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Geschichte

Thomas Keller

Emil Franzel (1901 – 1976): Biografie eines sudetendeutschen Intellektuellen

ISBN: 978-3-8428-8726-8

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Bibliothekar, Volksbildner, Redakteur, Publizist und Historiker sind nur eine Auswahl der Berufsbezeichnungen, die Autoren von Biogrammen Emil Franzel zugeschrieben haben. Emil Franzels Lebensweg ist gekennzeichnet von Brüchen und Wandlungen. Geboren im Kaiserreich Österreich, Abitur und Studium nach dem 1. Weltkrieg in der Ersten Tschechoslowakischen Republik, Aufstieg zu einem bekannten, deutschsprachigen, sozialdemokratischen Redakteur und politischen Intellektuellen. 1937 dann Austritt aus der Deutschen Sozialdemokratischen Partei der Tschechoslowakei - der erste selbstbestimmte Bruch in der Biografie. Nach der Zerschlagung der ‘Rest-Tschechei’ und einer kurzfristigen Mitgliedschaft in der Sudetendeutschen Partei wird Franzel NSDAP-Anwärter und beginnt kurz nach Kriegsausbruch eine Umschulung zum Bibliothekar. Später Dienst bei der Schutzpolizei, wo er nach dem normalen Polizeidienst in der Schreibstube bald wieder als Redakteur und Geschichtslehrer arbeitet. Bei Kriegsende wird Franzel noch beim Abzug aus Prag schwer verletzt und gerät in tschechoslowakische Kriegsgefangenschaft. Nach einigen Monaten im Lazarett und in Kriegsgefangenschaft wird Emil Franzel im März 1946 nach Bayern abgeschoben, wo er seine Familie wiedertrifft. In der Nachkriegszeit entwickelt sich Franzel zu einem der führenden Publizisten der Abendlandbewegung, der sich auch für die Ackermann-Gemeinde, die Gesinnungsgemeinschaft sudetendeutscher Katholiken, stark engagiert. Beruflich gelingt ihm der Einstieg als Bibliothekar in der Bayerischen Staatsbibliothek. Die vorliegende Studie skizziert den facettenreichen Lebensweg von Emil Franzel und analysiert seine Wandlung vom Sozialdemokraten zum Konservativen. Neben der Autobiografie und zahlreichen Artikeln und Aufsätzen von Franzel stützt sich diese Arbeit auch auf die Recherche in mehreren Archiven.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel III, Die erste Metamorphose: Vom Marxisten zum ‘nationalen Sozialisten’?: III.1, Die hauptamtliche Arbeit für die DSAP: Bildungssekretär und Redakteur: In Biogrammen wird öfters das Jahr 1919 als Beginn der Tätigkeit Emil Franzels im sozialdemokratischen Bildungssektor angegeben. Abgesehen von seiner Beschäftigung zur Studienfinanzierung im Pressewesen und dem auch in seiner Autobiografie beschriebenen kurzen Ausflug in die Bildungsarbeit im Jahr 1919 lassen sich vor seiner Promotion 1925 keine Indizien für eine berufliche Beschäftigung Emil Franzels neben seinem Studium finden. Folglich kann man von einem Berufseinstieg Franzels als Redakteur im Jahr 1925 ausgehen. Wahrscheinlich im Laufe des Jahres 1925 oder 1926 – auf jeden Fall wohl nach Promotion und Staatsexamen – wurde aus der beschriebenen Werksstudentenstelle eine normale Redakteursstelle beim DSAP-Zentralorgan Sozialdemokrat. Franzel berichtet, dass ‘sieben Redakteure und einige feste Mitarbeiter’ zum Zeitpunkt seines Eintritts in die Redaktion dort gearbeitet hätten. Er nennt dabei keine Namen und verdeutlich nicht, auf welcher Basis die Redakteure für die Zeitung arbeiteten, wenn ein Unterschied zwischen diesen und ‘festen Mitarbeitern’ bestand. Sehr überraschend ist auch, dass Emil Franzel nicht Wenzel Jaksch als Kollegen beim DSAP-Zentralorgan vorstellt, da dieser und Franzel