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Pädagogik & Soziales

Meike Brinkmann

Die verbale Entwicklungsdyspraxie: Definition, Diagnostik und Therapie

ISBN: 978-3-95934-501-9

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die verbale Entwicklungsdyspraxie äußert sich als ein Problem auf der Ebene der Sprechbewegungsplanung bzw. -programmierung. Sie zeigt sich in dem Unvermögen, die Artikulationsorgane für geplante Äußerungen willkürlich und kontrolliert in korrekter räumlicher und zeitlicher Beziehung zueinander einzusetzen. Die Produktion isolierter Laute verläuft meist störungsfrei. Allgemein weist die Sprachproduktion manchmal Inseln auf, Phasen in denen das Sprechen ungestört verläuft. In der Arbeit beleuchtet die Autorin den Begriff und das Störungsbild der verbalen Entwicklungsdyspraxie näher. Sie versucht einen roten Faden durch dieses umstrittene, unklar umrissene Thema zu ziehen. Das Hauptaugenmerk widmet sie dem Bereich der Diagnostik, dem ihrer Meinung nach bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.6.2, Prosodische Auffälligkeiten: Hier werden Verschiebungen des Hauptakzents von Wörtern und Phrasen und eine monotone Sprechweise aufgrund einer fehlenden Differenzierung der Silbengewichte genannt. Die Sprechrate wirkt uneinheitlich: Die Artikulation ist oft verlangsamt und angestrengt oder auch verwaschen. Es kann aber auch ein erhöhtes Artikulationstempo mit eingelagerten Unflüssigkeiten beobachtet werden. Prosodische Auffälligkeiten in der Intonation und Betonung, dem Rhythmus und dem temporalen Akzent können vorkommen, sowie Auffälligkeiten in der Stimmgebung und der Phonation. Die Stimme ist zu leise oder zu laut und kann nicht ausreichend lange gehalten werden. Jedoch seien auch ‘Inseln’ unauffälliger Sprechproduktionen möglich. 2.6.3, Oraler Befund: Auch die orale diadochokinetische Rate wird von vielen Autoren als gestört bezeichnet. Anhand der Fähigkeit zu rascher, abwechselnder Betätigung zusammenwirkender (antagonistischer) Artikulationsmuskeln, speziell der Zunge, prüft man mit Einzelsilben oder Silbensequenzen wie ‘pa-ta-ka’ die Häufigkeit und Geschwindigkeit der Produktionen innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums. Die Kinder mit VED zeigen Schwierigkeiten in der Lautproduktion dieser Silbenfolgen und der Produktion der Silben in der richtigen Reihenfolge. YOSS und DARLEY berichten in einer Studie von 1974, dass die diadochokinetische Rate der Kinder im Vergleich zu einer Gruppe Kinder mit Sprechauffälligkeiten, aber keiner Apraxie, bemerkenswert langsam und gering war. Es wurde die Rate an Wiederholungen von Einzelsilben (/p?/, /t?/, /k?/) und der Silbenfolge /p?t???/ gemessen. Alle apraktischen Kinder wiesen im Gegensatz zur Kontrollgruppe inkorrekte Sprechproduktionen der Silbenfolge auf. Nach DANNENBAUER ist die diadochokinetische Rate nicht nur gering, sondern die Realisierung der Laute und Silben erfolgt auch unrhythmisch. Ein oder mehrere Laute würden zwischen zwei Ziellaute gesetzt und es finden Laut- und Silbenvertauschungen, durch Schwierigkeiten in der Lautsequenzbildung statt. Nach SCHULTE-MÄTER ist die niedrige diadochokinetische Rate ein konstituierendes Merkmal, wenn man von einer Störung der Programmierung und sequentiellen Anordnung der beim Sprechen beteiligten Myofunktionen ausgeht. In der Spontansprache werden eine unsichere Kiefer-, Lippen- und Zungensteuerung als charakteristisch genannt. In der Kiefersteuerung sind die Öffnungsbewegungen zu unflüssig, zu wenig, zu viel oder es finden laterale Kieferabweichungen statt. Bei der Lippensteuerung ist keine Rundung [o:] oder keine Spreizung [i:] möglich. Bei der Zungensteuerung könne ein Tremor beobachtet werden oder, dass sich der Kiefer bei Zungenbewegungen mitbewegt. Außerdem seien keine symmetrischen Bewegungen im Mundraum (vorne/hinten, unten/oben, rechts/links) möglich. 