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  • Sprachliche Aspekte von SMS-Texten: Eine kommunikationsorientierte Untersuchung von Kurzmitteilungen

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 05.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 32
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Was zeichnet SMS-Sprache und die Kommunikation per Kurzmitteilung aus? Mit dieser und weiteren Fragestellungen beschäftigt sich die vorliegende Untersuchung. Neben unterschiedlichen kommunikativen Funktionen und der Sonderstellung der SMS zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit stehen dabei auch sprachliche Besonderheiten von Kurzmitteilungen und deren Auswirkungen auf die Kommunikation im Fokus der Analyse.

Leseprobe

Kapitel 6, SMS – Zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit: In digitalen Medien, wie z.B. E-Mails oder SMS, kommt es immer öfter zu einer Überschneidung von schrift- und sprechsprachlichen Elementen. So zeigen SMS eindeutige Merkmale von Mündlichkeit, wie beispielsweise häufige Parataxen, Konstruktionsbrüche oder Verwendung von Gesprächswörtern (also, aber, ja, halt). Sind daher nun SMS-Texte eher der Mündlichkeit zuzuordnen? Bittner (2003) weist darauf hin, dass Sprache in SMS eigentlich nichts mit ‚Mündlichkeit’ zu tun hat. Beim Verfassen einer Kurznachricht fließen zwar sprechsprachliche Elemente mit ein, aber diese werden in eine schriftkompatible Form gebracht und schriftlich realisiert. ‘Die Emulation gesprochener Sprache mittels der schriftlichen ‚Rekonstruktion’ besonderer sprechsprachlicher Elemente und Merkmale hat strenggenommen nichts mit ‚Mündlichkeit’ zu tun (…). Dies betrifft insbesondere solche Schreibungen, die dialektale Aussprachen oder sprechsprachliche Verschleifungen wiederzugeben suchen’. Eine Zuordnung von sprachlichen Merkmalen in SMS gestaltet sich daher eher problematisch. Um eine geeignete Kategorisierung von SMS-Sprache zu erhalten, bedarf es einer sinnvollen Differenzierung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, die dem Medium Kurznachricht gerecht wird. Koch / Österreicher (1994) unterscheiden daher in ihrem Ansatz zwischen der Konzeption, die eine Äußerung prägt, und dem Medium, das zur Realisierung einer sprachlichen Äußerung verwendet wird. Es wird also zwischen konzeptioneller und medialer Mündlichkeit und Schriftlichkeit differenziert. Durch diese Einteilung kann man auch Überschneidungen zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit besser gerecht werden. Ein Text kann durchaus konzeptionell schriftlich sein, aber medial mündlich realisiert werden, wie z.B. eine Rede, die schriftlich geplant ist, aber mündlich vorgetragen wird. Umgekehrt gibt es Texte, wie z.B. SMS, die konzeptionell mündlich sind, aber medial schriftlich realisiert werden. Wenn man also im Zusammenhang mit SMS von Mündlichkeit spricht, so ist es sinnvoll, sich auf eben diese konzeptionelle Mündlichkeit zu beziehen. Androutsopoulos/Schmidt (2001) haben in ihrer Studie einige Elemente zusammengefasst, die als Kennzeichen konzeptioneller Mündlichkeit und damit gleichzeitig als Merkmale ‘informeller Schriftlichkeit’ gelten. Beispiele dafür finden sich auch im Korpus der vorliegenden Arbeit. [...] Kapitel 9, Methodik der Kürzungen – Zur Existenz einer allgemeinen Norm: Da in den analysierten SMS zahlreiche Kürzungsphänomene nachgewiesen werden konnten, stellt sich automatisch die Frage nach der Methodik dieser Kürzungen. Ist SMS