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Gesundheitswissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 11.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Abb.: 8
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In den letzten Jahren entwickelt sich an deutschen Hochschulen der Trend, grundständige Pflegestudiengänge anzubieten. Sie reagieren damit auf die Forderungen aus vielen Richtungen, der Akademisierung und Professionalisierung der Pflegeberufe in Deutschland Vorschub zu leisten. Doch welchen Beitrag kann ein solches Studium leisten und welche Schwierigkeiten gehen damit einher? Sind die Voraussetzungen in Deutschland für akademisierte Pflegekräfte am Patientenbett geschaffen? Diese Fragen sollen in dieser Arbeit behandelt werden. Zudem wird deutlich, warum ein Umdenken in der Pflege stattfinden sollte. Es gilt, sich den gestiegenen Anforderungen zu stellen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Professionalisierung und Akademisierung der Pflegeberufe: Aus den demografischen Veränderungen folgt die Aufgabe für die Gesundheitspolitik, eine bedarfsgerechte, effektive und effiziente Gesundheitsversorgung in der BRD zu schaffen. Diese Aufgabe wirkt sich selbstverständlich auch auf die Pflege aus. Die neuen internen und externen Herausforderungen führen zu einem beschleunigten Wandel, der die Aufgabenstellungen, Handlungsfelder, Tätigkeitsprofile, Arbeitsformen und die Ansprüche an die Qualität der Leistungen verändert. Als Folge steigen die Qualifikationsanforderungen an die Berufe in der Pflege (Kälble, 2008, S. 195). Dieses zieht nach Meinung des Verfassers eine Forcierung der Professionalisierungs- und Akademisierungsbestrebungen der Pflege nach sich. Wenn man sich mit Professionalisierung und Akademisierung der Pflegeberufe befasst, ist es notwendig, diese Begriffe zu erläutern. Bei der Professionalisierung der Pflegeberufe lässt sich unterscheiden zwischen der klientenbezogenen und der statusbezogenen Professionalisierung (Bals, 2010, S. 36). Die klientenbezogene Professionalisierung der Pflegeberufe bezieht sich auf professionelles, an aktuellen evidenzbasierten Erkenntnissen bezogenes Handeln und Denken der Pflegenden in den Bereichen der Prävention, Rehabilitation, Kuration und Palliativpflege. Unter statusbezogener Professionalisierung fasst der Verfasser die Bestrebungen aus den Berufen im Pflegebereich Professionen zu bilden zusammen. Merkmale einer Profession sind Expertenschaft, Autonomie und Berufsethos (Bals, 2010, S. 32). Unter Expertenschaft ist in diesem Kontext die Verwissenschaftlichung eines Berufes im Sinne eines Kompetenzmonopols zu verstehen, welches sich an universalistischen Standards messen lassen kann. Die Entscheidungs- und Handlungsspielräume während des Berufsalltags liegen in der persönlichen Verantwortung der professionell Arbeitenden. Dieses kennzeichnet die Autonomie. Das Berufsethos umfasst einen Normenkodex, der die moralischen und sittlichen Grundsätze einer Berufsgruppe beinhaltet und das Handeln der einzelnen Professionellen in Bezug auf dieses Wertesystem (Bals, 2010, S. 32). Akademisierung bezeichnet den Prozess der Verschiebung der Aus-, Fort- und Weiterbildung in den Bereich der Hochschulen und Fachhochschulen. Dieser Prozess soll in Bezug auf die Berufe in der Pflege die Professionalisierung vorantreiben. 3.1, Professionalisierung der Pflege in Deutschland: Die ersten Ansätze zur Verwissenschaftlichung der (Kranken)Pflege in Deutschland gab es bereits 1898 und gehen auf den Berliner Arzt Martin Mendelsohn zurück. Er war Redakteur der 'Zeitschrift für Krankenpflege', sah die Krankenpflege aber als therapeutische Methode des Arztes an (Immenroth, 2011, S. 190). Auf Initiative von Agnes Karll wurden in den Jahren 1912 bis 1922 an einer Frauenhochschule in Leipzig das erste an Pflegende gerichtete akademische Angebot durchgeführt. Es handelte sich dabei um Kurse für Führungskräfte. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten und der von ihnen durchgeführten Gleichschaltung entstand 1938 ein erstes Berufsgesetz für die Krankenpflege, das Krankenpflegegesetz. Bis ins Jahr 2003 war dieses Gesetz strukturgebend für alle weiteren Novellierungen der Krankenpflegeausbildung (Immenroth, 2011, S. 190). Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde auch der Professionalisierungsgedanke in der Pflege immer mehr verfolgt und reflektiert. Sieger (2002a, S. 25) sieht in der Professionalisierungsdebatte ein breites Spektrum an Einschätzungen. Mit der Einführung der Pflegeversicherung bekam die Pflege eine neue Verantwortung für das Wohl der Gemeinschaft. Ob diese Verantwortung aber auch finanziell und strukturell genügend abgesichert ist, war zum Zeitpunkt der Einführung nicht absehbar. Fraglich war für Sieger (2002a, S. 25) auch, ob diese Verantwortung zu einer Eigenständigkeit der Profession Pflege führen wird. Auch die für die Autonomie wichtige Abgrenzung zu anderen Berufsgruppen und das Kompetenzmonopol liegen zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht vor. Vielmehr gab es zwei Tendenzen. Aus ökonomischen Gesichtspunkten werden Deprofessionalisierungsmaßnahmen durchgeführt. Es wird vermehrt auf Hilfskräfte zurückgegriffen und die Pflege geht einen Stück zurück in eine Fragmentierung der Arbeit. Andererseits forderte der damals noch gültige §80 SGB XI ein theoriegeleitetes und fundiertes Fachwissen. Zudem wurden die Handlungsprofile in der Pflege immer komplexer (Sieger, 2002a, S. 25). Sieger (ebd.) sieht aber die große Chance mithilfe der Einrichtung von Studiengängen die wissenschafltiche Fundierung der Pflege zu schaffen, um das zur Professionalisierung erforderliche Expertenwissen vorweisen zu können. Die klientenbezogene Professionalisierung hat in der BRD vor allem seit dem Jahr 2000 große Fortschritte mit dem ersten herausgegebenden Expertenstandard des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung (DNQP) an der Hochschule Osnabrück gemacht. Das DNQP ist ein Zusammenschluss von Fachkollegen in der Pflege, die mit der Qualitätsentwicklung beauftragt sind. Ihre Zielsetzung ist es, die Pflegequalität auf der Grundlage von Standards in allen Bereichen der Pflege zu fördern (Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege, 2012). Seit dem ersten Expertenstandard 2000 sind sechs weitere Expertenstandards veröffentlicht worden. Diese sind erstellt nach evidenzbasierten Erkenntnissen der Pflegeforschung und werden ständig überprüft und aktualisiert. Der Verfasser spricht ihnen zu, einen großen Beitrag zur klientenbezogenen Professionalisierung geleistet zu haben. In vielen Pflegeeinrichtungen werden diese angewandt und diskutiert. Die Ergebnisse der Pflegeforschung haben somit einen ersten, wenn auch ausbaufähigen, Eintritt in die Praxis vollzogen, nachdem über Jahre Theorie und Praxis nebeneinander existierten. Die Praxis orientierte sich sehr am Erfahrungswissen und an Erkenntnissen medizinischer und nicht pflegerischer Forschung. 3.2, Akademisierung der Pflege in Deutschland: Die DDR bot bereits in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts Studiengänge für zukünftige Lehrkräfte in der Pflege in Medizinpädagogik an und begann in den 1980er Jahren auch mit der Hochschulausbildung in Krankenpflege. In der BRD gab es immer wieder Versuche, den Weg einer Akademisierung der Pflegeausbildung zu gehen, diese blieben aber erfolglos. Die Fachhochschule Osnabrück in Niedersachsen richtete in den 1980er Jahren einen Studiengang für Führungskräfte in der Pflege an, der eine starke ökonomische Schwerpunksetzung aufwies. Dort wurde 1987 auch die erste pflegewissenschaftliche Hochschullehrerinnenstelle und 1991 der erste pflegewissenschaftliche Studiengang eingerichtet (Korporal & Dangel, 2007, S. 389). Somit ist es der Pflege zu Beginn der 1990er Jahre gelungen, Teilbereiche ihres Tätigkeitsspektrums zu akademisieren. Auslöser war der sogenannte Pflegenotstand der 1980er Jahre, der einerseits die defizitäre Struktur in der Pflege sichtbar machte und andererseits die