als die am besten informierten Redakteure des Sozialdemokrat galten. Beide beherrschten Tschechisch in Wort und Schrift und konnten folglich auch die tschechische Presse lesen. Entweder schon zu seiner Zeit als Werksstudent oder als er fest in die Redaktion eintrat, führte Emil Franzel die beim Sozialdemokrat neue Rubrik Filmbesprechungen ein. Die Theaterkritiken kamen zu Franzels Aufgabenbereich hinzu, als Alfred Kleinberg die Redaktion verlassen hatte. Neben seiner Redaktionstätigkeit war Franzel in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre als ‘Volksbildner’ in der Erwachsenenbildung tätig. So bot er beispielsweise im Jahr 1927 den Kurs ‘Deutsche Sprachgeschichte’ im Rahmen der Hochschulkurse des Bildungsvereins deutscher Arbeiter in Prag an. Auch sein Redaktionskollege Emil Strauß bot Kurse zu Geschichte und Volkswirtschaftslehre an. Aber auch außerhalb der Partei war Emil Franzel als Dozent in der Erwachsenenbildung aktiv. Er berichtet, für zwei bis drei Jahre an der Freien Schule für politische Wissenschaften unterrichtet zu haben. Danach erhielt er dort keinen Lehrauftrag mehr. Anschließend – wahrscheinlich etwa 1930 – durch die Vermittlung von Ludwig Czech, dem als Gesundheitsminister die Masaryk-Hochschule für sozialgesundheitliche Fürsorge unterstand, erhielt er dann dort einen Lehrauftrag für Soziologie. Aufgrund dieser nebenberuflichen Tätigkeiten ist nur folgerichtig, dass Emil Franzel auf dem Parteitag vom 6. bis 9. Mai 1927 in Teplitz-Schönau erstmals als Bildungssekretär in die Zentralstelle für das Bildungswesen in Prag gewählt wird – aber auch auf diesem Parteitag war er noch kein Delegierter. In der Zentralstelle für das Bildungswesen arbeitete er auch mit seinem alten Bekannten Josef Hofbauer aus Teplitz, der zwischen 1925 und 1927 nach Prag übersiedelt war, sowie Franz Krejci und Wenzel Jaksch zusammen. Aufgrund der Erkenntnis, dass das 1918 weggefallene offene Wirtschaftsgebiet der ehemaligen Monarchie zu den Hauptursachen der wirtschaftlichen Krisenerscheinungen gehörte, brachte eine Gruppe jüngerer Sozialdemokraten auf diesem Parteitag einen Antrag ein. Dieser forderte die Partei auf, eine engere Kooperation im Sinne einer ‘ständigen Zusammenarbeit’ der sozialdemokratischen Parteien in Deutschland, Polen, der CSR, Österreich und Ungarn anzustreben, um die nationalpolitischen und ökonomischen Probleme Zentraleuropas mit den Mitteln sozialistischer Politik zu lösen. Zu dieser Gruppe junger Genossen gehörten, neben Emil Franzel, auch Wenzel Jaksch, Richard Reitzner, Emil Strauß und Leopold Goldschmidt. Der Antrag wurde ‘dem Parteivorstand zugewiesen’. Scheinbar wurde er dort aber nicht weiter verfolgt. Der Kampf um das nationale Selbstbestimmungsrecht war seit 1919 sowieso schon allmählich hinter den Kampf um die soziale Frage zurückgetreten. Aufgrund der Wirtschaftskrise trat aber endgültig die Zusammenarbeit zwischen DSAP und den tschechischen Sozialdemokraten von der CSD in den Mittelpunkt des Interesses der DSAP-Führung und damit wurde der Fokus weg von der Nationalitätenpolitik hin auf die Sozialpolitik verschoben. Diese Bemühungen führten zu einem gemeinsamen sozialpolitischen Forderungskatalog und dem gemeinsamen Parteitag ‘aller sozialdemokratischen Parteien der Tschechoslowakei’. Dieser fand am 28. und 29. Januar 1928 in Prag-Smichov statt und bereitete den Regierungseintritt der DSAP vor. Begünstigt – wenn nicht sogar erst ermöglicht – wurde diese Verschiebung des politischen Fokus durch zwei