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Kunst & Kultur

Carolin Ermer

Modedesign neu denken. Nachhaltigkeit in einer kreativen Disziplin

ISBN: 978-3-96146-687-0

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2019
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Buch ist für Modedesignlehrende und -studierende sowie für Menschen gedacht, die sich auch auf einer wissenschaftlichen Ebene mit Nachhaltigkeit und Mode auseinandersetzen möchten. Es führt in die Begrifflichkeiten von Nachhaltigkeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung ein und zeigt den aktuellen Status Quo im Bereich Mode und nachhaltiges Design auf. Der weitere Schwerpunkt liegt im Bereich der zukunftsorientierten Kompetenzentwicklung für Nachhaltigkeit, der in der Auseinandersetzung mit Studierenden heute unentbehrlich ist. Basis der Untersuchung ist das Modell der Gestaltungskompetenz von de Haan. Die Autorin entwickelt als Ergebnis ihrer Studie ein eigenes und ganzheitlich ausgerichtetes Lehr-/Lernmodell für Modedesign, welches sich auch auf andere Designdisziplinen anwenden lässt. Das Modell ist sehr praxisorientiert und eignet sich für die direkte Umsetzung in den Unterricht bzw. für die Anwendung auf das gesamte Curriculum Modedesign.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2. Das Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE): Es handelt sich bei BNE stets um ein normatives Konzept, bei dem zu betonen ist, dass es bei Lehr- und Lernzielen in diesem Bereich nicht darum geht, die Gesellschaft direkt verändern zu wollen, sondern vielmehr darum, dass zunächst Anforderungen festgelegt werden, die notwendig sind, um Menschen dazu zu befähigen und zu ermuntern, die Auseinandersetzung mit und die Konkretisierung einer Nachhaltigen Entwicklung mitzugestalten und ihre eigene Handlungen kritisch zu reflektieren (Bertschy et al. 2007). Erst aus dieser theoretischen Auseinandersetzung können sich Modelle für die Umsetzung entwickeln. Die BNE von heute ist hervorgegangen aus der kritisch-konstruktiver Auseinandersetzung mit und der Synthese von ganz unterschiedlichen Konzepten, wie der Umweltbildung, Ansätze von globalem Lernen und politischer und entwicklungsbezogener Bildungsarbeit. Die Meinungen von Experten gehen allerdings auseinander darüber, ob sich einzelne Konzepte eindeutig voneinander abgrenzen lassen oder sich aufeinander aufbauend entwickelt haben (vgl. Scheunpflug & Seitz 1995 Gräsel 2012, Overwien 2006). Es handelt sich aufgrund der Komplexität der Thematik um eine inhaltliche und institutionelle Querschnittsaufgabe. Im Gegensatz aber z.B. zur Umweltbildung geht es in der BNE nicht nur um die Vermittlung von Wissen mit dem Ziel einer Alarmierrhetorik , wie de Haan es formulierte (de Haan 2007), sondern um das Ausloten von zukunftsorientierten Möglichkeiten zur Befähigung der Lernenden im Sinne eines mentalen Wandels, der ganze Systeme - inklusive dem eigenen - in unserer globalen Gesellschaft, die nicht nachhaltig sind, von Grund auf verstehen, hinterfragen und an der Wurzel transformieren kann. Die UN-Konferenz Earth Summit im Jahr 1992 in Rio und die später daraus hervorgehende Agenda 21 bildeten in den 1990er Jahren den Auftakt der internationalen politischen Reaktion auf globale Missstände, wie Erderwärmung, Treibhauseffekt, Hungersnöte, Ungleichheit und Verlust von Biodiversität. Dank der Agenda 21 wurden wie de Haan es beschreibt, zwei Stränge internationaler Politik endgültig zusammengebracht - die Verbindung von ökologischen Dringlichkeiten und entwicklungspolitischen Erkenntnissen (de Haan 2008, S. 23f). Spielte Bildung im Earth Summit nach wie vor eine eher untergeordneten Rolle, wird sie in der Agenda 21 eindeutig als eine unerlässliche Voraussetzung für die Förderung der nachhaltigen Entwicklung und die bessere Befähigung der Menschen, sich mit Umwelt- und Entwicklungsfragen auseinanderzusetzen (BMU o.J., S. 331) angesehen. Allerdings erst der UN-Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg 2002 sorgte dafür, dass BNE definitiv als einer der wichtigen Hauptakteure des Sustainable Development in den Vordergrund rückte und der Zusammenhang von Bildung, lebenslangem Lernen und nachhaltiger Entwicklung klar benannt und als Leitmotiv hervorgehoben wurde. Dass Bildung ein Katalysator für die Sicherung einer besseren und nachhaltigeren Zukunft für alle ist, findet immer mehr Anerkennung. Der Integrierung von BNE in alle bildungsrelevanten Systeme wird in dieser Entwicklung die Rolle eines key agent for change zugesprochen (vgl. WZB 2002). Das Konzept BNE ist somit das Resultat