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Philosophie

Bettina Müller

Überlegungen zu Ludwig Wittgenstein: Essays zur Sprachphilosophie

ISBN: 978-3-95934-807-2

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 44
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das vorliegende Buch ist eine Essaysammlung zu Ludwig Wittgenstein und G.E. Moore in deutscher und englischer Sprache. Hierbei wird insbesondere auf die Philosophischen Untersuchungen Bezug genommen, dazu gehören auch Überlegungen zum Tractatus logico philosophicus. Interpretierend dargestellt wurden die §§ 1-89 auf Deutsch und § 185-§ 192 auf Englisch. Ein Essay ist zu Über Gewissheit. G.E. Moore wird zur Hinterfragung unseres ethischen (Selbst-) Verständnisses herangezogen. Ein Essay geht kritisch auf Barry Strouds Transzendentale Argumente ein. So ergeben sich 6 Essays, die sich mit Sprache, Ethik, Geist und Welt auseinandersetzen. Als ältere Philosophen klingen u.a. auch Descartes, Kant und Aristoteles in kritischer Rezeption an. Es wurde Sorgfalt bei der Interpretation der Texte verwendet und z.B. die Auseinandersetzung mit dem Philosophen Hans Sluga gesucht. Die Texte entstanden zum Teil im Zusammenhang mit dem Besuch von Summerschools z.B. mit Peter Hacker und Joachim Schulte.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel On Certainty: In Über Gewissheit klingen viele Themen an, die über rein sprachphilosophische Fragen hinausweisen, so erinnert man René Descartes Zweifel, Platons Verständnis der Erkenntnis und findet zahlreiche Überlegungen zum Sprachspiel des Wittgensteins der Philosophischen Untersuchungen. Fragen nach Gewissheit drehen sich um Descartes Zweifel, die sich im Sprachspielgedanken im Sinne Wittgensteins auflösen und zu einer Antwort kommen. G.E. Moore wird ausführlich genannt. Wie kann ich etwas wissen und was sind die Grenzen dieser Fragen? Hierbei ist der Text durch ein ständiges Infragestellen und Abwägen unseres Verständnisses von Wissen gekennzeichnet. Wie, wenn etwas wirklich Unerhörtes geschähe? Wenn ich etwas sähe, wie Häuser sich nach und nach ohne offenbare Ursache in Dampf verwandelten wenn das Vieh auf der Wiese auf den Köpfen stünde, lachte und verständliche Worte redete wenn Bäume sich nach und nach in Menschen und Menschen in Bäume verwandelten. Hatte ich nun recht, als ich vor allen diesen Geschehnissen sagte: Ich weiß, dass das ein Haus ist etc., oder einfach Das ist ein Haus etc.? Der Bezug Descartes und Platon überrascht nicht, da beide Philosophen eines bemerken, dass man allein von den Sinnesdaten keine Erkenntnis erreichen kann. Dass Descartes von Wittgenstein kritisiert wird, findet sich z.B. bei Sluga (Sluga, 1996, Sluga 2004). Es fragt Platon im Phaidon, ob mit dem Erwerb der richtigen Einsicht es der körperlichen Sinne bedarf. Wie aber nun mit dem Erwerb der richtigen Einsicht selbst, ist dabei der Leib im Wege oder nicht, wenn ihn jemand bei dem Streben danach zum Gefährten mit aufnimmt? Ähnliche Gedanken finden sich auch bei Descartes, der mit dem Wachsbeispiel deutlich macht, dass Erkenntnis nicht durch die Sinnenwelt, sondern durch den Geist geschieht. Im Theaitetos wird Erkenntnis als wahres, gerechtfertigtes Wissen diskutiert. Und die neuere Diskussion zeichnet sich mit den Gettier-Beispielen aus, ab wann man etwas gewusst hat. So kritisiert Ludwig Wittgenstein den Begriff des Wissens wie folgt: Ein Bild des Wissens wäre dann das Wahrnehmen eines äußeren Vorgangs durch Sehstrahlen, die ihn, wie er ist, ins Auge und Bewusstsein projizieren. Nur ist sofort die Frage, ob man denn dieser Projektion auch sicher sein könne. Und dieses Bild zeigt zwar die Vorstellung, die wir uns vom Wissen machen, aber nicht eigentlich, was ihr zugrunde liegt. Moore wird häufig derart charakterisiert, dass er sagte, dass hier eine Hand sei und dort seine andere und man darüber nicht zweifeln kann. Zum einen rekurriert Über Gewissheit auf das Moore´sche Beispiel, zum anderen wird daran klar gemacht, dass Moore ein Vertreter der Common Sense – Theorie ist, der es um die Wahrheit des gesunden Menschenverstandes geht. Bekannt ist auch die Diskussion zwischen Wittgenstein und einem weiteren Philosophen, dass sie darüber diskutieren, ob irgendwo ein Baum stehe und eine dritte Person hinzukomme, der man die Situation erzählt. Ich sitze mit einem Philosophen im Garten er sagt zu wiederholten Malen Ich weiß, dass das ein Baum ist , wobei er auf einen Baum in unsrer Nähe zeigt. Ein Dritter kommt daher und hört das, und ich sage ihm: Dieser Mensch ist nicht verrückt: Wir philosophieren nur. Dieses Motiv findet sich mehrmals im Text. Subjektiv sei die Gewissheit, jedoch nicht das Wissen. Wittgenstein