Suche

» erweiterte Suche » Sitemap

Finanzen

Christian Nitzl

Ethikfonds auf dem deutschen Kapitalmarkt: Fundierung, Umsetzung und Performance

ISBN: 978-3-95934-559-0

Die Lieferung erfolgt nach 5 bis 8 Werktagen.

EUR 39,99Kostenloser Versand innerhalb Deutschlands


» Bild vergrößern
» weitere Bücher zum Thema


» Buch empfehlen
» Buch bewerten
Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Anlegern, denen das Risiko einer Direktanlage in Wertpapiere oder anderen Anlageformen zu groß ist, können sich dennoch durch den Erwerb von Fondsanteilen an der Börse engagieren. Eine besondere Stellung nehmen so genannte Ethikfonds ein. Ethikfonds stellen insoweit eine besondere Form der Geldanlage dar, da Fragen nach dem richtigen moralischen Handeln mit Beachtung finden. Dies zeigt sich in der Praxis überwiegend durch eine ethisch orientierte Wertpapierselektion. Allerdings ist bis heute nicht eindeutig definiert, was unter Ethikfonds genau zu subsumieren ist. In dieser Arbeit wird insbesondere auf die Fundierung, Umsetzung und die Performance von Ethikfonds eingegangen und, soweit dies durch vorliegende Literatur möglich ist, der Fokus auf den deutschen Kapitalmarkt gelegt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Methoden, Problemstellungen und Implikationen der Umsetzung: Wie oben gezeigt, kann Ethik als eine zusätzliche Dimension im Portfolio-bildungsprozess betrachtet werden. Im Folgenden soll skizziert werden, wie unterschiedliche ethische Überzeugungen von Ethikfonds berücksichtigt werden. Es ist dabei zunächst unerheblich, ob es sich um einen islamisch, christlich oder ökologisch orientierten Fonds handelt, da der Prozess der Anlagenauswahl identisch verläuft. Ein Ethikfonds kann, wie ein traditioneller Fonds, unter anderem aus Aktien, Rentenpapieren oder sonstigen Fonds bestehen. Er kann passiv gemanagt werden, indem er einen Ethikindex repliziert, oder aktiv, indem er bewusst von einer Indexbildung abweicht. Während beim aktiven Portfoliomanagement im traditionellen Sinne der Portfoliomanager nach der höchsten Rendite bei einem vorgegebenen Risiko sucht, zeichnen sich Ethikfonds zusätzlich dadurch aus, dass sie in Übereinstimmung mit ethischen Zielen geführt werden. Somit setzen sich die Ziele eines Ethikfonds aus finanziellen und nicht-finanziellen Zielen zusammen, welche in Einklang miteinander gebracht werden müssen. Für aktiv gemanagte Ethikfonds hat das zur Folge, dass deren Fondsmanager den vorformulierten Zielen folgen und in Kongruenz mit ethischen Zielsetzungen aus einem Anlageuniversum passende Titel auswählen. Der Hauptunterschied zu traditionellen Fonds liegt in der Limitation auf ethisch akzeptable Anlagetitel. Dabei sind Ethikfonds nicht zu verwechseln mit Spezialitätenfonds, bei denen es ebenso zu einer Einschränkung des Anlageuniversums kommt. Denn während bei Spezialitätenfonds der Fokus auf bestimmte Branchen wie bspw. Solarzellen gelegt wird, kommt es bei Ethikfonds durch die Anwendung unterschiedlicher Anlagekriterien auf das gesamte Anlageuniversum zu einer Reduktion desselben. Häufig können jedoch Spezialitätenfonds, abhängig von ihrem Anlageschwerpunkt wie bspw. Solarenergie, unter Ethikfonds subsumiert werden. Im ersten Schritt bei der Bildung eines Ethikfonds wird das Anlageuni-versum mit Hilfe verschiedener Kriterien gefiltert, um darauf aufbauend im zweiten Schritt, wie bei traditionellen Fonds, ein nach finanzwirtschaftlichen Kriterien effizientes Portfolio zu bilden. Bei der Wertpapierselektion nach ethischen Grundsätzen wird ein Portfoliomanager des Öfteren von externen Research Instituten unterstützt, deren Bewertungssystem nach eigenen Angaben in eine Vielzahl der von Investmentgesellschaften aufgelegte Publikums- und Spezialfonds