nur eine auf Schnelligkeit angelegte Kommunikationsform ohne jegliche Norm, oder gibt es feste Regeln, nach denen in Kurzmitteilungen gekürzt wird? Kann man in Verbindung mit SMS von einer festen Norm der Kürzungen ausgehen? Bei der Analyse der Tilgungen, Reduktionen und Assimilationen lassen sich zumindest gewisse Regelmäßigkeiten der Kürzungen feststellen. Bei Tilgungen wird immer unbetontes e am Wortende gekürzt (hab[e]). Bei unbestimmtem Artikel wird fast ausschließlich die Initialsilbe gekürzt ([ei]ne), aber es existieren auch parallele Kürzungsformen, bei denen der Silbenkern noch weiter gekürzt wird. [Wär bestimmt cool gewesen aber bin leider ab morg Mittag nach d arbeit mit [ ]ner freundin aufm weg nach pots-dam.besuchn [ ]n[ ] alten bekannten…] Eine allgemeine Vorgehensweise bei dieser Form der Kürzung scheint daher noch nicht zu existieren. Im Gegensatz dazu wird bei Reduktionen regelmäßig unbetontes e in letzter (geh[e]n) oder erster Silbe (g[e]wonnen) gekürzt. Bei Assimilationen werden sowohl das es - Pronomen als auch Artikel, die auf m, s oder n enden, bis auf den wortfinalen Buchstaben gekürzt. Dabei ist zu beachten, dass es nicht in allen Fällen zu Assimilation kommt, sondern meistens nur dann, wenn die Elemente der Assimilation nachvollziehbar bleiben (bei dem? beim, aber nicht: bei den ? bein). Außerdem werden die gekürzten Formen relativ unregelmäßig mit oder ohne Apostroph angeschlossen (gehts, geht’s). Bei der Betrachtung der syntaktischen Kurzformen scheint die These einer allgemeinen Kürzungsnorm zunächst vertretbar. Alle Sender, die syntaktische Elemente reduzieren, folgen immer dem gleichen Schema. Bei allen Beispielen kommt es zur vollständigen Tilgung von z.B. Subjektpronomen, Artikel, Possessivpronomen, Präpositionen oder Modalverben. Hier ist also eine gewisse Gesetzmäßigkeit zu beobachten. Fraglich bleibt jedoch, nach welchen Kriterien die Sender syntaktische Kürzungen durchführen, d.h. ob sie beispielsweise Subjektpronomen oder Verb vorrangig tilgen. Im Korpus finden sich Beispiele, in denen das Subjektpronomen getilgt ist, und nicht das Modalverb ([Ich]BinDaheim, [Ich]HatteEchtKeinenBockAuf Weggehn…), in anderen Beispielen ist es genau umgekehrt (I [bin] heut bis mo.m.Arb….i.Leipzig…). Die Methodik der Kürzung scheint also noch längst nicht standardisiert zu sein. Bei den Kurzwörtern im Korpus, in diesem Fall Buchstabenkurzwörter, ist diese These schon eher vertretbar. Die Kurzformen in den meisten Beispielen setzen sich jeweils aus dem ersten Buchstaben eines Wortes und dem eines nachfolgenden Wortes zusammen, z.B. P(ublic) C(omputer). Bei mehrgliedrigen Wortzusammensetzungen werden ebenfalls die Initialbuchstaben der einzelnen Bestandteile für die Kurzform verwendet, z.B. W(ochen)e(nde). Parallel zu dem vorangegangenen Beispiel existiert aber auch die Kürzungsform Wo(chen)ende, bei der nur die zweite Silbe des ersten Gliedes der Zusammensetzung gekürzt wird. Ein weiteres Beispiel für zwei unterschiedliche Kurzformen eines Wortes sind die Abkürzungen R. und Rgb. für Regensburg. Im ersten Fall wird die Kurzform mit dem Initialbuchstaben des Wortes realisiert, im zweiten Fall mit dem jeweils ersten Buchstaben der einzelnen Silben. Die Festlegung einer festen Norm für diese Kurzformen ist daher schwierig. Abkürzungen konventioneller Art sind für die Definition einer allgemeinen Norm für die Kürzungen in SMS von geringer Bedeutung, da sie bereits in Wörterbüchern festgehalten und vom Sender