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Natur / Technik


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 11.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 184
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

99,9% der Materie des Monds besteht aus leerem Raum. Auf die restlichen 0,01% kommt es an – und das sind keine stumpfen Teilchen . Die Quantenphysik zeigt, dass es sich um geisterhafte, energetische Prozesse handelt, die mit uns wechselwirken und unser Weltbild auf den Kopf stellen. Und was sehen wir nachts am Himmel? Vor allem einen von uns unbewusst konstruierten Mond. Wie er dorthin kommt, was die Physik dazu sagt, warum wir untrennbar mit unserer Wirklichkeit verbunden sind und es keine Welt an sich gibt, ergründet Dr. Christian Zippel mit dieser wissenschaftsphilosophischen Arbeit. Dabei geht er so tief in die Materie, dass nicht viel davon übrig bleibt. Heraus kommt der Entwurf einer kreativen, lebendigen Welt, in der Vieles mit Vielem verbunden und alles im Fluss ist – selbst wenn es ruht.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3., Intersubjektivität: Stellen Sie sich bitte nun aus Sicht einer fiktiven Betrachterperspektive selbst vor, wie Sie gerade in Ihrem Zimmer sitzen und lesen. Sehen Sie, wie Sie angezogen sind, wie Sie atmen, den Stift festhalten und in die Gesamtkomposition des Raumes eingehen. Versuchen Sie sich rein ,objektiv’ vorzustellen. Was für einen Eindruck würden sie wohl auf einen völlig Unbekannten machen? Wie würden Sie sich aus Sicht Ihrer Sekretärin, Ihres Arbeitskollegen, Ihrer Frau oder Ihres Freundes vorstellen? Wenn man all diesen Menschen ein Bild von Ihnen zeigen würden, dann würden alle aussagen, dass Sie das auf diesem Bild seien. In diesem Sinne erscheint Ihre Existenz rein objektiv gegeben und sogar experimentell bestätigt. Doch was bedeutet hier ,objektiv’? Jeder der soeben aufgezählten Menschen hat Sie an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten aus verschiedenen Perspektiven verschiedenen erlebt und empfindet verschieden für oder gegen Sie. Diese Menschen können Sie scheinbar nicht so ,objektiv’ sehen, wie Sie selbst aus Ihrer fiktiven ,objektiven’ Perspektive. Doch wessen Perspektive ist dies? Ihr ,objektiver’ Eigenbeobachter ist nur eine subjektive Projektion ihrer eigenen Vorstellung von Ihnen selbst. Und was könnte in Bezug auf sich selbst subjektiver sein, als das eigene Subjekt? Was verbleibt nun jedoch als das objektiv Gegebene an Ihrer Person? Ist es Ihr Name? Jeder Mensch und auch Sie selbst werden Ihren Namen jedoch jedesmal anders aussprechen, betonen, niederschreiben und diverses dabei empfinden. Auch Ihr Name ist rein objektiv nicht gegeben. Es ist immer der Name eines Subjektes, der von anderen Subjekten mit Konnotationen behaftet ist und verschieden gedacht und vertont wird. Wenn Ihr Name weder gedacht und gesprochen, noch niedergeschrieben wäre, was wäre er dann? - Er wäre in der Welt nicht gegeben. Dieses Nicht-Gegebensein in der Welt verwechseln viele mit Objektivität. Jeder Mensch der ausspricht, dass er Sie kenne, kennt nicht Sie, sondern seine eigene Vorstellung von Ihnen. Sie selbst kennen sich ebenfalls nicht, da Sie zu diesem Zwecke auf Ihren fiktiven ,objektiven’ Beobachter zurückgreifen müssten, der mehr über Sie wissen müsste, als Sie selbst. Da Sie selbst jedoch der Urheber dieses Beobachters sind, widerspricht sich dies. Somit kennen Sie selbst nur Ihre Vorstellung von sich selbst. Wenn Sie mit all den Menschen, die Sie mit Namen kennen, in einer riesigen Halle versammelt wären und über Lautsprecher derartige Schallwellen erzeugt würden, dass diese in den Ohren all der Anwesenden eine wiederum subjektive Vorstellung Ihres Namens enstehen ließe, dann würden alle mit dem Finger auf Sie zeigen. Diese Handlung beweist jedoch keineswegs Objektivität. Sie beruht einzig und allein auf einem Akt der Intersubjektivität. Schließlich ist es keinem der Anwesenden möglich, seine Vorstellung von Ihnen mit der eines anderen zu vergleichen. Indem die Anwesenden im Diskurs versuchen ein ,objektives’ Bild von Ihnen zu entwerfen, vergleichen sie immer nur ihre jeweils eigene Vorstellung mit ihrer jeweils eigenen Vorstellung. Denn mehr, als die jeweils eigene Vorstellung von Ihnen, haben all diese Leute nicht zur Verfügung. Indem die Anwesenden nun ihre jeweils eigene Vorstellungen von Ihnen disputieren, vollzieht sich keine Objektivierung, sondern nur eine Angleichung von intersubjektiven Vorstellungen. Desweiteren sind die Schallwellen von den Lautsprechern ebenfalls nicht objektiv beschreibbar. Auch wenn viele Wissenschaftler behaupten würden, dass der Schall auf simplen und objektiv leicht nachvollziehbaren sich wellenartig und adiabatisch ausbreitenden