eingehen. Die Münchner Rating-Agentur oekom research AG hat ein Ratingkonzept erarbeitet, welches auf dem Bewertungskatalog (850 Einzel-kriterien) der Projektgruppe Ethisch-Ökologisches Rating an der Universität Frankfurt/Main basiert. Eine ethische Bewertung kann aber auch intern durch den Portfoliomanager selbst erfolgen, wobei sich Portfoliomanager häufig an Ethik-Ratings oder der Zugehörigkeit eines Unternehmens zu einem Ethikindex orientieren. Die Aufgabe des Ethik-Researchs besteht dabei in der Analyse und der Bewertung von ökologischer, sozialer und ethischer Ausrichtung von Unternehmen, Branchen und Ländern. Auf diese Weise nehmen Ethik-Ratinginstitute eine herausragende Stellung bei der Generierung und Bündelung ethisch relevanter Informationen über Unternehmen ein. Hierzu bedienen sie sich mehrstufiger Prüf- und Ratingverfahren. Welche ethischen Kriterien mit welcher Gewichtung in Ratings einfließen unterscheidet sich dabei von Institut zu Institut. Auf Grundlage dieser Bewertung wird, in Verbindung mit zuvor festgelegter Anlagestrategie und der Finanzanalyse der ausgewählten Unternehmen, daraufhin ein Ethikfonds zusammengestellt. Die angewandten Kriterien und Anlagestrategien werden bei der Auflage eines Ethikfonds fixiert und daraufhin im Verkaufsprospekt veröffentlicht. Je nach Zusammensetzung hat der Ethikfonds eine finanzielle und nicht-finanzielle Performance, welche zur Überprüfung der Einhaltung oder der Erreichung von anfangs fixierten Zielen herangezogen werden kann. Eine solche in regelmäßigen Abständen erfolgende Überprüfung der Zielkongruenz kann zu Änderungen in der Asset Allocation führen. Gegenüber traditionellen Fonds kommt noch hinzu, dass durch eine Veränderung des Ethik-Ratings eines Unternehmens solch eine Portfolio-umschichtung nötig werden kann. Somit kommt es zwangsläufig zu einer höheren Dynamik in der Portfolioumschichtung als ohne Berücksichtigung eines Ethik-Ratings. Die kritischste Phase im Portfoliobildungsprozess ist die Auswahl und Gewichtung der Kriterien. Die Fähigkeit eines Portfoliomanagers, begründen zu können, warum er welche Kriterien wie ausgewählt hat, ist entscheidend dafür, ob ein Fonds als ethisch fundiert angesehen werden kann. Allgemein können zwei Herangehensweisen unterschieden werden, wie Kriterien vom Management eines Ethikfonds gebildet werden. Auf der einen Seite wird von einem marktge-steuerten Fonds gesprochen, wenn der Fonds nach Kriterien geführt wird, die der Markt nachfragt. Auf der anderen Seite wird von einem beratenden Fonds gesprochen, wenn der Fonds nach Kriterien geführt wird, die von einem Komitee vorgeschlagen werden. Solch ein Komitee besteht aus Spezialisten verschiedener Fachrichtungen wie der Ökonomie, der Ökologie sowie der Philosophie und beschäftigt sich mit dem ethisch richtigen Verhalten von Unternehmen, Branchen und Ländern. Wenn auch eine Trennlinie zwischen einem, vom marktge-steuerten und einem beratenen Fonds nicht klar gezogen werden kann, ist für den deutschsprachigen Raum eine verstärkte Konzentration von beratenen Fonds zu konstatieren. Ein Vorteil eines beratenen Fonds gegenüber einem vom marktgesteuerten Fonds wird in der besseren ethischen Fundierung der Kriterien und der damit verbundenen Anlageentscheidungen durch das Komitee gesehen. Ein marktgesteuerter Ethikfonds sollte dennoch nicht als minderwertig betrachtet werden, da mit seiner Hilfe ethische Interessen von Marktteilnehmern unvermittelt – d. h. ohne dass ein Komitee dazwischen geschaltet wird – am Kapitalmarkt umgesetzt werden können. Somit wird von einem marktgesteuerten Fonds eine wichtige Intermediärfunktion wahrgenommen.

weitere Bücher zum Thema

Bewerten und kommentieren

Bitte füllen Sie alle mit * gekennzeichenten Felder aus.