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Soziologie


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 20
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Bei prognostiziertem Ärztemangel ist die Mobilität von Ärzten ein entscheidender Faktor, denn wenn ihre Abwanderung aus einem Land zu groß ist, droht die medizinische Unterversorgung der Bevölkerung. Weltweit gibt es Wanderungsbewegungen von Ärzten, welche auch innerhalb der Europäischen Union eine beachtliche Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Studie mit Fokus auf die Länder Deutschland, Großbritannien, Schweden und Österreich, inwieweit Wanderungsbewegungen Hinweise auf Defizite im Gesundheitswesen geben können und welche Konsequenzen sich daraus für das staatliche Handeln ergeben. Es werden die rechtlichen Grundlagen zur Personenfreizügigkeit, zur Sozialen Sicherheit und zur Berufsanerkennung des ärztlichen Berufsabschlusses in den Mitgliedstaaten der EU dargestellt und ärztliche Wanderungsbewegungen in Europa nachgezeichnet. Als Gründe dafür werden verschiedene Push- und Pull-Faktoren (z.B. Arbeitsmarkt, Arbeitsbedingungen und Lebensbedingungen) vorgestellt. Dreizehn betroffene Ärzte bestätigten in qualitativen Interviews die Ergebnisse und ergänzten wichtige Aspekte. Daraus wurden Konsequenzen für Rahmenbedingungen und konkrete staatliche Maßnahmen abgeleitet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Statistische Bestandsaufnahme der Ärztemobilität: 3.1, Probleme der Datenbasis: Aussagekräftige Bewegungsdaten, die die Migrationsströme von Ärzten weltweit zwischen den einzelnen Ländern umfassend abbilden, sind nicht verfügbar. Als Datengrundlage müssen deshalb vorwiegend nationale Statistiken herangezogen werden, die aber oft unvollständig oder aufgrund der unterschiedlichen Erhebungsmethoden bzw. unterschiedlicher Datenquellen in den einzelnen Ländern nicht im vollen Umfang vergleichbar sind. Eine erste Studie, die Mitte der 70er-Jahre ein globales Bild zur Migration von Ärzten und Krankenschwestern beschreiben wollte, konnte dies aufgrund des Mangels an zuverlässigen Daten nur eingeschränkt tun. Dabei zeigte sich, dass die Aufnahmeländer im Allgemeinen bessere Informationen über die Zuwanderung als über die Abwanderung aufweisen, während in den Herkunftsländern keine oder nur wenige Daten zur Mobilität verfügbar waren. Die Datenlage hat sich seitdem nicht deutlich gebessert. Aussagen zur Wanderungsbewegung innerhalb der EU sind näherungsweise anhand von Daten der Europäischen Kommission zur Berufsanerkennung in den Zielländern der Ärzte möglich, da auch die Herkunftsländer erfasst sind, und werden ansonsten auf der Grundlage von OECD-Statistiken gemacht. Die OECD greift dabei auf nationale Daten zurück, die allerdings einige Unterschiede aufweisen: In einigen Ländern werden Ärzte mit ausländischer Staatsangehörigkeit, in anderen Ländern mit ausländischem Bildungsabschluss ausgewiesen. So werden Deutsche, die in Österreich studiert haben und im Anschluss daran dort arbeiten, in den OECD-Daten aus Österreich nicht extra gezählt, während beispielsweise Österreicher, die im Ausland studiert haben und dann in ihr Heimatland zurückgekehrt sind, als Bildungsausländer gelten. Die Statistik der deutschen Bundesärztekammer (BÄK) orientiert sich an der Staatsangehörigkeit. So wird ein Grieche, der in Deutschland geboren wurde, Medizin studiert hat und im Anschluss daran auch dort als Arzt tätig ist (also kein Migrant im Sinne der vorliegenden Arbeit) in der BÄK-Statistik als ausländischer Arzt erfasst. Nimmt dieser Grieche irgendwann die deutsche Staatsbürgerschaft an, verringert sich dadurch statistisch die Zahl ausländischer Ärzte in Deutschland, obwohl sich faktisch nichts geändert hat. Seit 2005 registriert die BÄK die Abgänge ins Ausland. Dabei wird zwar das Zielland erfasst, nicht jedoch die Staatsbürgerschaft