Druckschwankungen innerhalb eines Mediums beruhe, ist diese Aussage jedoch nur eine fragmentarische und intersubjektivierbare Vorstellung eines Menschen. Schließlich kann nicht erklärt werden, was diese ,Energie’ wirklich sei, auf der diese Druckschwankungen beruhen und auch eine mikroskopisch genaue Zustandsklärung des jeweiligen Mediums ist derzeit nicht gegeben und in Bezug auf die später zu behandelnde Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation wird sich zeigen, dass dies im Detail nicht einmal möglich ist. In diesem Sinne von objektiver Wahrheit zu reden, beruht auf einer beständigen Selbsttäuschung, welche sich noch stärker in Bezug auf die scheinbar ,objektive’ Erklärung unserer Wahrnehmung von Schall offenbart. Was bedeutet denn ,hören’? All unsere Empfindungen von der Außenwelt beruhen auf einer Vermittlung von qualitativ gleichen elektrischen Impulsen in unserem zentralen Nervensystem. Erstaunlich, wie in unserem Geist so eine Welt entsteht, die wir in Bilder, Töne, Gerüche, Geschmäcker und Tastgefühle aufteilen. Doch diese Bilder, usw. und diese Aufteilung gibt es in der Welt ,objektiv’ nicht. Diese Welt ist unsere subjektive Vorstellung. Objektivität gibt es nicht! Der Glaube an eine objektive Welt beruht auf dem Glauben an einen jeweils eigenen fiktiven ,objektiven’ Beobachter, der mehr weiß, als man selbst. Es wäre übrigens auch nur dieser außenstehende fiktive Beobachter, der dazu fähig wäre, uns eine Wahrheit zuzuflüstern. Eine Wahrheit, die nun als Illusion erkenntlich wird. Es ist für die Naturwissenschaftler und die Philosophen von enormer Bedeutung, diese Geister auszutreiben und die Verantwortung für die eigenen Gedanken zu übernehmen! Erst in einer ,Ich sehe das so!’-Welt ist ein fruchtbarer Diskurs möglich, der nicht zu einer Verteidigung scheinbar objektiver Wahrheiten verkommt, sondern vielmehr die Fallibilität jeglichen Wissens als Wert anerkennt, der es ermöglicht, Andersdenkende als Bereicherung und nicht als Kontrahenten anzusehen. Grundlegende Konflikte auf unserem Planeten beruhen auf dem Glauben an eine objektive Wahrheit – und die Betonung liegt hier bewusst auf dem Begriff ,Glaube’. Eine objektive Wahrheit kann man nicht wissen, da es sie nicht gibt – glauben kann man dennoch an sie. Während unzählige Anhänger der tausenden von Religionen auf unserem Planeten glauben, sie selbst würden die absolute objektive Wahrheit über die Welt verkünden und alle Anhänger anderer Religionen befänden sich im Irrtum, beweisen z.B. Wissenschaftler verschiedener Nationen, dass sie gemeinsam an Projekten wie der Raumfahrt arbeiten können, ebenso wie Sportler aus aller Welt gemeinsam an den Olympische Spielen teilnehmen können. Zu glauben, dass eine derzeitige wissenschaftliche Aussage eine objektive Wahrheit verkörpere gleicht dem Glauben, dass eine derzeitige sportliche Leistung eines Menschen eine absolute Leistungsgrenze für die Menschen insgesamt darstelle. Die sportlichen Leistungen verbessern sich im Zuge der Entwicklung der Menschheit ebenso sukzessive, wie die Erkenntnisse der Wissenschaft. Sportler verfallen jedoch nicht in den Glauben, dass es absolute Leistungsgrenzen gebe, geschweige denn, dass es objektive Leistungsgrenzen ohne einen Leistenden gebe. Jede Leistung ist immer die Leistung eines Menschen dies gilt auch in der Wissenschaft. An dem Punkt jedoch, an dem der Glaube die Bühne des Schaffens betritt, verkommt die Wissenschaft zur Religion. Dann weiß der religiös orientierte Mensch, was er glaubt und der wissenschaftlich orientierte Mensch glaubt, was er weiß. Im Bilde des Sportlers entstehen dann Konflikte, die dazu führen, dass die derzeitigen Leistungsgrenzen verbal angegriffen und verteidigt werden, das eigentliche Schaffen, der Sport wird dadurch jedoch gehemmt oder ganz eingestellt. Damit eine Wissenschaft wirklich Wissen schaffen kann, muss sie die volatile Verwendung des Begriffs ,Wahrheit’ vollständig aus ihrem Repertoire streichen.

Über den Autor

Christian Zippel ist ein ausgesprochen lebenslustiger, aber auch kompromissloser Mensch. Sein Leben ist eine Abfolge von Experimenten und einschneidenden Veränderungen, die er eigensinnig, aber spielerisch angeht. Nach seiner Promotion über die Philosophie der Farben bei Harald Lesch hat er sich von Hab und Gut getrennt, befindet sich auf der Reise seines Lebens und geht fliegenfischen. Wertvoll und lebendig ist für ihn, was an der Nutzung wächst: Fähigkeiten, Körper, Charakter und Beziehungen. Tot und wertlos erscheint ihm, was durch Benutzung abnutzt - weswegen ihm materielle Dinge weniger wichtig sind. Aus dieser Perspektive erwächst eine besondere Philosophie, die er durch seine stets pragmatischen Bücher mit seinen Lesern teilt.

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