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Agrarwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Abb.: 25
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das vorliegende Buch thematisiert in erster Linie die Saisonarbeiterbeschäftigung in der Bundesrepublik Deutschland. Die Zielsetzung der hierfür durchgeführten Untersuchung bestand darin, die temporäre Migration aus einem ökonomischen und einem moralischen Blickwinkel zu betrachten. Es wird analysiert inwieweit moralische Aspekte in der Beschäftigung der Saisonarbeiter Einzug finden. Hier wurde unter anderem geprüft, inwieweit die Wohnverhältnisse der Saisonarbeiter menschenwürdigen Ansprüchen genügen, inwieweit die Saisonarbeiter in den Betrieben integriert sind und ob die Lohnzahlungen an die Arbeiter moralisch gerechtfertigt sind. Der ökonomische Blickwinkel hinterfragte, ob alternative Lösungsmöglichkeiten zur Saisonarbeiterbeschäftigung vorliegen, und ob Saisonarbeiter möglicherweise heimische Arbeitsplätze verdrängen. In diesem Zusammenhang wurde auch hinterfragt ob die deutsche Landwirtschaftsproduktion ohne Saisonarbeitnehmer im globalen Wettbewerb bestehen kann. Darüber hinaus wurden die sozialen Strukturen der Wanderer analysiert und geprüft welche Motivationen aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmersicht zu Wanderungen führen. Die Untersuchungen stützen sich auf anonym durchgeführte Befragungen bei 25 landwirtschaftlichen Betrieben.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2., Grundlegende Begriffsbestimmungen: 2.1, Gastarbeiter, Fremdarbeiter, Grenzarbeiter oder Saisonarbeiter?: Wenn von ausländischen Arbeitnehmern in der Landwirtschaft die Rede ist, werden häufig verschiedene Begriffe für diese verwendet, die allerdings verschiedene Bedeutungen haben. Unter anderem werden hier häufig die Begriffe Gastarbeiter, Fremdarbeiter, Saisonarbeitern und Grenzarbeiter verwendet. Die populärste Bezeichnung im Volksmund ist wohl die des Gastarbeiters. Historisch betrachtet werden als Gastarbeiter diejenigen Arbeitnehmer bezeichnet, die die erste große Phase der Arbeitsmigration in der Bundesrepublik Deutschland durchlaufen haben. Dies sind diejenigen Arbeiter, die im Rahmen der ersten Anwerbeabkommen Anfang der 1960er Jahre die Bundesrepublik Deutschland zwecks kurzfristiger Arbeitsaufnahme besuchten. ‚Dagegen werden [nach heutiger Begriffsauffassung] unter Gastarbeitnehmern ausländische Fachkräfte verstanden, die in Deutschland ihre beruflichen und sprachlichen Kenntnisse erweitern wollen.’ Eine weitere häufig verwendete Bezeichnung ist die des Grenzarbeitnehmers. Hierunter werden die Arbeitnehmer verstanden, die aufgrund von Beschäftigungsabkommen zwischen Deutschland und grenznahen Gebieten, wie zum Beispiel aus Polen oder der Tschechischen Republik, die Bundesrepublik besuchen. Diese Arbeitnehmer können hier eine Arbeitserlaubnis beantragen, wenn sie täglich in ihr Heimatland zurückkehren oder höchstens zwei Tage pro Woche in Deutschland arbeiten. Bis 1962 wurden die ausländischen Arbeiter in der Öffentlichkeit als Fremdarbeiter bezeichnet. Da der Begriff durch den Gebrauch während der Zeit des Nationalsozialismus allerdings negativ konnotiert wurde und andere bzw. falsche Assoziationen hervorrufen kann, wird er in der heutigen Zeit, außer in der Schweiz, nicht mehr verwendet. Der Begriff des Saisonarbeitnehmers, auf den sich diese Arbeit vordergründig konzentriert, bezeichnet diejenigen Arbeitnehmer, die auf individueller Basis eine zeitlich begrenzte Beschäftigung in der Bundesrepublik Deutschland aufnehmen können. Als Saisonarbeitnehmer werden also die Personen bezeichnet, die für eine bestimmte Zeit, allerdings länger als zwei Tage pro Woche, die Bundesrepublik zur Arbeitsaufnahme besuchen und nach einem festgelegten Zeitfenster, dem der maximalen Arbeitsdauer, Deutschland wieder verlassen. 