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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In einem Zeitalter, in dem sich das Leben der Menschen immer mehr in der Medienwelt verliert, spielt das Fernsehen eine große Rolle. Mit einem Blick auf das heutige Programm wird ersichtlich, dass besonders Filme und Serien aus anderen Ländern, hauptsächlich den USA, stammen. Achtet man bei der Betrachtung dieser Programme auf die Dialoge, fallen zum Teil sehr merkwürdige Stellen auf, bei denen man sich fragt, wie es zu solchen Formulierungen kommen konnte. Aus diesem Grund befasst sich dieses Buch mit der Synchronisation von Filmen und Serien. Besonderes Ziel ist dabei, die Ursachen für diese Sonderheiten herauszufinden. Sind es einfach nur schlechte Übersetzungen? Woran erkennt man überhaupt schlechte Übersetzungen? Hatte der Übersetzer keine andere Wahl, als den Dialog so zu übersetzen? Um diese Fragen zu beantworten, werden die folgenden Punkte näher betrachtet: Welche Faktoren spielen bei der Synchronisation eine Rolle? Hätte es eine bessere Lösung geben können? Zu diesem Zweck wurde die amerikanische Sitcom Friends, die besonders im Originalton durch ihren saloppen und formlosen Humor besticht, und deren deutsche Synchronfassung als Untersuchungsgegenstand ausgewählt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.3.2, Gestensynchronität: Ein weiterer Gesichtspunkt, der bei der Synchronisation beachtet werden muss, sind die Gesten und Mimik der Darsteller. Laut Kurz besitzt ‘jeder Satz seine eigene Betonung, die den Satzkern, den Nukleus hervorhebt.’ (2006: 112) Mit diesem ‘phonetisch markierten Satzkern’ gehen häufig entsprechende Gesten z. B. Kopfnicken oder Handbewegungen und Mimiken z. B. plötzliches Lächeln oder Stirnrunzeln einher. Allerdings ergibt sich dadurch das Problem, dass nicht in jeder Sprache der gleiche Satzteil betont wird. Whitman-Linsen (1992: 36) zeigt dies an dem Beispiel des englischen Satzes ‘I’ve had enough’, bei dem die Betonung und damit auch die Mimik auf dem ‘enough’ liegen. In der deutschen Variante ‘Jetzt reicht’s mir aber’, liegt die Betonung dagegen in der Mitte des Satzes, wodurch die körpersprachliche Betonung, wie z. B. das Stampfen mit einem Fuß, nicht mehr mit der sprachlichen Betonung übereinstimmt. Jetzt stellt sich für die Synchronisation die Aufgabe, diese unterschiedlichen Betonungen miteinander in Einklang zu bringen, damit dazugehörige Gesten nicht unmotiviert und deplatziert erscheinen. (Vgl. Kurz 2006: 113) Die Aufgabe gestaltet sich natürlich umso schwieriger, wenn man betrachtet, wie unterschiedlich die einzelnen Kulturen Gesten und Mimiken anwenden. Als Kontrast führt Whitman-Linsen den Italiener an, der seine Körpersprache soweit entwickelt hat, dass es ihm möglich ist, ganze Konversationen zu führen, ohne dabei zu sprechen. (Vgl. Whitman-Linsen 1992: 33) Als Gegenteil nennt sie den ‘stilted, restrained Englishman with his barely moving lips and dearth of gesticulative’ (Whitman-Linsen 1992: 33), für den so etwas wohl kaum möglich wäre. Der Versuch diese Gesten bei der Synchronisation mit einzubeziehen gestaltet sich natürlich umso schwieriger, je mehr sich die Gesten der unterschiedlichen Kulturen der Original- und Zielsprache unterscheiden. Whitman- Linsen führt hier ein Beispiel aus Robert Altmans Film Perfect Couple an: …one male character communicates to a woman in sign language from the street below her window. His gestures relate to her and the rest of the English-speaking audience that he will drive by the next day and honk his horn for her. To the Italian audience, the same gestures would have so unmistakeably suggested his plans for the following day's sexual activities with her… (Whitman-Linsen 1992: 35). In solchen Fällen bleibt der Synchronisation häufig nur die Option, die Bedeutung in gesprochenem Text zu vermitteln. Dies geschieht häufig in Szenen, in denen die Lippenbewegungen der Schauspieler nicht zu erkennen sind. Hier kann die Synchronisation verschiedene Dinge einfließen lassen, um eventuelle Missverständnisse beim Zielpublikum auszuräumen (Vgl. Whitman-Linsen 1992: 33-35). 