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  • Wissen, gerechtfertigte Meinung und Nichtwissen: Das Menon- und Gettierproblem im Kontext

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 11.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Ausgehend vom Wissensbegriff und dessen klassischen Problemen, wie dem Gettier-Problem und Platons Menon, wird ein systematischer Zugang zu den Formen des Wissens erschlossen. Mit Hilfe der epistemologischen Beurteilung der gerechtfertigten Meinung und des Wissens wird eine Aussage über das Nichtwissen getätigt. Vor allem der Bereich, in dem Wissen vermutet wird und eine Entscheidung zu Gunsten des Nichtwissens erfolgt, soll untersucht und mit Beispielen belegt werden. Das Buch verfolgt außerdem das Ziel, die Erscheinungsformen von Dummheit als eine Form des Nichtwissens zu untersuchen und im Besonderen eine Querverbindung zum freiwillig gewählten Nichtwissen herzustellen. Die Absicht, sich wider das Wissen zu entscheiden, kann törichtes Handeln zur Folge haben. Es wird der Frage nachgegangen, welche Gründe für törichtes Handeln vorliegen können, wie dieses Handeln erkannt werden kann und auf welche Art und Weise hier eine epistemologische Handlung zu verorten ist bzw. wie diese ausgedrückt werden kann.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.6 Ironie – eine Reaktion auf die Torheit: Ironie zeigt sich im Alltag häufig, die Literatur hingegen hält die Ironie fest, so dass sie auch später untersucht werden kann. Über die Ironie findet man im Gegensatz zur Torheit ausreichend Sekundärliteratur. Da Gefühle für das Interessenehmen wichtig sind, wird die Ironie als Ausdrucksform der Torheit von unechten Gefühlen begleitet. Diese unechten Gefühle entstehen nicht von selbst, sondern bilden einen bewussten Akt ab. Parodie, Groteske und Satire bilden das Umfeld zur Ironie. Das Lachen vollbringt das, was mit der Anhäufung von Regeln des richtigen Urteilens vergeblich angestrebt wird das Lachen urteilt und – was noch mehr ins Gewicht fällt –es spießt eine Marotte auf, geißelt eine Schrulle, stellt das Groteske bloß […] . In diesem Umfeld wird auf unterschiedliche Weise die Ironie eingesetzt. Das Wesen der Ironie besteht in der Darstellung von Spott, Witz oder Ernstem: Sie stellt das Gegenteil von dem dar, was man glauben soll. Damit setzt die Ironie Wissen von dem voraus, was man anders darstellen möchte. Diese Definition der Ironie erklärt, warum die Ironie mit der Torheit in Zusammenhang gebracht werden kann. Die Torheit, die mittels Vernunft das Gegenteil darstellen möchte, kann dieses mit Ironie ausdrücken. Das Gegenteil von Ironie ist gesunder Menschenverstand. Denn er ist die Parole derer, die alles Wichtige unbefangen in den Begriffen des abschließenden Vokabulars [dies sind die Wörter, mit denen die Lebensgeschichte erzählt wird] beschreiben, das sie und ihre Umgebung gewohnt sind. Gesunden Menschenverstand haben, heißt selbstverständlich finden, daß Erklärungen in der Sprache dieses abschließenden Vokabulars ausreichen, um Überzeugungen, Handlungen und das Leben derer, die abschließende Vokabulare benutzen, zu beschreiben und zu beurteilen . Sämtliche Zugänge zur Ironie zeigen, dass der Ironiker die Wirklichkeit verlässt und mit Hilfe des Verstands gegen den Verstand entscheidet. Damit bringt der Ironiker seine Torheit zum Ausdruck. L’ironiste, comme je le suggère, est sensible à la bêtise et aux valeurs cognitives négatives . Der Ironiker zeigt sich für negative kognitive Werte sensibel. Das Verhältnis zur Wirklichkeit wird als Wirklichkeitsverlust