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Wirtschaftswissenschaften

Jens Christoph Parker

Die Entwicklung der Mikrofinanzierung

ISBN: 978-3-95684-417-1

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 40
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Obwohl in den Industrienationen ein eigenes Bankkonto eine Selbstverständlichkeit ist, variiert der Zugang zu grundlegenden Bankdienstleistungen in Schwellen- und Entwicklungsländern noch stark und ist meist nur Wenigen vorbehalten. Traditionelle Banken stellen in der Regel nur Kunden Kredite zur Verfügung, die Sicherheiten besitzen. Ein Großteil der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu Krediten. Mikrofinanzinstitute und die von ihnen zur Verfügung gestellten Mikrokredite änderten diese Situation. Spätestens seit die Vereinten Nationen 2005 das Internationale Jahr des Mikrokredits ausgerufen haben und Mohammad Yunus 2006 für die Gründung der Grameen Bank einen Nobelpreis erhalten hat, ist die Entwicklung rasant. Obwohl Mikrofinanzierung philanthropischen Ursprungs ist, rückt dabei immer mehr die Wirtschaftlichkeit in den Fokus. Das vorliegende Buch zeigt auf, welche Entwicklung Mikrofinanzierung durchlaufen hat und wie die Zukunftsaussichten sind. Darüber hinaus sollen in einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema auch die Herausforderungen und die Schwächen des Mikrofinanzierungsansatzes aufgezeigt werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Mikrofinanzierung: 3.1, Entwicklung: 3.1.1, Die Anfänge: Um das Jahr 1970 galt es als Tatsache, dass es, um eine Bank oder eine ähnliche Institution in einem EL oder SL zu betreiben, die sich an arme Menschen richten sollte, massiver staatlicher Unterstützungen bedürfe. In der Regel war es der Staat, der die Aufgabe übernahm, Menschen mit geringem Einkommen Kredite zur Verfügung zu stellen und häufig lag dabei der Fokus im Agrarbereich. Dadurch wurden die meisten staatlichen Institute, die sich an die Armen richteten, nicht nach wirtschaftlichen, sondern nach politischen Vorgaben geführt und verlangten meist nur sehr niedrige Zinssätze, die weit unter den marktüblichen Konditionen lagen und waren auch dabei bei der Einsammlung der entsprechenden Zinsen nicht besonders genau. Das Risiko des Agrarsektors gemeinsam mit dieser Arbeitsweise führte dazu, dass Institute entstanden, die ineffizient, teuer und nicht besonders erfolgreich darin waren, die Armen zu erreichen und ihre Lebensrealität zu verbessern. Um das Jahr 1980 herum begannen die Pioniere der MF den Fokus zu verändern. Sie sahen nicht nur Bauern als ihre Kunden, sondern konzentrierten sich mehr auf die arme Bevölkerung in Städten und Dörfern, die kleine und mittlere Unternehmen (KMU) betrieben, wie z.B. kleine Einkaufs-, Werkzeug und Saatgutläden. Diese Veränderung brachte die Vorteile, dass die Abhängigkeit vom Agrarsektor und das damit verbundene Risiko abgeschwächt wurden und dass weiteren Gruppen der ärmeren Bevölkerung es plötzlich ermöglicht wurde, ein regelmäßiges Einkommen zu generieren. Das führte dazu, dass die Rückzahlraten der MF auf 98% stiegen und das, ohne dass die Kunden auch noch irgendeine Form von Sicherheit vorweisen mussten. Diese Erfahrung bewahrheitete sich in Lateinamerika, Afrika und Asien und begann endgültig zu widerlegen, dass den Armen dieser Welt nur mit massiven staatlichen Unterstützungen zu helfen sei. Zu Beginn der 1990er entstand unter den Entscheidungsträgern und Politikern die neue Überzeugung, dass MFI profitabel und dadurch wirtschaftlich nachhaltig sein konnten und auch sollten. Diese Idee widersprach deutlich der bis zu dieser Zeit vorherrschenden Meinung und stellte einen großen Entwicklungsschritt dar. Für diese Entwicklung waren hauptsächlich drei Einsichten entscheidend. Zunächst wurde eingesehen, dass arme Menschen doch dazu in der Lage waren, derart hohe Zinskosten, die der hohe administrative Aufwand bei MF mit sich bringt, zu bezahlen. Denn