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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 12.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 52
Abb.: 40
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In diesem Buch wird der Frage nachgegangen, ob eine intensive Nutzung des Internets als Kommunikationsmedium bei Schülerinnen und Schülern einen negativen Einfluss auf die orthographischen Fähigkeiten hat. Dazu wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren im Rhythmus von sechs Monaten insgesamt 398 Datensätze von Schülerinnen und Schüler aus fünf Klassen von drei Schulen im Land Brandenburg erfasst. Die Probanden beantworteten Fragen zu ihrem Verhalten im Internet. Dabei gaben sie an, was sie im Internet über welchen Zeitraum machen und wie sehr sie dabei auf ihre Rechtschreibung achten. Zur Erfassung der orthographischen Fähigkeiten wurde ein Diktat geschrieben und die Fehler ausgewertet. Die erfassten Daten zur Internetnutzung und die orthographischen Fähigkeiten wurden in einen statistischen Zusammenhang gebracht, um Effekte erkennen zu können, die am Ende der Arbeit zusammengefasst sind.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Theoretische Aspekte: 3.1, Forschungskontext: Es ist Aufgabe der Sprachwissenschaft, überzeugende Antworten auf die öffentlich geäußerten Ängste vor eventuell schädlichen Auswirkungen digitaler Schriftlichkeit auf institutionelle Schriftlichkeit anzubieten, meint Androutsopoulos und fordert empirische Forschungen zur Überprüfung der Schreibpraxis von Schülerinnen und Schülern. (Androutsopoulos, 2007) Wie Dürscheid in ihrem Werk zusammenträgt, gibt es inzwischen eine Vielzahl von Studien zu den einzelnen Kommunikationsformen SMS, Email, Chat-Kommunikation und Soziale Netzwerke. (Dürscheid, Wagner, & Brommer, 2010) Während sich viele Studien mit den Spezifika der einzelnen Kommunikationsformen im Hinblick auf Schreibweisen und Abgrenzungen zu anderen Kommunikationsformen oder besonderen Aspekten bezüglich der Kommunikationsteilnehmer beschäftigen, gibt es nur wenige Werke, die Zusammenhänge zu schulischen Kontexten herstellen und untersuchen, welchen Einfluss ihre Nutzung auf das normgerechte Schreibverhalten der Schülerinnen und Schüler hat. Plester und Wood kommen in ihrer Studie über die Auswirkungen von SMS auf die Schreibfähigkeit von Schülerinnen und Schüler zu dem Ergebnis, dass die besten SMS-Schreiber auch die beste Rechtschreibung haben. SMS schreiben als zusätzlicher Schreibanlass fördert die Kreativität und verbessert die Ergebnisse in Sprachtests. (Plester & Wood, 2009) Kritisch anzumerken ist an dieser Stelle die vergleichsweise geringe Datenbasis, auf der diese Ergebnisse beruhen. Nottbusch & Nix haben in ihrer nicht repräsentativen Querschnittstudie an Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 9 und 10 keinen signifikanten Effekt der Internetkommunikation auf die orthographische Kompetenz nachweisen können. Sie vermuten die Ursache dafür in einem bereits gefestigten Schriftspracherwerb und vermuten einen stärkeren Effekt in einer Gruppe mit noch nicht gefestigtem orthographischem Konzept und gleichzeitiger intensiver Internetkommunikation. (Nottbusch & Nix, 2010) Eine Studie aus der deutschsprachigen Schweiz, die sich nach Angabe der Autoren durchaus auf Deutschland übertragen lässt, hinterfragt den Zusammenhang zwischen Schreibkompetenz und neuen Medien. (Dürscheid, Wagner, & Brommer, 2010) Im Speziellen wurde untersucht, wie sich die Textproduktion durch die Nutzung neuer Kommunikationsplattformen bei Schülerinnen und Schülern verschiedener Alternsklassen und Schultypen verändert hat. Auch wenn die Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit viel in den neuen Medien in Mundart und Abkürzungen schreiben, sind sie in der Lage, schulische Texte in Standardsprache und ohne Merkmale, die für die untersuchten Kommunikationsformen typisch sind, zu verfassen. (Dürscheid, Wagner, & Brommer, 2010) Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung war die Übernahme von nicht-standardsprachlichen Lexemen aus dem dialektalen Bereich in standardsprachliche Texte. Die Autoren vermuten die zunehmende Schreibung von Mundart in Freizeittexten als fördernden Einfluss auf diese Entwicklung. Auch Steinig fand in seiner Studie, in der er Schüleraufsätze aus drei Jahrzehnten miteinander in Bezug auf Rechtschreibfehler verglich, heraus, dass die Fehlerhäufigkeit bei Schülerinnen und Schülern stark zugenommen hat. (Steinig, 2013). Er vermutet eine Ursache dafür im schnellen simsen, chatten und mailen. ‘Die Jugendlichen schreiben beim Chatten konsequent klein, und Kommas kosten auch nur Zeit.’, so Steinig gegenüber dem Spiegel. 3.2, Fragestellung: Wenn sich nachweislich dialektisch gesprochene, also nicht-standardsprachliche Wörter durch häufige Nutzung ungewollt in die Standardsprache übertragen (Dürscheid, Wagner, & Brommer, 2010), wirken sich dann auch die von der öffentlichen Laiendiskussion kritisierten häufigen falschen Schreibungen in den internetbasierten Kommunikationsmedien nachweislich auf die orthographischen Fähigkeiten aus? Werden Schreibweisen aus normfernen Texten ebenfalls in normgebundene Texte übertragen? Lässt sich der von Nottbusch & Nix vermutete Effekt in einer Gruppe mit noch nicht gefestigtem orthographischem Konzept und gleichzeitiger intensiver Internetkommunikation (Nottbusch & Nix, 2010) beobachten? Wie kann die Annahme eines negativen Einflusses von intensiver internetbasierter Kommunikation auf die orthographischen Kompetenzen theoretisch fundiert werden?

Über den Autor

Stefan Hohlfeld hat selbst zwei Kinder, die das Internet als Kommunikationsmittel für sich entdeckt haben. Als Lehrer an einer Oberschule kann er ständig erleben, wie das Internet seinen Platz im täglichen Leben der Jugendlichen einnimmt und wie sich ihre Rechtschreibkompetenzen entwickeln. Um der Frage, welchen Einfluss das Internet auf die Rechtschreibfähigkeiten hat, auf den Grund zu gehen, schloss er sich einer Forschungsgruppe um Prof. Nottbusch von der Universität Potsdam an und unterstützt seine Erkenntnisse durch empirische Studien.

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