 1900, wo ein starker Anstieg von Besuchern in Tourismusorten wie zum Beispiel Baden-Baden oder an Wintersportplätzen verzeichnet werden konnte. So stieg die Zahl der Touristen zwischen 1900 und 1910 von 2000 auf 11 000 Urlauber.

Über den Autor

Farina Fontaine, M.A. wurde 1987 in Bonn geboren und hat dort ihr Studium der Germanistik mit Schwerpunkt Kulturanthropologie absolviert. Ihr Interesse liegt im Web 2.0 und besonders in Social Media Anwendungen. Zu ihren privaten Hobbys zählen Reisen, Literatur und Kultur. Die Kombination aus Reisen und Social Media war für die Autorin nicht nur unter wissenschaftlichen Aspekten spannend, sondern auch aus privatem Interesse. So führten unter anderem Beobachtungen im eigenen Netzwerk zu den Ideen für diese Untersuchung.

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