internationaler Übereinstimmungen und neuer Regierungsformen, die sich auf die Beteiligung der Bürger an Visionen und Entscheidungsfindung für die Zukunft geeinigt haben, um den notwendigen Paradigmenwechsel in der Gesellschaft zu initiieren, den nur Bildung herbeiführen kann: The vision of education for sustainable development is a world where everyone has the opportunity to benefit from quality education and learn the values, behaviour and lifestyles required for a sustainable future and for positive social transformation (ESD Definition, UNESCO, 2006, S. 24). Als wichtiges Ergebnis dieser internationalen Übereinkunft ist die UN-Dekade für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (2005-2014) zu benennen, die angelehnt an die Ergebnisse des Weltgipfels das eindeutige Ziel verfolgte, nachhaltige Entwicklung in jeden Bildungssektor weltweit zu integrieren und zukunftsorientiert zu agieren. Dieses Bekenntnis wurde 2012 noch einmal bekräftigt, als die Mitgliedsstaaten sich auf dem UN-Weltgipfel über nachhaltige Entwicklung - Rio + 20 verpflichteten, die Arbeit im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung auch über das Ende der Dekade hinaus weiterzuführen (vgl. UNESCO Roadmap 2015). 2.2.1. Status der Entwicklung: Wir befinden uns aktuell in den ersten Jahren nach der UN-Dekade für BNE (2005-2014) , in der innovative internationale Projekte, Zusammenschlüsse und Bildungsvorhaben für Bildung für Nachhaltige Entwicklung initiiert worden sind und die Thematik insgesamt eine größere Bedeutung in der Bildungslandschaft bekommen hat. Es steht international außer Frage, dass wir die Transformation unserer Gesellschaft hin zu einer Postwachstumsgesellschaft erreichen müssen, um ein dauerhaftes und nachhaltiges Leben für zukünftige Generationen auf diesem Planeten zu ermöglichen, wie auch Wals & Corcoran es beschreiben: We live in turbulent times, our world is changing at accelerating speed. Information is everywhere, but wisdom appears in short supply when trying to address key interrelated challenges of our time such as runaway climate change, the loss of biodiversity, the depletion of natural resources, the on-going homogenization of culture, and rising inequity. Living in such times must have implications for education and learning (Wals & Corcoran, 2012, Cover). BNE steht heute auch vor der Aufgabe, diese Transformationsprozesse innerhalb der Werte- und Verhaltensmuster der Menschen einzuleiten und zu unterstützen. Bestehende Denkmuster sollen also hinterfragt, Perspektivenwechsel initiiert und dadurch neue Wege der Informationsverarbeitung gefunden werden (Kopfmüller et al. 2001). Michelsen beschreibt BNE daher als ein Modernisierungsszenario , welches klar den Zukunfts- und Gestaltungsgedanken in den Vordergrund stellt (Michelsen, Siebert & Lilje 2011, S. 52). Auch für de Haan steht für diese Neuorientierung in Richtung eines nachhaltigen Verhaltens eindeutig die Notwendigkeit eines Mentalitäts- und Bewusstseinswandels der Individuen im Vordergrund, der nur über das Lernen verwirklicht werden kann, systemisch initiiert und als Aufgabe des Bildungssystems angesehen werden sollte (de Haan 2004). Es zeigt sich, dass BNE damit nicht nur unterschiedliche, teils verwandte, teils aufeinander aufbauende Bildungsansätze in diesem Kontext wie Umweltbildung, politische Bildung, Entwicklungshilfe, globales Lernen und Friedenserziehung vereint. Sie geht noch weiter, denn ihr Bildungsansatz ist systemisch, eindeutig transformativ angelegt und betrachtet den Lernenden und seine Umgebung aus einer holistischen Perspektive (Wals 2011). Michelsen betont im Abschlussbericht der UN-Dekade für Bildung für Nachhaltige Entwicklung : BNE hat damit begonnen, sich aus der Rolle eines Anhängsels im Curriculum zu befreien und sich als ein Ansatz zu profilieren, der die Möglichkeit bietet, Bildung im Ganzen neu zu denken. (Michelsen 2014, S. 130). Auch Gräsel definiert BNE heute als eine anerkannte und wichtige Strategie zur Verankerung des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung, auf das sich Deutschland bereits vor mehr als 20 Jahren verpflichtet hat. (vgl. Gräsel et al. 2012). Die UN-Dekade hat viele Prozesse angestoßen und viele kleine und große Projekte auf lokaler und internationaler Ebene ins Leben gerufen. BNE ist als Begriff mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung gelangt, aber es lässt sich feststellen, dass sie bisher weiterhin nicht im Tagesgeschäft von Schulen und weiterbildenden Schulen […] verankert (ebd. 2012) ist. - Doch was wird nun von den Hochschulen und besonders der Hochschullehre konkret erwartet? 