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Soziologie

Juliane Schmid

Lehrergewalt und negatives Lehrerverhalten in der Schule: Eine Interviewstudie

ISBN: 978-3-8428-8735-0

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Wenn man an Gewalt in der Schule denkt, denkt man häufig zuerst an die Gewalt, die bei Schülern untereinander stattfindet. Dass es aber auch Lehrer und Lehrerinnen gibt, die gegenüber Schülern in verschiedenen Formen gewalttätig sind, wird mitunter verschwiegen. Mit Hilfe von Fragebögen und Interviews konnten Daten erhoben werden, die den Schluss zulassen, dass Gewalt oder negatives Verhalten durch Lehrer weitaus häufiger stattfindet als angenommen. Die Untersuchung förderte verschiedene Ausprägungsformen und Häufigkeiten von Gewalt gegenüber Schülern aller Altersklassen zu Tage.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.1, Definition der Begriffe ‘Lehrergewalt’ und ‘negatives Lehrerverhalten’: Die beiden Begriffe werden in dieser Untersuchung häufig gebraucht und müssen daher differenziert dargestellt werden. Sie bezeichnen dabei jeweils unterschiedliche Phänomene im Schulkontext. Dem Begriff Lehrergewalt liegt eine engere Definition zugrunde. Er meint die Vorfälle, die in der einschlägigen Forschung als ‘Gewalt’ bezeichnet werden und umfasst folglich das gesamte Spektrum struktureller und personaler Gewalt mit der Unterteilung in physische und psychische. Mit diesen Formen wird die Schädigung von Menschen beabsichtigt und ist durchgehend negativ konnotiert. Die Gewalt aber, die als Voraussetzung für Demokratie – auch in der Schule – zu sehen ist, soll nicht unter den Begriff der Lehrergewalt gefasst werden, da ihr Einsatz keine absichtliche Schädigung zur Folge hat. Für die sprachliche Unterscheidung kann die lateinische Sprache herangezogen werden: Die erstgenannte, ‘negative’ Gewalt wird mithin als violentia bezeichnet, die zweitgenannte als potestas. Im Verlauf des Buches wird zu beobachten sein, dass es Passagen, Ereignisse und Schilderungen gibt, an denen eine solche Trennung zunehmend schwierig wird. Um dies ein Stück weit zu kompensieren, soll der Begriff ‘negatives Lehrerverhalten’ zum Einsatz kommen. Hierunter soll alles das verstanden werden, was sowohl als beabsichtigte Schädigung als auch unbeabsichtigte Schädigung in der Schule geschieht. In der Literatur wird die Verwendung dieses Begriffs als ‘diffus’ kritisiert, dennoch öffnet diese Perspektive weitere Räume zur Schilderung erlebter inakzeptabler oder negativer Verhaltensweisen, die unter dem Schlagwort ‘Gewalt’ möglichweise nicht zutage treten würden. Somit wird auch der Forderung von Schubarth und Winter (2012) entsprochen, dass die Wahrnehmung der ‘Opfer’ als Kriterium angemessener sei. So wird nicht nur die personelle Ebene, sondern auch die institutionelle Ebene einbezogen. Schließlich haben die Vorgaben der Institution Schule nicht auf alle Schüler dieselbe Wirkung. Um mit Melzer et al. (2011) zu sprechen, handelt es sich um den ‘Missbrauch politischer Macht’. Auf den Schulkontext angepasst muss man nicht ausschließlich von politischer Macht sprechen, vielmehr umfasst diese Macht die gesamte institutionelle Ebene der Schule mitsamt ihren Funktionen, d.h. Qualifikations-, Selektions-, Legitimations- und Sozialisationsfunktion. Der Begriff ‘negatives Lehrerverhalten’ schließt also den Begriff der Lehrergewalt in sich ein. Diese Differenzierung erschien nötig und wichtig, da ‘echte’ Gewalttätigkeit durch den Lehrer oftmals als legitim wahrgenommen und nicht als Gewalt als solche erkannt wird. Dies zeigt auch die Einschätzung einer Teilnehmerin am Interview: ‘Wir haben es [den Klaps auf den Po] vielleicht jetzt nicht so ernst genommen, obwohl es uns natürlich schon gestört hat. Aber so die Dimension, dass das also eigentlich nicht geht, das Verhalten, das haben wir da noch nicht so eingeschätzt (…).’ (A83, Z. 230-233) Mit der Vergabe von Zensuren wird der Selektionsfunktion der Schule Rechnung getragen. Da die Notenvergabe anhand bestimmter Gütekriterien stattfinden soll, deren 100%ige Umsetzung in der Praxis aber mehr als schwierig ist, kommt es ggf. zu fehlerhaften Willkürbehauptungen bzw. werden unter dem Deckmantel ‘nicht praktikabel’ willkürlich verteilte Noten vertuscht. In die Analyse fließt folglich die subjektive Wahrnehmung des Benotungsvorgangs mit ein. So kann u.U. eine Note, die sich im Rahmen der Vorgaben bewegt, als ungerecht empfunden werden. Dass nicht nur die Notenvergabe, sondern auch andere Handlungen als negatives Verhalten bzw. Gewalt wahrgenommen werden, zeigen die nun folgenden Studien zum Forschungsbereich ‘Lehrergewalt’. 2.2, Ausgewählte Studien zum Thema: Obwohl die Forschung zum Thema ‘Lehrergewalt’ und ‘negatives Lehrerverhalten’ schwierig ist, ist sie dennoch nicht unmöglich. Dies zeigen Publikationen, die in den vergangenen Jahren erschienen sind. Eine gute Zusammenstellung der relevanten Arbeiten und ihren Ergebnissen zum Thema bieten Schmitz et al. (2006). Sie zeigen, dass das Thema der Lehrergewalt keinen Einzug in die klassischen Lehrbücher zur Gewaltforschung gehalten hat, aber es einige Forscher bzw. Forschungsgruppen gibt, die sich damit beschäftigen und ihre Forschungsfragen in breit angelegte Schulforschungsuntersuchungen wie TIMSS einbauen können. In dieser Studie sollen exemplarisch Untersuchungsergebnisse vorgestellt werden, die in engem Zusammenhang mit den Ergebnissen der Fragebögen und Interviews stehen und vordergründig für die Erstellung und Auswertung derselben herangezogen wurden.

Über den Autor

Juliane Schmid, geboren 1990 in Halle/Saale, schloss 2013 ihr Lehramtsstudium in den Fächern Latein und Gemeinschaftskunde an der Technischen Universität Dresden erfolgreich mit dem ‘Master of Education’ ab. Die Abschlussarbeit fertigte sie fachübergreifend in den Teilgebieten der Soziologie und Pädagogik an. Ihr Forschungsinteresse erstreckt sich über beide Unterrichtsfächer und die Erziehungswissenschaften.

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