Faktoren: erstens waren die Nationalsozialisten in Deutschland noch nicht an der Macht und zweitens gab es die SHF/SdP – oder eine andere ‘sudetendeutsche Massenbewegung’ – noch nicht. Als die DSAP 1928 ihr theoretisches Diskussionsorgan, die Zeitschrift Tribüne: Zeitschrift für Arbeiterpolitik und Arbeiterkultur gründete, nachdem man bis dahin lediglich die Zeitschrift der österreichischen Sozialdemokraten, Der Kampf: sozialistische Revue, für Diskussionen nutzen konnte, wurde Emil Franzel ein regelmäßiger Mitarbeiter der Zeitschrift, die lange Zeit von Josef Hofbauer als Chefredakteur geleitet wurde. Vor dem Parteitag 1930 findet am 15. Oktober 1930 die erste Reichsbildungskonferenz der DSAP in Teplitz-Schönau statt. Nach den Grußworten von Josef Hofbauer (DSAP), Dr. Anton Moucha (Vertreter des Ministeriums für Schulwesen und Volkskultur), sowie dem ‘Genossen Stolz’ von der Delnicka akademie, ist Emil Franzel gleich zum ersten inhaltlichen Tagesordnungspunkt Referent zur Frage der ‘geistige[n] Lage der sudetendeutschen Arbeiterklasse und der Sozialismus’. Franzel betont in seiner zutreffenden Analyse, dass ‘das sudetendeutsche Gebiet zwar ein altes Industriegebiet’ sei, in dem es auch schon früh zu Aufständen von ‘proletarische[n] Klassenbewegungen’ gekommen ist, aber trotzdem das ‘proletarische Klassenbewusstsein’ in breiten Bevölkerungsschichten nicht besonders ausgeprägt sei. Die Ursache hierfür schätzte er realistisch ein, wenn er die deutschsprachige Bevölkerung der Grenzgebiete als überwiegend ‘kleinbürgerlich’ und ‘halbproletarisch’ – oft noch bäuerlich – bezeichnete. Diesen nicht proletarischen Schichten könne der Sozialismus nur ‘im vormarxistischen, sozialreformatorischen Sinne’ erklärt werden. Interessant ist auch, dass er genau in diesem Zusammenhang vor Scheinsozialismus warnt und explizit ‘die besonderen Formen des hakenkreuzlerischen und christlichsozialen Pseudosozialismus’ nennt. In diesem Artikel wies Franzel auch auf das Minderheitenschicksal der Deutschen in der Tschechoslowakei hin, das eine starke Neigung der Deutschen zum Nationalismus zur Folge hätte. Dadurch sei die soziale Frage oft von der nationalen überlagert worden, weil ‘der Angehörige der nationalen Minderheit sich seiner Nation wegen sozial geschädigt und unterdrückt fühle’. Aus diesen Gründen war Emil Franzel der Meinung, dass der deutschsprachigen Arbeiterklasse der Sozialismus nur gemeinsam mit national-kulturellen Lösungsvorschlägen nahegebracht werden könne. Zu diesem Zweck schlägt er explizit die Gründung ‘einer großen Kulturorganisation’ vor. So sei es der Arbeiterbewegung ‘durch die Schaffung einer solchen Massenorganisation [TK: möglich] … die geistige Führung des Sudetendeutschtums’ zu sichern. Wenzel Jaksch war – zumindest anfänglich – gegenüber den Ideen Franzels hinsichtlich einer sozialdemokratisch geprägten Nationalitätenpolitik sehr positiv eingestellt. Es war Emil Franzel, der eine Schrittmacherrolle bei der Formulierung politischer Ziele für die DSAP übernommen hatte. Emil Franzel musste sich einiges an Kritik gefallen lassen. Hauptkritikpunkte sind eine zu starke Betonung ‘sudetendeutscher Besonderheiten’ (Alfred Kleinberg, Karlsbad) und die Unmöglichkeit der Realisierung solch ambitionierter Pläne (Franz Kögler, Bodenbach). Trotzdem wird Franzel beim darauf folgenden Parteitag wieder als Bildungssekretär gewählt und kann sogar einen kleinen Karriereschritt machen, als er auch zum ‘Ersatz für den Parteivorstand’ gewählt wird. Rein formal