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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 12.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Mit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 und der ihr folgenden, bis heute andauernden Schuldenkrise ist der Ruf nach einem in die Märkte eingreifenden Staat in der Bevölkerung und bei namhaften Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft immer lauter geworden. Doch reicht ein neuer Staatsinterventionismus aus, um die Ursachen der Finanz- und Schuldenkrise wirksam zu bekämpfen oder greift er doch zu kurz, da er eventuell tiefer liegende Gründe der Krisen nicht ausreichend berücksichtigt? Dieses Buch versucht mit Hilfe der monetären Wert- und Krisentheorie des Philosophen Karl Marx eine mögliche Antwort zu geben, wobei vorher zu klären sein wird, ob Marxens Theorien, die sich auf die ökonomischen Verhältnisse seiner Zeit beziehen, überhaupt auf die Finanz- und Schuldenkrise unserer Tage anwendbar sind. Hierbei verfolgt diese Untersuchung nicht die Absicht, eine eigene ausgearbeitete Krisenlösung auf der Grundlage des neuen Staatsinterventionismus oder der marxschen Theorien anzubieten. Vielmehr sollen beide, abhängig vom Ergebnis der vorherigen Analyse, zur Beantwortung der Kernfrage einander gegenüber gestellt und in Bezug auf die Krisen gegeneinander abgewogen werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1.2, Die Arbeit in der kapitalistischen Gesellschaft: Den in der Ware festgestellten Gegensatz verortet Marx bereits in der ‘zwieschlächtige[n] Natur der in der Waare enthaltenen Arbeit‘ (Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEGA² II/6, S. 75), weshalb er in ihr einen Dreh- und Angelpunkt seiner Analyse sieht. Doch bevor wir uns ihrer beiden Charaktere widmen, gilt es zuerst festzuhalten, was Marx selbst unter der Arbeit im Allgemeinen versteht. 3.1.2.1 Die Arbeit im Allgemeinen: Er kennzeichnet ihn als einen ‘Prozeß zwischen Mensch und Natur‘ (a.a.O., S. 192), in dem es zu einer Verwandlung natürlicher Stoffe aufgrund gezielten menschlichen Einwirkens kommt. Dieser verändernde Eingriff ist nichts anderes als die Verausgabung menschlicher Arbeitskraft. Sie ist nach Marx die absolute Verkörperung aller ‘physische[r] und geistige[r] Fähigkeiten, die in Leiblichkeit der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existiren‘ (a.a.O., S. 183). Damit jene zur Geltung gelangen, muss sich die Arbeitskraft in Gestalt des Tätigwerdens äußern, in der sogenannten Arbeit. Hierdurch ‘wird […] ein bestimmtes Quantum von menschlichem Muskel, Nerv, Hirn u.s.w. verausgabt‘ (a.a.O., S. 186), womit bei jeder Form von Arbeit eine physiologische Verausgabung von Arbeitskraft im absoluten Sinn vorliegt. 3.1.2.2 Die konkret-nützliche Arbeit: Darauf fußt nun zum einen einer ihrer erwähnten Charaktere, die sich bei der Schaffung von Gebrauchswerten als ‘bestimmte zweckmäßig produktive Thätigkeit oder nützliche Arbeit‘ (a.a.O., S. 76) zeigt. Darunter begreift Marx den ‘Gebrauch der Arbeitskraft‘ (a.a.O., S. 192) zur direkten Umformung natürlicher Ressourcen in einen nützlichen Gegenstand. Die somit zweckgebundene Tätigkeit markiert für ihn die ‘Arbeit selbst‘ (a.a.O., S. 193), eine ‘lebendige Arbeit‘ (a.a.O., S. 197), die aktiv ist und demzufolge deren subjektiven Gehalt bildet. Sie repräsentiert die Verausgabung von Arbeitskraft zum Zwecke der Herstellung qualitativ und quan-titativ heterogener Güter im speziellen, da für die jeweilig unterschiedlichen Arbeitsprodukte, z.B. Tisch oder Tuch, jeweils andere besondere Fähigkeiten und Kenntnisse, z.B. tischlern oder weben, benötigt werden, die ein Mensch alleine alle gar nicht auf sich vereinigen kann. Deshalb stellen alle ‘konkret […] nützliche[n] Arbeit[en]‘ (a.a.O., S. 80) Privatarbeiten einzelner oder kleinerer Gruppen von Individuen dar. Daneben enthalten Erstere ein weiteres Merkmal, nämlich ‘produktive Arbeit‘ (a.a.O., S. 195) oder Produktivkraft zu sein. Dahinter verbirgt sich der Grad der Intensität, mit der die zweckbestimmte