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  • Die polnische Dichterin Maria Pawlikowska-Jasnorzewska: Hauptmotive in ihrer Lyrik

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 78
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Gegenstand dieses Buches ist die Darstellung der Hauptmotive im lyrischen Werk Maria Pawlikowska-Jasnorzewskas, die in der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts einen hohen Stellenwert einnimmt. In ihrem Schaffen spiegelt sich unter anderem die neue Stellung der Frau in der polnischen Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg wider. Der Natur in allen ihren Facetten als immer wiederkehrendes Motiv gilt hier das Hauptaugenmerk. In der Forschung werden oft drei Perioden in Pawlikowskas Schaffen unterschieden. Ihre zeitliche Bestimmung stützt sich auf die Veröffentlichung der Gedichtbände und auf die Ereignisse aus dem Leben der Dichterin, die eine starke Zäsur in ihrem Leben und gleichzeitig in ihrem Schaffen kennzeichnen. Im Jahre 1922 erschien der Debütgedichtband Niebieskie migdaly (Die blauen Mandeln). Mit diesem Band trat eine neue großartige Dichterin der Liebe und Erotik in Erscheinung. Das Ende der ersten Schaffensphase fällt mit der Herausgabe des Bandes Wachlarz (Der Fächer) im Jahre 1927 zusammen, der den Charakter eines Sammelbandes aufweist. Die mittlere Schaffensphase geht mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der damit verbundenen Flucht der Dichterin aus Polen zu Ende. Die letzte Schaffensperiode umfasst die Kriegsjahre von 1939 bis 1945. Für Pawlikowska ist es die Zeit der äußeren und inneren Zerstörung. Die Welt, in der sie lebte und auf der ihre Gedichte aufbauten, lag genauso in Schutt und Asche wie auch ihre innere Welt. Das Bild der Verwüstung rundet zusätzlich ihre Krankheit ab, der sie später, kurz nach Ende des Krieges, erlag. In der Dichtung Pawlikowskas herrscht jedoch nicht die historische Zeit, sondern der biologische Kalender. Er unterscheidet völlig andere Phasen wie das Erwachsenwerden, das Liebesglück, die Enttäuschung und schließlich die Verzweiflung. In die Untersuchung wird in erster Linie das lyrische Schaffen der Vorkriegszeit einbezogen. Es sind Gedichte von großer Vitalität und Enthusiasmus für das Leben und die Liebe. Für Pawlikowska war es die Zeit des Erblühens ihres persönlichen Glücks als auch die Zeit der Wiederentstehung des souveränen polnischen Staates und der gesellschaftlichen Veränderungen. Der Leser wird bis heute noch durch die Fülle an Farben und Formen sowie der Sinnlichkeit, Schlichtheit und Klarheit ihrer ausdruckstarken Gedichte verzaubert.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel III.1., Die erste Periode: 1922 - 1927: Der bereits mehrmals erwähnte Forscher der Dichtung Maria Pawlikowska-Jasnorzewskas, Jerzy Kwiatkowski, charakterisierte den ersten Schaffensabschnitt mit zwei Begriffen: Hedonismus und Sensualismus. In dieser Zeit sind vier Gedichtbände erschienen: Niebieskie migdaly 1922 (Die blauen Mandeln), ein von der Dichterin selbst illustrierter Band Rózowa magia: Poezje. 1924 (Der rosa Zauber. Poesie), Pocalunki 1926 (Die Küsse), Dancing. Karnet balowy 1927 (Dancing. Eine Tanzkarte) und der Sammelband Wachlarz (Der Fächer) aus demselben Jahr. Das Schaffen Maria Pawlikowska-Jasnorzewskas wurde zu ihren Lebzeiten von einer erdrückenden Schar zeitgenössischer Kritiker als nicht gelungen, überheblich und oft als provokativ bezeichnet. Ihr Debütband Niebieskie migdaly (Die blauen Mandeln) traf auf eine scharfe Kritik, von denen sich die spätere Forschung nur mühsam lösen konnte. Pawlikowska polarisierte die zeitgenössische Gesellschaft. Die Wertschätzung ihres Schaffens und ihr Stellenwert in der polnischen Literatur bietet bis in die heutige Zeit ein breites Untersuchungsfeld und lässt die Diskussionen erneut aufflammen. Unumstritten bleibt jedoch, dass Pawlikowskas erste Gedichte von großer Vitalität und großem Enthusiasmus jener Zeit zeugen. Ich halte es für wichtig, an dieser Stelle einen Blick auf die gesellschaftspolitische Lage, wenn auch nur in