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Politik


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das deutsche Gesundheitswesen krankt. Der demographische Wandel, ein verändertes Krankheitsspektrum sowie der Rückgang der Erwerbsarbeit sind nur einige Entwicklungen, die Einfluss auf das Gesundheitssystem haben und in Zukunft noch stärker haben werden. Höhere Ausgaben und strukturelle Veränderungen bedeuten für die Akteure in Politik, Krankenversorgung, Gesundheitsförderung bzw. Prävention sowie den Bürger neue Herausforderungen. Die Rufe nach Kosteneffizienz und Einsparungen, aber auch nach einer qualitativ-hochwertigen Versorgung und mehr Eigenverantwortung der Patienten sind laut. Als ein Instrument der Optimierung des Gesundheitssystems wird die Technisierung und Vernetzung von Abläufen, Prozessen und Dokumentationsstrukturen angesehen. Die elektronische Patientenakte (EPA) spielt dabei eine Schlüsselrolle. Wissenschaft und Politik sehen die elektronische Patientenakte als wichtiges Instrument für Umstrukturierungen und Verbesserungen im Gesundheitswesen an: Bessere Versorgung, höhere Qualität und Kostensenkung - so die Argumente. Die elektronische Gesundheitskarte, deren Einführung seit Jahren immer wieder verschoben wird, soll einen freiwilligen Teil mit einer elektronischen Patientenakte beinhaltet. Die positive Wirkung der EPA hängt aber stark von der eigenverantwortlichen Nutzung durch den Patienten ab. So ist die Motivation des Patienten hin zu mehr eigenverantwortlichem Handeln ein wichtiges politisches Ziel. Er soll Alternativen bewerten, Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen. In wie weit er dazu in der Lage ist und sein möchte, bleibt in der öffentlichen Diskussion häufig unbeachtet. Man versucht durch die Übertragung von Verantwortung strukturelle Probleme des Gesundheitswesens zu lösen und deklariert dies häufig als uneingeschränkten Vorteil und Stärkung der individuellen Patientenrechte. In diesem Buch wird versucht, die unzähligen Fragen zu beantworten, die mit diesem Thema verbunden sind: Sind die Patientenrechte für den Umgang mit elektronischen Patientenakten ausreichend? Hat der Patient genügend Kompetenzen, um die EPA zu seinem Vorteil zu nutzen? Besteht die Gefahr der Überforderung für den Patienten? Welche Risiken und Auswirkungen entstehen für den Patienten und seine Rechte und wie kann diesen Risiken entgegengewirkt werden? Führt die EPA zu einer Stärkung der Patientenrechte, wie häufig versprochen wird? Die Konflikte zwischen der Technisierung von Gesundheit und den Patientenrechten sind vorherrschendes Thema. Die Forderung nach mehr Eigenverantwortung wird im Kontext mit dem Selbstbestimmungsrecht betrachtet. Es erfolgt eine kritische Darstellung von Nutzen und Risiken der EPA für den Patienten im Zusammenhang mit politischen Zielen. Dabei finden rechtliche und moralisch-ethische Gesichtspunkte besondere Berücksichtigung. Die Position des Patienten steht uneingeschränkt im Vordergrund dieser Analyse.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2, Inhalte der EPA – was wird gespeichert? Aufgrund der unterschiedlichen theoretischen Definitionen und praktischen Ansätze, können sich die Inhalte der EPA unterscheiden. Einige Daten sind jedoch in allen Anwendungen ähnlich oder gleich bzw. müssen zwingend vorhanden sein. Zu bedenken ist dabei, dass alle Informationen aller Einrichtungen eine große Menge an Daten darstellen und für die Behandlung des Patienten nicht zwingend jede Information notwendig ist. Alle Daten in die EPA aufzunehmen hätte zur Folge, dass sie unpraktisch wird und nicht mehr dem Zweck der Vereinfachung und Verbesserung der Patientenbehandlung dient. Es sind also klare Regelungen zu treffen, welche Informationen die EPA enthalten soll. Haas empfiehlt, diese Entscheidung dem Arzt in Absprache mit dem Patienten zu überlassen. Gemeinsam sollte nach jedem Arztbesuch besprochen werden, welche Behandlungsinformationen in die EPA übernommen werden. Grundsätzlich ist zu sagen, dass sich die Inhalte der EPA an dem nachgeordneten Verwendungszweck (Patientenbehandlung, administrative Aufgaben, Forschungszwecke, vgl. Kapitel 2.1) orientieren. In jedem Fall werden die Patientenstammdaten (Name, Adresse usw.) gespeichert und somit eine Zuordnung der Behandlungsfälle möglich gemacht. Darüber hinaus sind administrative Daten (z. B. zur Abrechnung) und Fallmanagementdaten in der EPA vorhanden. Der Hauptzweck besteht in der medizinische Dokumentation der Patientenbehandlung. Die EPA enthält somit die Daten zu einzelnen Behandlungsfälle bzw. fallübergreifende Daten. Diese beinhalten Symptome, Diagnosen, Verlauf, Behandlungsziele und -plan, eventuell auftretende Probleme und Notizen des Behandlers. Weiterhin können Laborwerte, Medikationsprofile und Pflegemaßnahmen zum jeweiligen Behandlungsfall eingestellt werden. Dazu können auch Ergebnisse der Krebsfrüherkennung oder Daten zu Schwangerschaft und Mutterschaft gehören. Als Ergebnis dieser medizinischen Patientendaten können der elektronische Arztbrief, das elektronische Rezept und die Patientenquittung verstanden werden. Da mehrere Behandlungsfälle existieren bzw. unterschiedliche Versorgungsinstitutionen zu den Behandlungsfällen Dokumentationen einstellen, ist eine genaue Zuordnung der Informationen nach vorher definierten Zugriffsrechten wichtig. Darüber hinaus ist die Speicherung von Notfalldaten, gerade für EPA auf tragbaren Speichermedien (z. B. der elektronischen Gesundheitskarte), in einigen Modellprojekten und Einsatzszenarien vorgesehen. Zu den Notfalldaten können Informationen zu Grunderkrankungen, wie z. B. Allergien, weiteren Unverträglichkeiten z. B. bezüglich Arzneimitteln, zur momentanen Medikation eines Patienten, zu bereits erfolgten und wichtigen Operationen und zum Impfstatus sowie die Kontaktdaten der Angehörigen oder des behandelnden Arztes gehören. Abgesehen von den medizinischen Daten sollte die EPA ein Kommunikationsmodul zum Austausch von Informationen und Daten, wie z. B. Arztbriefen, sowie eine Sicherheitskomponente für den Datenschutz enthalten. Je nach Relevanz und Einsatz der EPA sind die genannten medizinischen Daten in unterschiedlichem Umfang und Standard vorhanden. Für die Implementierung von elektronischen Patientenakten sind die Ausrichtung und der damit verbunden Verwendungszweck von Bedeutung. Die elektronische Patientenakte wird zurzeit in unterschiedlichen Projekten und Modellen erprobt bzw. in die Praxis eingeführt. Die Einsatzorte und –szenarien sind sowohl von den technischen Aspekten als auch bezüglich der Zielorientierung sehr verschieden ausgerichtet. Einheitliche Modelle und Standards für eine einrichtungsübergreifende EPA in der Gesundheitsversorgung gibt es bisher nicht, es wird jedoch weltweit daran gearbeitet. Das größte, von der Politik forcierte Projekt ist die elektronische Gesundheitskarte mit der freiwillig nutzbaren elektronischen Patientenakte. Sie soll in Zukunft die Versichertenkarte ablösen. Neben dem Pflichtteil, der die administrativen Daten, die europäische Krankenversicherungskarte und das elektronische Rezept beinhaltet, soll die Speicherung von medizinischen Behandlungsdaten und Arzneimitteldokumentationen innerhalb einer EPA sowie der Patientenquittung und eines Notfalldatensatzes als freiwillige Option möglich sein. Die Entscheidung über den Inhalt dieses freiwilligen Teils liegt beim Patienten. Neben der individuellen Bestimmung des Patienten über die Speicherung seiner Daten werden die Inhalte und die Implementierung der EPA noch durch weitere Voraussetzungen und Anforderungen bestimmt, welche im folgenden Abschnitt erläutertet werden.

Über den Autor

Sonja Lütkehaus, B.A., wurde 1981 in Höxter geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau sammelte sie unterschiedliche berufliche Erfahrungen sowohl im wirtschaftlichen Sektor als auch im Gesundheitswesen. Das Studium der Gesundheitsförderung und des Gesundheitsmanagements schloss die Autorin 2008 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts erfolgreich ab. Ihr studienintegriertes Praktikum in der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland weckte ihr Interesse an politischen Themen und deren Auswirkung auf den Patienten. Die nähere Auseinandersetzung mit politisch-technischen Projekten, welche die Etiketten mehr Eigenverantwortung und Versorgungsverbesserung tragen, und deren Auswirkungen auf die Patientenrechte, war das Resultat dieses Interesses. Mit ihrer hohen politischen und patientenorientierten Motivation arbeitet die Autorin heute im strategischen Management in einer führenden gesetzlichen Krankenkasse für Verbesserungen in der stationären Versorgung.

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