gesehen befindet er sich damit mit seinem Redaktionskollegen beim Sozialdemokraten Emil Strauß auf einer Stufe, der ebenfalls als ‘Ersatz für den Parteivorstand’ gewählt wurde. Allerdings ist Emil Strauß zu diesem Zeitpunkt bereits Delegierter. Karl Kern ist in seiner parteipolitischen Karriere zu diesem Zeitpunkt deutlich weiter als Emil Franzel. Kern, der bereits seit 1926 als Vorsitzender des Jugendverbandes qua Amtes Mitglied des Parteivorstandes war, wurde 1930 erstmals als ordentliches Mitglied gewählt. Mit Franz Krejci und Wenzel Jaksch waren zwei weitere enge Vertraute von Emil Franzel im Parteivorstand gewählt worden und auch zu Josef Hofbauer und Wilhelm Nießner hatte er ein vertrauensvolles oder sogar gutes Verhältnis. Somit kann man davon ausgehen, dass Emil Franzel jederzeit gut über die Entwicklungen und Diskussionen im Parteivorstand informiert gewesen sein dürfte. Noch vor dem politischen Höhepunkt des Jahres 1932, dem Parteitag Ende Oktober, gab es auch im Privatleben von Emil Franzel in diesem Jahr ein freudiges Ereignis – er heiratete am 18. Juli 1932 Ruth Anna Patzina, mit der er später drei Kinder hatte. Ebenfalls noch vor Beginn des neunten Parteitages der DSAP in Prag, vom 29. Oktober bis 1. November 1932, versuchte Emil Franzel durch einen Artikel im Theorieorgan der DSAP, der Tribüne, einige Ideen für die Schaffung eines Parteiprogramms zu geben. Eines seiner Ziele war es, für die Jugend wieder attraktiver zu werden. Der Vorschlag Franzels umfasste auch die Idee – als eine Art Minimalforderung – durch programmatische Anleihen bei österreichischen und tschechoslowakischen Sozialdemokraten zu einem Parteiprogramm zu kommen, aus dem für die Tagesarbeit dann auch ein Aktionsprogramm entwickelt werden könnte. Emil Franzel brachte in seinem Artikel vor dem Parteitag auch zum Ausdruck, dass die Personen in der Programmkommission überwiegend aus der jüngeren Generation kommen sollten und nicht so sehr aus den Kreisen der älteren Austromarxisten, da die Jugend auch in den kommenden Jahren arbeiten müsste. Trotzdem ist dies keine Absage an den Austromarxismus im Sinne Otto Bauers, da Franzel ausdrücklich zugesteht, dass man dessen ‘Reden und Schriften seit 1926…benützen’ könne. Im Fokus des neuen Programms sollten national-kulturelle Fragen stehen und Probleme, die sich seit der Verabschiedung des Programmes von 1919 ergeben hätten, benannt und Lösungsvorschläge gemacht werden. Ob dies in erster Linie die Anregung Franzels war, oder ob es andere wesentliche Befürworter – unabhängig von Franzel – gab, lässt sich aufgrund der Quellenlage nicht eindeutig feststellen. Allerdings spricht auch in diesem Fall viel für eine Schrittmacherrolle von Emil Franzel. Vor dem Parteitag 1932 in Prag wurde vom Parteivorstand eine zwanzigköpfige Programmkommission gebildet, die auf dem Parteitag vom 29. Oktober bis 1. November 1932 in Prag gewählt wurde. In die Programmkommission wurden die führenden Theoretiker der Partei delegiert. Zur Programmkommission gehören neben dem Parteivorsitzenden Ludwig Czech, auch der Generalsekretär Siegfried Taub und dessen Stellvertreter Ernst Paul sowie zwei Vertraute von Emil Franzel im Parteivorstand, Wenzel Jaksch und Karl Kern. Zu den führenden Theoretikern in der Kommission kann man neben Emil Franzel sicherlich auch Emil Strauß, Robert Wiener und Josef Hofbauer rechnen. Die sogenannte Parteilinke um Richard Reitzner, der ‘jede nationale Frage … rücksichtslos dann bekämpfen [wollte], sobald sie der Erfüllung