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International

Christoph Trageser

IFRS im Mittelstand

Möglichkeiten zur Vereinfachung

ISBN: 978-3-8366-6623-7

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2008
AuflagenNr.: 1
Seiten: 172
Abb.: 35
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In den vergangenen Jahren ist parallel zur Globalisierung der Wirtschaft eine zunehmende Verbreitung der internationalen Rechnungslegung zu konstatieren. So hat das Europäische Parlament am 19.07.2002 zusammen mit dem Ministerrat die EU-Verordnung Nr. 1606/2002 betreffend der Anwendung internationaler Rechnungs-legungsstandards verabschiedet. Diese IAS-Verordnung verpflichtet kapitalmarkt-orientierte Unternehmen in allen europäischen Mitgliedstaaten für die ab 01.01.2005 beginnenden Geschäftsjahre dazu, den Konzernabschluss nach IAS/IFRS aufzustellen. Die Regelung wurde vom deutschen Gesetzgeber im Rahmen des Bilanzrechtsreform-gesetzes (BilReG) vom 04.12.2004 durch den neu eingefügten § 315a Abs. 1 HGB übernommen. Weiterhin wird den EU-Mitgliedstaaten ein Wahlrecht eingeräumt. Die jeweiligen Nationalstaaten können eine fakultative oder verpflichtende Anwendung der IAS/IFRS auch auf Einzelabschlüsse und auf nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen ausdehnen. Sollte der nationale Gesetzgeber im Rahmen einer zukünftigen Bilanzrechtsmoderni-sierung eine verpflichtende Anwendung der IAS/IFRS auch für den Konzernabschluss nicht kapitalmarktorientierter Unternehmen und/oder den Einzelabschluss vorschreiben, so hätte dies für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) weitreichende Folgen, da die IAS/IFRS primär als Rechnungslegungsstandard für große kapitalmarktorientierte Unternehmen entwickelt wurden. Sie sind daher sehr komplex, zeichnen sich durch hohe Anforderungen an das Rechenschaft ablegende Unternehmen aus und führen demnach zu einem zeit- und kapitalintensiven Rechnungslegungs-prozess. Dies kann für KMU unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten nicht unbedingt gerechtfertigt sein, da fraglich ist, ob die Jahresabschlussadressaten mittelständischer Unternehmen, die oftmals direkten Zugang zu den benötigten Informationen haben, über die gleichen Informationsbedürfnisse verfügen, wie die Anteilseigner großer kapitalmarktorientierter Unternehmen. Dennoch ist der potentielle Nutzen einer IAS/IFRS Anwendung von KMU nicht zu unterschätzen. So wünschen beispielsweise internationale Investoren und Geschäfts-partner, evtl. aber auch Banken global nachvollziehbare und standardisierte Jahres-abschlüsse. Eine solche Standardisierung kann allerdings durch diverse nationale Bilanzierungsvorschriften nicht ermöglicht werden. Folglich ist zu antizipieren, dass die Relevanz einer einheitlichen IAS/IFRS-Bilanzierung für KMU in Zukunft zunehmen könnte. Diese Mutmaßung wird weiterhin durch das aktuelle und kontrovers diskutierte IASB-Projekt Accounting Standards for Non-Publicly Accountable Entities, in welchem sich das Board mit potentiellen IAS/IFRS-Vereinfachungen für KMU auseinandersetzt, unterstrichen. Zielsetzung des Buches ist die detaillierte Ausarbeitung potentieller Erleichterungen für KMU, sodass diese die komplexen IAS/IFRS im Vergleich zur gewohnten HGB-Bilanzierungspraxis ohne exorbitant hohen Mehraufwand anwenden können. Neben der Darstellung von IAS/IFRS-Komplexitätsreduktionspotentialen für KMU wird die für deutsche Mittelständler große Problematik der Eigenkapitaldefinition des IAS 32 zur Sprache kommen auch diesbezüglich werden Lösungsansätze formuliert.

