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Geisteswissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 08.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 32
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die hier vorliegende Arbeit widmet sich einer detaillierten Analyse des ersten Teils des viel gelesenen Klassikers Don Quijote de la Mancha von Miguel de Cervantes Saavedra. Neben der Herausarbeitung der Komik des Don Quijote im Allgemeinen, wird hier auch das Genre der Ritter- und Schäferromane thematisiert und ein Einblick in das Rollenbild der Frau sowohl im Roman, als auch zur damaligen Zeit gegeben. Weiterhin wird ein besonderes Augenmerk auf die prägnante Sprache Cervantes' und die Konstellation der einzelnen Figuren im Roman gelegt einen besonderen Platz nimmt dabei die Figur der edlen Dame Dulcine del Toboso, die Herzensdame unseres edlen Ritters, und die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten Don Quijote und seinem Knappen Sancho Panza, die unterschiedlicher nicht sein könnten, ein.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel IV. Die Figur der Dulcinea del Toboso und das Konzept der höfischen Liebe: Auf Grund dessen, dass jeder fahrende Ritter nach dem Prinzip der hohen Minne eine Dame seines Herzens, der er seine Heldentaten widmen kann, benötigt, entscheidet Don Quijote sich für Dulcinea del Toboso (Vgl.: 119). Dulcinea ist jedoch eine von ihm selbst stark idealisierte Figur, die eigentlich gar nicht existent ist, sondern auf der Figur der Aldonza Lorenzo aus Toboso basiert, de quien él un tiempo anduvo enamorado (ebd.). Dies ist u.a. einer der komischsten Aspekte des Romans: Don Quijote als ein bereits in die Jahre gekommener Mann sin interés de casarse widmet von Stund an sein Leben und seine Taten einer idealisierten Frau, da er no conoce a ninguna otra mujer disponible (Eisenberg 1993, S.61). Sie wird im ersten Kapitel als una moza labradora de muy buen parecer beschrieben in seiner Vorstellung ist sie jedoch kein einfaches Bauernmädchen, sondern eine edle Dame von hohem Stand, weshalb er ihr den Namen Dulcinea del Toboso, da dieser für eine Dame ihres Standes wesentlich angemessener sei, gibt (119). Sanchos Beschreibung ist dagegen eher negativ konnotiert: Als er erkennt, dass Dulcinea Aldonza Lorenzo ist, die er persönlich kennt, beschreibt er sie seinem Herrn in eher negativer Weise als burschikoses Weibsstück mit Haaren auf den Zähnen und von Sonne und Luft geschändetem Gesicht.(Vgl.: 352ff und Strosetzki 1991, S.122). Sancho erkennt also, dass er bezüglich Dulcinea im Irrglauben war, da er seinem Herrn geglaubt hat, dass sie eine edle und vornehme Dame sei und registriert die hyperbolische und euphemistische Fantasie seines Herren, der sie sich vollkommen anders vorstellt: Für ihn ist sie eine Schönheit von gutem Ruf, der keine andere Frau gleichkommen kann er stellt sie sich so vor, wie er sie sich wünscht, wie er Sancho erklärt: yo imagino que todo lo que digo es así […] y píntola en mi imaginación como la deseo (355). Auch die Deskription seiner Liebe zur ihr steht in seinen Erläuterungen für Sancho im Vordergrund er beschreibt sie ihm als eine rein platonische und sittsame Relation, in der er sie sogar nur selten gesehen hat und sich nicht einmal sicher ist, ob sie ihn überhaupt bemerkt hat. Dennoch ist sie das innigste, was er je gefühlt hat und was sich auch nie ändern wird (Vgl.: 353f). Es zeigt sich also bereits hier, dass Dulcinea im Grunde lediglich eine ilusión que nació de la realidad ist (Marquez 1990, S.37) und die hauptsächlich die Funktion hat, seine Existenz als Ritter zu legitimieren, da er (nach dem Konzept der hohen Minne) ohne Herzensdame kein solcher sein könnte. Hierdurch wird Dulcinea zum grundlegenden und notwendigen Bestandteil des Romans, wobei zu beachten ist, dass sie zwar immer wieder erwähnt wird, jedoch in keinem der 52 Kapitel der Ausgabe von 1605 persönlich auftritt, sondern erst im zweiten Teil des Romans von 1615. Zwar schickt Don Quijote seinen Knappen im 25. Kapitel aus, um ihr einen Brief zu überbringen, jedoch kommt Sancho dort nie an, da er auf seinem Weg in der Venta auf den Barbier und den Pfarrer trifft, die ihn dazu überreden, umzukehren und ihnen zu helfen, Don Quijote zurückzubringen. Mit dieser innovativen Idee de emplear un personaje que no es visible por nadie, pero que es […] responsable por las acciones del protagonista zeigt sich hier abermals el genio artístico de Cervantes (Ebd.: S.38). Im ersten Teil des Quijote begegnet uns Dulcinea daher lediglich in indirekter Weise, wenn unser Ritter sie erwähnt, was stets nach oder vor einem Abenteuer geschieht, wenn er ihr dieses widmet: