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Gesellschaft / Kultur


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 05.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 216
Abb.: 44
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Arnold Schönberg und Wassily Kandinsky: Zwei einflussreiche Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese Aussage ist wohl schwerlich zu widerlegen. Trotz der bereits umfassenden Literatur, die sowohl zum Leben als auch zum künstlerischen Schaffen der Expressionisten erschienen ist, bleiben dennoch zahlreiche Fragen unbeantwortet. Ein präziser Blick in die Vergangenheit gibt zunächst Aufschluss darüber, dass der Expressionismus kontinuierlich an Bedeutung gewonnen hat. Diese Tatsache äußert sich vor allem in Bezug auf die bildenden Künste. Es schien also nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis diese auch die Grundgedanken der Musik und der Kunst beeinflussen sollten. Doch wie kommt ein Meister der Komposition plötzlich dazu, sich der Malerei zu widmen? Ist Musik letzten Endes nur Malerei ohne Farben und Malerei nur Musik ohne Klang? Inwieweit können die Künste der beiden Männer überhaupt separat voneinander betrachtet werden? Unweigerlich ergibt sich die Frage nach den Berührungspunkten der beiden Kunstformen. Existiert darüber hinaus überhaupt eine bedeutungsvolle Verbindung? Nehmen wir an, die Fragen ließen sich mit einem einfachen Ja beantworten, ist die Antwort dann tatsächlich im Leben und Wirken der beiden Männer zu finden?

