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Wirtschaftswissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 06.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 24
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die experimentelle Wirtschaftsforschung hat in den vergangenen Jahren massiv an Popularität gewonnen und zählt zu den bedeutendsten Methoden der Ökonomie. Der Mensch ist ein sog. ‘Homo Oeconomicus’, ein vollkommen rationaler, mit vollständigen Informationen ausgestatteter und ein nüchtern abwägender Mensch. Jedoch zeigt die Empirie, dass es eine Diskrepanz zwischen der Theorie und Empirie gibt. Diese Studie stellt diese empirischen Resultate dar. Hierbei werden die Dilemma-Spiele (Centipede Game und Gefangenendilemma) und die Verhandlungs-Spiele (Diktator Game, Ultimatum Game, Rubinstein Game) erläutert. Ferner wird ein eigenes Experiment zum Ultimatum Game dargestellt und analysiert. Es werden die neueren Ansätze, die der sozialen Präferenzen, die die Abweichungen von Theorie und Empirie erklären können, dargestellt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Soziale Präferenzen: ‘[...] in the bargaining game, the behavior of the second movers cannot be accounted for by a standard game-theoretic model built on the usual auxiliary assumption of income-maximization’ (Roth et al., 1991, S.1094). Ergo scheinen in die Nutzenfunktion der Spieler weitere, nicht-monetäre Faktoren zu münden. Die Spieler entscheiden nicht gemäß des Rational Choice Ansatzes, da sie nicht allein durch die materiellen Anreize des Experimentators motiviert werden, sodass in den in Abschnitt drei dargestellten Spielen Diskrepanzen auftauchen (Ockenfels, Raub, 2010, S.1). Im Zuge meiner Recherchen bin ich auf viele nicht-monetäre Elemente gestoßen, die das Verhalten der Spieler in Verhandlungs-Spielen beeinflussen, welche in Abbildung 4.1 illustriert werden. Die Abbildung verdeutlicht, dass die Entscheidungen des Spielers von vier Faktoren abhängen, welche wiederum wechselseitig miteinander verknüpft sind. Dawes und Orbell haben in diesem Zusammenhang herausgefunden, dass Akteure dieselben Entscheidungen treffen, ob sie fünf Minuten oder 24 Stunden Bedenkzeit haben, sodass der Aspekt ‘Zeit’ keine Rolle spielt (Dawes, Orbell, 1982, S.172). Häufig taucht der Begriff der Fairness in diesem Zusammenhang auf, um die bestehende Inkonsistenz zu erklären (Güth, van Damme, 1998, S.228). Jedoch was ist fair bzw. unfair in Verhandlungs-Spielen? Beispielsweise wird der Fairness-Aspekt heran gezogen, um das Mehrgeben seitens des Diktators im DG zu erklären (vgl. Abschnitt 3.1). Im UG hingegen orientieren sich die Responder an Fokuspunkten. Dort sehen sie eine 50-50 Teilung des Kuchens (equal split) als solch einen Fokuspunkt á la Schelling an. Bietet der Proposer diesen nicht, wird das Angebot als unfair empfunden und somit abgelehnt (Harrison, McCabe, 1996, S.304). Anders formuliert bestrafen die Responder die Proposer durch ihre Ablehnung, obwohl sie dadurch eigene Einbußen haben, da sie im Ablehnungsfall nichts anstatt einer positiven Auszahlung erhalten (vgl. Bolton, Zwick, 1995, S.95 Fehr, Gächter, 1998, S.846). Dies ist ein Argument dafür, dass die Proposer ihre Gebote nach oben korrigieren und somit mehr als das teilspielperfekte Nash-Gleichgewicht bieten, sodass Bestrafung eine äußerst effektive Waffe in der Gesellschaft ist (vgl. Xiao, Houser, 2005, S.7398 Declerck et al., 2009, S.336). Im Folgenden wird der Fairness-Aspekt genauer geschildert. Es gibt zwei Arten von Modellen, die