Leseprobe

Kapitel 2. Positive und negative Auswirkungen einer IAS/IFRS-Umstellung Erstellung einer Einheitsbilanz nicht mehr möglich: Die hohe Relevanz von Einheitsbilanzen für KMU wurde bereits erwähnt. Diese kostengünstige Variante könnte allerdings bei Anwendung der IAS/IFRS nicht mehr durchgeführt werden. Deshalb spricht sich beispielsweise der rechtspolitische Sprecher der EVP-Fraktion des Europäischen Parlamentes Klaus-Heiner Lehne gegen eine verpflichtende Anwendung der IAS/IFRS für KMU aus. Es sollte allerdings auch angemerkt werden, dass es recht fraglich erscheint, ob der deutsche Sonderweg der Maßgeblichkeit der Handelsbilanz für die Steuerbilanz auch zukünftig noch bestand haben wird. So bezweifelt Küting, dass die Anbindung der Steuerbilanz an die Handelsbilanz das Vordringen der internationalen Vorschriften verhindern wird, da schon heute etwa mit dem Abzinsungsgebot für Rückstellungen von den handelsrechtlichen Vorschriften abweichende IAS/IFRS-konforme Regelungen in zentralen Bewertungsfragen existieren. Die Thematik Einheitsbilanz wurde lediglich von Oehler und Mandler als zu bewertendes Negativum angegeben. In der Mandler-Studie lehnt ein Großteil der befragten KMU die IAS/IFRS ab, weil eine Erstellung der Einheitsbilanz dann nicht mehr möglich wäre. Im Gegensatz dazu messen lediglich ca. 28 Prozent der von Oehler befragten KMU diesem Aspekt eine hohe Bedeutung zu. Weitere potentielle Umstellungsnachteile sind: Zu hohe Transparenz, Verlust des Vorsichtsprinzips, zu positive Darstellung der wirtschaftlichen Lage, mangelndes Fachwissen, verschlechterte Vergleichbarkeit mit Unternehmen, die nicht umstellen. Per Saldo ist festzustellen, dass Vor- und Nachteile, mit Ausnahme des Faktors Kosten, von den befragten Unternehmen in den jeweiligen Studien teils recht unterschiedlich bewertet wurden. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die diversen Vor- und Nachteile die KMU unternehmensindividuell tangieren. Folglich bedarf eine Umstellungsentscheidung einer differenzierten Betrachtung der jeweiligen Unte-nehmenscharakteristika unter klassischen Kosten-/Nutzenaspekten. Es existieren keine uneingeschränkt und allgemein gültigen Aussagen Pro oder Contra IAS/IFRS-Umstellung auch ausschließlich an die Unternehmensgröße gekoppelte Aussagen können keine generell gültige Handlungsweise aufzeigen. Dennoch ist auffällig, dass gewisse Vorteile in der Literatur ohne Kontroverse diskutiert werden und demzufolge allgemein als Grund für eine Umstellung anerkannt werden. Zu nennen sind hierbei in erster Linie die Aspekte: Interesse an Börsengang/Kapitalmarktorientierung oder Unternehmensverkauf, starke Internationalisierung und Konzernrechnungslegung. Mittelständische Unternehmen, die diesen Sektoren zuzuordnen sind, sollten eine Umstellung der Rechnungslegung zumindest ins Auge fassen und diese nicht generell ablehnen. Für Kleinstunternehmen hingegen lohnt sich eine Umstellung mit Sicherheit nicht. Trotz der genannten potentiellen Vorteile gibt in der BDI/Ernst & Young-Studie ein Großteil (87,8 Prozent der KMU, 86,1 Prozent der größeren Mittelständler) der befragten Unternehmen an, schlichtweg keine akute Veranlassung zu einer IAS/IFRS-Umstellung zu haben. Die Aussage Schildbachs kann somit empirisch belegt werden. Der für unaufhaltsam erklärte revolutionäre Umbruch der externen Rechnungslegung zu IFRS ist ins Stocken geraten. Die Umstellung der Konzernabschlüsse kapital-marktorientierter Unternehmen zum 1. 1. 2005, ein Meilenstein der Neuorientierung, hat das Eis im Mittelstand wider Erwarten nicht gebrochen. Die negative Haltung der Mittelständler gegenüber IAS/IFRS ändert sich allerdings signifikant, wenn diesen die Anwendung vereinfachter IAS/IFRS gestattet werden würde. 61,2 Prozent der KMU würden ihre Rechnungslegung dann umstellen, lediglich 33,5 Prozent lehnen dies nach wie vor ab. Dieses Ergebnis zeigt, dass die Erstellung modifizierter IAS/IFRS für KMU eine Erfolgsstory werden könnte. Unterstrichen wird diese Mutmaßung auch von den Erfahrungen des britischen Standardsetters, der bereits vereinfachte Standards für KMU veröffentlicht hat. So wird im Fazit einer Umfrage zu den britischen Financial Reporting Standards for Smaller Entities folgendes formuliert: There seemed to be general agreement among those interviewed that FRSSEs achievement of reducing over 700 pages of regulations to 76, which apply explicitly to smaller entities, was a welcome development. Nachfolgend wird aus diesem Grunde das IASB-Projekt Accounting for Non-Publicly Accountable Entities charakterisiert. Es sei an dieser Stelle bereits angemerkt, dass auch hier die Amplitude der geäußerten Meinungen von begrüßender Zustimmung bis hin zur kompletten Negierung reicht.

Über den Autor

Christoph Trageser Diplom-Kaufmann, Bankkaufmann, BWL-Studium an der Universität Bayreuth mit Schwerpunkten Steuern/Wirtschaftsprüfung & Finanzen Abschluss WS 2006/2007 als Diplom-Kaufmann, derzeit tätig als Credit Analyst bei der Westdeutschen ImmobilienBank AG.

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