der abwandernden Ärzte. Es erfolgt lediglich eine Unterscheidung zwischen deutschen und nichtdeutschen Staatsbürgern. Damit ist zum Beispiel keine Angabe darüber möglich, wie viele Österreicher, die für eine begrenzte Zeit in Deutschland tätig waren, nach Österreich zurückgekehrt sind. Ein weiterer Unterschied innerhalb der OECD-Daten, der die Vergleichbarkeit zwischen den Ländern erschwert, ergibt sich aus den verschiedenen Bezugsgrößen, die die einzelnen Länder anlegen. So melden einige Länder nur Daten über Ärzte mit vollständiger Zulassung an die OECD, andere beziehen Ärzte mit eingeschränkter oder befristeter Zulassung ein. In manchen Ländern werden nur aktuell praktizierende Ärzte gezählt, in anderen alle Ärzte. Je nach Datenbasis variiert entsprechend der Anteil ausländischer Ärzte. Die meisten Daten sind Bestandsdaten, also stichtagsbezogene Momentaufnahmen. Sie spiegeln nicht die Dynamik innerhalb eines Zeitraums wider. Wenn sich der Bestand ausländischer Ärzte erhöht, sagt das nur wenig darüber aus, wie viele Ärzte tatsächlich ein- oder ausgewandert sind. Melden sich zwischen zwei Stichtagen beispielsweise 100 ausländische Ärzte ab und 120 ausländische Ärzte an, wird das in den Bewegungsdaten deutlich. Der Bestand ausländischer Ärzte zum Stichtag erhöht sich dagegen um lediglich 20 Ärzte. Hilfreich sind deshalb die Bewegungsdaten der Bundesärztekammer für Deutschland und die Zahl der Berufsanerkennungen innerhalb der EU. Trotz dieser Ungenauigkeiten sind die Daten bezüglich vieler Fragestellungen signifikant genug, um eindeutige Trendaussagen zu ermöglichen. Für weiterführende, statistisch abgesicherte Aussagen wären jedoch detaillierte Erfassungen der nationalen Stellen nach einheitlichen Kriterien unbedingt erforderlich. 3.2, Daten zur Europäischen Union: Zu den europäischen Ländern, die einen hohen Anteil eingewanderter Ärzte haben, gehören Irland, Großbritannien und Schweden. Vergleichsweise gering ist der Anteil in der Slowakei, in Griechenland, Frankreich und Österreich. Mit rund 5% hat Deutschland einen vergleichsweise geringen Anteil ausländischer Ärzte. Die aussagekräftigste Statistik, die Rückschlüsse auf Wanderungsbewegungen von Ärzten innerhalb der EU zulässt, ist eine Statistik über die Anerkennung des Berufsabschlusses von Ärzten in einer Matrix nach Herkunfts- und Zielland. Die Daten dieser Tabelle sind zwar nicht ganz aktuell (2003-2008) und hängen stark vom Erfassungs- und Meldeverhalten der jeweiligen Mitgliedsländer ab, bieten in der Zusammenfassung aber relativ eindeutige Trendaussagen an. Die Daten wurden nach fünf Regionen (Süd-, Ost-, Mitteleuropa, Skandinavien, Irland/Großbritannien) zusammengefasst und in Prozentsätze umgerechnet. Bei aller Vorsicht gegenüber der Datengrundlage lassen sich folgende Wanderungstrends feststellen: Hauptauswanderungsregion ist Osteuropa, Haupteinwanderungsregionen sind Mitteleuropa und Großbritannien/Irland sowie mit Abstand Skandinavien. Auch die Mitteleuropäer sind wanderfreudig, vor allem innerhalb ihrer Region und nach Großbritannien/Irland. Briten, Iren und Skandinavier wandern weniger in andere EU-Regionen, sondern eher innerhalb ihrer Region. Südeuropäer sind am ehesten nach Großbritannien/Irland und mit Einschränkung auch nach Mitteleuropa mobil.

Über den Autor

Claudia Liebenberg M.A. wurde 1976 in Chemnitz geboren. Nach einem Sozialpädagogik-Studium und einigen Jahren Berufserfahrung in der deutschen Arbeitsverwaltung sowie beruflichen Auslandsaufenthalten in Österreich, Großbritannien und Belgien schloss sie im Jahr 2010 ihr Masterstudium Europäisches Verwaltungsmanagement mit dem akademischen Grad Master European Management erfolgreich ab. Das Studium und die Erfahrungen aus ihrer praktischen Tätigkeit motivierten sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Berlin.

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