stellt die Frage nach dem Zweifel an Dingen, die uns selbstverständlich erscheinen. Z. B. dass man zwei Hände hat, fünf Zehen an jedem Fuß, im Kopf ein Gehirn ist, man weiß, ob man in China war, etc. Daran würde man eigentlich nicht zweifeln. Auch ein Mensch, der seine Hände betrachtet und immer wieder zweifelt, ob es diese wirklich gibt, oder diese nicht eher eine Spiegelung wären, stellt sich selber in Frage. Und es klingt auch eine Religionskritik an, da Wittgenstein festhält, dass jeder normale Mensch daran glaubt, dass er einen Vater und eine Mutter hat, Katholiken jedoch glauben, dass Jesus nur eine menschliche Mutter habe, ebenso verändere eine Oblate ganz ihr Wesen, ebenso der Wein: Wenn also Moore sagte, Ich weiß, dass dies Wein und nicht Blut ist , so würden Katholiken ihm widersprechen. Der Zweifel eines Schülers an allem wird ebenso kritisiert – man kann nicht an allem zweifeln, der Zweifel sollte Sinn haben. Ein solcher Zweifel gehöre nicht in den Bereich des Spiels. Über die Diskussion des sinnvollen und sinnlosen Zweifels, gelangt Wittgenstein zum Begriff des Sprachspiels und was Teil des Spieles ist und was nicht. Manche Aussagen, so Wittgenstein, z. B. die Bemerkung, dass er sicher sei, dass ein englischer Briefkasten rot sei, erinnern an Michael Dummetts Aufsatz Was ist eine Bedeutungstheorie , da Dummett festhält, dass jemand, der fragen (oder zweifeln) würde, ob es London auch wirklich gäbe, keinen Begriff von London habe. Gedanken zum Sprachspiel finden sich schon relativ zu Beginn im Text, da Wittgenstein auf die Bedeutungsverschiebung von Wörtern eingeht: Stellen wir uns die Tatsachen anders vor als sie sind, so verlieren gewisse Sprachspiele an Wichtigkeit, andere werden wichtig. Und so ändert sich, und zwar allmählich, der Gebrauch des Vokabulars der Sprache. Wittgenstein geht jedoch nicht nur ex negativum vor, sondern kennzeichnet das Wissen auch wie folgt, dass man von Gewusstem zu Gewusstem gelangt, bis man eine Art geistiges Gebäude besitzt. Gewusstes sind Annahmen, die uns selbstverständlich sind, z.B. dass die Erde schon sehr lange existiert – im System der Sprachspiele wären dies Fundamente. Man müsse sich auf irgendetwas verlassen können, wenn man ein Sprachspiel spielt. Gleichzeitig hinterfragt Wittgenstein solche Fundamente – muss das Sprachspiel auf Wissen beruhen? Es genüge, wenn die Erfahrung einem später nicht das Gegenteil beweise. So lerne ein Kind nicht, dass es Bücher gebe, sondern es lerne es in einem Kontext: Bücher zu holen und sich auf einen Sessel zu setzen. Mit Sprachspielen sind wir gleichzeitig in der Lage etwas zu wissen – es hat uns entweder die Erfahrung gelehrt, z. B. dass Wasser kocht, wenn es ans Feuer gestellt wird, das Sprachspiel kann jedoch auch anders sein, z.B. die Frage danach, ob man weiß, ob man gefrühstückt habe oder das Wissen, dass jemand Schmerzen hat. Das Wissen um die Schmerzen charakterisiert Wittgenstein wie folgt – nämlich im Grad der Erfahrung – ein Arzt oder eine Krankenschwester wird möglicherweise eher wissen, ob jemand Schmerzen hat, als ein Laie. Das Sprachspiel wird in den Philosophischen Untersuchungen ausführlich beschrieben – Über Gewissheit rekurriert hier nur mit einzelnen Bemerkungen dazu. Es finden sich ebenso die Thematiken der Schmerzen und des Wissens und des privaten Sprechens in den Philosophischen Untersuchungen. Hierbei kann man das bekannte Beispiel des Beetle in a Box erinnern. Jeder hat eine Schachtel und darin befindet sich ein Käfer – man kann jedoch nicht in die Schachtel des anderen sehen – trotzdem nennen beide es Käfer . (…) Nun, ein Jeder sagt es mir von sich, er wisse nur von sich selbst, was Schmerzen seien! – Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir Käfer nennen. Niemand kann je in die Schachtel des andern schaun. und Jeder sagt, er wisse nur von seinem Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. – Da könnte es sein, dass Jeder ein anderes Ding in seiner Schachtel hätte. (…) .

Über den Autor

Bettina Müller, geboren 1970, studierte in Kiel, Tübingen, Heidelberg und Hamburg Germanistik, Philosophie und zeitweise Geschichte und schloss ihr Studium mit einem Magistra Artium in Philosophie und Germanistik ab. Danach vertiefte sie im Rahmen eines Postgraduate Studiums ihre Kenntnisse zu Ludwig Wittgenstein und zur Sprachphilosophie in Düsseldorf. Sie besuchte außerdem Sommerschulen und Konferenzen im Ausland, z.B. Kirchberg am Wechsel/Austria. Nebenbei arbeitete sie als Lehrkraft an staatlichen Schulen und freien Trägern im In- und Ausland. Dieses Jahr machte sie in Berkeley ein Diplom in Internationalem Projektmanagement.

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