Arbeitskraft in einer gewissen Zeitspanne verausgabt wird. 3.1.2.3 Die abstrakt-gesellschaftliche Arbeit: Zum anderen weist die Arbeit in einer warenproduzierenden kapitalistischen Gesellschaft neben ihrer nützlich-konkreten noch eine weitere Form, die ‘gleiche menschliche […] [oder] abstrakt menschliche‘ (Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEGA² II/6, S. 72), auf. Sie ist ein Kind des Austausches, das zeitgleich mit den Waren als einer ihrer Attribute hervorgeht, und diesbezüglich ein gesellschaftliches Konstrukt der Arbeit. Aber wie ist das explizit zu verstehen? Die abstrakte Gestalt der Arbeit resultiert aus einer Abstraktion ihrer konkret-nützlichen, in deren Verlauf es zu einer Reduktion auf ihre Mindestanforderungen an geistigen und körperlichen Fähigkeiten, ‘die im Durchschnitt jeder gewöhnliche Mensch ohne besondere Entwicklung, in seinem leiblichen Organismus besitzt‘ (a.a.O., S. 77), kommt. Infolgedessen werden alle Individuen mit all ihren unterschiedlichen physiologischen Eigenschaften und Fähigkeiten auf eine ‘einfache Durchschnittsarbeit‘ (a.a.O., S. 77) oder auf eine ‘gesellschaftliche Durchschnitts-Arbeitskraft‘ (a.a.O., S. 73) reduziert, was dem kleinsten gemeinsamen Nenner für die Verausgabung von Arbeitskraft entspricht, und dadurch die Gleichsetzung ermöglicht. Dieser Vorgang vollzieht sich, verborgen hinter den Warenkörpern, am Markt durch die dort einzeln handelnden Individuen, die ihre Produkte gegenseitig in Relation zueinander setzen, weshalb die Abstraktion in einem gesellschaftlichen Zusammenhang des Austausches stattfindet. Dementsprechend bilden alle Menschen und deren Arbeitskraft ‘die gesammte Arbeitskraft der Gesellschaft […] [, in der sie] als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft […] [gelten], soweit sie den Charakter einer gesellschaftlichen Durchschnitts-Arbeitskraft besitz[en]‘ (a.a.O., S. 73). Folglich ist die abstrakte Arbeit ein von der kapitalistischen Gesellschaft geschaffenes Konstrukt, welche sich von ihrer zweckorientierten Gestalt, Verausgabung menschlicher Arbeitskraft zur Schaffung von Gebrauchsgütern zu sein, entäußert. Des Weiteren bedingt die Gleichsetzung der in den Arbeitsprodukten verausgabten konkret-nützlichen Privatarbeiten am Markt nicht nur eine Abstraktion auf ihre allgemeinen durchschnittlichen physiologischen Fähigkeiten, sondern auch eine von ihrem bestimmten Zweck, Gebrauchswerte hervorzubringen. Einen solchen hingegen verfolgt die abstrakte Arbeit nicht mehr, eher besteht ihr einziger Zweck darin, einzig und allein ‘menschliche Arbeit schlechthin […], Verausgabung menschlicher Arbeit überhaupt‘ (a.a.O., S. 77) zu sein. Entsprechend bedeutet die Entäußerung ihres nützlichen Pendants in sie eine Objektivierung der Arbeit, weswegen ihre abstrakte Form sie in ihrer Allgemeinheit wiedergibt. Erst die so objektivierte Arbeit, die als etwas Gegensätzliches zu sich selbst erscheint, lässt eine Vergleichbarkeit aller Waren auf ihrer Basis im Kontext einer warenproduzierenden und -tauschenden Gesellschaft zu. 3.1.2.4 Resümee zur Arbeit im marxschen Sinne: Fassen wir die bisherigen Punkte, die sich aus der marxschen Analyse ergeben, nochmals zusammen: Arbeit, die der Erstellung von Gebrauchswerten dient, ist von konkret-nützlicher Natur und drückt ‘Arbeit selbst‘ (Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEGA² II/6, S. 193), in ihrem subjektiven Sinne, aus. Da es eine große Menge an heterogenen Gütern und Dienstleistungen gibt, bedürfen auch die Menschen, die sie hervorbringen, unterschiedlichster physiologischer Fähigkeiten, wodurch sich die konkret-nützliche Arbeit als ein Sammelsurium an weitgehend unabhängiger Privatarbeiten darstellt. Diese vielen einzelnen Privatproduzenten haben in einer kapitalistischen Gesellschaft nun das Bedürfnis, ihre Produkte mit anderen zu tauschen, wobei sie sie einander gleichsetzen. Jene Gleichsetzung beruht auf einer Abstraktion, welche von den handelnden Personen unbewusst vorgenommen wird. Dabei werden die von ihnen verausgabten speziellen Arbeiten alle zusammen auf die ‘Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand u.s.w.