der Forderungen im Kampfe um die Bedürfnisse der Gesamtbewegung widerspricht’, wurde von der Teilnahme an der Programmkommission von vorneherein ausgeschlossen. Ebenfalls auf dem DSAP-Parteitag 1932 in Prag referierte Emil Franzel am 1. November, dem vierten Verhandlungstag des Parteitages, als erster Redner dieses Tages zum Jugendproblem. Das ursprüngliche Konzept soll bereits eine Programmatik zur innerparteilichen Erneuerung enthalten haben, musste aber noch in der Nacht davor komplett umgeändert werden. Eigentlich war das Referat bereits für den Abend davor geplant, wurde dann aber auf Antrag von Adolf Pohl, einem Mitglied des Parteivorstandes, wegen mangelnder Aufmerksamkeit der Delegierten um 20 Uhr des 31. Oktobers auf den folgenden Tag verschoben. Ob hieraus eine Vertagung zwecks Überarbeitung der Rede geschlossen werden kann, ist zumindest zweifelhaft. Eine solche Verschiebung zwecks Überarbeitung erscheint aber unwahrscheinlich. Ein Manuskript, das im Abdruck im Parteitagsprotokoll 14 Seiten umfasst, kann kaum über Nacht komplett umgeschrieben und am nächsten Tag gleich um kurz nach acht Uhr perfekt vorgetragen werden. Den perfekten Vortrag des Konzeptes, das die große Mehrheit der Delegierten nicht nur begeisterte, sondern auch überzeugte, kann man aufgrund des Antrags, die Rede als Broschüre zu drucken, was am Ende der Debatte schließlich einstimmig angenommen wurde, zumindest erahnen. Duktus seiner Rede zum Jugendproblem und der Artikel zur Programmkommission sind sehr ähnlich, was ebenfalls ein Argument gegen eine spontane Änderung ist. Außerdem greift Emil Franzel in seinem Schlusswort, nach einer regen Debatte, den von einigen Rednern verwendeten Begriff Generationenproblem als erstes auf. Er bezeichnet dies ‘lediglich als eine akademische, als eine rein theoretische Frage, aber keineswegs als eine ernste Sorge’. Dafür führt er die Rednerliste der Debatte als Beweis an, da zwölf der dreizehn Genossen als der jungen Generation zugehörig gerechnet werden könnten. Der Parteitag 1932 war der parteipolitische Höhepunkt der Karriere von Emil Franzel, da er nicht nur als Referent des Parteivorstandes erstmals ordentlicher Delegierter war, in die Programmkommission und alle Funktionen wie bei Parteitag 1930 gewählt wurde. Wahrscheinlich durch einen Beschluss des Parteivorstandes muss er dann noch 1932 zum Leiter der Zentralstelle für das Bildungswesen ernannt worden sein. Eine gewisse Popularität Emil Franzels bei den Delegierten lässt sich anhand eines scheinbar spontanen Antrags seine Rede zum Jugendproblem als Broschüre zu drucken – und die mehrheitliche Annahme dieses Antrags – vermuten. Allerdings dürfte gerade an diesem Höhepunkt der parteipolitischen Karriere der Keim der Unzufriedenheit mit der sozialdemokratischen Politik in Gestalt der Programmkommission bereits gesät worden sein.

Über den Autor

Thomas Keller, M.A., wurde 1970 in Aschaffenburg geboren und absolvierte das Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Mittelalterlichen Geschichte und Teilgebiete des Rechts an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Freien Universität Berlin. Bereits vor und während des Studiums arbeitete der Autor als Freier Journalist. Ein Teil der Familie des Autors stammt aus der böhmisch-mährischen Grenzregion von Zwittau (Svitavy), daher interessierte er sich früh für die tschechisch-deutsche Geschichte und wählte diesen Schwerpunkt auch bei seinem Geschichtsstudium.

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