bis dato war es für Arme üblich, sich bei inoffiziellen Geldgebern Geld zu leihen, die meistens deutlich mehr als 100 % Zinsen verlangten und somit noch deutlich höhere Zinsen verlangten als MFI. Generell ist der grundlegende Zugang zu MF immer wichtiger als sein Preis. Die zweite Einsicht war, dass staatliche Unterstützung meist zu Ineffizienz führt und Initiativen und Anreize über das Bestehende hinaus behindert. Die letztlich ebenfalls nachvollziehbare Einsicht war die Erkenntnis, dass staatliche Unterstützungen nicht in der Quantität verfügbar sind, wie sie gebraucht werden, um alle Armen zu erreichen. Deswegen gibt es gar keinen anderen Ausweg als MFI wirtschaftlich anzulegen, um durch die Mobilisierung privater Investoren langfristig die gesamten Bedürfnisse nach MFI decken zu können. Dies führte dazu, dass Entscheidungsträger und Politiker staatliche und private MFI dazu aufriefen, ihre Zinsen zu erhöhen, um wirtschaftlich zu werden und sich schnellstmöglich von staatlichen Subventionen autark zu machen. 3.1.2, Die Grameen Bank: 1970 arbeitete Mohammed Yunus als Professor an der Chittagong Universität in Bangladesh und begann als Experiment armen Menschen aus nahen Dörfern kleine Kredite zu gewähren. Dies funktionierte derart erfolgreich, dass Mohammed Yunus 1976 die Grameen Bank gründete. Zu Beginn stand die MF der Grameen Bank gleichermaßen Männern und Frauen offen, doch schon bald zeigte sich die Tatsache, dass Frauen zuverlässiger in der Rückzahlung der Kredite waren und weniger dazu neigten, das durch die MF erhaltene Geld für Konsum auszugeben. Seitdem fokussiert sich die Grameen Bank auf Geschäfte mit Frauen. Seit Beginn war es für Mohammed Yunus von großer Bedeutung, dass nicht nur die wirtschaftliche Nachhaltigkeit, sondern auch die sozialen Auswirkungen der Geschäftsaktivitäten im Fokus stehen: ‘Für jemanden, der arm ist, ist ein Tag so schlecht wie der andere. Zum Verzweifeln. Wenn Sie einem Armen Kredit geben, schaffen Sie Chancen und geben ihm das Gefühl, dass er selbst etwas bewegen kann. Das kann die ganze Welt bewegen. Und das Wichtigste ist, dass die Kinder lernen: Ich kann etwas tun, ich habe eine Wahl. So ist es möglich, die Armut zu besiegen’. 3.1.3, Ziele: Zu Beginn standen die finanzielle Inklusion und die Verringerung der Armut klar im Vordergrund. Der Ansatz war philanthropischer Natur. Die MF will das Selbstbewusstsein und die Selbstbestimmung armer Menschen stärken. Dafür wird versucht, KMU zu unterstützen. Ein weiteres später hinzugekommenes Ziel ist wirtschaftliche Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit von MFI. Dafür müssen Kosten eingespart werden, die eigene Effizienz erhöht werden und eine Optimierung des Kreditportfolios betrieben werden. Diese Entwicklung hat die Zielidentität von MF verändert und aktuell einen potentiellen Zielkonflikt erzeugt. Ein weiteres Ziel der MF ist die Stärkung und Förderung von Frauen. Dieses Ziel hatte zwar ursprünglich einen praktischen Hintergrund, aber indirekt ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau ebenfalls ein Ziel der MF geworden.

Über den Autor

Jens Christoph Parker, geboren 1988 in Bremen, ist ein deutscher Politiker und Ökonom. Schwerpunkte seiner politischen Arbeit sind Europa und Finanzpolitik. Sein Studium der Wirtschaftswissenschaften führte ihn nach Frankfurt am Main und Potsdam. Praktische Erfahrungen im Finanzsektor konnte er bereits in unterschiedlichen Funktionen bei mehreren Unternehmen erlangen. Zu den Unternehmen gehören u.a. die Commerzbank und die Allianz. Das Thema der Mikrofinanzierung begegnete Jens Christoph Parker erstmalig als er für ein Jahr als Jugenddelegierter die deutsche Jugend bei den Vereinten Nationen vertreten durfte. Im Verlauf seiner Amtszeit konnte er sich mit zahlreichen globalen Akteuren der Mikrofinanzierung austauschen. Seitdem gehört die Entwicklung der Mikrofinanzierung zu seinen Hauptinteressen.

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