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Kunst & Kultur

Eric Kresse

Anne Frank im Spielfilm: Die dramaturgische Rezeption ihrer Tagebuchaufzeichnungen

Am Beispiel von “The Diary of Anne Frank“ (1959) und “Anne Frank: The Whole Story“ (2001)

ISBN: 978-3-8428-9033-6

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 11.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 144
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Forschungsarbeit legt die wesentlichen medienethischen und filmanalytischen Grundlagen dar und untersucht mittels dieser, die dramaturgische Aufarbeitung der Tagebuchaufzeichnungen der Anne Frank, anhand der Historienfilme The Diary of Anne Frank (1959) und Anne Frank: The Whole Story (2001). In diesem Zusammenhang werden die Spielfilme einer Produkt- sowie Rezeptionsanalyse unterzogen. Dabei stellt sich der Anspruch beider Filme auf die Darstellung vergangener Realität heraus, jedoch kann einzig Anne Frank: The Whole Story einen Vergleich mit der historischen Vorlage bestehen. Im Rahmen einer komparatistischen Analyse zeigt sich, dass The Diary of Anne Frank von filmischer Konstruktion gezeichnet ist. Demnach kann lediglich der Film von 2001, aufgrund seiner historischen Faktizität und seinem erinnerungsbildenden Wirkungspotential in der heutigen Zeit, als Erinnerungsfilm charakterisiert werden. Zudem wird deutlich, dass beide Spielfilme die Werte und Normen ihrer Entstehungszeit widerspiegeln und somit die Figur der Anne Frank unterschiedlich darstellen. Aufgrund der festgestellten Diskrepanz zwischen Konstruktion und Faktizität in Historienfilmen, werden schließlich Leitlinien für die medienethischen Verantwortungsträger der Produktion und Rezeption im Umgang mit geschichts- und kulturbilderprägenden Filmen entworfen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1.2.3, Dramatische Struktur der Handlung: Sowohl Dialoge als auch Inhalt des Films sind stark an das ebenfalls von den Drehbuchautoren Frances Goodrich und Albert Hackett stammende Theaterstück 'The Diary of Anne Frank' angelehnt. Dieses ist in zwei Akte mit jeweils fünf Szenen unterteilt, wobei der neue Akt mit den Ereignissen von 1944 beginnt. Der Films selbst lässt sich mit Bezug auf das im Grundlagenkapitel ausgeführte Grundmuster dramatischer Struktur Syd Fields analysieren und in dieses einordnen: Der erste Akt endet mit der 9. Sequenz in der 31. Minute und bildet den ersten Tag im Versteck ab. Bis zum Beginn der nun folgenden Konfrontation wurden Handlungsort und Zeit, Amsterdam zwischen 1942 und 1945, alle Hauptfiguren sowie deren Lebenssituation vorgestellt. Die das Untertauchen bedingenden Faktoren zählt Anne zu Beginn des Rückblicks ins Jahr 1942 als Erzählerin in der 4. Sequenz explizit auf, während der Rezipient die Situation im Versteck mittels der inhaltlichen Darstellung erfährt. Wird dem Zuschauer somit der zentrale Konflikt und der daraus resultierende Antrieb gegen das offensichtliche Hindernis der Verfolgung aufgezeigt, setzt sich dieser bis zum Ende der Handlung fort. Der erste Plot Point ist innerhalb der Exposition in der 29. Minute anzusetzen, in welcher Anne das Tagebuch als für sie unvorhersehbares Geschenk erhält, sodass sie sich diesem fortan anvertraut. Folglich setzt die Handlung im zweiten Akt mehr als drei Monate nach dem Einzug ins Hinterhaus ein und führt die Lebenssituation der Untergetauchten weiter aus. Aufgrund der Überlänge und der inhaltlichen Konzentration auf Chanukka 1942 sowie des Einbruchs desselben Tages, letzterer wird im Bühnenstück in weit geringerem Umfang ausgeführt ,ist die thematische Hälfte innerhalb des zweiten Aktes mit dem Ende der 23. Sequenz zu beschreiben – die zweite Hälfte beginnt, gleichsam dem Drama in zwei Akten, mit dem Jahre 1944 und überspringt somit mehr als ein Jahr. Annes Reifung zur jungen Frau wird mittels dieses Zeitsprungs innerhalb der dramatischen Struktur verdeutlicht. Sie gewinnt in Peter einen Verbündeten, doch wird sie ebenso mit Machtlosigkeit, wie der Verhaftung der Lieferanten der Lebensmittelkarten, sowie bedrohlichen Situationen für das eigene Überleben konfrontiert, in welchen sie ausschließlich in Passivität ausharren muss. Der Kuss in der 29. Sequenz ändert Annes Beziehung zu Peter erneut und sie tritt in der Folge zwangloser und glücklicher auf. Die Nachricht von der Invasion in der 144. Minute und Mieps Bestätigung bildet den zweiten Plot Point der Handlung und beendet die Konfrontation hoffnungsvoll. Der dritte Akt, beginnend mit der33. Sequenz in der 147. Minute, nimmt die positive Stimmung zunächst auf, vermittelt aber durch kurze Sequenzen den Umschwung dieser. Mit der Verhaftung und dem anschließenden Zeitsprung in die filmische Gegenwart des Jahres 1945 schließt sich die Geschichte zirkulär. 