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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 54
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Vorwort von Gerrit Neuhaus: Ich habe mich für dieses Thema interessiert, da Schauspiel ein sehr ungreifbares Thema ist. Deswegen halte ich jede Verbindung von Wissenschaft und Schauspiel für sinnvoll. Es gibt unglaublich viel Aberglauben und sonstige, nicht empirisch gestützte, Behauptungen in diesem Beruf, dass eine Klärung von diversen Sachverhalten, meiner Meinung nach, nur sinnvoll sein kann. Es geht mir nicht darum irgendetwas zu entzaubern, sondern auf Fakten zurückzuführen, an die man sich auf jeden Fall halten kann. Schauspiel fasziniert und wird es auch immer tun. Im Folgenden werde ich als erstes erklären was Spiegelneuronen sind. Dabei beziehe ich mich auf Marco Iacoboni. Zum einen auf sein Buch Mirror Neurons - The New Science of How We Connect with Others. Zum anderen, in der Analyse von Schauspiel durch die Spiegelneuronentheorie, auf die mir per Facebook beantworteten Fragen. Die Schauspieltheorien, die ich ausgewählt habe, wählte ich deswegen, da sie einen Vergleich mit der Spiegelneuronentheorie möglich machten. Natürlich sind die Zitate, die ich aufgeführt habe so gewählt, dass sie diesem Vergleich dienlich sind. Außerdem habe ich sie nicht einzeln aufgeführt, da ihre Untersuchung durch die Spiegelneuronentheorie nur im Zusammenhang Sinn macht. Wer sich den Schauspieltheorien der Autoren bewusst ist, kann die Zusammenfassungen dieser überspringen und sich direkt der konkreten Untersuchung durch die Spiegelneuronentheorie widmen. Zudem ist jeder, der mir im Folgenden widersprechen möchte, herzlich eingeladen mit mir in den Diskurs zu treten.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Analyse der Schauspieltheorien anhand der Spiegelneuronentheorie: Es lässt relativ schnell die Vermutung äußern, dass eine Darstellung, je mehr sie realistisch als abstrakt ist, durch die Spiegelneuronen intuitiver wahrgenommen werden müsste. Diese These unterstützt auch Marco Iacoboni. Was sich auch sehr schnell vermuten lässt, ist die Annahme, dass Theater unmittelbarer beim Zuschauer ankommt, als beim Film, zumal Spiegelneuronen auf Live-Handlungen mehr reagieren, als auf Bilder dieser. Doch es gibt differenzierte Punkte, die ich nun aufzählen möchte, in welcher Art und Weise Spiegelneuronen im Schauspiel beteiligt sind. Als erstes wäre so etwas wie Schauspiel ohne Spiegelneuronen überhaupt nicht möglich. Da das Spiegelneuronensystem die Grundlage jeder Art von Kommunikation zu sein scheint, ist dies nur logisch. Zudem sind wir als Menschen, zumindest im Gegensatz zu Makakenäffchen, in der Lage eine kulturelle Verabredung wie Theater zu verstehen. Auch abstraktere Spielweisen, wie Pantomime, sind von uns – durch eine innere Simulation der beobachteten Bewegungen – verständlich. Nun ist auffällig, dass je jünger die Schauspieltheorien, die ich untersucht habe, sind, desto mehr tendieren sie auf eine rein intuitive Wirkung, die den Intellekt immer weniger benötigt, also ein weniger abstraktes Spiel beabsichtigen. Die Darstellung, die Francesco Riccoboni wünscht ist weit entfernt von den Absichten David Mamets. Riccobonis Spiel und noch viel mehr das Spiel, das er anprangert, hat viel mehr mit einem künstlerischen Produkt, im klassischen Sinne, zu tun, als alle anderen nachfolgenden Spielweisen: Die Einheit von Körper und dem was deklamiert wird ist nicht realistisch gegeben. Es ist viel mehr ein Texte-Vortragen, als ein Verhandeln von Konflikten zwischen den Schauspielern. Allein diesen Unterschied feststellen zu können, entspringt den menschlichen Fähigkeiten, die auf dem Spiegelneuronensystem basiert. (Nur durch das Lesen dessen was Riccoboni schreibt ist es einem, durch die Spiegelneuronen, überhaupt möglich, sich handelnde Menschen vorzustellen.) Würde man ein Stück, dass auf Riccobonis Spielweise gespielt würde und daneben das gleiche von David Mamet inszeniert sehen, könnte man definitv einen Unterschied feststellen. Meiner Meinung nach wäre dieser Unterschied im Gehirn unterschiedlich bearbeitet. Eine abstrakte Spielweise müsste mehr über den Intellekt verstanden werden, da die Handlungen intuitiv nicht direkt einzuordnen wären. Ein Stück von David Mamet hingegen würde wesentlich intuitiver wahrgenommen werden. Die Handlungen, da sie möglichst nicht vom realen Leben zu unterscheiden sein sollen, würden intern intensiver simuliert werden. Zum anderen würde man nicht so bewusst darüber nachdenken, da der Intellekt für das Verständnis nicht so stark benötigt werden würde. Im Endeffekt bin ich davon überzeugt, dass man bei einer mehr realistischen Spielweise mehr mitfühlen würde, da dies intuitiv geschieht und nicht über eine intellektuelle Ebene passiert, wie bei einer abstrakteren Spielform. Nun kann man sich darüber streiten, welche Schauspieltheorie für ein möglichst intuitives Miterleben am besten funktioniert. Der Weg, den Stanislawski ebnete, dass man die Gefühle erleben müsse, die die Figur erlebt ist mit Sicherheit richtig. Nur äußere Darstellung dessen und vollkommenes inneres Unbeteiligt-Sein sind mit Sicherheit irgendwo beeindruckend, da sie, wenn es exakt gearbeitet ist, nahe an eine intuitive Handlung heran kommen. Aber nichts kann einen so zwingend zum Mitweinen bringen, wie ein Mensch, der wirklich weint, da dieser Prozess der Empathie kaum bewusst gesteuert werden kann. Spiegelneuronen verarbeiten das Wahrgenommene chronologisch schneller als der Intellekt. Die Superspiegelneuronen können zwar auf jeden Fall verhindern, dass man wirklich mitweint, jedoch ist es wahrscheinlich kaum möglich sich so sehr zu kontrollieren, dass man nicht wenigstens ein bisschen mitfühlt, da die innere Imitation nun mal immer stattfindet. Sicherlich ist es durch ein Verkrampfen des eigenen Muskelsystems, wie Keith Johnston es beschreibt, möglich sich so weit wie möglich, aus dem was man sieht, ’heraus zu ziehen’. Aber vollständig wird einem dies nie gelingen. Dieses Verkrampfen und Zu-angespannt-sein, ist aber auch ein wichtiger Aspekt für die Darsteller auf der Bühne. Nicht umsonst wird das Thema der Entspannung von jedem Schauspieltheoretiker angesprochen. Strasberg nennt das Beispiel, dass es nicht möglich sei, sich auf eine andere Handlung zu konzentrieren, wenn man etwas Schweres hebt.

Über den Autor

Gerrit Neuhaus wurde am 1981 als Sohn einer Medizinerin und eines Psychologen in Münster geboren und schloss sein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater Hannover 2009 mit Diplom ab. Zuvor studierte er von 2002 bis 2005 Theaterpädagogik an der FH Osnabrück.

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