2.6.4, Weitere Auffälligkeiten: Von vielen Autoren werden Suchbewegungen mit Lippen, Zunge und Kiefer als charakteristisches Merkmal der VED genannt. Ihnen wird ein hoher differentialdiagnostischer Wert eingeräumt. ‘…sichtbare Suchbewegungen bei der Initiierung oder während der Realisierung von Äußerungen, eine erkennbare Sprechanstrengung und Unzufriedenheit über die eigene Leistung mit mimischen und gestischen Ersatzhandlungen und häufigen Ansätzen zur Selbstkorrektur […] Vor allem das Auftreten von Suchbewegungen kann ein sehr auffallendes Symptom sein und in vielen Fällen einen Verdacht auf Sprechapraxie begründen.’ Die englischen Begriffe für Suchbewegungen sind ‘groping’ und ‘silent posturing’. Das ‘groping’ betrifft tastende Suchbewegungen und das ‘silent posturing’ ein lautloses, verkrampftes ‘in Stellung gehen’. HALL et al. berichten von Kindern, die mit Hilfe der Finger versuchten, die Artikulationsorgane in die richtige Stellung zu bringen. Suchbewegungen wurden häufiger bei älteren, therapieerfahreneren Kindern festgestellt. Man könnte daher annehmen, dass den Suchbewegungen ein Korrekturansatz zugrunde liege, da das Störungsbewusstsein dieser Kinder und Jugendlichen schon höher sei. Der Ausdruck von ROSENBEK und WERTZ ‘trial-and-error behavior’ deutet in diese Richtung. ‘Emphasis on accurate articulator placement in the aqusition phases, and continued dependence on placement feedback in later therapy phases, may encourage the child to practice a gesture prior to its execution.’ Von einigen Autoren werden auch syntaktische Probleme hervorgehoben. Man kann davon ausgehen, dass die Schwächen der phonologischen Prozesse syntaktische Defizite nach sich ziehen. Die meisten Fehler liegen im morphophonemischen Bereich, welche wiederum ein Resultat von phonologischen Vereinfachungsprozessen sind und nicht ausschließlich den sprechmotorischen und phonologischen Beeinträchtigungen zugeschrieben werden können. Jedoch werden die Schwächen im syntaktischen Bereich von anderen Autoren nicht als charakteristisch für VED angesehen. SCHULTE-MÄTER schreibt, dass sich, falls Probleme im syntaktischen Bereich vorliegen, ein weiteres Störungsgebiet abzeichnet oder aber eine Folgeerscheinung auf die sprechmotorische Beeinträchtigung vorliegt. Auf jeden Fall wird den Kindern durch etliche Faktoren der Erwerb sprachlicher Strukturen und Regeln erschwert. In Anhang B habe ich zur Übersicht die bereits genannten neurologischen, sprachlichen und nichtsprachlichen Charakteristika, sowie die Ausschlusskriterien und die genetische Disposition für VED noch einmal in einer Tabelle zusammengefasst.

Über den Autor

Meike Brinkmann, geborene Schröder, wurde 1980 in Bremen geboren. 1999 begann sie das Studium der Behindertenpädagogik mit dem Schwerpunkt Sprachheilpädagogik an der Universität Bremen. Schon während ihres Studiums machte sie viele Praktika und arbeite nebenbei in einer sprachheilpädagogischen Praxis. Mitte 2005 schloss sie ihr Studium als Diplom-Sprachheilpädagogin ab und arbeitet seit August 2005 in einer logopädischen Praxis in Bremen-Huchting. Dort lernte sie ein breit gefächertes Störungsspektrum kennen, dass sie zu dieser Arbeit motivierte.

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