Bereits im achten Kapitel wird beschrieben, dass er encomendándose de todo corazón a su señora Dulcinea seinen Kampf mit den Windmühlen angeht, wobei besonders die Phrase recomendarse de todo corazón von Bedeutung ist, die beschreibt, dass er sich seiner Herrin vollkommen anvertraut und hingibt, was er durch seine Taten beweisen will (168). Aus religiöser Sicht könnte man es so deuten, dass er sie nicht nur anbetet, sondern auch vollkommen davon überzeugt ist, dass ihm unter ihrem Schutz nichts zustoßen könne. Auch nach dem Kampf legt er sich nicht zum Schlafen und genesen seiner Verletzungen nieder, sondern bleibt nach ritterlicher Gepflogenheit wach und verbringt die Nacht in Erinnerung an Dulcinea. Auch im darauf folgenden Kapitel, verlangt er vom Vizcaíno (mit dem er in eine heftige Auseinandersetzung zu Ehren Dulcineas geraten ist) als Kompensation für die Amnestie seiner Todesstrafe, dass dieser umgehend nach Toboso reite, um Dulcinea von seinem glorreichen Sieg zu berichten: [...]este caballero me ha de prometer de ir al lugar del Toboso y presentarse de mi parte ante la sin par doña Dulcinea, para que ella haga dél lo que más fuerte de su voluntad (183). Ebenso verlangt er auch von den Galeerensträflingen nach ihrer Befreiung, dass sie zu Dulcinea reisen sollen, um ihr zu bezeugen, wie edel Don Quijote sei. Dass seine Taten stets in Zusammenhang mit seiner Herrin stehen und sein Mut durch sie noch beflügelt wird, wird auch im 30. Kapitel deutlich, in welchem er einwilligt, der Prinzessin Micomicona zu helfen, da er einerseits glaubt, so im Ansehen seiner Herrin zu steigen und andererseits noch vor Antritt des Abenteuers beteuert, dass er auch nach erfolgreichem Ausgang des Selbigen die schöne Prinzessin Micomicona nicht heiraten werde, da sein Herz bereits vergeben sei, was er auch sogleich unter Beweis stellt, als er Sancho züchtigt, weil dieser ihn für verrückt erklärt, sich für Aldonza Lorenzo statt für die Prinzessin zu entscheiden (Vgl.: 422ff). Im Anschluss daran berichtet Sancho seinem Herren von seinem angeblichen Treffen mit Dulcinea, wobei er sich alles lediglich ausdenkt und Dulcinea dabei als das einfache Bauernmädchen beschreibt, an das er sich erinnert (denn Sancho kennt Aldonza Lorenzo ja persönlich). Dabei ist zu beachten, das Don Quijote alles, was ihm zu profan für eine edle Dame ihres Standes erscheint, glorifiziert und Sancho die Worte im Munde verdreht, da er die Realität negiert. So will er es bspw. auch nicht wahrhaben, als Sancho ihm berichtet, Dulcinea hätte einen gewissen maskulinen Odor stattdessen insistiert er, dass Sancho sich geirrt haben müsse (Vgl.: 426f). Auch hier ist eben jene Renitenz Don Quijotes die Realität anzuerkennen der Grund für die Komik in dieser Szene, v.a., da er abermals sozusagen um keine Ausrede verlegen ist und stets einen Beweis für einen Irrtum auf Seiten Sanchos findet, so wie er auch jedes Mal eine Exkusation für das Scheitern seiner Abenteuer parat hat. Abgesehen davon zeigt sich auch hier wie sehr er Dulcinea idealisiert und mit welch verklärter Sicht er sie sich ganz nach dem Prinzip der Minne vorstellt, denn schließlich waren die angebeteten Damen der Ritter und Troubadours traditionell höher gestellt und unerreichbar, sowie es auch Dulcinea für unseren Ritter ist (wenn auch primär auf Grund ihrer eigentlichen Nicht-Existenz) (Vgl.: Strosetzki 1991, S.122f). Zuletzt sei gesagt, dass in der imaginierten Figur Dulcineas eine grundlegende Parallele zu Don Quijote liegt: So wie Dulcinea ein Produkt seiner Fantasie ist, das auf Aldonza Lorenzo basiert und gleichzeitig mit ihrer idealisierten Schönheit einen Kontrast zur eigentlichen Figur der Bäuerin bildet (wie bereits zu Anfang dieses Kapitels referiert wurde), so ist auch die Figur des Don Quijote an sich ebenfalls in gewisser Weise nur ein Fantasieprodukt Alonso Quijanas, das auf seiner eigene Person beruht.

Über den Autor

Die Autorin Stefanie Weber, B.A. wurde 1990 in Recklinghausen geboren und lebt zur Zeit in Bochum. Nach dem Abitur 2010 begann sie ein Studium der Germanistik und romanischen Philologie Spanisch an der Ruhr-Universität Bochum, wo sie 2014 ihren Bachelorabschluss machte. Im Anschluss trat sie ein weiterführendes Lehramtsstudium der gleichen Fächer an. Bereits seit einigen Jahren arbeitet die Autorin neben dem Studium als Sprachlehrerin für Spanisch und Englisch. Besonders die spanische und lateinamerikanische Literatur hat sie während des Studiums kennen und lieben gelernt. Fasziniert von der Thematik verschiedener Literaturen Spaniens und Lateinamerikas verfasste sie – neben einigen anderen spanischen Werken – dieses Buch.

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