‘ (a.a.O., S. 77), also auf allgemeine Arbeit schlechthin reduziert, die in der Gestalt als gesellschaftliche Durchschnitts- oder abstrakte Arbeit Existenz erlangt. Demgemäß hat sich die Menge an einzelnen konkret-nützlichen Arbeiten durch ihre Entäußerung in eine abstrakte objektiviert, ausgedrückt im Wert. Hierbei ist wesentlich, dass alle produzierten Gebrauchswerte bereits verausgabte Arbeitskraft enthalten, wenn sie an den Markt kommen. Allerdings ist die konkrete Form der Arbeit ein Ausdruck von lebendiger, produktiver Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, der sich in einem fortwährenden Arbeitsprozess äußert, der beständig nützliche Dinge entstehen lässt, d.h. sie ist ‘[m]enschliche Arbeitskraft im flüssigen Zustand‘ (a.a.O., S. 84). Für das gefertigte und den Prozess verlassende Produkt ist die Arbeit in ihm ‘vergegenständlicht und der Ge-genstand ist verarbeitet‘ (a.a.O., S. 195). Im Austausch selbst befindet es sich in Relation zu anderen und es kommt zu der oben geschilderten Abstraktion und Objektivierung der Arbeit. Jedoch markiert ihr abstrakter Charakter keine lebende, sondern eine ‘vergangene, vergegenständlichte, todte Arbeit ‘ (a.a.O., S. 208), was aus der Vergegenwärtigung aller schon verausgabter konkret-nützlicher Arbeiten in ihre gleichsetzende gesellschaftlich abstrakte Gestalt resultiert. Folglich kristallisiert ‘oder materialisirt‘ (a.a.O., S. 72) sich Letztere im gleichen Moment, in welchem sich die ‚Arbeit selbst’ objektiviert, als ein gesellschaftlich-durchschnittliches Quantum aus dem jeweiligen Gebrauchswert als Wert heraus. Ihre Quantität spiegelt sich in der ‘festgeronnene[n] Arbeitszeit‘ (a.a.O., S. 73) oder in der im selben Au-genblick sich aus der verausgabten konkreten Zeit entäußernden gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit wider. Diesbezüglich ist aber immer vor Augen zu halten, dass der eben geschilderte Vorgang im Austauschprozess stattfindet und nirgendwo anders, denn nur hier tritt dem Gegenstand der nützlichen die Vergegenständlichung der abstrakten Arbeit, der Wert, hinzu und bildet die Einheit der Ware. Davor liegt allenfalls ein Gebrauchsgut vor, in dessen konkret-nützlicher ‘potentiell, als Vermögen‘ (Marx, Das Kapital, Bd. 3, MEGA² II/15, S. 371), abstrakte Arbeit vorhanden ist, aber sich nicht realisiert, solange sich Erstere nicht entäußert und dadurch objektiviert. Dementsprechend betont Marx, dass ‘[a]lle Arbeit […] einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im [allgemein] physiologischen Sinn und in dieser Eigenschaft [ist sie] gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit […]. […] [A]ndrerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besondrer zweckbestimmter Form und in dieser Eigenschaft [ist sie] konkret[…] nützliche[…] Arbeit […]‘ (Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEGA² II/6, S. 80). Letztendlich besitzt nach ihm die warenproduzierende Arbeit damit zwei Eigenschaften, nämlich eine privat konkret-nützliche, die den subjektiven-speziellen Gehalt der Arbeit wiedergibt und eine abstrakt-gesellschaftliche, mit einem objektiv-allgemeinen Inhalt, die nur im Warentausch real als Wert erscheint.

Über den Autor

Michael Kästner, M.A., geboren 1978 in Rosenheim, studierte an der LMU in München Philosophie, Betriebswirtschaft und Recht. Während des Studiums setzte er sich, ausgelöst durch die Finanzkrise 2008/09, intensiver mit den Schriften des Philosophen Karl Marx, insbesondere mit dessen Hauptwerk Das Kapital , auseinander. Dabei lag sein Schwerpunkt auf der marxschen Wert- und Krisentheorie, wofür er besonders auf seine Kenntnisse in der Betriebswirtschaft zurückgreifen konnte. Mit dem Ausbruch der europäischen Schuldenkrise und den halbherzigen Eingriffen der EU-Staaten wurde er motiviert, die Idee, die vergangene und gegenwärtige Krise genauer anhand der Theorien von Marx zu untersuchen, schriftlich umzusetzen.

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