2.2.2. Studierende als Change Agents : Für die aktuelle Dekade 2015 bis 2019 hat die UNESCO das Internationale Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgerufen, dem sich Deutschland als Key Partner verpflichtet hat. Zur Umsetzung des neuen Programms wird im Sommer 2017 ein nationaler Aktionsplan verabschiedet werden (BMBF 2017b). Im Februar 2017 ist dafür bereits ein Katalog von bildungspolitischen Themen veröffentlicht worden, welcher für den tertiären Bildungsbereich als wichtigste Ziele enthält: I. Finanzierungs- und Anreizsysteme der Hochschulen auf inhaltliche und strukturelle Nachhaltigkeit und BNE ausrichten II. Forschung und Bildung für nachhaltige Entwicklung systematisch anhand von Qualitätskriterien verknüpfen III. Eine diversifizierte Hochschullandschaft mit unterschiedlichen an BNE-Pfaden sowie BNE-Pioniere und Second Followers fördern IV. Studierende und Absolventen als zentrale Gestalter/innen nachhaltiger Entwicklung ermutigen, unterstützen und ernsthaft partizipieren lassen Diese ernsthafte Partizipation der Studierenden und Absolventen soll auch dazu dienen, besser mit den Unsicherheiten und Unwägbarkeiten der Zukunft umgehen zu können. So schließt auch Michelsen aus den Ergebnissen der bisherige Dekade 2005-2014 für die zukünftigen Pläne: Hier braucht es politische Steuerung und Mut. Darüber hinaus erwarte ich, dass sich noch mehr Berufsgruppen systematisch zu Fragen der nachhaltigen Entwicklung weiterqualifizieren und die Hochschulen endlich begreifen, welch wichtige Rolle gerade sie in Bezug auf die Ausbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren haben (Michelsen 2014, S. 131). Um das Konzept der Nachhaltigkeit in der Gesellschaft zu verankern und es in den verschiedenen Sektoren zu etablieren, bedarf es der Vermittlung des Konzepts an derzeitige und zukünftige Entscheidungsträger. Als Bildungseinrichtungen tragen Hochschulen eine hohe Verantwortung im Rahmen der BNE, die verschiedenen Kompetenzen an ihre Studierenden weiterzugeben und diese als Multiplikator/innen auszubilden (UNESCO 2011). Der Anspruch an die Bildung, den diese Hinführung zu Innovation und Eigenverantwortung - zur Entwicklung sog. Change Agents - mit sich führt, ist groß. Der Begriff Change Agent ist vor allem aus dem Marketing bekannt, existiert aber bereits seit den frühen 1990er Jahren und wurde erstmals innerhalb der Sozial- und Kommunikationswissenschaft u.a. von Rogers verwendet (Rogers 1994). In der neuen Zielstrategie des Nationalen Aktionsplans Bildung für Nachhaltige Entwicklung von 2017 wird in diesem Sinne auch die Rolle der Studierenden als Multiplikator/innen und zukünftige Change Agents herausgestellt. Die 2,8 Mio. Studierenden an den ca. 400 deutschen Hochschulen stellen ein großes Potential dar, um Bottom-up-Initiativen für BNE an Hochschulen zu initiieren und Nachhaltigkeitsprozesse gemeinsam mit anderen Hochschulakteuren zu gestalten (vgl. BMBF 2017b, S.8). Dementsprechend ist es von Bedeutung, dem/der Einzelnen zu einer besseren Urteils- und Handlungsfähigkeit zu verhelfen, die in lebensweltlichen Bezügen kompetent anwendbar ist. Jede/r Studierende oder Absolvent/in soll in seinen/ ihren persönlichen und beruflichen Kontexten zur Gestaltung einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung beitragen können, dementsprechend innovativ und divers sind daher auch die für diesen Zweck einzusetzenden Lehrmethoden und -inhalte. Es ist ein Handlungsfeld, in das Wissen aus anderen Fächern einfließen muss, es ist nicht als einzelnes Fach zu verstehen, sondern soll in vielfältiger Form an Wissen anschließen, dieses bereichern, erweitern und neu kontextualisieren (de Haan 2007, S. 13).

Über den Autor

Carolin Ermer, M.A., wurde 1974 in Flensburg geboren. Die studierte Modedesignerin und Erwachsenenbildnerin ist eine gefragte Expertin für innovative Designstrategien, Sustainable Fashion sowie Kompetenzmanagement in Hochschule und Unternehmen. Als Pionierin der nachhaltigen Designbewegung hat sie als eine der ersten bereits Anfang der 2000er Jahre ihr nachhaltiges Modeunternehmen caro e. in Berlin und New York aufgebaut. Seit 10 Jahren ist sie nun in der Lehre und Forschung im nachhaltigen Modedesign tätig, unterrichtet an Hochschulen und Schulen und ist als Consultant für Nachhaltigkeitsstrategien in Modeunternehmen tätig. Die vorliegende Studie und das daraus hervorgehende praxisorientierte Lehr-/Lernmodell ist als Beitrag für eine modernere und innovative Hochschullehre für die Zukunft im Bereich Modedesign zu betrachten.

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