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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Abb.: 21
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Kindern und Jugendlichen scheint es auf den ersten Blick noch nie so gut wie heute gegangen zu sein: In den westlichen Industrienationen genießen sie ein hohes Maß an sozialer Selbständigkeit, eine liberale Erziehung mit partnerschaftlich-demokratischen Eltern und breit gefächertem und selbst bestimmbaren Medien- und Freizeitangebot. Die jetzige Generation ist materiell hervorragend versorgt und früher lebensgefährliche Kinderkrankheiten sind weitestgehend besiegt bzw. relativ problemlos zu kurieren. Sieht man allerdings genauer hin, so fällt auf, dass die Probleme der Kinder und Jugendlichen heute eher im zwischenmenschlichen Bereich liegen, in der Unsicherheit von Kontakten und Beziehungen. Zwar können sie die angenehmen Seiten der Wohlstandsgesellschaft für sich nutzen, sie bekommen aber auch die Nachteile zu spüren. Selbständigkeit und die Möglichkeit zur Selbstentfaltung stehen sozialer Unsicherheit und den damit verbundenen psychischen Irritationen gegenüber. In diesem Buch wird nach einer kurzen theoretischen Einführung eine Unterrichtssequenz mit ausgewählten Spielformen vorgestellt, die in der beschrieben Weise praktisch erprobt wurde. Dabei folgt auf eine kurze Erklärung der Spielform und deren beabsichtigte Wirkung bezüglich einzelner Aspekte sozialen Lernens immer eine Beobachtung der Schülergruppe und eine kurze Reflexion der Wirksamkeit, so dass die Methodenreihe sofort umgesetzt und den eigenen Bedürfnissen/ Ideen angepasst werden kann. Dabei erhebt der Autor nicht den (vermessenen) Anspruch, dass nach der Durchführung der Sequenz eine dauerhafte Verhaltensänderung bei den Schülern erreicht wird, sondern versucht eher einen Anstoß zu geben, den Sportunterricht für soziales Lernen zu nutzen und mit diesem Erfahrungsbericht einige exemplarische Möglichkeiten aufzuzeigen, wie dies praktisch umgesetzt werden kann.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, Probleme bei der Wertevermittlung im Sportunterricht: a) Das Wesen des Sportunterrichts: Der Sportpädagoge VOLKAMER behauptet: ‘Sportunterricht ist tendenziell aufgrund seiner Struktur nicht in der Lage, zu Fairneß zu erziehen’. Er führt an, dass der Schulsport Eigenarten besitzt, die ihn wesentlich vom ‘normalen’ Sport unterscheiden, vor allem die Unfreiwilligkeit der Teilnahme (Zwang durch Schulordnung und Zensierung). Es geht um die Verteilung von Sozialchancen (durch Noten), wobei Sport seiner Meinung nach sich wie folgt definiert: ‘Sport ist die Schaffung willkürlicher Probleme…, die vorwiegend mit körperlichen Mitteln gelöst werden…Willkürlich Nicht-notwendiges tun zu können, ist Ausdruck höchster Freiheit, - aber gezwungen zu werden, willkürlich Nicht-notwendiges zu tun, das ist Ausdruck höchster Unfreiheit’. Er berichtet von einem persönlichen Erlebnis als junger Lehrer, als ihn ein Schüler fragte, warum er eine Kippe am Reck turnen sollte, er wolle ja schließlich gar nicht da rauf und er keine befriedigende Antwort geben konnte (Spaß? Gesundheit? soziales Lernen?). Seinen Überlegungen nach ist Schulsport dem Spitzensport näher als dem Breiten-/ Freizeitsport, weshalb er allenfalls regelkonformes Verhalten erreichen könne, aber keine echte Fairness. Faire Verhaltensweisen würden nur dem Lehrer zuliebe oder in der Hoffnung auf Anerkennung und bessere Noten gezeigt. Die Schule simuliere Spiel und produziere Ernst. Er geht sogar noch weiter und bezeichnet Lehrer und das Schulsportsystem als unfair und daher unfähig, zur Fairness zu erziehen: ‘Ein Lehrer, der einem achtjährigen Kind eine schlechte Note gibt, weil es keinen Purzelbaum kann, ist eine ausgesprochen lächerliche Figur. Wer ist unfair? Der Lehrer, der einem unbegabten Kind eine schlechte Zensur gibt, oder das unbegabte Kind, das dem besseren, der ihm den Ball wegnimmt, vors Schienbein tritt?’