meist schon so verinnerlicht sind, dass keine individuelle Kürzungsleistung mehr erfolgt. Wichtig für die Beantwortung der Fragestellung sind vor allem die unkonventionellen Abkürzungen, bei denen eigenständig gekürzt wird. Hier lassen sich gewisse Regelmäßigkeiten nachweisen. So gibt es weit-gehend mit der Vollform übereinstimmende Kurzformen, bei denen ein Teil des Suffixes gekürzt wird, z.B. –ich bei endl., wirkl., eigentl., oder bei Zusammensetzungen ein Teil des zweiten Wortes, wie Volleyb. für Volleyball. Bei vielen dieser Kurzformen kommt es zu einer Tilgung des ganzen Suffixes, z.B. –ung bei Beding. und Bewerb. Außerdem gibt es auch Initialabkürzungen mit nur einem Buchstaben der Vollform, z.B. f. anstatt für. Wie Schlobinski et al. (2001) in ihrer Studie nachweisen konnten, treten Initialabkürzungen dieser Art vor allem bei Funktionswörtern auf, bei Präpositionen, beim Artikel und dem Personalpronomen der 1. Person Singular. Dieses Ergebnis wird durch Belege im analysierten Korpus bestätigt (vgl. Tab.16). Der Grund dafür liegt laut Schlobinski et al. darin, dass diese Wörter praktisch ‘semantisch entlastet’ sind, ‘d.h. sie können aufgrund des grammatischen Zusammenhangs auch dann interpretiert werden, wenn ihr Zeichenkörper stark reduziert ist’. Aber auch für die meisten anderen unkonventionellen Abkürzungen gilt, dass sie fast ausschließlich am Wortende gekürzt werden. Die einzelnen Wörter werden dabei nur um die Teile gekürzt, die unrelevant für das Textverständnis sind. Die semantisch wichtigen Bestandteile bleiben bestehen. Die Kürzung erfolgt aber in vielen Fällen individuell und ist vom jeweiligen Verfasser abhängig, weshalb keine allgemeinen Aussagen bezüglich einer festen Kürzungsnorm gemacht werden können. So sind im Korpus für das Wort oder die Abkürzungen o. und od. belegt, für morgen die Kurzformen mo. und morg... Die meisten der partiell konventionellen Abkürzungen werden aus den Initialbuchstaben der einzelnen Wörter zusammengesetzt. Die schon weitgehend konventionalisierte Grußformel lg ist die Kurzform für liebe Grüße, vlg steht für viele liebe Grüße. Allerdings gibt es auch hier verschiedene Kürzungsansätze für die gleiche Verabschiedungsformel, z.B. bb und biba für bis bald. Daher ist lassen sich auch in diesem Fall keine eindeutigen Regeln für die Kürzungen nachweisen. In Anbetracht dieser Beispiele erweist es sich als relativ problematisch, allgemeine Kürzungsmethoden in Kurzmitteilungen zu definieren, die die Basis für eine feste Norm bilden. Zwar lassen sich in manchen Kurzformen Regelmäßigkeiten feststellen, die durchaus auf einen gewissen allgemeinen Standard der Kürzungen hindeuten. Auch gibt es bereits innerhalb der SMS-Kommunikation bestimmte partiell konventionelle Abkürzungen, die usualisiert sind, und vom Nutzer auch dementsprechend verwendet werden, wie z.B. die Grußformel lg (liebe Grüße). Aber meistens sind wohl ‘Kommunikationssituation und Teilnehmerkreis (..) Hauptursache für die Wahl der Sprach- und Stilmittel’ . Unter Berücksichtigung der zahlreichen Unregelmäßigkeiten bei den Kürzungen, und aufgrund des relativ kleinen Korpus, ist es aber noch nicht möglich, allgemeingültige Kriterien zu definieren, nach denen die Kürzungen vorgenommen werden. Eine allgemeine Norm für Kürzungen in SMS ist vielmehr erst am Anfang ihrer Entstehung und wird in der zukünftigen Forschung durch umfangreiche Korpusanalysen zu entwickeln sein.

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