3.4, Äquivalenz: Wie bei der textuellen Übersetzung, spielt auch bei der Synchronisation der Begriff der Äquivalenz eine entscheidende Rolle. Allerdings stellt sich bei der Synchronisation das Problem, dass es sich bei dem Ausgangstext um ein audiovisuelles Produkt handelt. Der Übersetzer muss sich also nicht nur mit einem Text, sondern auch den dazugehörigen Bildern, Stimmen und Klängen auseinandersetzen, die zusammen eine Einheit bilden und auch als solche behandelt werden müssen. Dazu ist der Übersetzer hier mit dem Problem konfrontiert, dass er von den vielen Variablen, die sich bei Filmen oder Serien ergeben, nur einen Teil des Produktes, nämlich besagten Text, verändern kann. Er hat weder Einfluss auf das Bild noch auf die Bewegungen der Darsteller. Dazu ergeben sich folgende Probleme, die bei einem rein schriftsprachlichen Text nicht auftreten, wenn es darum geht, eine äquivalente Übersetzung des Originals zu kreieren: 3.4.1, Synchronstimme: Eine Schwierigkeit bei der Synchronisation ist die Auswahl der Synchronstimme für einen Darsteller. Bei dieser Problematik tendieren die Synchronstudios allerdings nicht dazu, einen Synchronsprecher zu engagieren, dessen Stimme der des Originals möglichst nahe kommt, sondern sie suchen eine Stimme, die zu der Person in dem Film passt, um dadurch eine Einheit aus Stimme und Person herzustellen. (Vgl. Kurz 2006: 117) Herbst (1994: 84-85) spricht in diesem Fall von Charakteräquivalenz: ‘Mit Charakteräquivalenz ist also gemeint, daß sich das Persönlichkeitsbild einer Rolle im Originalfilm und in der Synchronfassung entsprechen.’ Wehn (1996: 20, zitiert in Kurz 2006: 117) schreibt dazu: ‘‘Charakteräquivalenz’ bedeutet nicht, daß die Stimmen des Synchronsprechers und des Schauspielers aus der Synchronfassung sich ähneln sollen, sondern vielmehr sollte die Stimme in der Synchronfassung zur sichtbaren Erscheinung auf dem Bild, aber auch zu dem Charakter und Verhalten passen.’ Da in unterschiedlichen Kulturen bestimmten Stimmweisen unterschiedliche Bedeutungen zugewiesen werden, kann es dabei vorkommen, dass sich die Stimme des Darstellers und die des Synchronsprechers überhaupt nicht ähneln. Kurz führt in diesem Zusammenhang an, dass eine hohe Männerstimme in angelsächsischen Ländern ein Zeichen von Kompetenz ist, wohingegen eine hohe Männerstimme im Deutschen wohl eher befremdlich wirken würde. Daraus ergibt sich allerdings, dass bestimmte Darstellertypen immer mit derselben Synchronstimme belegt werden. So werden z. B. Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger und John Travolta in der deutschen Synchronfassung alle von Thomas Danneberg gesprochen. (Vgl. Kurz, 2006: 118) Dazu teilen sich auch so unterschiedliche Frauenfiguren wie Whoopi Goldberg und Roseanne Barr die gleiche Synchronstimme und ‘für Blinde ist Tom Hanks in jedem zweiten Film zu hören’ (Kristmannsson 1996: 234). Einer der Gründe die Synchronstimme möglichst nahe an der Originalstimme zu halten, kann ein Gesangspart in einem Film sein. In einem solchen Fall könnte die Synchronfirma sich dafür entscheiden, den Gesangsteil im Originalton zu übernehmen, dann würde es allerdings sehr befremdlich wirken, wenn diese Stimme sehr von der Stimme des Darstellers während des restlichen Teils des Films abweichen würde (Vgl. Whitman-Linsen 1992: 43). Ein weiterer wichtiger Bestandteil auf der Suche nach einer Synchronstimme, ist das ‘schauspielerische’ Können der Synchronsprecher. Schließlich müssen sie, allein durch ihre Stimme, die Emotionen der Darsteller vermitteln können. Aus diesem Grund werden meistens Schauspieler als Synchronsprecher engagiert (Vgl. Hoffmann 2007: 22).

Über den Autor

Martin Thauer wurde 1980 in Flensburg geboren. 2008 schloss er sein Studium zum Diplom-Technikübersetzer an der Fachhochschule in Flensburg erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor Erfahrung im Bereich des Übersetzungswesens. Durch seine längeren Aufenthalte in Neuseeland und Irland wurden ihm die Unterschiede zwischen der Originalfassung und der Synchronfassung von Filmen und Serien deutlich. Dazu motivierte ihn sein ohnehin großes Interesse für amerikanische Filme und Serien, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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