. Um diese Hindernisse, die ja zum Teil durchaus einleuchtend klingen, zu überwinden, ist ein Faktor im Sportunterricht von besonderer Bedeutung: b) Das Transfer-Problem: Es ist charakteristisch für das Lernen, dass es zu Verhaltens- und Einstellungsänderungen führt. Für soziale Lernprozesse gilt dies ganz besonders sie zielen darauf ab, Einfluss auf den sozial denkenden und handelnden Menschen zu nehmen. Das Sozialverhalten eines Menschen ist jedoch keine abstrakte Größe, sondern lässt sich an konkreten Handlungen und Aussagen in bestimmten Situationen des öffentlichen und privaten Lebens feststellen. Dabei fällt jedoch bei vielen, wenn nicht sogar allen Menschen auf, dass sie sich im zwischenmenschlichen Bereich zum Teil sehr unterschiedlich verhalten. Ein fürsorglicher Familienvater und guter Freund mit ausgesprochen positivem Sozialverhalten kann im Berufsleben ein skrupelloser Geschäftsmann sein. Gleiches gilt für Sportler: ein ruppiger Fußballspieler, der billigend in Kauf nimmt, seinen Gegenspieler zu verletzen, kann nach dem Spiel ein kameradschaftlicher und umgänglicher Mensch sein, d.h. das Sozialverhalten ein und desselben Menschen unter Umständen sehr abweichend sein. Aus diesem Grund wird die Übertragbarkeit gelernter (pro)sozialer Verhaltensweisen von Kritikern oft angezweifelt. Diese Frage muss natürlich auch im Rahmen dieser Arbeit gestellt werden. Es ist schon schwierig genug, eine Veränderung des sportbezogenen Sozialverhaltens als Sportlehrer zu erreichen. Wenn diese positiven Veränderungen nun aber in anderen Lebensbereichen nicht auftreten, verliert der Sportunterricht seine Bedeutung als sozialerzieherische Instanz nahezu völlig. Zwar herrscht in der Fachliteratur die Meinung vor, dass Sport persönlichkeitsbildend und sozialerzieherisch wirksam ist und dies sich auch auf andere Facetten des Lebens auswirkt, streng wissenschaftlichen Kriterien hält diese angenommene Transferierung jedoch nicht stand. Zwar zeigt ein Schulversuch in Thüringen (1994), dass das soziale Klima an einer Schule mit einem stark erweitertem (freiwilligen) Sportangebot von neun zusätzlichen Wochenstunden signifikant besser ist als an einer vergleichbaren Kontrollschule, dies lässt aber nicht den Schluss zu, dass das soziale Lernen im Sport(unterricht) der Grund dafür ist ebenfalls denkbar wäre z.B. das verbesserte Freizeitangebot o.Ä. Angesichts dieses empirischen Defizits müssen heute noch Mutmaßungen, pädagogisches Hoffen und eine gute Portion Idealismus die Antriebsfeder für den Sportlehrer sein, sich für die Förderung der sozialen Kompetenz der Schüler zu engagieren.

Über den Autor

Udo Kroack wurde 1972 in Bamberg geboren. Sein Lehramtsstudium an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg schloss der Autor im Jahr 1999 erfolgreich ab und arbeitet seitdem als Lehrer. Schon während des Studiums beschäftigte er sich mit den Chancen sozialen Lernens im Sport und erweiterte seine theoretischen Kenntnisse während seines Vorbereitungsdienstes zum Lehrer um praktische Erfahrungen. Seit 2001 ist der Autor Lehrer an einer Mittelschule in München. In dieser Zeit entwickelte sich die erzieherische Seite des Lehrerberufs zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit, wobei das soziale Lernen im Sport(unterricht), das in diesem Buch behandelt wird, einen fixen Baustein bildet.

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