registriert. Problematisch wird in der Erfassung der Ironie jedoch deren Deutung. Während A die Aussage von B als Ironie auffasst, kann dies für C anders liegen. Da es sich bei der Ironie nicht um Dummheit handelt, muss versucht werden, der Ironie auf den Grund zu gehen, um diese zu entlarven. Da sich die Ironie auf Torheit stützt, die als Gleichgültigkeit gegenüber den epistemischen Werten definiert wurde, gilt es, um die Ironie zu entlarven, epistemische Werte zu finden, die durch die Ironie negativ ausgedrückt wurden. Robert Musil kritisiert in seinem Roman Der Mann ohne Eigenschaften das Rechtssystem, das einer Meinung nach zu sehr in althergebrachten Bahnen denkt. Musil stellt sich offensichtlich ein Ideal vor, das sich von der Wirklichkeit unterscheidet. Musil möchte schlechte Denker mit Ironie entlarven. Dieses Ideal vertritt er durch Ironie, indem er das Ideal der Juristen in seinem Roman als weltfremd und realitätsfremd auszeichnet, indem er einen Disput um das Wort oder und und im Rechtssystem ironisch thematisiert. Es scheint aber schwer zu sein, die Torheit mit dem Gegenbegriff einzugrenzen. Paul Feyerabend sieht nicht die Möglichkeit, klare Prinzipien hinter den Dingen zu erkennen, denn schließlich gäbe es keine Entsprechungen in den Naturwissenschaften und auch nicht im realen Leben. Das Leben erscheint relativ klar, so lange alles Routine bleibt, das heißt, solange die Leute keine unangenehmen Fragen stellen, Texte auf herkömmliche Weise lesen und nicht fundamental herausgefordert werden. Doch wenn die Routine zusammenbricht, verflüchtigt sich die Klarheit, erheben seltsame Ideen, Wahrnehmungen und Gefühle ihr Haupt . Torheit möchte keine Klarheit, weshalb Feyerabend außerhalb der Routine auch die Torheit vermuten lässt. Es stellt sich die Frage, ob die bewusste Umkehrung der Vernunft immer Unvernünftiges hervorruft. Wenn ein Problem lange Zeit besteht und man die Sichtweise ins vordergründig Unvernünftige wendet, wie es auch der Tor tut, könnte man vielleicht zu ganz neuen Erkenntnissen kommen. Wenn Dummheit und Torheit Themen der Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie sind, dann muss es auch möglich sein, Handlungen zu finden, welche die Torheit entlarven, da es ansonsten nicht möglich wäre darüber zu sprechen. Das Reich der Weisheit ist für Musil eine öde und allgemein gemiedene Gegend. Für törichte Handlungen lassen sich Beispiele finden (z.B. der Fuchs, dem die Trauben zu hoch hängen), für weise Handlungen findet man schwerer positive Bestimmungen, da auch eine Abhängigkeit vom Gefühl festgestellt wurde. Torheit kann man in jedem Fall mit Weisheit vermeiden. Die Torheit besteht aus verinnerlichten Dispositionen und Gesinnungen, die schwer zu überschauen sind und aus den affektiven Einstellungen, die durch die Ceteris Paribus Klauseln ausgedrückt wurden. Die Unterbrechung des Interessenehmens, ein zu beachtendes Merkmal bei der Analyse der Torheit, wird in diesen Klauseln ausgedrückt. Es sei schwer, das Richtige zu fühlen, töricht zu sein, sei unendlich und vielfältig. Für den Weisen gilt es die Torheit durch Wissenwollen zu vermeiden und damit dem Laster der Torheit wirkungsvoll zu begegnen. So genannte kognitive Helden müssen angemessene Einstellungen unangemessenen Einstellungen vorziehen.

Über den Autor

Thomas Jaretz, geb. 1967 in Wien, ist Philosoph. Er studierte in Wien, Hagen und Kaiserslautern und schloss neben anderen Fachgebieten sein Studium der Philosophie 2015 ab. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die Epistemologie.

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