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Kandinskys Malerei - Ein Weg zur Abstraktion: Leuchtende Gemälde. Fauvistische Farben. Gauguin’sche Linien. Einzigartige Perspektiven. Ausdrucksstarke Formelemente. Kräftige Motive. Individueller Charakter. Diese Begriffe der Abstraktion lassen sich in der heutigen Zeit fast ausnahmslos mit dem Namen Kandinsky in Verbindung bringen. Doch ist die heutige Auffassung von seiner Kunst tatsächlich das, was Kandinsky seinerzeit vermitteln wollte? Eine Antwort auf diese Frage gibt uns Kandinsky selbst in seinem 41 Seiten langen Werk aus dem Jahre 1913. ‘[Ich] wurde immer durch die Behauptung, daß ich die alte Malerei umstoßen wolle, in Mißstimmung gebracht. Ich empfand dieses Umstoßen in meinen Arbeiten nie: ich fühlte in ihnen nur den innerlich logischen, äußerlich organischen unvermeidlichen Wuchs der Kunst’ Diesem Zitat ist deutlich zu entnehmen, dass Kandinsky nie die Absicht hatte, die traditionelle, alte Malerei umzustoßen. Wie er selbst formuliert, entsteht die ‘Neue’ Kunst aus dem ‘Alten’. Diese Feststellung impliziert eindeutig, dass diese beiden Bestandteile der Kunstgeschichte unabänderlich miteinander verbunden sind. Diesem Anreiz entsprechend widmete Kandinsky sein gesamtes Leben der Lösung eines Problems. Dieses lässt sich mit folgender Fragestellung sehr präzise zusammenfassen. Wie kann man die Befreiung des Bildes von seiner Abhängigkeit von undurchsichtigen, vagen und figurativen Normen erreichen? Kandinskys größtes Anliegen besteht demnach darin, dieser bestehenden Gegenstandslosigkeit eine Bedeutsamkeit innerhalb der Kunst und in der Gesellschaft zu verschaffen. Kandinskys Weg zur Abstraktion schreitet im Jahre 1910 mit großen Schritten voran. Vielen Gemälden aus dieser Zeit ist nicht eindeutig zuzuordnen, inwiefern sie noch der traditionellen Bildsprache entsprechen. Des Weiteren wäre darüber zu diskutieren, ob bereits die Musikalität der Motive den Charakter dieser Werke maßgeblich bestimmt. Einen Teil dieser durchaus interessanten Erörterung wird sich jedoch in den folgenden Kapiteln wiederfinden. Als erster Künstler, der den Weg der abstrakten Kunst wählt, lässt Kandinsky zusätzlich jede Art des Neutralismus hinter sich. Der Bezug zur Musik, den er in diesem Zusammenhang immer wieder sucht, stärkt seinen Wandel in der Malerei zusätzlich. Der Maler ist überzeugt davon, dass ‘die äußere Form der geistigen Erhebung des Menschen nur hinderlich sei’. Aus diesem Grund ist Kandinskys Bestreben, sich von dieser Form zu lösen, von wesentlicher Bedeutung. Der Expressionist gliedert seine Werke diesbezüglich bereits im Jahre 1909 in drei Kategorien. Die von Kandinsky selbst gewählten Klassifikationen kennzeichnen die verschiedenen Etappen auf seinem Weg zur Abstraktion und lassen sich wie folgt charakterisieren. Den direkten Eindruck von der äußeren Natur, welcher in einer zeichnerisch-malerischen Form zum Ausdruck gebracht wird, bezeichnet Kandinsky als Impressionen. Diese Bilder zählen zu den einfachsten und klarsten. Ein entsprechendes Beispiel für Kandinskys Impressionen wird in Kapitel 3.2.1 separat behandelt. Im Gegensatz zu den Impressionen beziehen sich Kandinskys Improvisationen auf Vorgänge des inneren Charakters. Seine dritte Gruppe nennt Kandinsky Kompositionen. Diese Gemälde entstehen, im Vergleich zu den beiden vorher genannten Kategorien, am langsamsten und erst nach einer Vielzahl von Vorentwürfen. Ähnlich, wie musikalische Kompositionen heranreifen und sich aus einer Fülle von Entwürfen zusammensetzen, betrachtet auch Kandinsky seine Kompositionen. In Kapitel 3.2.3 werde ich speziell auf Kandinskys sowohl historisch als auch künstlerisch bedeutendes Gemälde Komposition V beispielhaft eingehen. Die ‘innere Notwendigkeit’ ein Begriff, der im Zusammenhang mit Kandinsky und seinem Weg zur Abstraktion nicht fehlen darf. Doch was meint der Maler mit diesem abstrakten Satzelement wirklich? Eine Antwort auf diese Frage wird uns helfen, Kandinskys Weg zur Abstraktion ein Stück weit besser zu verstehen. Zunächst ist sich Kandinsky durchaus der Tatsache bewusst, dass in der Kunst eine absolut richtige Form existieren muss. Bewusst ist ihm aber auch, dass jeder Künstler seine individuelle Form besitzen muss. Diese wohl eher als Paradoxon erscheinenden Gedanken führen jedoch direkt zum Wesen der ‘inneren Notwendigkeit’. Jeder Mensch kann lediglich das ausdrücken, was er in seinem Inneren fühlt. Dazu dienen ihm verschiedene Ausdrucksmittel, wie beispielsweise die Form. Die Form ist demnach nur der Ausdruck des Inhalts. Der Inhalt wiederum ist bei jedem Künstler von einzigartiger Gestalt. Daraus lässt sich letzten Endes schlussfolgern, dass es zur selben Zeit zahlreiche verschiedene Formen gegeben haben muss und gegeben haben kann. Kandinsky betont in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass das, was für den einen Künstler das beste Ausdrucksmittel gewesen ist, nicht auch für die anderen Künstler das Beste sein muss. Diese Ansichten unterstützten Kandinskys Streben nach einer Gleichberechtigung der Kunstformen, wie auch im geplanten Almanach deutlich zum Ausdruck gebracht werden soll. Die Form wird folglich nur durch die ‘innere Notwendigkeit’ geschaffen. Der Geist des Künstlers dagegen spiegelt sich in der ‘inneren Notwendigkeit’ wider. Jede Form, die einen Ausdruck des Inhalts, der ‘inneren Notwendigkeit’ darstellt, ist demzufolge eine richtige Form. ‘Die Notwendigkeit schafft die Form’, so Kandinsky in seinem Artikel Über die Formfrage im Almanach Der Blaue Reiter. Die Form, die Kandinsky seinerzeit geschaffen hat, ist das Abbild seiner ‘inneren Notwendigkeit’. Dazu zählt eine neue Form- und Farbsprache in der Kunst, die bis heute als Abstraktion in der Kunstgeschichte betrachtet werden kann. ‘ […] das wichtigste in der Formfrage ist das, ob die Form aus der inneren Notwendigkeit gewachsen ist, oder nicht.’ Behalten wir dieses Zitat für einen Moment in unseren Gedanken und betrachten in den folgenden Kapiteln speziell Kandinskys ‘innere Notwendigkeit’ im Bezug auf seine immer gegenstandsloser werdenden Kunstwerke.

Über den Autor

Anja Göbel wurde 1988 in Halle an der Saale geboren. 2007 begann sie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Lehramt an Gymnasien in den Fächern Musik und Physik zu studieren. 2012 schloss sie das Studium erfolgreich mit dem Erhalt des Staatsexamens ab. Bereits während des ersten Studiums begann die Autorin, sich umfassend mit dem komplexen Gebiet der historischen Musikwissenschaft intensiv zu beschäftigen. Ihre Faszination hinsichtlich der Verbindung von Musik und Malerei führte sie kurze Zeit später zum Masterstudium der Historischen Musikwissenschaft an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zurück. Im darauffolgenden Semester studierte die Autorin an der Folkwang Universität der Künste ebenfalls unter dem Schwerpunkt Historische Musikwissenschaft . Besonders angetan von der Künstlerbeziehung Schönberg-Kandinsky zog es die Autorin immer wieder nach Wien. Ihr Promotionsvorhaben in den kommenden Jahren wird diese Thematik weiterführend aufgreifen und nachhaltig behandeln.

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