2.2, Assimilation, Akkulturation und Integration: Um die Eingliederung eines Individuums in eine soziale Umwelt zu beschreiben, werden verschiedene Begriffe wie Assimilation, Akkulturation oder Integration verwendet. Die inhaltliche Ausfüllung dieser Begriffe hat sich zumeist an den individuellen konkreten Problemkreisen zu orientieren. Allgemein gehalten versteht man unter Integration die Einfügung oder Eingliederung in ein Ganzes bzw. die Anpassung oder Angleichung an etwas Ganzes. Im Folgenden wird der Integrationsbegriff zunächst für den Problemkreis der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung konkretisiert. Arbeitgeber und Arbeitnehmer finden im ‚Betrieb’ zusammen. Unter einem Betrieb wird eine planvoll organisierte Wirtschaftseinheit verstanden in der Sachgüter bzw. Dienstleistungen mit Hilfe von Produktionsfaktoren hergestellt und abgesetzt werden. Zu den elementaren Produktionsfaktoren wird die menschliche Arbeit als Humanfaktor hinzugezählt. Die menschliche Arbeit, im klassischen Sinne, wird durch den Arbeitgeber in der Unternehmensleitung und durch die untergeordneten Arbeitnehmer verrichtet. Betriebe umfassen daher in der Regel eine größere Anzahl von Personen durch deren Arbeit der Output der Unternehmung realisiert wird. Wenn man den Integrationsbegriff auf den Betrieb projiziert, wird hierunter meist das effiziente Zusammenwirken der Mitarbeiter verstanden. Hierunter fallen dann Problembereiche, wie das Zurechtkommen mit der Arbeitssituation oder die interpersonalen Beziehungen wie die gegenseitige Akzeptanz unter den Mitarbeitern. Betriebliche Integration bedeutet dann vordergründig das Integriert Sein in eine Arbeitsgruppe innerhalb des Betriebes. Die betriebliche Integration der Arbeitnehmer umfasst dann zwei Komponenten. Zum einen die Zufriedenheit des Arbeitnehmers mit der eigenen Situation, die durch eine soziale Dimension (Beziehungen zu Kollegen oder Vorgesetzten) und eine sachliche Dimension (wie die Arbeitsplatzumgebung oder Arbeitsanforderungen) gekennzeichnet ist und zum anderen die Zufriedenheit der übrigen Arbeitnehmer mit dem betrachteten Arbeitnehmer. Ein Arbeitnehmer ist also dann betrieblich integriert, wenn seine Forderungen an die Arbeit und an die ihn betreffenden Kollegen bzw. Vorgesetzten erfüllt sind. Umgekehrt muss der betreffende Arbeitnehmer die Forderungen erfüllen die er von seiner Arbeit, seinen Kollegen und Vorgesetzten gestellt bekommt. Neben dem klassischen Integrationsbegriff verwendet die Sozialwissenschaft auch weitere Begriffe wie unter anderem die Akkulturation und die Assimilation. Eine der ersten Definitionen zur Akkulturation wurde von den Anthropologen Redfield, Linton und Herskovits begründet: ‚Acculturation comprehends those phenomena which result when groups of individuals having different cultures come into continuous first-hand contact, with subsequent changes in the original cultural patterns of either or both groups.’ Es existieren heute allerdings mehrere Definitionen zum Akkulturationsbegriff und es entstehen bei der Begriffsverwendung häufig Unklarheiten und Widersprüche. Zum einen wird hierdurch das Ergebnis von Kulturkontakten und zum anderen der Prozess dorthin selbst beschrieben. Zusammenfassend und übergeordnet kann hier festgehalten werden, dass es sich bei der Akkulturation um Prozesse handelt, die das Zusammenstoßen von Individuen verschiedener Kulturen beschreiben. Der Soziologe Hartmut Esser versteht die Akkulturation als einen Vorgang der vor der Assimilation stattfindet. Er bezeichnet Akkulturation als einen Lernvorgang bei Personen, durch den diese Verhaltensweisen und Orientierungen übernehmen, die mit bestimmten kulturellen Standards von Teilen des Aufnahmesystems übereinstimmen. Unter Assimilation versteht Esser den Zustand der Ähnlichkeit des Migranten in Handlungsweisen, Orientierungen und interaktiver Verflechtung zum Aufnahmesystem. Die Voraussetzungen hierfür bilden sowohl individuelle Handlungsentscheidungen des Migranten, als auch gesellschaftliche Strukturen. In diesem Zusammenhang wird auch zwischen personaler und relationaler Assimilation unterschieden. Die personale Assimilation umfasst die kognitive und die identifikative Assimilation während die relationale Assimilation die soziale und strukturelle Assimilation beinhaltet. Die Assimilations-Definition, welche den Stand der gegenwärtigen Forschung widerspiegelt, stammt vom amerikanischen Soziologen John Milton Yinger. Er beschreibt die Assimilation als einen Prozess der Entgrenzung, der erfolgen kann, wenn Mitglieder von zwei oder mehreren Gesellschaften oder kleineren kulturellen Gruppen aufeinander treffen. Wird Assimilation als abgeschlossener Prozess betrachtet, ist sie demnach die Vermischung von vormals unterscheidbaren soziokulturellen Gruppen zu einer Einzigen. Wird sie jedoch als Variable angesehen, stellt Yinger fest, dass Assimilation von den bescheidensten Anfängen von Interaktion und kulturellem Austausch bis hin zur gründlichen Verschmelzung der betreffenden Gruppen reichen kann.’

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