öffentliche und politische Wahrnehmung für den wachsenden Bedarf an Pflege schärfte (Kälble, 2008, S. 197). Die Angebote akademischer Pflegestudiengänge erfolgten daher eher bedarfsgesteuert und als politische Reaktion auf den Notstand. Impulse aus der Wissenschaft gab es kaum (Sieger, 2002a, S. 26). Seit dem ersten Studiengang im pflegewissenschaftlichen Bereich, der, wie bereits erwähnt, 1991 in Osnabrück etabliert wurde, entstanden bis heute ca. fünfzig Studiengänge, die pflegewissenschaftlich sind (Immenroth, 2011, S. 190-191). Dieser und weitere pflegewissenschaftliche Studiengänge bauten aber auf eine pflegerische Berufsausbildung und teilweise mehrjährige Berufserfahrung auf. Sie richteten sich damit eher auf eine Akademisierung der Eliten, nicht auf die der Basis (Kälble, 2008, S. 201). Betrachtet man die Entwicklung der Studiengänge genauer, lassen sich vier Phasen erkennen (Korporal & Dangel, 2007, S. 390-391). In der ersten Phase ging es um Bildung von Eliten. Die Studiengänge waren auf das Management pflegerischer Einrichtungen sowie die Lehre an Schulen des Gesundheitswesens ausgerichtet. In der Mitte der 1990er Jahre öffneten sich die Studiengänge in Richtung Pflegewissenschaft und Expertise. Die Nachbarwissenschaften wurden in den Blick genommen. Die Studierenden sollten qualifiziert werden, wissenschaftliche Aufgabenstellungen der Pflege zu bewältigen. Nach dieser zweiten Phase war der Bologna- Prozess mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge in Deutschland ein weiterer Schritt. Dieser ging einher mit der Novellierung des Krankenpflegegesetzes 2003, welches eine akademische Qualifikation für die Leitungen und Lehrenden an Ausbildungsstätten der Krankenpflegeausbildung vorschreibt (§4 Abs. 3 KrPflG). Die Hochschulen traten in einen produktiven Diskurs und es kam zu neuen Kooperationsformen, gerade auch bei der gestuften Lehrerbildung im Berufsfeld Pflege/ Gesundheit. (Korporal & Dangel, 2007, S. 391). Es wird immer wieder bemängelt, dass die bisherigen Akademisierungsbemühungen nicht auf eine wissenschaftliche Fundierung der Pflege, sondern auf eine Erhöhung der Karrierechancen ausgerichtet waren (Immenroth, 2011, S. 191). Die Bemühungen erfolgten ohne eine systematische Verbindung zur Erstausbildung in der Pflege und zu den darauf aufbauenden Weiterbildungen. Es gab zwar beispielsweise in Hamburg, Hessen und Mecklenburg- Vorpommern pflegewissenschaftliche Studienangebote, die auf eine grundlegene Qualifizierung in der Pflege abzielten und keine abgeschlossene Pflegeausbildung voraussetzten, aber die Akzeptanz der Absolventen auf dem deutschen Arbeitsmarkt erwies sich als problematisch (Sieger, 2002a, S. 28). Nach der 'Erklärung von München' der WHO (Regionalbüro für Europa der Weltgesundheitsorganisation, 2000), die einen besseren Zugang zu einer akademischen Pflegeausbildung forderte, äußerte auch die Dekanekonferenz Pflegewissenschaft im Jahr 2002 die Notwendigkeit der Ausweitung dieser Akademisierung 'von oben' zu einer Akademisierung 'von unten' (Immenroth, 2011, S. 191). Dieses kennzeichnet auch die vierte Phase, in der sich der Akademisierungsprozess der Pflege und auch der Gesundheitsberufe im allgemeinen zur Zeit befindet. Korporal und Dangel (2007, S. 391-392) beschreiben diese Phase mit einer weiteren Öffnungstendenz. Sie ist markiert durch die berufliche Erstausbildung an der Hochschule und durch die Einbeziehung anderer Fachberufe des Gesundheitswesens in pflege- oder gesundheitswissenschaftliche Studiengänge. Darüber hinaus kennzeichnet diese Phase eine breitere Schwerpunktsetzung in den bestehenden Studiengängen. Der bedeutendeste Bestandteil der gegenwärtigen Phase des Akademisierungsprozesses in der Pflege ist der duale Studiengang Pflege.

Über den Autor

Marco van den Berg, Berufspädagoge im Gesundheitswesen B.A., wurde 1981 geboren. Sein Studium an der Fachhochschule Münster schloss der Autor im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab.

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