groben Zügen und vereinfacht, zu werfen. Maria Pawlikowska-Jasnorzewskas Debüt fiel in die ersten Jahre des jungen, unabhängigen polnischen Staates. Polen hat nach über 120 Jahren der Teilungen im Jahre 1918 seine Souveränität wieder erlangt und sich als Staat ebenfalls in der neuen Innen- und Außenpolitik etabliert. In der Gesellschaft erfolgten grundsätzliche Veränderungen, die man als politische und gesellschaftliche Revolution bezeichnete. Die Stellung der Frau hat sich diametral geändert. Wie in vielen anderen Ländern Europas bekamen die Frauen in Polen ebenfalls das Wahlrecht. Den Frauen wurde auch die Möglichkeit gegeben, zu studieren und ein immer mehr von dem Mann unabhängiges Leben zu führen. Dazu trug die Eingliederung der Frau in das Berufsleben enorm bei. Diese Vorgänge, heute eine Selbstverständlichkeit, führten vor einigen Jahrzehnten zur Umwertung der alten Weltanschauung und veränderten das Wechselspiel und Zusammenleben der Geschlechter. Die Frau trat immer mehr aus dem Schatten des Mannes heraus. In der Zwischenkriegszeit wurde die polnische Prosa von Frauen dominiert. In der Lyrik wurden ebenso neu aufgehende Sterne der Literatur verzeichnet. Es waren Kazimiera Illakowiczówna und Maria Pawlikowska-Jasnorzewska. Letztere plädierte lautstark für die unumgänglichen Veränderungen im erotischen Verhalten beider Geschlechter, für das Brechen von Tabus und für mehr Offenheit in der Sexualität. Das alles sollte zur Gleichberechtigung sowohl im öffentlichen Leben als auch in der Ehe führen. Die Gedichte erfuhren eine sehr starke Kritik seitens der Männer. Pawlikowskas Dichtung wurde unterschätzt, nicht ernst genommen und nicht selten aufgrund ihrer Thematik und der gesellschaftlichen Position der Autorin belächelt. Die ersten kritischen Stimmen prägten die Betrachtung der Gedichte Pawlikowskas, wovon das folgende Fragment zeugt: Bagatelizowanie liryki tak róznej od dotychczasowych doswiadczen towarzyszylo trwale sadom krytycznym dwudziestolecia. Das zahlreiche, weibliche Publikum hat die Lyrik Pawlikowskas geliebt, denn sie sprach Frauen aus der Seele. Die Männer hatten dagegen nur scharfe Worte der Ablehnung für sie übrig. Ihre größten Erfolge feierte Pawlikowska als Dichterin der Liebe und Erotik. Ihre erotischen Gedichte finden den größten Beifall bis zum heutigen Tag. Da ich aber das Schaffen der polnischen Dichterin unter dem Aspekt der wiederkehrenden Motive untersuche, bin ich gezwungen, auf die Einbeziehung dieser Gedichte zu verzichten, da sie für diesen Aspekt kein Untersuchungsfeld aufweisen. Die Phase, in der die schönsten Liebesgedichte entstanden sind, ist die Zeit ihrer glücklichen Liebe zu Jan Gwalbert Pawlikowski. Dieses Gefühl erfüllte ihr Leben und ihre Gedichte. Die junge Frau erblühte nach den Zeiten der vorherigen spießigen, zerbrochenen Ehe und berauschte sich am Leben an der Seite des beinahe vergöttlichten Ehemannes, der ihre in voller Farbenpracht blühende Welt sehr gut verstand. Die Werke dieser Periode sind von sinnlichen Wahrnehmungen durchdrungen. Diese Aspekte sind bereits in den Titeln der Bände signalisiert. Die Farben in den Titeln: Die blauen Mandeln sowie Der rosa Zauber sind kaum zu übersehen. Ebenfalls wie die Musik und der Tanz im Gedichtsband Dancing, der eine Besonderheit in dem dichterischen Nachlass Pawlikowskas darstellt. Der Band trägt den Untertitel Karnet balowy (Die Tanzkarte) und thematisiert in zyklischer Form den Ablauf eines Tanzabends. Zur formellen Eigenart des Werkes zählt die Verwendung von zwei Schriftarten zur Hervorhebung einzelner Wörter und einer völligen Aufhebung der Rechtschreibnormen.

Über den Autor

Eliza Stehr, M.A., geb. 1973, Magisterstudium der Slavischen Philologie, Westslavischen Philologie, Osteuropäischen Geschichte und Interkulturellen Pädagogik mit dem Schwerpunkt Polen. Derzeit ist sie als Mitarbeiterin an der Abteilung für Osteuropäische Geschichte der Universität zu Köln und freiberuflich als Dolmetscherin, Übersetzerin und Sprachdozentin für die polnische Sprache tätig.

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