3.1.2.4, Reise der Heldin: Im Film 'The Diary of Anne Frank' verdeutlicht sich die von Vogler beschriebene Heldenreise als flexibler Leitfaden, in welchem einzelne Etappen variiert, abgewandelt und ausgelassen werden können. Bereits die ersten Stadien des Grundkonstrukts werden zusammengefasst, indem Anne zu Beginn der 4. Sequenz über die nationalsozialistischen Diskriminierungsmaßnahmen berichtet und somit die Flucht aus ihrer gewohnten Welt begründet. Sie begibt sich zu Beginn der Rückblende ins Abenteuer und schildert sofort den expliziten Ruf ihres Vaters am Morgen des 09. Juni 1942 sowie das Herausdrängen aus dem vertrauten Alltag. Diesem kann sich Anne aufgrund der lebensbedrohlichen Situation und ihrer Position als jüngste Tochter innerhalb des Familiengefüges nicht verweigern undüberschreitet noch in der 4. Sequenz die Schwelle ins Versteck. Die neue Welt stellt einen Kontrast zum vormaligen freien Kosmos des Mädchens dar – Mentor und Vater Otto Frank versucht seiner Tochter schließlich die neue Situation durch das geschenkte Tagebuch zu erleichtern, woraufhin der erste Akt endet. Wurden hier einzig das Stadium der Begegnung mit dem Mentor mit dem Überschreiten der ersten Schwelle vertauscht, so weist die Konfrontation vermehrt inhaltsgeschuldete Umstrukturierungen von Etappen auf. Zunächst bilden einzig die sozialen Auseinandersetzungen die Bewährungsproben ab, welche während des gesamten zweiten Aktes zu verorten sind. In diesem Rahmen ist der Feind seit Beginn des Films konkret benannt und Anne ist im Versteck von Verbündeten umgeben. Zwar sucht sie einen Anvertrauten, doch muss sie innerhalb des Verstecks nicht um ihr Leben fürchten. In Anbetracht des übermächtigen Feindes bereitet sie sich nicht aktiv auf eine Begegnung und einen Kampf mit diesem vor. Folglich gelangt der Gegner in Form des Einbrechers und der Feldjäger in ihren Bereich und bedroht sie einzig durch die Anwesenheit und gesteigerte Gefahr der Entdeckung. Der Feind dringt in Annes tiefste Höhle ein, in dessen Folge es ihr einzig durch ein stilles und somit passives Verhalten gelingt, einer Entdeckung zu entgehen und die Prüfung zu bestehen. Ihr bleibt ihre Freiheit erhalten, sodass sich Anne bis 1944 zu einer gestärkten Persönlichkeit entwickeln kann und schließlich, aufgrund ihres Überlebens, mit der Erfahrung der Liebe sowie einer Hoffnung auf Rettung, ausgelöst durch die Invasion, belohnt wird. Mit diesem Hochgefühl endet der zweite Akt, in welchem die eigentliche Aktivität eines Helden in ein abwartendes, dem Schicksal ausgeliefertes Verhalten umgekehrt ist. Sie ist nicht in der Lage, in ihre gewohnte Welt zurückzukehren, da sie von dem Kriegsverlauf und ihrer Befreiung abhängig ist. Doch auch der Vormarsch der anrückenden alliierten Streitkräfte verzögert sich, sodass die Versteckten schließlich vom Feind entdeckt werden und anstatt einer ersehnten Auserstehung den Tod erleiden. Abschließend, in Jahre 1945, hält Otto Frank das Tagebuch seiner Tochter als Elixier in den Händen, nachdem er als einziger Überlebender zurückgekehrt ist. Gleichsam ist auch der Zuschauer mahnend um die Gräueltaten des Dritten Reichs belehrt. Somit ist festzustellen, dass der Film Elemente aller Stadien der Reise enthält, diese jedoch abgewandelt und auf die vorgegebene historische Geschichte angewandt sind.

Über den Autor

Eric Kresse schloss das Studium der Staats- und Sozialwissenschaften an der Universität der Bundeswehr München, im Jahre 2012 mit dem Master of Arts, erfolgreich ab. Seinen breiten und ebenso fundierten Erfahrungen auf den Gebieten der Medienethik, Filmwissenschaft und Geschichte entstammt diese interdisziplinäre Studie zur filmischen Erinnerungskultur an Anne Frank.

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