die sozialen Präferenzen versuchen zu quantifizieren. Abschnitt 4.1 wird den Ansatz von Rabin darstellen, demnach die Handlung der Akteure im Vordergrund steht (der Fairness-Aspekt). Anschnitt 4.2 hingegen wird sich mit den zwei prominentesten Ungleichheitsaversionsmodellen beschäftigen, demnach die sozialen Präferenzen Neid, Leid und Reziprozität eine erhebliche Rolle spielen (vgl. Bereby-Meyer, Niederle, 2002, S.174 Falk, Fehr, Fischbacher, 2008, S.288). Zum Abschluss des vierten Kapitels werden alternative, psychologische Ansätze vorgestellt, die zum Teil die Diskrepanz zwischen Theorie und Empirie innerhalb der Verhandlungs-Spiele erklären können. 4.1, Der Fairness-Aspekt: Fairness ist ein zentraler Aspekt in Verhandlungs- und Dilemma-Spielen. Diktatoren bieten positive Beträge im DG, Responder lehnen positive Beträge im UG ab, Spieler defektieren im GD, obwohl sie wissen, dass der Gegenspieler kooperiert. All diese Beobachtungen in Experimenten können mit diesem Aspekt begründet werden (Schotter et al., 1996, S.37). Was das Verhalten der Proposer im UG angeht, ist die Meinung in der Literatur zweigeteilt. Abschnitt 3.2 hat aufgezeigt, dass die Modalofferte ihrerseits 50% des Kuchens beträgt, was genau den Erwartungen bzw. dem Fokuspunkt der Responder entspricht. Bieten die Proposer diesen Betrag weil sie fair sind oder wollen sie aufgrund strategischer Hintergedanken und der Ablehnungsangst lediglich so tun, als ob sie fair sind (‘trying to be fair’) (vgl. Kagel, Moser, 1996, S.100 Güth, van Damme, 1998, S.229 Stahl, Haruvy, 2008, S.293)? Fakt ist, dass Responder relativ kleine Angebote der Proposer als unfair empfinden und entsprechend diese bestrafend ablehnen, obwohl sie selbst Einbußen dadurch erleiden: ‘If player1 left a fair amount to me, I will accept. If not and if I do not sacrifice too much, I will punish him by choosing conflict’ (Güth et al., 1982, S.384). Mitzkewitz und Nagel haben aufgezeigt, dass Responder bei unvollständiger Information Gebote ablehnen, die unfair wirken und solche annehmen, die fair wirken (Mitzkewitz, Nagel, 1993, S.193). Jedoch gilt nicht jedes Angebot, welches nicht einer 50-50 Teilung entspricht per se als unfair. Falk et al. haben Mini-UG konzipiert, demnach die Proposer keine equal split Option hatten, sprich automatisch eine Ungleichverteilung gegeben war. Entscheidend für die Responder war, welche die vorhandene Option der Proposer wählt. Wählte er die Option, die einem equal split am nächsten war, wurde stets akzeptiert, wählte der Proposer hingegen eine Option, die sich relativ weit weg von der potenziellen equal split Variante befand, wurde nahezu immer abgelehnt, sodass Menschen nicht ungleiche Verteilungen bestrafen, sondern empfundene Unfairness (vgl. Camerer, Thaler, 1995, S.214 Fehr, Gächter, 1998, S.846 Falk et al., 2003).

Über den Autor

Dipl. Oec. Özcan Ihtiyar, M.A., wurde 1985 in Osterode am Harz geboren. Sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Kassel schloss der Autor im Jahr 2010 mit den akademischen Graden Diplom-Ökonom und Master of Arts in Wirtschaftswissenschaften erfolgreich ab. Nachdem Özcan Ihtiyar ein Jahr als Projektmitarbeiter an der Universität Kassel beschäftigt war, ist er aktuell Lehrkraft für besondere Aufgaben (‘Lecturer’) und Doktorrand an der Universität Kassel. Seine Forschungsinteressen liegen in der experimentellen Spieltheorie bzw. Wirtschaftsforschung, speziell in Bereichen der Emotionen und Kommunikation in Verhandlungs-Spielen.

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